Cricetus cricetus

Cricetus cricetus
Feldhamster

Feldhamster (Cricetus cricetus)

Systematik
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Wühler (Cricetidae)
Unterfamilie: Hamster (Cricetinae)
Gattung: Großhamster (Cricetus)
Art: Feldhamster
Wissenschaftlicher Name
Cricetus cricetus
(Linnaeus, 1758)
Feldhamster auf einer Berliner Wohlfahrtsbriefmarke von 1967

Der Feldhamster (Cricetus cricetus), auch Europäischer Hamster genannt, ist ein Nagetier (Rodentia) aus der Familie der Wühler (Cricetidae) und der Unterfamilie der Hamster (Cricetinae).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Feldhamster erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 20 bis 34 Zentimeter, wozu noch ein 4 bis 6 Zentimeter langer, beinahe haarloser Schwanz kommt. Das Gewicht ausgewachsener Tiere variiert zwischen 200 und 650 Gramm. Männchen sind meist größer und schwerer als Weibchen. Die Fellfärbung ist variabel: die häufigste Form ist eine gelbbraune Oberseite und eine dunkle, fast schwarze Unterseite. An den Flanken befinden sich mehrere weiße Flecken, auf der Wange, vor und hinter den Vorderbeinen. Die Region um die Schnauze und um die Augen ist rötlichbraun gefärbt, die Füße und die Nasenspitze sind wiederum weiß. Daneben gibt es aber auch melanistische (fast gänzlich schwarze) und auffallend helle Feldhamster. Wie alle Hamster haben sie gut entwickelte Backentaschen, die Füße sind breit und mit gut entwickelten Krallen versehen.

Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet der Feldhamster reicht von Belgien über Mittel- und Osteuropa bis in die russische Altairegion und das nordwestliche China. Ursprünglich war der Feldhamster in den Steppen Osteuropas beheimatet und breitete sich im Zuge der Landwirtschaftsintensivierung nach Westeuropa aus. Archäologen fanden 2000 Jahre alte Hamsterskelette im Rhein-Neckar-Raum.

Lebensweise

Sie sind typische Bodenbewohner und kommen fast nur in Löss- und Lehmboden vor. Sie stellen tiefe, verzweigte Erdbaue her, die eine Wohn- und eine Vorratskammer enthalten, beide im Winterbau bis zu einen Meter tief. Die Baue der immer einzeln lebenden Männchen sind in der Regel kleiner. Typisch für jeden Hamsterbau sind senkrechte Fallröhren und meist zwei bis drei flach verlaufende Eingänge. Durch ihre wühlende Tätigkeit als Scharrgräber bzw. durch die Tatsache, dass sie unter der Bodenoberfläche Humus akkumulieren, haben sie einen gewissen Anteil an der Bildung von Schwarzerden. - Die auffallende Gegenfärbung (Rücken heller als Bauch!) ist plausibel dadurch erklärt, dass ein Hamster, wenn er nicht mehr fliehen kann, sich zur Verteidigung aufrichtet: die schwarze Bauchseite imitiert das Maul eines größeren Raubtieres mit den vier weißen Pfoten als „Fangzähne“!

Bevorzugte Nahrung des Hamsters sind Körner- und Hülsenfrüchte, Klee, Kartoffeln, Rüben und Mais, manchmal trägt er bis zu fünf Kilogramm Körnervorrat in seine Vorratskammer; um den Winter in seinem Bau zu überstehen, benötigt ein Hamster mindestens 2 kg Nahrung. Feldhamster neigen zu Kannibalismus; Gründe dafür können Nahrungsmangel oder Überpopulation sein.

Der Feldhamster ist ein hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiver territorialer Einzelgänger. Jedes Tier besitzt einen eigenen Bau, den es gegen Artgenossen verteidigt. Nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf (in Braunschweig Ende April bis Anfang Mai) beginnt er mit der Anlage oder Ausbesserung der Sommerbaue, deren Gänge und Kammern meist weniger als einen Meter unter der Erdoberfläche liegen. Bald darauf beginnt die bis August andauernde Paarungszeit.

Feldhamster und Menschen

Ihr Vorkommen beschränkt sich in Mitteleuropa auf bewirtschaftete Feldflächen und deren Randzonen. Feldhamster waren noch bis Mitte der 1970er Jahre so häufig, dass Prämien für gefangene oder getötete Tiere ausgesetzt wurden (zur Verwertung der Felle siehe auch Hamsterfell).

1801 schreibt Gerhard Heinrich Buse dazu in „Das Ganze der Handlung“, I. Theil, IV. Band:

Man fängt sie theils im Frühjahre, wenn sie kaum aus ihrem Winteraufenthalte hervorgekommen sind, weil da ihre Bälge am schönsten sind, in Fallen, oder in Töpfen, die man in die Erde eingräbt, theils im Herbst, durch das Ausgraben, welches von den sogenannten Hamstergräbern geschieht, die eine Zeitlang ihre Nahrung davon haben. Die Obrigkeit hat aber nöthig, auf diese Leute ein wachsames Auge zu haben, indem sie oft nur das Getreide aus den Magazinen der Hamster wegnehmen, und die Hamster laufen lassen, um das folgende Jahr wieder erndten zu können, wo sie nicht gesäet haben.[1]

Dies hat sich durch die industrielle Feldbewirtschaftung geändert; die Art ist heute in weiten Teilen Deutschlands vom Aussterben bedroht. Inzwischen gibt es, etwa im Elsass, den Niederlanden oder in Deutschland, Programme zur Züchtung und Auswilderung von Feldhamstern.

Einzelnachweise

  1. Paul Schöps/Kurt Häse/Fritz Schmitz: Der Hamster, in: Das Pelzgewerbe. Schriften für Pelzkunde und Pelzindustrie, 7, 1956, Heft 1, S. 15

Weblinks


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