Ulrich Rößler

Ulrich Rößler

Ulrich Rößler (* 9. Juni 1939 in Cottbus) ist ein deutscher Festkörperphysiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rößler wuchs bis 1955 in Cottbus auf und ging dann mit seiner Familie nach Bielefeld. Er studierte Physik an der Philipps-Universität Marburg. Sein Diplom erhielt er 1963 mit der Arbeit "Methoden zur Berechnung der Bandstruktur von Halbleitern mit Diamant- und Zinkblendegitter, insbesondere k.p-Störungsrechnung". Anschließend setzte er sein Studium im Rahmen einer Dissertation zum Thema "Untersuchung der Energiebandstruktur von kubischem Zinksulfid mit der APW-Methode" bei Otfried Madelung fort und promovierte 1966 zum Dr. rer. nat..

Von 1967 bis 1968 arbeitete er als Post-Doktorand an der Brown University in Providence (Rhode Island, USA) bei Manuel Cardona. Es folgten die Habilitation in Marburg, eine Gastdozenten-Tätigkeit in Erlangen und schon 1972 - also im Alter von 33 Jahren - die Berufung zum Professor an die Universität Regensburg.

Dort war er bis zu seiner Pensionierung 2005 als Wissenschaftler und Hochschullehrer am Institut für Theoretische Physik tätig. Forschungsaufenthalte und Gastvorlesungen brachten ihn nach Strasbourg (1978), an das Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart (1977/78), an die University of California in San Diego (1987), an das High-Magnetic Field Laboratory in Grenoble (1992), an das Trinity College in Dublin (1993 und 2003), an das Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden (1996), nach Madrid (2001) und zuletzt nach Tashkent in Mittelasien (2003).

Von der Humboldt-Universität Berlin wurde ihm 2007 die Ehrendoktorwürde verliehen[1].

Leistungen

Forschung

Ulrich Rößler hat wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Halbleitertheorie erbracht und auf seinem Spezialgebiet "Elektrische Eigenschaften von Halbleitern und Halbleiter-Nanostrukturen" über 200 Artikel in international anerkannten Fachzeitschriften veröffentlicht. Dabei hat er bisher (Stand Mai 2009) einen Hirsch-Index von 35 erreicht. Als Experte für die sogenannte k.p-Theorie zur Berechnung der elektronischen Bandstruktur von Festkörpern trug er wesentlich zum Verständnis der elektronischen Eigenschaften von Halbleitern, festen Edelgasen, Heterostrukturen und niedrig-dimensonalen Nanostrukturen (z.B. Quantenpunkten) bei. Im Rahmen von DFG-Förderprojekten (u.a. dem Sonderforschungsbereich 348 "Nanometer-Halbleiterbauelemente" [2]) führte er wichtige Forschungsarbeiten zur quantenmechanischen und semiklassischen Beschreibung der Physik mesoskopischer Systeme in einem äußeren Magnetfeld durch, wobei theoretische Methoden zur adäquaten Behandlung der Elektron-Elektron-Wechselwirkung, Ferninfrarot-Absorption bzw. -Streuung und von Magnetotransportphänomenen entwickelt wurden. Dabei war es immer sein Bestreben, eng mit Experimentatoren zusammenzuarbeiten, ein herausstechendes Merkmal seiner wissenschaftlichen Arbeit.

Er betreute während seiner Zeit als Professor insgesamt mehr als 50 Diplomanden und Doktoranden, von denen vier selbst Universitätsprofessoren in der Physik wurden.

Ehrenamtliche Tätigkeit

Seit seiner Ernennung zum Professor an der Universität Regensburg war Ulrich Rößler über 20 Jahre Mitglied des Fakultätsrats, davon zwei Amtsperioden auch Dekan.

Von 1987 bis 1992 war er Vorsitzender des Fachausschusses Halbleiterphysik sowie von 1992 bis 1995 Vorsitzender der Sektion kondensierte Materie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Von 1990 bis 2003 war er Mitglied im Forschungsrat des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung in Stuttgart und fungierte von 1995 bis 1998 als dessen Vorsitzender.

