St. Philipp und Jakob (Bad Grönenbach)

St. Philipp und Jakob (Bad Grönenbach)
Pfarrkirche, Stiftskirche St. Philippus und Jakobus

St. Philipp und St. Jakob ist die Kirche des ehemaligen Kollegiatstifts in Bad Grönenbach in Bayern in der Diözese Augsburg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In Bad Grönenbach stand wohl schon sehr früh eine Pfarrkirche. Die erste Weihe der, damals noch romanischen Kirche, fand am 27. Mai 1136 durch den Augsburger Bischof Walter statt. Diese Kirche wurde im 15. Jhr. gotisch um- bzw. neu aufgebaut, da diese zu klein bzw. baufällig wurde. Dieser Neubau wurde am 15. Oktober 1445 eingeweiht. Vom romanischen Vorgängerbau ist heute noch die Krypta, sowie das Untergeschoß des Turmes vorhanden. 50 Jahre später im Jahr 1495 wurden abermals bauliche Veränderungen vorgenommen, so wurde ein neuer Dachstuhl aufgesetzt, sowie die Kirche um ein Joch verlängert. Diese Umbauten wurden anlässlich der Errichtung des Kollegiatsstiftes 1479 durch Ludwig von Rothenstein vorgenommen. Die umgebaute Stiftskirche wurde zum dritten Mal am 5. Juli 1495 durch Weihbischof Johannes von Augsburg eingeweiht. In den Jahren 1559 bis 1621 wurde die Stiftskirche als Simultankirche, sowohl für die reformierten calvinistischen und katholischen Christen. Diese Simultannutzung wurde am 2. September 1621 mit Beihilfe des Grafen Otto Heinrich Fugger abgeschafft.

Im Jahr 1622 wurde der Turm, sowie das Langhaus neu eingedeckt. Gegen Ende des 17. Jhr., 1663 wurde die Stiftskirche barockisiert. In dieser Zeit wurden die Rundfenster geschaffen, welche heute noch vorhanden sind. 1784 wurde die bis dahin bestehende Sakristei an der Nordseite der Kirche abgebrochen und als Rundturm am Chor angebaut. Unterhalb dieser Sakristei befand sich das Beinhaus. Im Jahr 1884 wurde die Kirche erneut umgestaltet, diesmal neugotisch. In dieser Zeit wurde in einem zugemauerten Chorfenster die Inschrift „Renovatum Decan Megglin 1663“ gefunden. 1804 im Zuge der Säkularisation wurde das Kollegiatsstift aufgelöst. Die Stiftskirche wurde Pfarrkirche, im Stiftsgebäude mit seiner wertvollen Bibliothek der Pfarrhof untergebracht. 1988–1995 erfolgte eine umfangreiche Innenrenovierung, die farbliche Ausgestaltung der Raumeschale nach dem Geist der Hildegard von Bingen.

Bereits 1589 wurde eine Orgel durch Alexander II. von Pappenheim angeschafft. Diese wurde 1746, sowie 1840 durch den Orgelbauer Franz Anton Kiene repariert.

Epitaphe

In der Stiftskirche zu Bad Grönenbach sind eine Reihe von Sandsteinepitaphien angebracht, welche Mitglieder des ehemaligen Ortsadels derer von Rothenstein und von Pappenheim darstellen.

Ludwig von Rothenstein

Der Stifter der Stiftskirche zu Bad Grönenbach. Der Epitaph wurde vermutlich von dem aus Memmingen stammenden Steinmetz Niklas Türing d.Ä. geschaffen. Die Inschrift auf dem Epitaph lautet wie folgt:

Im Jahre des Herrn 1482 am 8. Mai starb der edle Herr Ludwig von Rothenstein und Leonstein, Ritter, Stifter dieses würdigen Stifts. Im Jahre des Herrn 1501 am 15. April starb die edle Frau Jutta von Hürnheim, seine Hausfrau. Denen Gott gnädig sei.

Alexander von Pappenheim

Dieser Epitaph wurde vermutlich vom Kemptener Bildhauer Lux Maurus geschaffen. Die Inschrift lautet wie folgt:

Im Jahre des Herrn 1500 und im 11. Jahr starb der edle Alexander zu Pappenheim, des heiligen römischen Reiches Erbmarschall. Im Jahre des Herrn 1507 starb die edle Frau Barbara Marschallin geb. von Ellerbach, seine Hausfrau. Denen Gott gnädig sei.

Wolfgang von Pappenheim und seine Gemahlin Margareta von Pappenheim

Diese beiden Epitaphe sind im nördlichen Seitenschiff eingelassen. Die Inschriften der beiden Epitaphe lauten wie folgt:

Anno Domini 1558 am Montag vor dem Heilligen Drei König Tag zwischen 2 und 3 Nachmittags starb der edle und strenge Herr Wolfgang zu Pappenheim, des heilligen römischen Reiches Erbmarschall.

