Sensomotorische Lebensweisen

Sensomotorische Lebensweisen
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Begründung: Vorlage:Löschantragstext/November Das Konzept taucht nach Durchsicht nur in direktem Zusammenhang mit dem Erfinder Winfried Mall, der das Konzept auch als Kurs vermarktet - unser Artikel (Autor Benutzer:Winfried Mall) stellt auch keine Rezeption in Fachkreisen oder eine breitere Diskussion dar. SD-TF ist also nicht ganz unmöglich - davon ab ist das bei der geringen Wirkmächtigkeit im Personenartikel abzufrühstücken, vermutlich. LKD 09:01, 17. Nov. 2011 (CET)


Sensomotorische Lebensweisen ist ein von Winfried Mall formuliertes Konzept zum besseren Verständnis von Menschen mit geistiger Behinderung. Intention ist es, Themen zu benennen, die das Leben von Menschen mit geistiger Behinderung prägen, die aber auch grundlegend sind für jede menschliche Persönlichkeitsentwicklung. Das Konzept verfolgt damit folgende Absichten:

  • Positive Beschreibung, was das Leben geistig behinderter Menschen bestimmt, nicht Defizit-orientierte Nennung dessen, was ihnen fehlt.
  • Ganzheitliche Sicht auf den Menschen im Gegensatz zu Kognitions-orientierten Definitionen geistiger Behinderung.
  • Individualisierung, Konkretisierung und Operationalisierung der meist sehr unbestimmten Diagnose geistiger Behinderung.
  • Aufzeigen von Gemeinsamkeiten zwischen Menschen mit und ohne geistige Behinderung zur Verbesserung des Verständnisses.

Das Konzept greift entwicklungspsychologische Erkenntnisse von Jean Piaget, Margret Mahler, Daniel Stern, Werner Haisch und anderen auf und integriert damit Aspekte der kognitiven, psychisch-emotionalen und sozialen Entwicklung. Es formuliert bewusst in alltagsnahen Begriffen, um allgemein verständlich zu bleiben.

Inhaltsverzeichnis

Einzelheiten

Menschliches Leben wird in den (bei unbehinderter Entwicklung) ersten 18 Monaten bestimmt von sechs Themen, hier Sensomotorische Lebensweisen genannt. Diese bauen auf einander auf, die höheren setzen in einem gewissen Maß die tieferen voraus. Sie werden jedoch nicht in linearer Weise durchlaufen und verlieren danach ihre Bedeutung (gemäß dem traditionellen Bild von "Entwicklungsstufen"), sondern - analog den Stockwerken eines Hauses - die tieferen Themen behalten dauerhaft ihre Wichtigkeit als Grundlage für eine stabile Persönlichkeitsentwicklung. Defizite bezüglich tieferer Themen wirken sich je nach ihrem Ausmaß auf die Entwicklung der höheren Lebensweisen aus und können die Person latent oder akut dauerhaft destabilisieren oder in ihrer Entwicklung behindern, wenn auch nicht in einem deterministischen Sinn, sondern in komplexen Wechselwirkungsverhältnissen.

Die Themen der Sensomotorischen Lebensweisen lassen sich wie folgt formulieren (in Klammer ungefähre Monatsangabe für die unbehinderte Entwicklung):

Einheit - Sicherheit - Vertrauen

"Es ist gut, dass ich da bin; ich bin in Sicherheit geborgen." (vorgeburtliche Zeit)

Aspekte dazu: Unbedingtes Angenommensein, Angstfreiheit, Lebensbejahung, Urvertrauen.

Überleben – Sicherung der Vitalfunktionen

"Ich bin mit dem Nötigen für Leib und Seele gut versorgt." (1. Monat)

Aspekte dazu: Nahrung, Wärme, Schlaf, Sauberkeit, Schmerzfreiheit, Kontakt, Wechselseitigkeit, Trost, Entspannung.

Den Körper in Bewegung erleben

"Ich spüre meinen Körper, entdecke seine Möglichkeiten, erlebe mich lustvoll in Bewegung." (2. Monat)

Aspekte dazu: Bewegung, Körpergeschick, sich lustvoll spüren, berührt, getragen, gewiegt werden.

Die Umwelt mit den Sinnen entdecken

"Ich bin offen für Neues, kann mit meinen Sinnen genießen." (ca. 4. Monat)

Aspekte dazu: Neugier, Ausbildung von Geschmacksvorlieben und -abneigungen, Angstüberwindung, Aufbau innerer Vorstellungen von der Welt.

