The ABC&D of Boogie Woogie

The ABC&D of Boogie Woogie
Konzert im Casino Herisau am 13. Januar 2010
Nach dem Konzert: Axel Zwingenberger, Charlie Watts, Dave Green und Ben Waters (von links nach rechts)

The ABC&D of Boogie Woogie sind ein Band-Projekt, das aus einer Zusammenarbeit der Boogie-Woogie-Pianisten Axel Zwingenberger und Ben Waters mit Rolling-Stones-Schlagzeuger Charlie Watts und Kontrabassist Dave Green entstand. Die Buchstabenkombination „ABC&D“ im Namen der Gruppe leitet sich von den Anfangsbuchstaben der Vornamen ihrer Mitglieder ab.[1] Schwerpunktmäßig spielen sie Boogie Woogie, jedoch auch Blues und Rock ’n’ Roll.[2] Ben Waters singt bei einigen Stücken auch.[3] Seit 2009 hat die Band mehrere Konzerte in verschiedenen Städten Europas gegeben.

Inhaltsverzeichnis

Gründung

Die Freude am Boogie-Woogie-Spiel führte die vier Musiker zusammen.[3] Als der britische Pianist Ben Waters 2008 beruflich in Wien war, traf er dort auf seinen Bekannten Axel Zwingenberger und sie kamen überein, ein paar gemeinsame Konzerte in England zu geben. Auf der Suche nach einem Schlagzeuger für das Projekt nahm Waters Kontakt zu Charlie Watts auf, dessen Fernsehauftritt zusammen mit Zwingenberger und Dave Green ihn als Kind begeistert hatte.[2] Die drei hatten 1986 in dem britischen Kunst- und Kultur-Fernsehmagazin The South Bank Show in einer Folge zur Geschichte des Boogie Woogie miteinander musiziert.[4] Aufgrund seines Interesses an dieser Musikrichtung, die er als Fundament von Swing und Rock ’n’ Roll ansieht, willigte Jazzliebhaber[5] Charlie Watts ein mitzuwirken.[6] Er wollte gerne auch seinen Jugendfreund[7]Dave Green dabei haben, woraufhin sich die vier auf gemeinsame Auftritte einigten.[2] Nach einer mehrmonatigen Planungsphase gaben sie schließlich am 9. April 2009 zusammen mit einigen anderen Musikern ihr Debüt im Tivoli Theatre in Dorset.[8]

Konzerte und Tourneen

Auf ihr erstes Club-Konzert in Dorset folgten 2009 weitere Auftritte in England, unter anderem im September eine viertägige Tour durch den Süden des Landes.[9] Am 12. Oktober spielte die Band in Hamburg im St.-Pauli-Theater.[10]

Weitere Auftritte in Europa absolvierten The ABC&D of Boogie Woogie Anfang 2010, als sie eine sechstägige „Hot Pianos & Rhythm“-Europa-Tour unternahmen, in deren Verlauf sie Konzerte in Prag, Bad Ischl, München und Herisau gaben. Daran schlossen sich im Frühjahr noch mehr Auftritte in Österreich, die Mitwirkung beim „Bergenfest“ in Bergen (Norwegen) sowie im September Auftritte in Paris und Monte Carlo an. Am 27. Oktober nahmen sie am „Steinegg-Live“-Musikfestival in Südtirol teil. Auch 2011 gaben sie mehrere Konzerte in Europa. Unter anderem gastierten sie wieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Mit Helsinki und Barcelona standen auch Städte in zuvor noch nicht von der Band besuchten europäischen Ländern auf der Liste.[11]

Am 9. März 2011 spielten sie im Londoner Ambassadors Theatre gemeinsam mit anderen Musikern, unter denen sich Bill Wyman, Mick Taylor, Ron Wood, Jools Holland, Mick Hucknall und Shakin' Stevens befanden, ein als „Boogie For Stu“ betiteltes Konzert zu Ehren des 1985 verstorbenen Rolling-Stones-Pianisten Ian Stewart („Stu“). Anlass war Ben Waters’ Musikalbum Boogie 4 Stu - A Tribute To Ian Stewart[12], dessen Veröffentlichung kurz darauf erfolgte.[13]

Bei verschiedenen Gelegenheiten waren The ABC&D of Boogie Woogie mit Auftritten im Fernsehen oder Radio präsent, so etwa 2009 in einer Folge der britischen Fernsehshow Later with Jools Holland[6] und 2010 mit der Live-Übertragung eines ihrer in Paris gespielten Konzerte durch den französischen Radiosender TSF Jazz sowie ihrer Mitwirkung an einem dem verstorbenen Trompeter Humphrey Lyttelton gewidmeten Konzert in London, das vom britischen Radiosender BBC Radio 4 aufgezeichnet und ausgestrahlt wurde.[11]