Joachim von Pappenheim

Die Inschriften auf dem Epitaph Joachim von Pappenheims sind nicht mehr lesbar. Die Wappen rechts und links des Epitaphs können jedoch wie folgt zugeordnet werden. Linke Seite von oben nach unten: Pappenheim, Hirnhaim, Sirgenstein, Ratzenried. Rechte Seite von oben nach unten: Freiberg, Stain, Laubenberg, Schellenberg.

Liste der Pfarrer und Dekane von Grönenbach

Die Nummerierung der Auflistung mit A deutet auf einen Pfarrer hin, mit B auf Stiftsdekane (seit der Stiftung Ludwigs von Rothenstein 1479) und mit C auf Pfarrer seit der Säkularisation 1803.

Linkes Grabmal von Georg Megglin († 1682)
Grabmal Joh. Nep. Frey († 3. Oktober 1814), Pfarrer in Bad Grönenbach bis 1814
Grabmal Franz Hochenecker († März 1882), Pfarrer in Bad Grönenbach 1844 - 1847
Priestergrabmal u.a. Franz Xaver Breher († 1903), Joseph Sedelmayer († 1940), Franz Madlener († 1997)
Nr von bis Name Bemerkung
A1 1150 Berthold von Grönenbach
A2 1322 Konrad
A3 1377 1405 Christoph von Rothenstein
A4 1416 1418 Johannes Wiedemann
A5 1445 Johannes Peppel
A6 1479 Ludwig Nagel
B1 1480 Mag. Jacob Walder (Walther) aus Memmingen
B2 1500 1517 Mag. Konrad Rotmayr
B3 1517 1523 Johannes Kimpel (Kümpel) aus Memmingen, † 23. September 1523
B4 1533 1550 Sigmund Frey (Freymann)
B5 1579 Mag. Georgius Meuerle (Meuerlin) Vicedecanus
B6 1581 1586 Johannes Mayr
B7 1591 1596 Andreas Weiß aus Grönenbach, Priesterweihe 26. Mai 1584, zeitgleich Pfarrer von Illertissen
B8 1604 Johannes Lengst Vicedecanus
B9 1604 1609 Mag. Balthasar Lengst Priesterweihe 25. Januar 1604
B10 1609 1613 Ludovicus Zeltenbach Priesterweihe 5. März 1605
B11 1613 Andreas Weiß aus Grönenbach, † 6. November 1613
B12 1614 1615 Wolfgang Geßler
B13 1615 1629 Andreas Epplin aus Ottobeuren, † 30. August 1629
B14 1629 1643 Mag. Georg Biescher (Fischer) aus Ottobeuren, Priesterweihe 20. Dezember 1625, † 5. Juni 1643
B15 1643 1653 Mag. Nikolaus Brunner
B16 1653 1660 Mag. Lukas Mayr aus Ottobeuren
B17 1660 1663 Georg Holzer
B18 1663 1682 Mag. Georg Megglin aus Obergünzburg, † 1682
B19 1682 1693 Johann Ulrich Moll aus Ellwangen, Priesterweihe 20. September 1681
B20 1693 1719 Johann Georg Koller (Kohler) aus Dillingen, Priesterweihe 27. Mai 1684
B21 1719 Johann Georg Huber aus Bernbeuren, † 2. Juni 1762
B22 1762 1781 Ignaz Schnell aus Grönenbach, * 6. Februar 1715, Priesterweihe 1. März 1738, † 15. April 1781
B23 1781 1787 Franz Xaver Kaltenhauser aus Kempten, * 15. November 1727, Priesterweihe 31. Mai 1751
B24 1787 Johann Nepomuk Frey aus Wirlings, * 7. Februar 1746, Priesterweihe 10. März 1775, † 3. Oktober 1814
C1 1803 1814 Johann Nepomuk Christoph Frey
C2 1816 1832 Alois Hertrich aus Hetzlinshofen, * 16. November 1744, Priesterweihe 21. September 1799
C3 1833 1834 Ignaz Mayer aus Frankenried, * 11. Juni 1801, Priesterweihe 24. September 1825, † 10. Februar 1834, hat während eines Gottesdienstes Selbstmord durch Erschießen begangen
C4 1834 1840 Franz Xaver Egger aus Denklingen, * 6. Januar 1798, Priesterweihe 18. Mai 1825
C5 1841 1843 Andreas Becherer aus Geisenried, * 1. August 1793, Priesterwieh 1. Mai 1824
C6 1844 1847 Eduard Hohenecker Findelkind aus Wien, * 18. August 1809, Priesterweihe 7. Juli 1835, † März 1882
C7 1848 1869 Joseph Fischer aus Augsburg, * 7. April 1808, Priesterweihe 7. Juli 1835
C8 1870 1880 Alban Winter aus Obenhausen, * 5. September 1828, Priesterweihe 6. August 1852
C9 1880 1903 Franz Xaver Breher aus Heimertingen, * 1. Dezember 1850, Priesterweihe 9. August 1874, † 1909
C10 1903 Joseph Sedelmayer aus Oberreichenbach, * 8. März 1862, Priesterweihe 1. August 1885, † 1940
C11 Johann Ev. Hartl * 1909, Priesterweihe 1934, † 1975
C12 Franz X. Langhans * 1905, Priesterweihe 1933, † 1994

