DWW Woolworth Deutschland

DWW Woolworth Deutschland
DWW Woolworth Deutschland GmbH & Co. KG
Logo von Woolworth
Unternehmensform GmbH & Co. KG
Gründung 1927
Unternehmenssitz Frankfurt am Main
Unternehmensleitung

(Stefan Rohrer)[1][2]

  • Dieter Stukenbrok[3]
Mitarbeiter 11.000 (2008)[4]
Umsatz 900 Mio. Euro (2008)[4]
Produkte

Einzelhandel

Website

www.woolworth.de

Die DWW Woolworth Deutschland GmbH & Co. KG [ˈwʊlwɝːθ] ist eine Einzelhandelskette mit 330 Filialen in Deutschland und Österreich.[5] Mit seinem Angebot, das vor allem den Non-Food- und Drogeriebereich abdeckt – hauptsächlich Textilien, Haushaltsartikel, Schreibwaren, Spielwaren, Schuhe, Lederwaren sowie Süßwaren – möchte das Unternehmen vor allem preissensible Käufer ansprechen.[6]

Am 11. April 2009 reichte das Unternehmen beim Amtsgericht Frankfurt am Main einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ein.[7]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte in den USA

Franklin Winfield Woolworth wurde am 13. April 1852 geboren. Sein Leben verbrachte er auf der Farm seiner Eltern in Great Bend, New York. Durch verschiedene Jobs als Verkäufer und Lagerarbeiter landete er schließlich in einem Laden von Moore & Smith. Damals war es üblich, die Waren versteckt in Regalen zu lagern und erst auf Wunsch des Kunden zu holen und vorzulegen. Außerdem gab es kaum festgelegte Preise. Die Idee Woolworths war nun, viele Artikel zu einem festen Preis von fünf Cent offen auf Ladentischen zu präsentieren. Dies war eine neue und fast revolutionäre Idee im Bereich des Einzelhandels. Der Kunde konnte das gesamte Angebot überblicken, vergleichen und „anfassen“. 1879 wurde der erste Woolworth-Laden in Lancaster (Pennsylvania) eröffnet. Später wurde das Angebot um Zehn-Cent-Artikel ergänzt. Die Kette wurde so auch mit dem Namen „five-and-ten-cent-stores“ oder „five-and-dime-stores“ bezeichnet.

1886 wurde ein Gebäude zur zentralen Verwaltung in New York gebaut. 1905 wurde der mittlerweile große Konzern in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, das Kapital betrug damals zehn Millionen Dollar. 1909 wurde die F.W. Woolworth Co. Ltd. mit mehreren Partnern gegründet. Bis 1911 wurden weitere Partner eingebunden, und man hatte nun insgesamt 596 Läden in Betrieb. 1913 wurde mit dem Privatvermögen Woolworths das Woolworth Building in New York erbaut und die Bausumme von 13,5 Millionen Dollar in bar bezahlt. Am 8. April 1919 starb Frank Winfield Woolworth. Er vermachte sein Vermögen und die Mehrheit über das Unternehmen seiner Enkelin Barbara Hutton.

Obwohl Woolworth noch 1979 das größte Kaufhausunternehmen der Welt war, begann das Unternehmen in Schwierigkeiten zu geraten. 1997 wurden die letzten Kaufhäuser in den USA geschlossen, und es blieben nur Spartengeschäfte wie Foot Locker und andere übrig. Das Unternehmen benannte sich in Venator um. Wal-Mart, die auch einen Teil der ehemaligen Woolworth-Kaufhäuser übernommen hatten, nahmen den Platz von Woolworth im Dow-Jones-Index ein. 1999 benannte sich Venator in Foot Locker, Inc. um. Seit 1997 existieren somit Woolworth-Kaufhäuser ausschließlich außerhalb der USA und sind im Besitz unabhängiger regionaler Gesellschaften.

Musikalisch wurde Woolworth in einem Erfolg aus den 1930er Jahren „I Can’t Give You Anything But Love, Baby“ mit dem Satz „Diamond Bracelets Woolworth Doesn’t Sell“ und in dem Lied „I Found A Million Dollar Baby (In A Five and Ten Cent Store)“ von 1931 erwähnt. Auch durch Bryan Adams im Lied „summer of 69“ „I got my first real six-string bought it at the five-and-dime“.

