Abtei Echternach

Abtei Echternach
Wappen Karte
Wappen fehlt
Basisdaten
Distrikt: Grevenmacher
Kanton: Echternach
Fläche: 2049 ha
Einwohner: 5100
Ausländeranteil: 38%
Website: www.echternach.lu
Politik
Wahlsystem: Proporzwahl
Bürgermeister: Théo Thiry (CSV)
1. Schöffe: André Hartmann (DP)
2. Schöffe: Francis Reuter (DP)
Basilika Dënzelt
Echternacher Basilika
Dënzelt in Echternach

Echternach (lux.: Iechternach, Eechternoach) ist eine der 116 Gemeinden im Großherzogtum Luxemburg und Verwaltungssitz des gleichnamigen Kanton Echternach.

Die Stadt liegt an der Sauer, die hier gleichzeitig die Grenze zu Deutschland bildet. Nachbargemeinden sind im Norden Berdorf, im Westen Consdorf, im Süden Bech und Rosport sowie im Nordosten die deutsche Gemeinde Echternacherbrück.

Echternach ist Hauptort der touristisch attraktiven Kleinen Luxemburger Schweiz (fr.: Petite Suissse luxembourgeoise). Unter den profanen Bauten ist besonders der schöne gotische Dingstuhl (1444), im Volksmund „Denzelt“ genannt, hervorzuheben. Das Wort entspricht dem althochdeutschen „Thing“ (Beratung) und bedeutet den Sitz des ehemaligen Schöffengerichts; er ist jetzt Sitzungssaal der Gemeinde (am Markt).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Echternacher See gilt als beliebtes Naherholungsgebiet

In römischer Zeit bestand in Echternach eine große, repräsentative Villa rustica, wohl Mittelpunkt eines großen Landgutes. Inwieweit dieser große römische Komplex Grundlage der frühmittelalterlichen Entwicklung ist, wird in der Forschung zunehmend diskutiert. Gegründet vom heiligen Willibrord im Jahre 698 auf geschenktem Grund der Irmina von Oeren, ist Echternach mit seiner Abtei und der Basilika die älteste Stadt in Luxemburg. Die ehemalige Abtei ist berühmt für die im Mittelalter florierende Buchmalerei. Zu den bekanntesten Werken zählen das Goldene Evangeliar von Echternach (lat. Codex Aureus Epternacensis, 11. Jahrhundert; heute Germanisches Nationalmuseum Nürnberg) und das Goldene Evangelienbuch Heinrichs III. (lat. Codex Aureus Escorialiensis; heute El Escorial, Madrid).

Im Jahre 1236 erhielt Echternach das Stadtrecht. Die Befestigung, die in einer primitiven Form ins 10. Jahrhundert zurückgehen soll und im 13. Jahrhundert ausgebaut wurde, war mit 20 Schalentürmen, 4 Stadttoren und einer 2000m langen Mauer versehen. Ein Großteil der Anlage wurde erst im 19. Jahrhundert zerstört. Die noch erhaltenen Türme wurden 1813 versteigert und zu Wohnzwecken ausgebaut.

In der Sichtachse zur Basilika erhebt sich eines der ältesten Wahrzeichen der Stadt, das markante Gebäude eines ehemaligen Gerichtshauses (in Luxemburgisch „Dingstuhl“ oder „Dënzelt“). 1236 wurde es erbaut, 1374 von dem seinerzeitigen Abt aufgekauft und 1444 durch Feuer zerstört. Danach erfuhr das Gebäude etliche Umbauten: 1520 im Renaissancestil, im 18. Jahrhundert Barock, 1895 im neogotischen Stil. Die Statuen an der Fassade sind Arbeiten des Luxemburger Bildhauers Lambert Piedboeuf aus dem Jahr 1896. Sie stellen die Kardinaltugenden, die Jungfrau Maria, König Salomon und Abt Robert von Monreal dar.