Zum Repertoire der Band zählen unter anderem Genre-Klassiker wie Down The Road Apiece, Honky Tonk Train Blues, Roll 'Em Pete, Oh, Lady Be Good!, Whole Lotta Shakin’ Goin’ On, That Lucky Old Sun[11] oder Blueberry Hill. Daneben stehen Eigenkompositionen der Musiker, zum Beispiel der von Axel Zwingenberger komponierte Titel Sympathy For The Drummer[7] eine scherzhafte Anspielung auf das Rolling-Stones-Lied Sympathy for the Devil und Charlie Watts als Trommler der Rockgruppe.

The ABC&D of Boogie Woogie standen bei ihren Auftritten oft gemeinsam mit anderen Musikern auf der Bühne. Darunter waren neben den bereits genannten die Sängerin Lila Ammons, der Pianist Martin Pyrker, Schlagzeuger Pete York, Bassist Geoff Gascoyne, die Saxophonisten David Sanborn und Don Weller, Rock-'n'-Roll-Sänger und -Pianist Andy Lee Lang und Popsängerin Valérie Sajdik.[11]

Resonanz

Besondere Aufmerksamkeit brachten die Medien international immer wieder der Mitwirkung des als Star gefeierten Charlie Watts entgegen und viele Berichte handhaben The ABC&D of Boogie Woogie in erster Linie als dessen Zweit- und Freizeitband neben den Rolling Stones.[14]

Die deutschsprachigen Konzertkritiken fielen überwiegend positiv aus.[15] Vor allem die mitreißende Spielfreude der Musiker und deren gelungenes, temporeiches Zusammenspiel wurden gelobt. Geradezu überschäumend äußerten sich beispielsweise die Oberösterreichischen Nachrichten zu einem Konzert in Bad Ischl:

Wie Kartenspieler, die um ihre Trümpfe in der Hinterhand wissen, lizitieren sich Waters und Zwingenberger im Boogie-Spiel gegenseitig hoch. Der eine akrobatisch, nach dem Unmöglichen greifend, Zitate einflechtend, der andere präzise und kunstfertig, weit über den Tastenrand hinausschauend. Ein berauschender Fingerritt [...] Den Raum zwischen Doppelpässen der Tastendribbler nützt Dave Green für solistische Lust. [...] Und Charlie lässt gediegen seine Werkzeuge tänzeln [...] und fällt von einem breiten genüsslichen Grinsen ins nächste.[16]

Auch die Hannoversche Allgemeine Zeitung pries die rasante „Fingerakrobatik“ der Pianisten und nannte Watts’ swingendes, technisch versiertes Spiel einen „Kompass im Dschungel der Improvisation“; sie bemängelte allerdings eine gewisse Eintönigkeit der Stücke im Verlauf der Veranstaltung:

Diese Band hat weder einen Gitarristen noch einen Sänger. [...] Wenn Ben Water[s] zu Nummern wie Ray Charles’ „What’d I say“ ausnahmsweise einmal singt, klingt das eher dünn. Gleichmäßig wie ein Eisbrecher bleiben die vier auf Pianoboogie-Kurs, fast drei Stunden lang – was dann doch zulasten der Dynamik geht.[3]

Der Rezensent der österreichischen Tageszeitung Die Presse trat dem Boogie Woogie schon als Musikstil skeptisch gegenüber. Er hielt das von ihm besuchte Konzert dann auch nicht für sonderlich abwechslungsreich und innovativ, gestand den Musikern aber ein Gespür für den Swing zu.[17]

