Rüdersdorfer Gewässer

Rüdersdorfer Gewässer

Als Rüdersdorfer Gewässer (RüG) wird die elf Kilometer lange Bundeswasserstraße vom Südende des Dämeritzsees bis unterhalb des Stienitzsees im Bundesland Brandenburg bezeichnet[1], für die das Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin zuständig ist. Die RüG sind als Wasserstraßenklasse III ausgewiesen.

Teilstrecken der Rüdersdorfer Gewässer sind bergwärts: der Dämeritzsee, das Flakenfließ, der Flakensee, das Kalkfließ, der Kalksee, der Stolpgraben, der Hohle See, das Strausberger Mühlenfließ.

Rechtlich gehören als Bundeswasserstraßen noch zu den RüG:[1][2][3]

  • die 10,6 km lange Löcknitz (Lö) einschl. Möllensee, Peetzsee und Werlsee
  • der 1,3 km lange Langerhanskanal (LhK) einschl. Kriensee
Der Rüdersdorfer Kalkbruch

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Anfang der Gewinnung von Kalkstein in unmittelbarer Nähe der sich entwickelnden Städte an Dahme, Spree, und Havel geht in die Zeit vor 1375 zurück. Im Landbuch Karls IV. wird beklagt, die Mönche aus dem Kloster Zinna, ihnen gehörten die Kalkbrüche, wollten um Steuern zu sparen, den Ertrag aus den Steinbrüchen nicht preisgeben. Eine erste Stauanlage wird um 1550 in Woltersdorf erwähnt. Dabei soll es sich um ein Wehr mit einem Schiffsdurchlass gehandelt haben. Der Bau der ersten Kammerschleuse in Woltersdorf und die Schiffbarmachung des Kalkgrabens zwischen dem Flaken-und Kalksee wird im ersten Amtsjahr des Großen Kurfürsten 1640 erwähnt. Der Transport des gebrochenen Kalksteins fand bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ausschließlich mit den damaligen Schiffen, wie Kaffenkähnen, statt. Die Geschichte der Gewässer zwischen der Dahme und Rüdersdorf ist untrennbar verbunden mit den Kalkbrüchen in der Umgebung des Ortes.

„[…] das Rüdersdorfer Kalksteinlager ist das einzige von Bedeutung in der Mark Brandenburg […], es versorgen daher dieselben einen großen Teil der Monarchie mit diesem unentbehrlichen Baumaterial, wozu ihre glückliche Lage an schiffbaren Gewässern viel zur Erleichterung beiträgt.“

Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg. Bände I–III, Brandenburg 1854/1856

Für das Jahr 1847 wurde an der Schleuse Woltersdorf eine abtransportierte Gesteinsmenge von umgerechnet 216.000 Kubikmetern registriert. Bezogen auf die damaligen Schiffe, die Berliner Zillen oder die Polte mit einer Tragfähigkeit von 30 bis maximal 50 Tonnen[4] müssen im erwähnten Jahr mindestens fünftausend Schiffsbewegungen zu Tal und zu Berg an der Schleuse Woltersdorf stattgefunden haben.

Bülowtunnel

Ausbau der Wasserstraße

Ab 1850 wurde begonnen, die stark frequentierten Rüdersdorfer Gewässer für Schiffe mit größerer Ladefähigkeit auszubauen. Wurden die Schiffe bisher gesegelt, getreidelt und gestakt, konnten mit dem Einsatz erster Schleppdampfer auf den Gewässern sich die Rauminhalte der Kähne genannten Fahrzeuge vergrößern. So wurden nach 1865 die Kanäle zwischen den Seen verbreitert und 1879 bis 1882 die Schleuse Woltersdorf erneuert und auch einige Seenstrecken vertieft. Um die Schleuse Woltersdorf für Schleppkähne mit einer Länge von 65 Metern, dem Plauer Maßkahn, passierbar zu machen, baute man 1893 ein zweites Unterhaupt für die Schleuse. Erst in den Jahren 1957 bis 1959 wurde weitere Baumaßnahmen zur Verbesserung der Schifffahrtsbedingungen durchgeführt. Durch Baggerarbeiten konnte erstmals eine durchgehende Tauchtiefe von 1,85 Meter garantiert werden. Eine Besonderheit an der Wasserstraße war ein Schifffahrtstunnel, der Bülowtunnel, in der Nähe des ehemaligen Zementwerkes I. Rüdersdorf. Dieser wurde durch einen 18 Meter tiefen Einschnitt in die vorhandene Landschaft ersetzt. Drei Brücken wurden neu gebaut. Eine Grundinstandsetzung der einzigen Schleuse in der Wasserstraße fand 1998 statt.

Schleuse

Ort Name der Schleuse Wasserstraßen-
kilometer
Daten Verkehrsfreigabe
Baujahr
Anrufkanal
Telefonnr.
Koordinaten
Woltersdorf
Schleuse Woltersdorf[5]
RüG 3,78
L 65,36 m / B 8,60 m / Fallhöhe 2,10 m
1640
1893
1998
79
52° 26′ 33″ N, 13° 45′ 52″ O52.44263333333313.764408333333
Die Rüdersdorfer Gewässer am rechten Kartenrand

Kilometrierung

Die Kilometrierung der Wasserstraße geht zu Berg in nordöstlicher Richtung und beginnt im Dämeritzsee.

  • km –0,50 Südende Dämeritzsee (Einmündung Gosener Kanal)
  • km 00,00 im Dämeritzsee
  • km 01,62 Karl-Marx-Brücke über das Flakenfließ
  • km 02,62 Mündung Löcknitz in den Flakensee
  • km 03,78 Schleuse Woltersdorf
  • km 03,82 Klappbrücke Woltersdorf
  • km 06,84 Stolpbrücke
  • km 07,80 Autobahnbrücke (Berliner Ring)
  • km 09,76 Abzweigung Langerhanskanal
  • km 10,48 Ende der Bundeswasserstraße bei Tasdorf

Siehe auch

Literatur

  • Hans-J. Uhlemann: Berlin und die Märkischen Wasserstraßen. transpress Verlag, Berlin div. Jahrgänge ISBN 3-344-00115-9
  • Schriften des Vereins für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e. V. div. Jahrgänge, Westeuropäischer Schifffahrts- und Hafenkalender, Binnenschifffahrts-Verlag, Duisburg-Ruhrort
  • Folke Stender: Redaktion Sportschifffahrtskarten Binnen 1. Nautische Veröffentlichung Verlagsgesellschaft, ISBN 3-926376-10-4.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg. Bände I–III, Brandenburg 1854/1856
  • Herbert Stertz: Havelschiffahrt unterm Segel. Verlag MEDIA@VICE, ISBN 3-00-016065-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Verzeichnis E, Lfd.Nr. 48 der Chronik, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  2. Längen (in km) der Hauptschifffahrtswege (Hauptstrecken und bestimmte Nebenstrecken) der Binnenwasserstraßen des Bundes, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  3. Verzeichnis F der Chronik (sonstige Binnenwasserstraßen des Bundes)
  4. Herbert Stertz: Havelschiffahrt unterm Segel. Seite 104 ff.
  5. Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes: Schleuse Woltersdorf

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