Abtei Liesborn

Abtei Liesborn

Kloster Liesborn in Wadersloh war ursprünglich ein um 815 gegründetes Benediktinerinnenkloster. Im Jahr 1132 wurde dieses aufgehoben und an seine Stelle trat ein Benediktinerkloster. Dieses wurde 1803 säkularisiert.

Teil des ehemaligen Hochalters von Johann von Soest

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Damenstift

Klosterkirche zu Liesborn

Die Quellenlage für die Jahrhunderte bis 1130 sind schlecht. Außer einer Urkunde von 1019, einer Liste von 13 Äbtissinnen und der Abschrift eines Nekrologs liegen keine Unterlagen vor. Daher ist die Geschichte in der Zeit des Damenstifts auch sehr unsicher. Die Gründung geht nach älteren Annahmen schon 785 auf Karl den Großen zurück. Wahrscheinlicher ist, dass die konkrete Gründung um 815, nach anderen Überlieferungen um 860, durch die sächsischen Adeligen Boso und Bardo erfolgte. Diese werden auch im Memorienbuch des Klosters als Gründer genannt. Zur Gründungsausstattung gehörten die vier Haupthöfe (curtes) Hollenhorst, Haskebrügge, Hentrup und Liesborn.

Geweiht war das Kloster der Heiligen Maria, den Heiligen Cosmas und Damian sowie dem Heiligen Propheten Simeon. Die erste Äbtissin war die als Heilige verehrte Roswindis oder auch Roswitha von Liesborn. Früher wurde vermutet, dass sie eine Schwester von Karl dem Großen gewesen sei. Vermutlich gehörte sie aber wie die Klostergründer zur Familie der Ekbertiner. Weitere Äbtissinnen kamen aus dem lokalen Adel. Der Konvent hatte enge Beziehungen mit dem Stift Herzebrock. Deren erste Vorsteherin wurde in Liesborn erzogen.

1019 übertrug Kaiser Heinrich II. dem Bischof von Münster das Recht, für das Kloster den Vogt zu bestimmen und die geistlichen Angelegenheiten zu regeln. Zumindest im 11. Jahrhundert waren Angehörige des Grafenhauses Werl-Arnsberg Vögte. Auch später gab es noch enge Verbindungen. Angehörige des Hauses, wie Heinrich I. mit seinen Söhnen Heinrich II. und Gottfried II. übertrugen dem Kloster Besitzungen.

Im Laufe der Zeit nahm das Leben im Kloster immer stärker weltliche Züge an. Im Jahr 1121 wurde das Kloster von Truppen des Herzogs Lothar von Sachsen durch Feuer zerstört. Der Wiederaufbau erwies sich als schwierig. Auf Anweisung von Bischof Egbert von Münster wurden die Nonnen mit Hinweis auf ihren früheren „tadelswerten Lebenswandel“ vertrieben. Ein wichtiger Grund war, dass die vom Bischof unternommenen Reformanstrengungen von den Schwestern abgelehnt wurden. Die ehemaligen Bewohnerinnen wurden, sofern sie dies wünschten, aus Mitteln des Stifts unterhalten. Einige blieben in der Nähe, andere traten in Stifte der Gegend ein.

Aufschwung im Hochmittelalter

Teil des ehemaligen Hochaltars

Die Stiftsdamen wurden durch Benediktinermönche ersetzt. Der Konvent folgte wahrscheinlich der Hirsauer Reform. Bischof Egbert gestand dem Kloster freie Abtwahl zu, behielt sich aber Ordination und Konsekration vor. Der zum ehemaligen Stift gehörende Klerus sowie die Adeligen und Ministralen mussten diese Entscheidung akzeptieren. Unklar ist in der Forschung die Herkunft der ersten Mönche. Weil die ersten Äbte auch in den Quellen von Hildesheim genannt werden, ist dieser Ort als Herkunft nicht unwahrscheinlich.

Die wirtschaftliche Situation war anfangs schlecht. Kirche und Gebäude waren nach einem Brand 1121 wohl noch nicht wieder hergestellt worden. Auf Grund dessen erhielt das Kloster von den münsteraner Bischöfen in der Folge zahlreiche Schenkungen. Im Jahr 1144 bekam der Abt auch die Liesborner Archidiakonatsrechte der Klosterkirche, die zuvor beim Domkapitel gelegen hatten. Damit verbunden waren weitere Einkünfte. Im Jahr 1186 wurde dem Kloster der Zoll in Neuß überlassen.

Das Kloster gewann in der Folge beachtliches Ansehen und trat in Verbindung zu anderen geistlichen Einrichtungen. Liesborn war seit dem 13. Jahrhundert in ein enges Netz von Gebetsverbrüderungen eingebunden.

