Volker Rattemeyer

Volker Rattemeyer

Volker Rattemeyer (* 14. März 1943 in Osnabrück) ist ein deutscher Kunsthistoriker und Kurator. Von 1987 bis 2010 leitete er das Museum Wiesbaden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Volkert Rattemeyer studierte Kunstgeschichte, Psychologie und Erziehungswissenschaften in Osnabrück und in Kassel. 1977 wurde er promoviert mit einer berufsfeldbezogenen Analyse der Studiensituation an den Kunstakademien bis 1960.[1] In den folgenden zehn Jahren betrieb er diesen Forschungen weiter an der Gesamthochschule Kassel. 1987 wurde Volker Rattemeyer als Direktor an das Museum Wiesbaden berufen und behielt diese Position bis zu seinem Ruhestand im September 2010 inne.

Christian Rattemeyer (* 1971), Kurator am Museum of Modern Art in New York,[2] ist sein Sohn.[3]

Wirken

Unter Volker Rattemeyers Leitung wurde das Museum Wiesbaden seit 1991 saniert. Die Arbeiten sollen 2012 abgeschlossen werden. Sein Einsatz als Kurator galt hauptsächlich der Klassischen Moderne – ein Schwerpunkt ist die in den beiden letzten Jahrzehnten ausgebaute große Alexej-von-Jawlenski-Sammlung,[4] die heute, mit ihren 98 Werken, darunter 58 Gemälden, 30 Zeichnungen und 10 graphischen Arbeiten, als die bedeutendste öffentlich zugängliche Sammlung des russischen Malers gilt.[5] Desgleichen setzte er sich für die „sprödere Kunst des 20. Jahrhunderts“ (Wiesbadener Kurier) wie Arte Povera und Minimal Art ein. Diese Ausrichtung stieß in Wiesbaden oft auf Unverständnis, und es wurde ihm vorgeworfen, dass er die moderne Kunst vorgezogen und die Sammlung von Altertümern[6] sowie naturwissenschaftlicher Objekte vernachlässigt und in den Keller verbannt habe, obwohl alle drei Sparten gleichberechtigt auszustellen seien. Die Kunstkritiker schätzen ihn jedoch: 2002 erhielt er eine Auszeichnung für die Ausstellung zu Eva Hesse, und 2007 wurde das Haus unter seiner Leitung „Museum des Jahres“.[7][8] Sonderschauen richtete er beispielsweise 1997 für Jochen Gerz, 2006/07 für Joseph BeuysHeilkräfte der Kunst. Werke von Joseph Beuys in der Sammlung Axel Hinrich Murken[9] – und 2007 für Rebecca Horn aus. Sein letztes Werk als Kurator war die Ausrichtung der Ausstellung Das Geistige in der Kunst. Vom Blauen Reiter zum Abstrakten Expressionismus im Museum Wiesbaden, die von Oktober 2010 bis zum Februar 2011 gezeigt wurde.[10] Im August 2010 erhielt er den Hessischen Verdienstorden für sein ehrenamtliches Engagement.[11]

Publikationen

  • Volker Rattemeyer (Hrsg.): Das Geistige in der Kunst. Vom Blauen Reiter zum Abstrakten Expressionismus. Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2010, mit Texten von Herbert Beck, Volker Rattemeyer, Annegret Hoberg, Jelena Hahl-Fontaine, Renate Petzinger, Jörg Daur und anderen, ISBN 978-3-89258-088-1
  • Volker Rattemeyer (Hrsg.): Das Museum Wiesbaden. Museum des Jahres 2007. Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-89258-073-7, darin: Volker Rattemeyer: Das Museum Wiesbaden zwischen 1987 und 2007, S. 17–45
  • Volker Rattemeyer (Hrsg.): arte povera bis minimal: Einblicke in die Sammlung Lafrenz. Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-89258-082-9
  • Volker Rattemeyer (Hrsg.): Jawlensky in Wiesbaden. Gemälde und graphische Arbeiten in der Kunstsammlung des Museums Wiesbaden. Museum Wiesbaden, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-89258-072-0 (deutsch-russisch)
  • Widersprüche im Spannungsfeld von Ausbildung und beruflicher Wirklichkeit. Das Studium der freien Kunst an bundesrepublikanischen Kunstakademien. Eine berufsfeldbezogene Analyse der Studiensituation zwischen 1945 und 1960. Osnabrück 1977

Literatur

  • Dirk Schwarze: Konzentration und Zuspitzung. Gespräch mit Volker Rattemeyer, in: Kunstforum international Bd. 201, 2010; S. 396

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Widersprüche im Spannungsfeld von Ausbildung und beruflicher Wirklichkeit. Das Studium der freien Kunst an bundesrepublikanischen Kunstakademien. Eine berufsfeldbezogene Analyse der Studiensituation zwischen 1945 und 1960. Osnabrück 1977
  2. Christian Rattemeyer, expertenpool.departure.at, abgerufen am 31. März 2011
  3. The New York Times, 20. Juni 2002; abgerufen am 31. März 2011
  4. Alexej von Jawlenski, museum-wiesbaden.de, abgerufen am 31. März 2011
  5. Volker Rattemeyer: Alexej von Jawlensky im Museum Wiesbaden. In: Volker Rattemeyer: Jawlensky in Wiesbaden. Gemälde und graphische Arbeiten in der Kunstsammlung des Museums Wiesbaden, Wiesbaden 2007, S. 15
  6. Wilfried Lüderitz: Die Sammlung Nassauischer Altertümer im Abseits
  7. Wiesbadener Kurier, 21. September 2010
  8. Museum Wiesbaden. Volker Rattemeyer geht. Frankfurter Rundschau, 21. September 2010
  9. Axel Hinrich Murken, Volker Rattemeyer, Hans-Peter Wipplinger (Hrsg.): Heilkräfte der Kunst. Werke von Joseph Beuys in der Sammlung Axel Hinrich Murken. Verlag Murken-Altrogge, museum kunstpalast, Düsseldorf; Museum Wiesbaden, Wiesbaden; Museum Moderner Kunst Passau, Passau; Goethe-Institut Portugal, Lissabon, 2006, ISBN 3-935791-23-2, S. 7
  10. Gesine Borcherdt: Zurück zu den Wurzeln, artnet.de, abgerufen am 30. März 2011
  11. Frankfurt-live.com vom 20. August 2010

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