Woolworth in Deutschland

Anzeige zur Eröffnung in Bremen am 28. Juli 1927
Woolworth-Gebäude in Sonneberg, 1929
Neueröffnung der Woolworth-Filiale am 6. Dezember 1990 in Halle (Saale). Das Gebäude war bereits 1933 im Besitz der Woolworth-Kette und wurde 1990 erneut bezogen.
Woolworth-Filiale in Berlin

1926 wurde die deutsche Tochtergesellschaft im Hotel Adlon in Berlin gegründet. Am 30. Juli 1927 wurde in Bremen das erste Kaufhaus von Woolworth in Deutschland eröffnet, auch hier wieder mit festen Preisen von 25 und 50 Pfennig und einer öffentlichen Warenpräsentation. Da ein Großteil der Bevölkerung mit der angelsächsischen Aussprache des Namens Probleme hatte bzw. hat, haben sich viele Spitznamen etabliert: „Die Woole“ (sprich: Wuhle), „Wohlwort“ bzw. „Wollwott“, „Wohlwors“ etc.

Lange Zeit betrieb Woolworth in Deutschland verschiedene Tochterunternehmen. Die bekanntesten sind hierbei Foot Locker und New Yorker. Darüber hinaus gab es noch Schmuckfachgeschäfte, die unter dem Namen Rubin auftraten. Heute agieren die noch existierenden Tochterunternehmen teils selbstständig, teils als Teil der ehemaligen amerikanischen Muttergesellschaft (zum Beispiel Foot Locker).

Im Jahre 1998 trennte sich die deutsche Tochtergesellschaft von der amerikanischen Muttergesellschaft, die mittlerweile nicht mehr existiert. In einem Management-Buy-out gründete man die „DWW Deutsche Woolworth GmbH & Co. OHG“ mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Getragen wurde diese von der Investorengruppe Electra Private Equity (heute Cognetas). Von Januar bis Oktober 2004 stellte man das Kassensystem und die IT-Infrastruktur um. Dadurch sollte eine effizientere und verbesserte Warenbestellung und besserer Service möglich sein. So werden zum Beispiel an den Kassen Touchscreen-Lösungen auf Linux-Basis eingesetzt.

Von März 2006 an testete das Unternehmen ein neues, modernisiertes Konzept. In Koblenz und in Frankfurt am Main (Leipziger Straße) eröffnete man sogenannte Concept-Stores, die sich durch eine komplett neue Einrichtung auszeichnen. Zentrales Element dieses Konzeptes sind die „Marktplätze“. Hierbei handelt es sich um Sonderflächen, auf denen spezielle Angebote und Werbeposten angeboten werden. Die Marktplätze heben sich durch eine gesonderte Decken- und Fußbodengestaltung optisch vom Rest des Ladens ab. Hierauf aufbauend baute man nach bestimmten Kriterien ausgewählte Filialen zu „Marktplatz-Filialen“ um. Als konsequente Weiterentwicklung des Konzeptes wurden dann Ende Oktober in Berlin zehn zu Marktplatz-Filialen umgebaute Läden wiedereröffnet. Um einen einheitlichen Werbeauftritt in allen Berliner Filialen zu gewährleisten wies man auch in den restlichen Filialen Sonderflächen als „Marktplätze“ aus.

Im Oktober 2007 hat Cerberus Capital Management gemeinsam mit Argyll Partners das Geschäft der Woolworth Deutschland übernommen. Cerberus übernimmt dabei etwa 100 in Eigenbesitz befindliche Woolworth-Immobilien, welche von Cerberus zurückvermietet werden sollen[8]; das operative Geschäft wurde von Argyll übernommen.

Ab März 2008 passte man die Filialen erneut an, um eine positive Umsatzentwicklung zu erwirken. Neben der Anpassung des Sortiments (drastische Reduzierung) und der Verbreiterung der Laufwege bestückte man alle Filialen mit Checkout-Kassen (Kassenstände mit automatischem Laufband).