Im Jahr 1270 wurde das Kloster durch Brand erneut fast völlig zerstört. Ein Chronist beschrieb dies Ereignis in Hexametern.

Krise im Spätmittelalter

Blick zum Chorraum der Klosterkirche

Mit der Zunahme des Wohlstandes im 13. Jahrhunderts ließ die Klosterzucht erneut nach. Das Kloster wurde zunehmend zu einer Versorgungsanstalt von nachgeborenen Söhnen adeliger Familien. Daher wurde die Präbendenzahl genau festgelegt, um eine Überbelegung zu verhindern. Nach einer Urkunde von 1298 waren dies 22 volle Pfründen und 6 für Knaben. Diese Maßnahmen zeigten auf Dauer indes keine Wirkung.

Erst unter Abt Florin (1304-1328) begann der Neubau der Kirche. Mit einer gefälschten Urkunde verschaffte er sich die Pontifikalien. Von der Pest wurde das Kloster zwischen 1348 und 1351 stark betroffen. Durch Brandstiftung wurde das Kloster 1353 erneut fast völlig zerstört. Seither wurden die Dächer aus Sicherheitsgründen mit Schiefer gedeckt.

Insbesondere seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zeigten sich deutliche Anzeichen von Verweltlichung. Einige Mönche betrieben Geldgeschäfte und waren fast stets abwesend. Andere kauften Güter und Hörige oder hielten Jagdhunde.

Hinzu kamen Belastungen durch die Fehden seit dem späten 14. Jahrhundert bis Mitte des 15. Jahrhunderts. Betroffen war Liesborn besonders wegen seiner Grenzlage im Hochstift Münster.

Klosterreform

Teil des ehemaligen Hochaltars

Im Jahr 1464/1465 schloss sich das Kloster der Reformgemeinschaft der Bursfelder Kongregation an. Danach wurde die bis dahin häufig nicht mehr eingehaltene Residenzpflicht der Klosterinsassen wieder beachtet. Unter den Äbten Heinrich von Cleve (1464-1490) und Johann Smalebecker (1490-1522) kam es auch zu einem ökonomischen Aufschwung. Neue Gebäude wurden erbaut und das geistliche und künstlerische Leben erfuhr einen Aufschwung. Der neue Geist beeinflusste auch die Reform weiterer Klöster und Damenstifte im Sinne der Bursfelder Kongregation. Der Mönch Bernard Witte (1490 bis etwa 1534) war stark vom Humanismus beeinflusst. Er schrieb eine Westfälische Geschichte und eine Geschichte der Abtei.

Niedergang im konfessionellen Zeitalter

Kurze Zeit später war diese Phase beendet. Das Kloster geriet ökonomisch, aber auch geistig in die Krise. Abt Anton Kalthoff war von Ideen der „Wiedertäufer“ beeinflusst und wurde deshalb abgesetzt. Abt Gerhard Schultermann und sein Nachfolger Gerlach Westhof (1554–82) spielten eine wichtige Rolle als Ratgeber und Gesandte des Bischofs. Sie waren daher häufig abwesend, was dazu führte, dass die Klosterzucht nachließ. Außerdem führte der kostspielige Lebensstil der Äbte zu einer hohen Verschuldung. Visitationen ergaben, dass die Mönche ihren monastischen Pflichten nicht mehr nachkamen. Eine hohe Zahl von Dienern verursachte hohe Kosten, wofür Klosterbesitz verkauft wurde. Im Jahr 1610 lagen die Schulden bei 24.154 Talern. Man sah keine Möglichkeit mehr als den Konvent drastisch zu verkleinern. Nur noch der Abt mit wenigen Mönchen sollten zurückbleiben, während die übrigen Klosterinsassen auf andere Klöster verteilt wurden. Hinzu kamen während des Dreißigjährigen Krieges Übergriffe durch verschiedene Söldnergruppen. Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel erpresste 8000 Taler, und die Schweden plünderten das Kloster neun Mal hintereinander. Im Jahr 1633 lebte in Liesborn kein Mönch mehr, nachdem der Rest des Konvents nach Lippstadt geflohen war. Erst nach und nach kehrten die Mönche ab 1638 zurück.

Wiederaufschwung und Ende

Nach Ende des Krieges lebten wieder 18 Brüder im Kloster. Unter Abt Georg Waltmann (1698-1739) und seinen Nachfolgern erlebte das Kloster eine neue Blüte. Trotz verschiedener Plünderungen konnte sich die Gemeinschaft auch wirtschaftlich erholen. Das Kloster wurden im barocken Stil umgestaltet. Im 18. Jahrhundert lebten zeitweise bis zu 40 Konventsangehörige im Kloster. Der wirtschaftliche Aufschwung führte dazu, dass die Bibliothek erweitert werden konnte.

Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster am 2. Mai 1803 durch den neuen preußischen Landesherrn aufgehoben. Die Klosterinsassen wurden in Pension geschickt und die Dienstboten entlassen. Das Kloster wurde zu einer königlichen Domäne. Die Klosterkirche wurde mit der Pfarrkirche vereinigt und 1823 als neue Pfarrkirche geweiht. Die übrigen Klostergebäude wurden abgerissen oder verkauft. Die wertvolle Bibliothek und zahlreiche Kunstgegenstände wie der heute nur noch in Bruchstücken vorhandene Liesborner Altar wurden versteigert.

Baulichkeiten

Nach dem Brand einer älteren Kirche erfolgte 1121 ein Neubau. Dabei wurde ein bestehender Turm mit einbezogen. Ein weiterer Kirchenneubau folgte ab 1306. Dabei wurde zunächst nur der Chor neu gebaut. Das Langschiff folgte zwischen 1441 und 1465. Danach wurde das Querhaus zwischen 1499 und 1503 erbaut.

Von kunstgeschichtlich hoher Bedeutung ist der Hochaltar von Johann von Soest, auch Meister von Liesborn genannt.

Im Jahr 1701 wurde das Konventsgebäude umgebaut. Ab 1735 folgte der Neubau des Klostergebäudes durch Michael Spanner. Das barocke Abthaus ist ein dreiflüglicher Bau. Er verfügt über ein repräsentatives Portal mit Freitreppe. Zwischen 1739 und 1755 wurde der Nordflügel angebaut.

Nach der Säkularisation wurde der Konventsflügel Steinbruch. Der Hochaltar wurde in Einzelteile zerlegt und verkauft. Wertvolle Handschriften und Bücher kamen nach Münster und werden heute in der Universitäts- und Landesbibliothek aufbewahrt.

Andere Teile wurde im späten 19. Jahrhundert restauriert. Im Jahr 1952 wurde der Nordflügel der Abtei wieder hergestellt. In den 1960er und 1980er Jahren. Heute ist im Kloster das Museum Abtei Liesborn untergebracht.

Äbte

  • Balduin (1130–1161)
  • Franco (1161/62–1178)
  • Wenzo (1178-1190)
  • Engelbert (1190-1198)
  • Werner (1198–1221)
  • Burchard (1221–1239)
  • Gottschalk (1239–1241
  • Gottfried (1241–1265)
  • Gerhard (1265–1304)
  • Florin Ketelhot (1304–1328)
  • Arnold (1328–1340)
  • Friedrich Mare (1340–1358)
  • Heinrich von Rodenberg (1358-1381)
  • Wessel von der Recke (1381–1384)
  • Hermann van dem Sande (1384–1431)
  • Lubbert Oldehoff (1431–1462)
  • Stephan Walrave (1462–1464)
  • Heinrich von Kleve (1464–1490)
  • Johannes Schmalebecker (1490–1522)
  • Anton Kalthoff (1522-1532)
  • Gerhard Schultemann (1532-1550)
  • Maurus Huggelmeier (1550–1554)
  • Gerlach Westhoff (1554–1582)
  • Johannes Rodde (1582–1601)
  • Lambert Lemme (1601–1610)
  • Jakob Veltmann (1610–1620)
  • Hermann Zurgeist (1620-1651)
  • Georg Fuisting (1651–1668)
  • Maurus Schräder (1668–1678)
  • Bonifazius Middendorf (1678–1688)
  • Anselm Langen (1688-1698)
  • Gregor Waltmann (1698–1739)
  • Heinrich Hase (1739–1751)
  • Ambrosius Rappert (1751–1767)
  • Ludger Zurstraßen (1767–1798)
  • Karl von Kerssenbrock (1798–1803)

Literatur

  • Karl Hengst (Herausgeber): Westfälisches Klosterbuch. Lexikon der vor 1815 errichteten Stifte und Klöster von ihrer Gründung bis zur Aufhebung, Teil 1, Münster 1992, S. 522–529.
  • Helmut Müller: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 5. Das Kanonissenstift und Benediktinerkloster Liesborn. Berlin, 1987. (Germania Sacra, Neue Folge Bd. 23), ISBN 978-3-11-011002-9; Teildigitalisat.
  • Heiko K. L. Schulze: Klöster und Stifte in Westfalen. Geschichte, Baugeschichte und -beschreibung. Eine Dokumentation. In: Géza Jászai (Hrsg.): Monastisches Westfalen. Klöster und Stifte 800–1800. Münster, 1982 S. 377–378.

Weblinks

51.7125158.2596327Koordinaten: 51° 42′ 45″ N, 8° 15′ 35″ O


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