In den Jahren von 1991 bis 1994 war er Vorsitzender der Struktur- und Berufungskommision der Sektion (später Fachbereich) Physik der Humboldt-Universität Berlin. Diese Kommission trug bis zur Beendigung ihrer Arbeit im Februar 1994 die Verantwortung für über 30 Berufungsverfahren für Professorenstellen, die zum Ziel hatten, nach der Wiedervereinigung ein leistungs- und konkurrenzfähiges Institut zu installieren[3].

Seit September 2008 ist er 1. Vorsitzender des Musikvereins Regensburg e.V. [4]

Schriften

Lehrbücher

  • Solid State Theory: An Introduction. Springer, Berlin ; Heidelberg ; New York 2004. Neuausgabe: Springer, Berlin 2009, ISBN 978-3-540-92761-7.

Ausgewählte wissenschaftliche Artikel

  • Commensurability effects in Andreev antidot billiards, J. Eroms, M. Tolkiehn, D. Weiss, U. Rössler, J. de Boeck, G. Borghs: Europhys. Lett. 58, 569 (2002).
  • Bloch electrons in a magnetic field: Hofstadter's butterfly, U. Rössler, M. Suhrke in Advances in Solid State Physics 40 (Eds.: B. Kramer), p. 35, Vieweg, Braunschweig (2000).
  • Fermiology of two-dimensional lateral superlattices, C. Albrecht, J. H. Smet, D. Weiss, K. von Klitzing, R. Hennig, M. Langenbuch, M. Suhrke, U. Rössler, V. Umansky, H. Schweizer: Phys. Rev. Lett. 83, 2234 (1999).
  • Spontaneously broken time-reversal symmetry in quantum dots, O. Steffens, U. Rössler, M. Suhrke: Europhys. Lett. 44, 222 (1998).
  • Tunable spin-splitting and spin-resolved ballistic transport in GaAs/AlGaAs two-dimensional hole gas, J.P. Lu, J.B. Yau, S.P. Shukla, M. Shayegan, L. Wissinger, U. Rössler, R. Winkler: Phys. Rev. Lett. 81, 1282 (1998).
  • Electron g factor in one- and zero-dimensional semiconductor nanostructures, A. A. Kiselev, E. L. Ivchenko, U. Rössler: Phys. Rev. B 58, 16353 (1998).
  • Heavy-light hole mixing at zinc-blende (001) interfaces under normal incidence, E. L. Ivchenko, A. Yu. Kaminski, U. Rössler: Phys. Rev. B 54, 5852 (1996).
  • General Approach to the Envelope-Function Approximation Based on a Quadrature Method, R. Winkler, U. Rössler: Phys. Rev B 48, 8918 (1993).
  • Spin Splitting in Semiconductor Heterostructures for B→0, G. Lommer, F. Malcher, and U. Rössler: Phys. Rev. Lett. 60, 728 (1988).
  • Magneto-optic transitions and non-parabolicity parameters in the conduction band of semiconductors, M. Braun and U. Rössler: J. Phys. C: Solid State Phys. 18, 3365 (1985).
  • Nonparabolicity and Warping in the Conduction-Band of GaAs, U. Rössler: Solid State Comm. 49, 943 (1984).
  • Quantum resonances in the valence bands of zinc-blende semiconductors. I. Theoretical aspects, H.-R. Trebin, U. Rössler, R. Ranvaud: Phys. Rev. B 20, 686 (1979).
  • Semiempirical Band Structure Theory, U. Rössler and J. Treusch: Report on Progress in Physics 35, 883 (1972).
  • Electron and exciton states in solid rare gases, U. Rössler: Physica Status Solidi 42, 345 (1970).
  • Energy Bands of Hexagonal II-VI Semiconductors, U. Rössler: Phys. Rev. 184, 733(1969).
  • Aussagen über die Bandstruktur von rhomboedrischem Bor mit der k.p-Störungsrechnung, U. Rössler: Z. Naturforschung 19a, 1125 (1964).