Der Anfang März 2009 angetretene Manager Stefan Rohrer hat nach etwa fünf Wochen Anfang April 2009 sein Mandat bereits niedergelegt.[9]

Am 11. April 2009 reichte das Unternehmen einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Frankfurt am Main ein.[10] Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte man den Rechtsanwalt Ottmar Hermann, der auch vorläufiger Insolvenzverwalter beim Osnabrücker Karosseriebauer Wilhelm Karmann GmbH ist.[4]

Konzern

Im Jahre 2005 besaß die DWW 330 Läden in Deutschland und neun in Österreich. Diese gliedern sich in 202 Kaufhäuser und 128 „Minis“ mit geringerer Verkaufsfläche. Die Gesamtverkaufsfläche beträgt etwa 400.000 Quadratmeter. Der Umsatz der DWW betrug 2005 1,0 Milliarde Euro und im Geschäftsjahr 2008 nur noch 900 Millionen Euro.[4] Dieser teilt sich auf in 22 % im Food-Bereich, 36 % im Non-Food-Bereich und 42 % im Textilbereich. Die Logistik und Warenversorgung wird zentral im Distributioncenter in Bönen (Kreis Unna) durch die hundertprozentige Tochter „DW Logistics GmbH & Co. KG“ abgewickelt. Dieses wurde 1992 gebaut und bis 2002 weiterentwickelt. So findet heute eine zentrale Belieferung aller Läden von dort aus statt. Der Konzern beschäftigte 2005 etwa 14.600 Mitarbeiter und Ende 2008 noch knapp 11.000 Mitarbeiter.[4]

Woolworths in Großbritannien

Woolworths in Großbritannien ist ebenfalls eine ursprüngliche Gründung der amerikanischen Woolworth-Gruppe, deren erstes britisches Geschäft 1909 in Liverpool eröffnet wurde. Bereits 1982 trennte sich das britische Unternehmen von der amerikanischen Woolworth-Gruppe. Woolworths Group PLC war ein unabhängiger, börsennotierter Handelskonzern und beschäftigte fast 25.000 Mitarbeiter.

Kurz vor dem 100-jährigen Firmenjubiläum fiel Woolworths der Finanzkrise und der Konkurrenz zum Opfer. Am 26. November 2008 berichteten britische Medien unter Berufung auf Unternehmenskreise über die angemeldete Insolvenz des Unternehmens, nachdem ein letzter Rettungsversuch gescheitert war. Im ersten Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres (bis Ende August) veröffentlichte die Woolworths Group PLC einen Vorsteuerverlust von 99,7 Millionen Pfund. Die Schulden belaufen sich aktuell auf 385 Millionen Pfund (etwa 410 Millionen Euro, Wechselkurs Dezember 2008). Nachdem die Suche nach einem Käufer gescheitert war, wurde am 10. Dezember 2008 die Schließung der Kette angekündigt und der Räumungsverkauf in die Wege geleitet. Dieser Vorgang wurde Anfang Januar 2009 abgeschlossen.[11]

Die ehemalige Filialleiterin einer Woolworths-Filiale in Dorchester, Claire Robertson, führte ihren Laden mit dem neuen Namen Wellworth nach einigen Umbauten in Eigenregie weiter. Die Wiedereröffnung fand am 11. März 2009 statt. Dies wurde mit breitem Medieninteresse in Großbritannien verfolgt.[12]

Die deutsche Woolworth GmbH & Co. KG war von dieser Insolvenz vorerst nicht betroffen.

Quellen

  1. Woolworth - Stefan Rohrer wird neuer Chef Textilwirtschaft, 5. März 2009
  2. Financial Times Deutschland - Abgang nach vier Wochen: Neuer Woolworth Chef Rohrer schmeißt hin vom 3. April 2009
  3. Woolworth Impressum
  4. a b c d e Financial Times Deutschland - Finanzinvestor Tochter: Woolworth stellt Insolvenzantrag vom 14.April 2009
  5. Unternehmensprofil auf woolworth.de, abgerufen am 14. April 2009
  6. Zehn Kompetenzbereiche, woolworth.de, abgerufen am 14. April 2009
  7. Amtsgericht Frankfurt am Main - Vorläufige Verwaltung des Vermögens der DWW Woolworth Deutschland GmbH & Co. KG angeordnet. vom 14. April 2009 (PDF)
  8. http://afp.google.com/article/ALeqM5j7IxBbNmhqA8KrGB5f89ChoR4ZTg
  9. Financial Times Deutschland - Abgang nach vier Wochen: Neuer Woolworth Chef Rohrer schmeißt hin vom 2. April 2009
  10. spiegel.de, Woolworth meldet Insolvenz an
  11. BBC News: Bargains in closing Woolworths shops (27. Dezember 2008)
  12. Spiegel Online: Woolworth-Comeback Mrs. Robertson verzückt die Briten (14. März 2009

Weblinks


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