Reiner Schwarz

Reiner Schwarz
Reiner Schwarz
"Den Abend malen, C. D. Friedrich" (1976)
"Flucht", Kohle und Farbstifte auf Packpapier, 100 x 148, 2008
"The lovely sunday afternoon", Kohle und Farbstifte auf Packpapier, 102 x 75 cm, 2009

Reiner Schwarz (* 28. Februar 1940 in Hirschberg im Riesengebirge) ist ein deutscher Maler, Lithograf und Zeichner. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und künstlerische Laufbahn

Nach Flucht und Ausweisung aus Schlesien verbrachte Reiner Schwarz den Rest der Kindheit in einem Dorf in der Nähe von Hannover, die wesentliche Schulzeit dann in Hannover. 1960 wechselte er nach Berlin, wo er ein Kunststudium an der Hochschule der Künste bei dem Surrealisten Mac Zimmermann aufnahm.

Schwarz sog seine Wahlheimat Berlin in sich auf, die damals unverstellt die zurückliegende Zeit mit ihren Zerstörungen und Neuanfängen zeigte. Entsprechend surreal waren die Arbeiten, die 1964 in seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Schnoor in Bremen präsentiert wurden. Die Kritik in Bremen bescheinigte ihm eine eigene Sicht der Dinge, eine eigene Bildsprache, die sich aus der genauen Beobachtung der Umwelt speist.[1] Sein Ziel, freier Maler, Grafiker oder Zeichner werden, erschien ihm in der damaligen gesellschaftlichen Situation nur über den Umweg als Kunsterzieher erreichbar. Der frühe Kontakt mit Fischer Fine Arts in London und dem jungen Galeristen Brusberg in Hannover (später auch Berlin) ermöglichte ihm, nach dem 2. Staatsexamen auf den Schuldienst zu verzichten. Die Galerie Brusberg vertrat über 20 Jahre das gesamte Werk Reiner Schwarz’, dokumentiert mit dem Werkverzeichnis der Lithografien von 1984.[2] Mehrere große Ausstellungen, so im Kunstverein Mannheim, dem Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg (Retrospektive der Bilder und das Grafische Werk), in der Galerie Brusberg in Hannover und in Berlin am Kurfürstendamm begleiteten diese Schaffensphase, in der im Mittelpunkt jedes Bildes das menschliche Antlitz als Spiegel der Gefühle, der Freude und der Angst, der Verletzung durch die Unzulänglichkeiten und Härten dieser Welt stand. „Menschenmaler” nannte ihn auch die Kritik.

1988 begann Schwarz, realistisch auf großformatigen Packpapieren aus der DDR zu zeichnen. Über die Qualität dieser DDR-Packpapiere urteilt der Chefrestaurator der Berliner Museen, Preußischer Kulturbesitz: „Sie sind ein Naturprodukt, dunkeln leicht nach, sind aber völlig unbedenklich im konservatorischen Sinne.“[3]

Von diesen Packpapieren, auf denen Reiner Schwarz bis heute arbeitet, ist der Mensch verschwunden. Man erlebt Stillleben, Gegenstände des täglichen Gebrauchs und eben menschenleere Räume — aber „... es sind Räume, in denen die Menschen gelebt haben, ihre Spuren hinterließen und die Räume prägten. Die Gegenstände wurden im Gebrauch durch Menschen selbst zu Individuen, sie tragen die Erinnerung an diese Menschen in sich. Mein Respekt gilt den Gegenständen und den Menschen, die ich nicht kannte und die ich nicht darstelle, die diesen Gegenständen aber Leben gaben.“[4]

Der Kunstwissenschaftler Helmut Börsch-Supan schrieb zu diesen Zeichnungen: „Reiner Schwarz zeigt den Blick auf die Wirklichkeit, aus der der Mensch verbannt ist und nur das zu sehen ist, was er angerichtet hat … Seine Botschaft ist sanft, aber subversiv. Sie ist Widerstand gegen die unmenschliche Schnelligkeit der Maschine. In den Bildern wird für einen anderen Umgang mit der Zeit und damit auch mit dem Leben plädiert.“[5]