Als Herausgeber

  • Festkörperprobleme / Advances in Solid State Physics, Vols. 28-32, Vieweg, Braunschweig (1988-1992).
  • Landolt-Börnstein: Numerical Data and Functional Relationships in Science and Technology - New Series, Group 3: Condensed Matter, Supplement to III/17, III/22 and III/41, Rössler, Ulrich (Ed.), Springer, Berlin; Heidelberg; New York (2001).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Festveranstaltung zur Verleihung der Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität an Prof. Dr. Ulrich Rößler
  2. Nanometer-Halbleiterbauelemente - Grundlagen - Konzepte - Realisierungen / SFB 348
  3. :Muehsamer-Aufbruch (zur Erneuerung der Physik-Fakultät der Humboldt-Universität, aus ZEIT-online). Abgerufen am 10. Mai 2009.
  4. Webseite des Musikvereins Regensburg e.V.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rößler — Der Familienname Rößler, Rössler oder Rösler gehört zu der Gruppe der Berufsnamen. Erstmals belegt ist der Name 1340 als Rößeler. Grundlage des Namens sind die mittelhochdeutschen Worte ros oder ors, die Pferd, Streitroß oder Wagenpferd bedeuten …   Deutsch Wikipedia

  • Ulrich Leykam — (* 12. September 1948 in Truppach) ist ein deutscher Kirchenmusiker. Leykam studierte evangelische Kirchenmusik bei Viktor Lukas und Almut Rößler in Bayreuth und Düsseldorf. 1980 legte er sein Konzertexamen für Orgel ab. Seit 1974 ist er… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Persönlichkeiten der Stadt Cottbus — Wappen der Stadt Cottbus Diese Liste enthält in Cottbus geborene Persönlichkeiten sowie solche, die in Cottbus ihren Wirkungskreis hatten bzw. haben, ohne dort geboren zu sein. Beide Abschnitte sind jeweils chronologisch nach dem Geburtsjahr… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ros — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Seniorenmeisterschaft (Badminton) — Deutsche Seniorenmeisterschaften im Badminton werden in der Bundesrepublik Deutschland seit 1988 ausgetragen. Sie fanden zuerst für die Altersklassen O32, O40, O48 und O56 statt. Die Symbole der Altersklassen setzen sich dabei aus dem O for over… …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Meisterschaften im Eiskunstlauf — Die DDR Meisterschaften im Eiskunstlauf wurden zwischen 1949 und 1990 jährlich zur Ermittlung der Landesmeister der DDR in den Einzelläufen der Damen und Herren, im Paarlauf, sowie im Eistanz ausgetragen. Ausgetragen wurden die Meisterschaften… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Hochschulmeisterschaft (Badminton) — Deutsche Hochschulmeisterschaften im Badminton werden seit 1962 ausgetragen. Bis 1978 wurden nur die Meister in den Einzeldisziplinen ermittelt, danach wurde zusätzlich ein Teamwettbewerb eingeführt. Nicht in allen Jahren wurden jedoch alle fünf… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Badminton-Mannschaftsmeisterschaft — Die Badminton Bundesliga ist die höchste Spielklasse im Badminton in Deutschland. In ihr wird der deutsche Mannschaftsmeister ermittelt. Mannschaftsmeisterschaften werden seit der Saison 1956/1957 ausgetragen, anfangs jedoch nicht in Ligaform,… …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Nachwuchsmeisterschaft (Badminton) — DDR Nachwuchsmeisterschaften im Badminton wurden seit 1961 ausgetragen. Vor 1961 wurden DDR Bestenermittlungen durchgeführt. Ab 1961 gab es DDR Juniorenmeisterschaften, die für die Altersklasse 16/17 durchgeführt wurden, und… …   Deutsch Wikipedia

  • DDR-Nachwuchsmeisterschaft im Badminton — DDR Nachwuchsmeisterschaften im Badminton wurden seit 1961 ausgetragen. Vor 1961 wurden DDR Bestenermittlungen durchgeführt. Ab 1961 gab es DDR Juniorenmeisterschaften, die für die Altersklasse 16/17 durchgeführt wurden, und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”