Eigene Wirksamkeit erleben

"Ich kenne mich aus und habe Einfluss, meine Gewohnheiten werden respektiert." (ca. 8. Monat)

Aspekte dazu: Erleben von Ursache und Wirkung, Erkennen von Regeln, Zeit- und Raumverständnis, Gewohnheitsbildung, Individuation, Entdeckung des Eigenwillens.

Sich einbringen und teilhaben

"Ich stelle mich dar und werde wahrgenommen, ich werde einbezogen und finde Modelle für mein Handeln." (ca. 11. Monat)

Aspekte dazu: Dazugehören, Einsatz von Verbalsprache zur Mitteilung, zum Benennen und Kommentieren, geteilte Aufmerksamkeit, Orientierung an attraktiven Verhaltensmodellen.

Das nächste Thema beschreibt den Übergang aus dem sensomotorisch bestimmten Umgang mit sich und der Umwelt, der bereits ein gewisses Maß innerer Vorstellungskraft bezüglich der Umwelt voraussetzt:

Sich mitteilen und sich einfühlen

"Ich beziehe mich auf meine Erfahrungen, teile mein inneres Erleben mit, fühle mich in andere ein." (ca. 18. Monat)

Aspekte dazu: Innere Erlebnisinhalte mitteilen, sich in andere einfühlen, gefühlsbeteiligter Umgang mit Vergangenheit und Zukunft, konkreter Bezug auf aktualisierte Erfahrungen.

Die Themen der Sensomotorischen Lebensweisen sind auch bei nichtbehinderten Menschen ständig wirksam, je nach Lebenssituation in unterschiedlichem Ausmaß, auch wenn noch höhere Entwicklungsthemen realisiert werden konnten (siehe Jean Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung). Das Verhalten von Menschen, die als geistig behindert bezeichnet werden, lässt sich weitgehend diesen Themen zuordnen, was es erleichtern kann, eine Vorstellung von dessen subjektivem Sinn zu entwickeln und den Umgang damit entsprechend zu gestalten. Voraussetzung dafür ist genaue und reflektierte Beobachtung. Verhaltensaspekte wie Kommunikation, Sozialverhalten, Umgang mit dem eigenen Körper, Sexualverhalten, usw. gewinnen ihre spezifische Ausprägung je nachdem, im Zusammenhang mit welchem Thema sie auftreten. Wird dies erkannt, können Ansätze zur Unterstützung, Begleitung oder Förderung entsprechend ausgestaltet werden. Besonders lohnend ist der Blick auf Defizite bezüglich tieferer Themen, die nicht selten in höheren Lebensweisen kompensiert werden und so verborgen bleiben können, sich aber dennoch weiterhin störend auswirken, sowie in der Folge das Angebot spezifischer Unterstützung zum Ausgleich dieser Defizite.

Literatur

  • Haisch, Werner: Kognition, dargestellt an der Entwicklung der sensomotorischen Intelligenz.. In: Schermer, F.J. (Hg.): Einführung in Grundlagen der Psychologie.. Arusin, Würzburg 1988, ISBN 978-3924114015.
  • Mahler, M., Pine, F., Bergmann, A.: Die psychische Geburt des Menschen – Symbiose und Individuation.. Fischer, Frankfurt a.M. 1980 (Original 1975), ISBN 978-3596267316.
  • Mall, Winfried: Sensomotorische Lebensweisen – Wie erleben Menschen mit geistiger Behinderung sich und ihre Umwelt?. 2. aktualisierte Auflage Auflage. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2003, ISBN 978-3825383022.
  • Mall, Winfried: Sensomotorische Lebensweisen – ein Verständniskonzept für Menschen mit geistiger Behinderung.. In: heilpaedagogik.de, Fachzeitschrift des Berufsverbands der Heilpädagogen (BHP). 20, Nr. 3+4, 2005 (Online vorhanden).
  • Piaget, Jean: Das Erwachen der Intelligenz beim Kinde.. 5. Auflage Auflage. Klett, Stuttgart 2003 (Original: Neuchâtel 1959), ISBN 978-3608943719.
  • Stern, Daniel: Mutter und Kind – Die erste Beziehung.. 5. Auflage Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2006, ISBN 978-3608916850.

Weblinks


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