Core Capital Quota

Core Capital Quota

Die Kernkapitalquote, teilweise auch unter der englischsprachigen Bezeichnung Core Capital Quota geläufig, ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl aus dem Bereich des Kreditwesens. Mit ihrer Hilfe kann die Kapitalstruktur von Bankinstituten analysiert werden.[1] Die Quote gibt den Anteil der durch Eigenmittel gedeckten, anrechnungspflichtigen risikotragenden Aktiva, insbesondere Kredite, an.

Inhaltsverzeichnis

Werte

Die Kernkapitalquote kann theoretisch zwischen 0% und 100% liegen. Praktisch kommen jedoch Werte zwischen 4% und 20% vor.

  • Aus § 10 Abs. 2b Satz 2 KWG lässt sich mittelbar eine Kernkapitalquote mindestens von 4 % ableiten, da das Ergänzungskapital die Höhe des Kernkapitals nicht überschreiten darf. Erst wenn die Kernkapitalquote mindestens 4,4 % der Risikoaktiva beträgt, darf ein Kreditinstitut Neubewertungsreserven beim Ergänzungskapital geltend machen.
  • mind. 4%: Gemäß den Bestimmungen des österreichischen BWG (basierend auf Basel I) ist eine Kernkapitalquote von mindestens 4% erforderlich.[2]
  • unter 5%: Bei Kernkapitalquoten unter fünf Prozent wird die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Allgemeinen aktiv werden.
  • über 7%: Eine Quote von mindestens sieben Prozent gilt als Indikator für eine gesunde Bankbilanz.
  • In Großbritannien ist den Banken seit der Finanzmarktkrise eine Quote von 9 % vorgeschrieben. Wird diese nicht erreicht, muss Geld aus dem staatlichen Rettungspaket bezogen werden, womit auch eine entsprechende Staatsbeteiligung verbunden ist[3].

Berechnungsgrundlagen

Es gibt verschiedene Arten der Berechnung der für die Kernkapitalquote relevanten Eigenmittel ("Tier-Aggregate"), die in den Jahresabschlüssen der Kreditinstitute angegeben werden müssen (engl. "tier", Rang).

Tier–1-Kapital (Kernkapital): Stammkapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Eigene Aktien im Bestand, als Verpflichtung zum Erwerb eigener Aktien ausgewiesenes Eigenkapital, Anpassungen aus der Währungsumrechnung, Minderheitsanteile, nicht kumulative Vorzugsaktien und Sonderposten für allgemeine Bankrisiken. Vom Tier-1-Kapital vollständig abzuziehen sind unter anderem der Goodwill und sonstige immaterielle Vermögenswerte. Die Summe hieraus wird ins Verhältnis gesetzt zu den risikotragenden Aktiva. Der sich hieraus ergebende Prozentsatz ist die Kernkapitalquote.

Nicht zum Kernkapital gehören die weiteren Tier-Aggregate: Tier–2-Kapital (Ergänzungskapital): Unrealisierte Gewinne aus notierten Wertpapieren, sonstige Wertberichtigungen für inhärente Risiken, kumulative Vorzugsaktien, anrechenbare nachrangige Verbindlichkeiten. Vom Tier-2-Kapital abzuziehen sind die in § 10 Absatz 6 und § 10 Absatz 6a KWG in Verbindung mit § 10a KWG erwähnten Positionen.

Tier-3-Kapital (Drittrangmittel): Als Drittrangmittel werden kurz-bis mittelfristige nachrangige Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit von mindestens zwei, aber weniger als fünf Jahren angerechnet. Diese dürfen nur zur Unterlegung der Anrechnungsbeträge von Marktrisikopositionen verwendet werden. Hinzugerechnet werden darf der anteilige Gewinn, der bei Glattstellung aller Handelsbuchpositionen entstünde (unrealisierter Handelsbuchgewinn).

Als Summe aller Tier-Aggregate ergibt sich das aufsichtsrechtliche Eigenkapital. Eine derartige Aufgliederung der verschiedenen "Tier-Aggregate" veranschaulicht z.B. der Jahresabschluss 2007 der Deutschen Bank AG[4].

Hintergrund

Für Banken werden die vorhandenen bzw. benötigten Eigenmittel aufgrund der Eigenart der Geschäftstätigkeit abweichend von anderen Industrie–, aber auch Finanzwirtschaftsunternehmen wie bspw. Versicherungen ermittelt. Dabei werden die einzelnen Eigenkapitalpositionen in Bezug auf ihre Schuldendeckungsfähigkeit untergliedert und für eine weitergehende Analyse das Kernkapital, da es dauerhaft der Geschäftstätigkeit dient und die höchste Haftungsqualität aufweist, als Bemessungsgrundlage herangezogen.