Ausbildung und Preise

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1960 erste Lithografien, 1962 Studienreisen nach Florenz und Venedig, 1964 nach Rom, 1964 1. Staatsexamen, 1965 Meisterschüler, 1968 2. Staatsexamen. 1987 wegweisende Arbeitsbegegnung mit Rolf Münzner (Geithain/Leipzig) und Peter Schnürpel (Altenburg) in der Druckwerkstatt Kätelhön.[6] 1977 2. Senefelder-Preis für Lithografie; 1979 Förderpreis zum Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen; 1996 Preis der 1. Internationalen Lithografie-Biennale der Ostseeländer, Nidzica; 2011 mehrmonatiger Arbeitsaufenthalt in Bellwald/Wallis

Ausstellungen

Schwarz hatte bislang mehr als 150 Einzelausstellungen in Galerien und Kunstinstituten, u. a.:

  • 1973 Institut für moderne Kunst, Nürnberg; Galerie Brusberg, Hannover; Galerie Ketterer, München (mit Diehl und Petrick); Phoenix Gallery, San Francisco; Galerie Diercks, Aarhus
  • 1975 A.A.A., New York
  • 1976 Kunstverein Mannheim
  • 1981 Kunstverein Bamberg, Neue Residenz; Institut für Auslandsbeziehungen, Kopenhagen
  • 1982 Aarhus Kunstmuseum; Himmerlands Museum, Aars; Kunstverein Siegen
  • 1983 Galerie Brusberg, Berlin
  • 1984 Museum Ostdeutsche Galerie, Regensburg (Retrospektive der Bilder und der Lithografien); Dürer-Gesellschaft, Nürnberg
  • 1987 Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig
  • 1997 Museum Schloss Clemenswerth
  • 1999 Kulturspeicher im Schloss Oldenburg (Retrospektive der Zeichnungen)
  • 2008 Arte Deposito, Herrenhaus Libnow
  • 2009 Galerie Kühn, Lilienthal

Bibliografie

  • Reiner Schwarz: Ein Litho machen, Texte von Reiner Schwarz und Dr. Alexander Dückers, Hofheim, Erlangen, Berlin, Lilienthal, Schwarzenacker und Regensburg 1980.
  • Reiner Schwarz: Gemälde 1962-1983, Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg 1984.
  • Reiner Schwarz: Der Blick durch den Spiegel, Werkverzeichnis der Lithographien 1961 bis 1983, Brusberg Dokumente 12, Verlag der Galerie Brusberg, Berlin und Hannover 1984.
  • Rolf Münzner, Peter Schnürpel, Reiner Schwarz: Eine Arbeitsbegegnung, Verlag Galerie Stübler, Hannover 1988.
  • Reiner Schwarz: Der Augenblick der Stille, Arbeiten auf Papier, Verlag J. U. Hoffmann, Hamburg 1998.

Weblinks

  • [http: //reiner-schwarz.net]
  • Kunstart.com
  • Galeriehagen.de
  • [http: artedeposito.de/kuenstlerverzeichnis/Reiner Schwarz]
  • [galeriekuehn.de/people.php/Schwarz Reiner]

Einzelnachweis

  1. vgl. z. B. die Kritik von Katharina Albrecht der Ausstellung „Wundersame Phantasien“ der Galerie Schnoor im Feuilleton der Bremer Nachrichten vom 5. Oktober 1964.
  2. Reiner Schwarz: Der Blick durch den Spiegel. Werkverzeichnis der Lithographien 1961 bis 1983, Brusberg Dokumente 12, Verlag der Galerie Brusberg, Berlin und Hannover 1984.
  3. Bodo Buczynski auf Anfrage Reiner Schwarz’ zu Beginn dieser Arbeiten.
  4. zit. nach einem Begleitschreiben eines Katalogs von Reiner Schwarz an seine Sammler und Freunde, November 2004.
  5. Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan am 8. August 2003 in seiner Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung Reiner Schwarz: Bilder, Zeichnungen, Grafik (nebst Skulpturen von Nina Koch) im Gutshaus Steglitz (Wrangelschlößchen), Berlin, 9. August – 14. September 2003.
  6. Rolf Münzner, Peter Schnürpel, Reiner Schwarz: Eine Arbeitsbegegnung, Verlag Galerie Stübler, Hannover 1988.

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