Willy Eberling

Willy Eberling

Willy Eberling (* 1902 in Weimar; † 1974) war ein deutscher Parteifunktionär (SPD/KPD/SED) und Vorsitzender der Thüringer Landeskommission für staatliche Kontrolle.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Willy Eberling entstammte wie sein jüngerer Bruder Hans Eberling einer Handwerkerfamilie. Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er eine Lehre als Büroangestellter, als der er auch arbeitete. Im Jahre 1919 trat er dem Zentralverband der Angestellten (ZdA) und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) bei. Er engagierte sich auch in der „Kinderfreunde“-Bewegung und in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), deren Thüringer Vorsitzender er 1924 wurde. Er besuchte nationale und internationale Jugendkongresse 1929 in Wien und in Prag 1930. Von 1930 bis 1933 war er Schatzmeister und Bezirkssekretär der SPD Groß-Thüringen. Ehrenamtlich leitete er die Arbeiterwohlfahrt (AWO) als Geschäftsführer.

Nachdem aufgrund des Vorläufigen Gesetzes zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich der Thüringer Landtags neu gebildet wurde, wurde er kurzzeitig dort Abgeordneter, verlor danach wie alle Mitglieder der Arbeiterparteien sein Mandat. Von 1934 bis 1940 ernährte er sich von der Arbeit als Nähmaschinen-Vertreter. Im Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligte er sich nicht. Eberling wurde 1940 zur Wehrmacht einberufen und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er jedoch 1945 entlassen wurde auf sein Versprechen hin, sich am sozialistischen Neubeginn zu beteiligen. Er trat in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein und wurde Hauptabteilungsleiter im Thüringer Ministerium für Versorgung. Im Sommer 1948 übernahm er auf Weisung Walter Ulbrichts die Funktion eines Vorsitzenden der Landeskommission für staatliche Kontrolle (LKK). In dieser Funktion war er an führender Stelle für die Gleichschaltung verantwortlich und trug zu wesentlichen Schauprozessen bei. So ließ Eberling nach der Verhaftung von Leonhard Moog Mitglieder der LDPD, die in führender Position in der Meininger Landeskreditbank und der Landesfinanzdirektion tätig waren, verhaften. [1] Ende 1949 veranlasste die LKK eine Verhaftungswelle gegen Sozialdemokraten in Thüringer Handelsgenossenschaften.[2] Die Landeskontrollkommission war ein Instrument der Sonderjustiz mit umfassenden Vollmachten. Innerhalb des ersten Jahres des Bestehens waren mehr als 500 Wirtschaftsstrafverfahren eingeleitet worden. Diese dienten vielfach der Säuberung der Landesverwaltung.[3]

Veröffentlichung

  • Die Stellung der Revisionskommissionen in den konsumgenossenschaftlichen Organisationen, ihre Aufgaben und deren Durchführung. Hrsg.: Felix Müller, Verband deutscher Konsumgenossenschaften, Berlin 1958

Literatur

  • Steffen Kachel: Ein rot-roter Sonderweg? Sozialdemokraten und Kommunisten in Thüringen 1919 bis 1949. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe Band 29, ISBN 978-3-412-20544-7, S. 546
  • Thomas Horstmann: Logik der Willkür: die Zentrale Kommission für Staatliche Kontrolle in der SBZ/DDR von 1948 bis 1958, 2002, ISBN 3412074012, Online

Einzelnachweise

  1. Petra Weber: Justiz und Diktatur: Justizverwaltung und politische Strafjustiz in Thüringen 1945-1961, 2000, ISBN 3486564633, Seite 211, Online
  2. Petra Weber: Justiz und Diktatur, Seite 220 ff.
  3. Petra Weber: Justiz und Diktatur, Seite 184 ff.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Eberling — ist der Name folgender Personen: Franzjosef Eberling (* 1931), Heilmasseur Hans Eberling (1905–1982), deutscher Holzbildhauer, SAJ Funktionär, Parteisekretär (SPD), Gewerkschaftssekretär (FDGB) und Parteisekretär (SED) Ludwig Eberling (1823–1898) …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Eberling — (* 11. März 1905 in Weimar; † 25. Januar 1982 in Gera) war ein deutscher Holzbildhauer, SAJ Funktionär, Parteisekretär (SPD), Gewerkschaftssekretär (FDGB) und Parteisekretär (SED). Leben Eberling entstammte gleich seinem älteren Bruder Willy… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Landtages (Land Thüringen) (7. Wahlperiode) — Diese Liste gibt einen Überblick über alle Mitglieder des Landtages des Landes Thüringen in der 7. Wahlperiode (1933). Am 5. März 1933 erfolgte die Wahl zum Reichstag, die Wahlbeteiligung betrug 90,10 %. Der siebente Thüringer Landtag wurde… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste Weimarer Persönlichkeiten — Hier sind alle Persönlichkeiten Weimars erfasst, deren Leben eng mit der Stadt verbunden ist. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Wagner (Politiker) — Fritz Wagner (* 12. Februar 1895 in Salzungen, Landkreis Meiningen; † 1966) war ein deutscher Maschinenschlosser, Reichsbanner Funktionär, Parteifunktionär (SPD/SED) und Landrat bzw. Vorsitzender des Rates des Kreises Meiningen. Leben Wagner… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Eb — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Speed skating at the 1972 Winter Olympics — The 1972 Winter Olympics Speed Skating resultsMen s events500 mFebruary 5, 1972 mdash; 38 competitors from 16 countries10,000 mFebruary 7, 1972 mdash; 24 competitors from 14 countries1,500 mFebruary 10, 1972 mdash; 31 competitors from 12… …   Wikipedia

  • Championnats du monde de course en ligne (canoë-kayak) 1970 — Infobox compétition sportive Championnats du monde de course en ligne 1970 Éditions 8es Lieu Copenhague  Danemark …   Wikipédia en Français

  • Hanna Kobylinski — (* 4. August 1907 in Berlin; † 24. Juli 1999 in Kopenhagen) war eine dänische Historikerin deutscher Herkunft. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Übersetzungen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”