Der Prälatengarten (auch Orangerie genannt) wurde nach 1731 von Abt Gregorius Schouppe nach französischen Vorbildern auf dem Gelände der ehemaligen Stadtmauer angelegt. Die Orangerie, für die Überwinterung exotischer Pflanzen errichtet, konnte 1736, wahrscheinlich nach den Plänen von Leopold Durand fertiggestellt werden. Die Statuen an der Fassade stellen die vier Jahreszeiten dar. Die Skulpturen sollen aus dem Umkreis des Würzburger Bildhauers Ferdinand Tietz stammen.

Die Abtei und die Orangerie dienen heute als Gymnasium.

Im Oktober 1886 erhielt Echternach als erste Stadt Luxemburgs und als eine der ersten Städte Europas eine öffentliche und private elektrische Beleuchtung. Initiator und Betreiber der Anlage war der Erfinder Henri Tudor, dessen Bleiakkumulatoren den Strom (Gleichstrom) lieferten.[1]

St. Willibrord Basilika

Abtei und Innenstadt

Echternacher Springprozession

Am Dienstag nach Pfingsten findet die Echternacher Springprozession statt, eine jährlich zelebrierte Tanzprozession, die in ähnlicher Form auch im Trierer Stadtteil Trier-Biewer beim so genannten Schärensprung ausgeführt wird. Bei der Springprozession „springen“ die Teilnehmer zu Marschmusik ausgehend vom Innenhof der früheren Abtei durch die Stadt zur Echternacher Basilika, der Begräbnisstätte des heiligen Willibrord. Mit der Prozession wird der Heilige geehrt, der von hier aus zu seiner Missionarstätigkeit nach Friesland aufbrach. An der Veranstaltung nehmen auch regelmäßig zahlreiche Gläubige aus den missionierten Gebieten teil.

Die Sprünge gehen vermutlich auf die Bewegungen von Epileptikern zurück, die sich von einer Pilgerfahrt Heilung ihrer Krankheit erhofften. Die neuere Forschung bevorzugt jedoch die These, dass die Springprozession viel älter als die Verehrung Willibrords ist und aus germanischen und frühchristlichen Kulttänzen hervorging.

Echternacher Musikfestival

Seit 1975 wird von Mai bis Juli das international renommierte Echternacher Musikfestival in der Abteistadt durchgeführt. Künstlerischer Leiter des Festivals war von 1977 bis 2007 der Pianist Cyprien Katsaris, Präsident war bis 2007 Adrien Meisch; seither hat Georges Santer, der derzeitige Botschafter Luxemburgs in Frankreich, dieses Amt übernommen. Seit 2006 wird das klassische Programm des Festivals durch eine Reihe von Jazz-Konzerten ergänzt, die eine zweite Veranstaltungsreihe im September bilden. Seit 2008 ist mit dem neu errichteten Echternacher Konzertsaal Trifolion auch ein weiterer Spielort neben der Basilika und der Peter-und-Paul-Kirche hinzugekommen.

Söhne und Töchter der Stadt

Quellen und Literatur

  • Henri Trauffler: Die Abteistadt Echternach im Mittelalter; phil. Diss. Trier 1996
  • Camille Wampach: Geschichte der Grundherrschaft Echternach im Frühmittelalter, Untersuchungen über die Person des Gründers, über die Kloster- und Wirtschaftsgeschichte aufgrund des liber aureus Epternacensis (698–1222); Luxemburg 1929–1930
  • Camille Wampach: Urkunden und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur Burgundischen Zeit, 10 Bände; Luxemburg 1935–1955
  • http://www.echternach.org


Einzelnachweise

  1. Jos. A. Massard: 1886–1996: Hundertzehn Jahre elektrisches Licht in Echternach. Ein Beitrag zur Geschichte der öffentlichen und privaten Beleuchtung im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Luxemburg mit Blick ins deutsche Grenzgebiet; Annuaire de la Ville d’Echternach 1996; S. 101–144.

Weblinks

49.8144444444446.42138888888897Koordinaten: 49° 49′ N, 6° 25′ O


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