Orgel

Blick auf die Orgel

Die Orgel wurde 1967 von dem Orgelbauer Jakob Maximilian Offner (Kissing) neu erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 35 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch.[1]

I Rückpositiv C–
1. Gedeckt 8′
2. Quintade 8′
3. Prästant 4′
4. Rohrflöte 4′
5. Oktave 2′
6. Quinte 11/3
7. Terz-Zimbel 1/2
8. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–
9. Pommer 16′
10. Principal 8′
11. Koppelflöte 8′
12. Oktave 4′
13. Blockflöte 4′
14. Nasat 22/3
15. Sifflöte 2′
16. Mixtur V 11/3
17. Trompete 8′
Tremulant
III Schwellwerk C–
18. Rohrgedeckt 8′
19. Weidenpfeife 8′
20. Flötenprincipal 4′
21. Gemshorn 2′
22. Terz 13/5
23. Sifflöte 11/3
24. Septime 11/7
25. Principal 1′
26. Scharff 2/3
27. Rohrschalmei 8′
Tremulant
Pedal C–
28. Subbaß 16′
29. Zartbaß 16′
30. Offenbaß 8′
31. Choralbaß 4′
32. Baßflöte 2′
33. Rauschbaß 22/3
34. Posaune 16′
35. Klarine 4′
  • Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P

Krypta

Krypta

Noch aus dem romanischen Vorgängerbau stammend ist die Krypta der Stiftskirche, welche dem heiligen Sebastian geweiht ist. Ursprünglich diente die Krypta als Bestattungsort für den Ortsadel, sowie die Chorherren des Kollegiatsstiftes. Im Jahr 1884 wurde die Krypta erweitert und konnte von dieser Zeit an direkt vom Kirchenschiff aus betreten werden. Seit der Renovierung der Stiftskirche in den 1960er Jahren wird die Krypta auch für Gottesdienste verwendet. Die vergoldete Taube, welche sich in der Apsis befindet, wurde von Peter Sulzer aus Augsburg im Jahr 1995 geschaffen.

In der Krypta befindet sich noch ein Gedenkstein von Dekan Georg Megglin, welcher die Inschrift trägt:[2]

Anno 1682 die mensis 21. Augusti obyt R. D. Georgius Megglin Hujus Eccl. Coll. Decanus et parochus.

Glocken

Im Turm der Stiftskirche sind fünf Glocken angebracht. Während des zweiten Weltkrieges wurden alle Glocken entfernt und sollten eingeschmolzen werden. Lediglich eine der ursprünglichen Glocken wurde nicht eingeschmolzen und wieder im Turm aufgehängt.

Glocke I

Diese 1523 gegossene Glocke ist die Dreifaltigkeitsglocke. Die Aufschrift lautet: + O REX GLORIAE CHRISTE VENI CUM PACE IHS NAZARENUS REX JUDEORUM AMEN. HOC NOCUA CEDANT HOSTIS ET AURA SONO ANNO DOMINI MCCCCCXXIII. - (Christus, König der Herrlichkeit, komm mit Frieden. Jesus von Nazareth, König der Juden. Amen. In dieser Notzeit mögen die Feinde weichen und ich erklinge in der Luft im Jahre des Herrn 1523.). Der Ton ist d.

Glocke II

Diese 1950 gegossene Glocke ist die Muttergottesglocke und hat den Ton f.

Glocke III

Die Christkönigsglocke wurde 1950 gegossen und hat den Ton g.

Glocke IV

Wie die Glocken II und III wurde auch diese 1950 gegossen. Diese Glocke ist die Totenglocke und hat den Ton b.

Glocke V

Im Jahr 1922 wurde die Sterbeglocke gegossen. Ihr Ton ist c.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Kath. Pfarramt St. Philippus und Jakobus, Grönenbach (Hrsg.): Stiftskirche Grönenbach. 1994, ISBN 3930102838.
  • Joseph Sedelmayer; Historischer Verein zur gesamten Förderung der Heimatkunde des Allgäus (Hrsg.): Geschichte des Marktfleckens Grönenbach. Kempten 1910.
  • Tilmann Breuer; Heinrich Kreisel und Adam Horn (Hrsg.): Stadt- und Landkreis Memmingen. Deutscher Kunstverlag, München 1959.

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel
  2. J. Sedelmayer, „Geschichte des Marktfleckens Grönenbach“, 1910, Seite 206
47.873910.2211

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