Cicisbeo

Cicisbeo
Luigi Ponelato: Il Cicisbeo, Illustration zu Goldonis Werken Bd. 13, Venedig 1790

Der Cicisbeo ([t͡ʃit͡ʃizˈbɛo], ital. auch cavalier servente ‚dienender Kavalier‘) war im 18. und 19. Jahrhundert in Italien ein galanter Höfling, der der Dame des Hauses bei Abwesenheit des Hausherrn zu gesellschaftlichen Anlässen als Begleiter diente. Er entspricht in etwa dem spanischen cortejo; ein ähnlicher Begriff ist der aus dem Französischen entlehnte Galan.

Die etymologische Herkunft des Wortes ist unklar, Theorien verweisen auf eine onomatopoetische Wortbildung, die das Flüstern wiedergibt, sowie auf die Möglichkeit einer Entlehnung aus dem französischen chichebeau (‚schöne Kichererbse‘) oder zu frz. chiche (‚niedlich‘).

Namentlich in den Adelsfamilien von Genua, Nizza, Venedig, Florenz und Rom war diese Praxis weit verbreitet. Die Auswahl eines Cicisbeo folgte einem festgelegten Arrangement (cicisbeatura oder cicisbeismo), das erotische Beziehungen zwischen Dame und Diener verhindern sollte. Er wurde von der Familie der Dame aus dem Familien- oder engsten Freundeskreis erwählt und war auch Gegenstand von Eheverträgen. Der meist jüngere Cicisbeo musste ursprünglich ledig sein und durfte außerhalb des Cicisbeats keine anderen Beziehungen zu Frauen unterhalten. Auch Geistliche konnten diese Funktion ausfüllen.

Mit der Zeit gewann die Figur auch eine frivole Konnotation. Diente der Cicisbeo ursprünglich mehr als ‚Aufpasser‘ der Dame, fiel ihm bei erotischen Eskapaden eine Schlüsselrolle zu, zumal er die Dame uneingeschränkt und ohne Anmeldung in ihren Privatgemächern aufsuchen durfte. Auch eine sexuelle Beziehung zwischen Dame und Cicisbeo ließ sich so letztlich relativ problemlos führen.

Der Cicisbeo wurde in zahlreichen Rollen in der italienischen Commedia und der Opera buffa literarisch. Die bekannteste dürfte die Figur des Cherubino in Mozarts Le nozze di Figaro sein, ein später ‚Nachfahre‘ ist der Octavian in Richard StraussRosenkavalier. Weitere Beispiele für die Figur finden sich in den Werken Carlo Goldonis und Gioacchino Rossinis.

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  • cicisbeo — (n.) 1718, from It. cicisbeo the recognized gallant of a married woman. Perhaps from Fr. chiche beau, or from Venetian dialect cici the chattering of women (attested in 18c.) …   Etymology dictionary

  • cicisbeo — [si sis′bē ō΄] n. pl. cicisbeos [si sis′bēōz΄] [It] 1. the lover of a married woman: also It. cicisbeo [chē΄chēz bā′ō̂] n. 2. 3. cicisbei [chē΄chēzbā′ē] …   English World dictionary

  • Cicisbeo — Ci cis*be o, n.; pl. It. {Cicisbei}. [It.] 1. A professed admirer of a married woman; a dangler about women. [1913 Webster] 2. A knot of silk or ribbon attached to a fan, walking stick, etc. [Obs.] [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Cicisbeo — Cicisbēo (ital., spr. tschitschis ) oder Cavaliēre servénte, nach früherer ital. Sitte der erklärte Hausfreund, der eine verheiratete Dame in Gesellschaften etc. begleitete …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Cicisbeo — (Tschitschisbeo), nach (jetzt meist abgekommener) ital. Sitte der stete Begleiter einer verheiratheten Dame in Gesellschaften, zu öffentlichen Lustbarkeiten etc …   Herders Conversations-Lexikon

  • Cicisbeo — Cicisbeo,der:⇨Geliebte(I) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • cicisbeo — /tʃitʃi zbɛo/ s.m. [nome formato onomatopeicamente per esprimere il chiacchiericcio]. 1. (stor.) [nella società del sec. 18°, nobile che serviva galantemente una dama] ▶◀ cavalier servente. 2. (estens.) [giovane fatuo e leggero che fa il galante… …   Enciclopedia Italiana

  • Cicisbeo — Luigi Ponelato, Il cicisbeo, etching, 1790 …   Wikipedia

  • Cicisbeo — Ci|cis|beo 〈[tʃitʃis ] m.; od. s, s; veraltet〉 Hausfreund, Liebhaber [ital., „Begleiter u. Gesellschafter verheirateter Frauen“] * * * Ci|cis|beo [t̮ʃit̮ʃɪs be:o ], der; [s], s [ital. cicisbeo, viell. lautm.] (bildungsspr. verhüll.): ↑ Hausfreund …   Universal-Lexikon

  • cicisbeo — noun a) A knightly servant of a high born lady. Of course a cicisbeo is a normal enough figure in Alexandrian life, but things are going to become socially very boring for you if you go out with those two so much. b) A married womans lover; a… …   Wiktionary

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