Crantzius

Crantzius
Albert Krantz

Albert Krantz, auch Alberti Crantzii, Crantz, Crantzius, (* um 1448 in Hamburg; † 7. Dezember 1517 in Hamburg), war ein Gelehrter und Geistlicher sowie Syndikus und Diplomat im Auftrag der Hansestädte Lübeck und Hamburg.

Krantz, Sohn von Eggert Krantz, bezog nach dem Besuch der Hamburger Domschule 1463 die Universität Rostock (1465 Baccalaureus, 1467 Magister, 1480 Professor, 1481-86 Dekan der Artistenfakultät) und wurde 1482 dort zum Rektor gewählt.

1486-91 trat Krantz als Syndikus in lübische Dienste (wohl wegen des Rostocker Domstreits). 1491 ging Krantz nach Mainz (Doktorgrad im Kanonischen Recht) und beendete 1493 in Perugia sein Studium (Dr. theol.).

Seit Mai 1493 lector primarius am Hamburger Dom, gleichzeitig als Syndikus für Lübeck, Hamburg und Beauftragter der Hanse tätig, verfasste er in den folgenden Jahren philosophische und theologische Schriften. Der Streit des Rates mit dem Domkapitel in Hamburg unterbrach seine diplomatische Tätigkeit, ebenso bedingte das Interdikt eine Pause in der Lektur, die Krantz zur Abfassung einer umfassenden Geschichte des norddeutsch-hansischen Gesamtraumes in sechs Büchern nutzte (1500-02, mit Nachträgen bis 1504/09). 1503 vermittelte er gemeinsam mit dem Schleswiger Herzog Friedrich unter Leitung des Bischofs und päpstlichen Gesandten Raimund Peraudi den Vertrag zwischen den mit Sten Sture d. Ä. verbündeten sechs wendischen Städten unter Führung Lübecks und Johann I. von Dänemark.

Die postum gedruckten Werke »Wandalia« (Köln 1519), »Saxonia« (Köln 1520), »Chronica regnorum aquilonarium [Dania, Suecia, Norvagia]« (dt. 1545, lat. Straßburg 1546) und »Metropolis« (Basel 1548) vereinen die Betrachtungsweise des überlegenen hansischen Diplomaten, des durch italienische Vorbilder geprägten Humanisten sowie des reformwilligen, aber konservativen Theologen. Auch nach der Wahl zum Domdekan in Hamburg 1508 amtete Krantz dort als Syndikus bis zu seinem Tod.

Besondere Bedeutung hat sein historisches Werk als "Geschichtsschreiber des Nordens", der Geschichte Niedersachsens, Skandinaviens und Osteuropas, insbesondere deren Kirchengeschichte und der Geschichte der Wenden.

Werke:

Titelblatt des "Wandalia"-Drucks von 1636
  • »Wandalia« (Köln 1519): "Des Fürtrefflichen Hochgelahrten Herrn Albert Crantzii Wandalia. Oder: Beschreibung Wendischer Geschicht: Darinnen der Wenden eigentlicher Vrspuung mancherley Völcker vnd vielfaltige Verwandlungen ... Daraus was sol wol in ... Königreichen ... Wendischer vnd anderer Nationen in Dennemarcken/ Schweden/ Polen/ Vngarn/ Böhemen/ Oesterreich/ Mährern/ Schlesien/ Brandenburg/ Preussen/ Reussen/ Lieffland/ Pommern/ Mecklenburg/ Holstein" (Lübeck: Junge, 1636)
  • »Saxonia« (Köln 1520): "Weitleufftige, fleissige und richtige Beschreibung der Ankunfft, Sitten, Regiment, Religion, Policeyen, Kriegen ... und allerley Geschichten ... der Sachsen, so sich etliche hundert jahr vor Christi geburt und fol_ bis 1504 zugetragen" (Leipzig 1582).
  • »Chronica regnorum aquilonarium [Dania, Suecia, Norvagia]« (dt. 1545, lat. Straßburg 1546): "Dennmärckische, Swedische vnd [und] Norwägische Chronica / Durch den hochberhümpten Albertum Krantzium von Hamburg ... bitz vff die jarzal Christi M.D.iiij beschriben. Newlich durch Henrich von Eppendorff verteütscht" (Straßburg 1545)
  • »Metropolis« (Basel 1548): "Metropolis seu episcoporum in viginti dioecesibus Saxoniae catalogus usque ad annum 1585 deducta" (Straßburg 1585)

Literatur

  • Ulrich Andermann: Albert Krantz. Wissenschaft und Historiographie um 1500. Weimar 1999, ISBN 3-7400-1103-3.
  • Lexikon des Mittelalters, Band 5 (Stuttgart 1999), Spalte 1475.
  • Heinrich Reincke: Albert Krantz als Geschichtsforscher und Geschichtsschreiber. In: Festschrift der Hamburgischen Universität ihrem Ehrenrektor Herrn Bürgermeister Werner von Melle zum 80. Geburtstag am 18. Oktober 1933 dargebracht. Hamburg 1933, S. 111–147.
  • Heinz Stoob: Albert Krantz (1448–1517). Ein Gelehrter, Geistlicher und hansischer Syndicus zwischen den Zeiten. In: Hansische Geschichtsblätter 100, 1982, S. 87–109.

Weblinks


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