Siegfried Kroboth

Siegfried Kroboth

Siegfried Kroboth (* 23. April 1968 in Berlin; † 14. Mai 1973 in Berlin) war eines der jüngsten Todesopfer an der Berliner Mauer. Er ertrank in der Spree am Gröbenufer in Berlin-Kreuzberg.

Siegfried Kroboth wuchs in einer Familie auf, die aus Ost-Berlin nach West-Berlin geflüchtet war. Am 14. Mai 1973 spielte der Fünfjährige mit einem Freund in der Nähe der Oberbaumbrücke an der Spree. Dabei fiel er gegen 11:50 in den Fluss, der an dieser Stelle zu Ost-Berlin gehörte. Über einen Feuermelder alarmierte ein weiteres Kind die West-Berliner Polizei und Feuerwehr. Als diese mit Tauchern vor Ort waren, durften sie nicht ins Wasser gehen, da die Spree an der Unfallstelle zu Ost-Berlin gehörte. Zwei Grenzboote der DDR näherten sich der Unfallstelle ohne auf die Hilferufe zu reagieren. Nachdem die Grenzposten der DDR, die auf der Oberbaumbrücke waren, vom Einsatzleiter der Feuerwehr informiert wurden, gingen gegen 12:40 Uhr alarmierte Taucher aus Ost-Berlin ins Wasser. Sie fanden Siegfried Kroboths Leiche gegen 15:50 Uhr.

Der Vorfall, dem der Tod von Cengaver Katrancı im Oktober 1972 unter gleichen Umständen und an gleicher Stelle vorausgegangen war, belastete die innerdeutschen Beziehungen, die sich erst kurz vorher durch den Grundlagenvertrag entspannt hatten. Acht Tage nach Siegfried Kroboths Tod begannen Gespräche zwischen Vertretern West-Berlins und der DDR um eine bessere Regelung für derartige Notfälle zu finden. Diese Gespräche führten im Frühjahr 1976 zur Errichtung von Notrufsäulen mit Rundumlichtern, die von den DDR-Grenzern gesehen werden konnten, an der Wassergrenze in der Mitte Berlins. Bis zu diesem Zeitpunkt starben Giuseppe Savoca und Çetin Mert unter ähnlichen Umständen, bereits 1966 kam Andreas Senk an naher Stelle ums Leben.

Die Behörden der DDR übergaben den Leichnam am 16. Mai 1973 am Grenzübergang Oberbaumbrücke an die Eltern des Toten. Siegfried Kroboths 21-jährige Schwester war fünf Jahre vorher in Ost-Berlin ermordet und ihre Leiche in die Spree geworfen worden.

Literatur

Weblinks


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