Die "Tier-Aggregate" reflektieren eine Abstufung der Haftungsqualität. Im Kernkapital des Tier-1 sind diejenigen Eigenkapitalpositionen enthalten, die höchste Haftungspriorität aufweisen. Hingegen sind Drittrangmittel wie nachrangige Verbindlichkeiten (die formal schon als Verbindlichkeiten, und eben nicht als Eigenkapital, auszuweisen sind) erst dann als Eigenmittel zu klassifizieren, wenn die Tier-1-Positionen zur Befriedigung der (nicht nachrangingen) Gläubiger nicht ausreichen. Aus diesem Grunde wird bei Analysen konservativ stärker auf das Tier-1-Kapital fokussiert.

Zur Bestimmung der Kernkapitalquote wird das so ermittelte Kernkapital ins Verhältnis zu den risikotragenden Aktiva des Kreditinstituts, insbesondere den gewährten Krediten, gesetzt[1]. Je höher der hieraus ermittelte Wert ist, desto größer ist der Anteil des durch Eigenkapital gedeckten Kreditvolumens. Dies bedeutet, dass bei einer Kernkapitalquote von z.B. 7 % innerhalb eines Geschäftsjahres insgesamt 7 % der risikotragenden Aktiva ausfallen müssten, bevor das haftende Eigenkapital des betroffenen Kreditinstituts vollständig aufgezehrt ist und somit akute Insolvenzgefahr bestünde. Daraus kann gefolgert werden, dass einem Kreditinstitut bei hoher Kernkapitalquote eine vergleichsweise geringe eigene Insolvenzgefahr droht, wenn es zu größeren Kreditausfällen kommen sollte.

Einzelnachweise

  1. a b „Kernkapitalquote“ – Eintrag im Börsenlexikon der ARD (abgerufen am 23. Oktober 2008)
  2. Bank Austria Glossar Kapitalquote (abgerufen am 31. Oktober 2008)
  3. Hannoversche Allgemeine, gesichtet am 19. Januar 2009
  4. Geschäftsbericht 2007 der Deutsche Bank AG, abgerufen am 7. Januar 2009

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kernkapitalquote — Die Kernkapitalquote, auch Core Capital Quota oder Tier 1 Ratings, ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl aus dem Bereich des Kreditwesens. Die Quote gibt den Anteil der durch Eigenmittel gedeckten, anrechnungspflichtigen risikotragenden… …   Deutsch Wikipedia

  • United States — a republic in the N Western Hemisphere comprising 48 conterminous states, the District of Columbia, and Alaska in North America, and Hawaii in the N Pacific. 267,954,767; conterminous United States, 3,022,387 sq. mi. (7,827,982 sq. km); with… …   Universalium

  • UNITED STATES OF AMERICA — UNITED STATES OF AMERICA, country in N. America. This article is arranged according to the following outline: introduction Colonial Era, 1654–1776 Early National Period, 1776–1820 German Jewish Period, 1820–1880 East European Jewish Period,… …   Encyclopedia of Judaism

  • china — /chuy neuh/, n. 1. a translucent ceramic material, biscuit fired at a high temperature, its glaze fired at a low temperature. 2. any porcelain ware. 3. plates, cups, saucers, etc., collectively. 4. figurines made of porcelain or ceramic material …   Universalium

  • China — /chuy neuh/, n. 1. People s Republic of, a country in E Asia. 1,221,591,778; 3,691,502 sq. mi. (9,560,990 sq. km). Cap.: Beijing. 2. Republic of. Also called Nationalist China. a republic consisting mainly of the island of Taiwan off the SE coast …   Universalium

  • Business and Industry Review — ▪ 1999 Introduction Overview        Annual Average Rates of Growth of Manufacturing Output, 1980 97, Table Pattern of Output, 1994 97, Table Index Numbers of Production, Employment, and Productivity in Manufacturing Industries, Table (For Annual… …   Universalium

  • ECONOMIC AFFAIRS — THE PRE MANDATE (LATE OTTOMAN) PERIOD Geography and Borders In September 1923 a new political entity was formally recognized by the international community. Palestine, or Ereẓ Israel as Jews have continued to refer to it for 2,000 years,… …   Encyclopedia of Judaism

  • France — /frans, frahns/; Fr. /frddahonns/, n. 1. Anatole /ann nann tawl /, (Jacques Anatole Thibault), 1844 1924, French novelist and essayist: Nobel prize 1921. 2. a republic in W Europe. 58,470,421; 212,736 sq. mi. (550,985 sq. km). Cap.: Paris. 3.… …   Universalium

  • Economic Affairs — ▪ 2006 Introduction In 2005 rising U.S. deficits, tight monetary policies, and higher oil prices triggered by hurricane damage in the Gulf of Mexico were moderating influences on the world economy and on U.S. stock markets, but some other… …   Universalium

  • international trade — Introduction       economic transactions that are made between countries. Among the items commonly traded are consumer goods, such as television sets and clothing; capital goods, such as machinery; and raw materials and food. Other transactions… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”