Weblinks

Fußnoten

  1. The ABC&D of Boogie Woogie. Featuring Axel Zwingenberger, Ben Waters, Charlie Watts and Dave Green. In: rosebudus.com. Abgerufen am 9. Oktober 2011 (englisch, Pressetext zur Band auf der Seite der Rosebud Agency).
  2. a b c Stones-Drummer Charlie Watts zu Gast im Ö3-Studio. Oe3hitradio auf You Tube, 20. März 2011, abgerufen am 16. April 2011 (englisch und deutsch, Videoaufzeichnung der Hitradio-Ö3-Sendung „Solid Gold“ vom 20. März 2011).
  3. a b c Simone Benne: Stones-Drummer Charlie Watts spielt Boogie in Wülfel. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. haz.de, 15. März 2011, abgerufen am 11. Mai 2011.
  4. The South Bank Show. South Bank Boogie. Produktion und Regie: John Jeremy. London Weekend Television 1986.
  5. Boogie Woogie mit Charlie Watts. ndr.de, 15. März 2011, abgerufen am 19. Mai 2011 (Beitrag aus dem NDR-Fernsehmagazin Hallo Niedersachsen vom 15. März 2011).
  6. a b Later with Jools Holland. Staffel 35, Folge 2. BBC 2009 (darin kurzes Interview mit Charlie Watts und musikalische Beiträge von The ABC&D of Boogie Woogie).
  7. a b "Rolling Stones"-Drummer blieb auch beim Jazz im Takt. krone.at, 19. März 2010, abgerufen am 9. Oktober 2011.
  8. Ben Waters: Charlie Watts, Canada, Dr John & Blues Award. In: Blog von ben waters. myspace.com, 1. April 2009, abgerufen am 19. April 2011 (englisch).
  9. Tino Lange: Boogie-Woogie mit Rolling Stone. In: Hamburger Abendblatt. abendblatt.de, 5. September 2009, abgerufen am 19. April 2011.
  10. "Charlie, spielst du das Stück bitte in F?" In: Hamburger Abendblatt. abendblatt.de, 14. Oktober 2009, abgerufen am 20. April 2011.
  11. a b c d Nico Zentgraf: The Complete Works of the Rolling Stones – Database. Abgerufen am 1. November 2011.
  12. Ben Waters: Boogie 4 Stu - A Tribute To Ian Stewart. Eagle Records 2011, CD (mit Mick Jagger, Keith Richards, Ronnie Wood, Bill Wyman, Charlie Watts, Dave Green, Jools Holland, PJ Harvey, Hamish Maxwell u.a.).
  13. Boogie 4 Stu. ronniewood.com, abgerufen am 9. Mai 2011.
  14. Siehe beispielsweise: Bubeník Rolling Stones Charlie Watts předvede Praze abecedu boogie woogie. iDNES.cz, 3. Dezember 2009 (tschechisch); Jørn Gjersøe: Sengetegneren Watts kom!. NRK.no, 28. April 2010 (norwegisch); Charlie Watts, uno Stone a Collepietra. altoadige.gelocal.it, 24. September 2010 (italienisch); Uwe Janssen: Charlie Watts gastiert in Wülfel. haz.de, 25. Februar 2011; Boogie Woogie mit Charlie Watts. ndr.de, 15. März 2011; Rolling Stones-Drummer Charlie Watts mit Band in Imst. pressezone.at, 18. März 2011. Alle abgerufen am 8. Mai 2011.
  15. Siehe beispielsweise: Tino Lange: Axel Zwingenberger lädt Stones-Drummer zum Kiez-Boogie In: Hamburger Abendblatt. abendblatt.de, 13. Oktober 2009; Boogie mit Charlie Watts in Bad Ischl. Salzburger Nachrichten. salzburg.com, 12. Januar 2010.; "Rolling Stones"-Drummer blieb auch beim Jazz im Takt. krone.at, 19. März 2010; Sam Schlagenhaufen: Boogie Woogie mit Mister Watts. Kleine Zeitung. kleinezeitung.at, 22. März 2010. Alle abgerufen am 16. Mai 2011.
  16. Bernhard Lichtenberger: Charlie Watts macht sich einen Karl. In: OÖNachrichten. nachrichten.at, 13. Januar 2010, abgerufen am 12. Mai 2011.
  17. Thomas Kramar: Charlie Watts: Back to Urgestein. In: Die Presse. DiePresse.com, 2. April 2011, abgerufen am 12. Mai 2011.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ray Charles Robinson — Ray Charles bei seinem letzten Auftritt auf dem Festival International de Jazz de Montréal 2003 Ray Charles (* 23. September 1930 in Albany, Georgia; † 10. Juni 2004 in Beverly Hills …   Deutsch Wikipedia

  • Raymond Charles Robinson — Ray Charles bei seinem letzten Auftritt auf dem Festival International de Jazz de Montréal 2003 Ray Charles (* 23. September 1930 in Albany, Georgia; † 10. Juni 2004 in Beverly Hills …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Rock-’n’-Roll-Alben — Dies ist eine Liste von einflussreichen oder bemerkenswerten Alben der Rock Geschichte. Sie wurde aus verschiedenen Fachmagazinen zusammengestellt. Jedes genannte Album ist dort mindestens einmal gelistet worden. Die Nummern hinter dem Titel… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Rockalben — Dies ist eine Liste von einflussreichen oder bemerkenswerten Alben der Rock Geschichte. Sie wurde aus verschiedenen Fachmagazinen zusammengestellt. Jedes genannte Album ist dort mindestens einmal gelistet worden. Die Nummern hinter dem Titel… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”