Dohrenkamp

Dohrenkamp
Jürgen von der Lippe nach einem Auftritt am 9. Juni 2008

Jürgen von der Lippe (* 8. Juni 1948 in Bad Salzuflen; bürgerlich Hans-Jürgen Dohrenkamp) ist ein deutscher Fernsehmoderator, Entertainer, Schauspieler und Komiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jürgen von der Lippe wuchs in Aachen auf, wo er das Kaiser-Karls-Gymnasium besuchte und katholischer Messdiener war. Er ist heute bekennender Agnostiker. Sein Vater war Barkeeper in einer Striptease-Bar. Von 1966 bis 1970 absolvierte von der Lippe die Offizierausbildung bei den Fernmeldern der Bundeswehr und verließ die Streitkräfte im Rang eines Leutnants. Ab 1970 studierte er in Aachen und ab 1972 in Berlin Germanistik, Philosophie und Linguistik, schloss das Studium aber nicht ab.

1976 gründete er unter anderem zusammen mit Hans Werner Olm die Gebrüder Blattschuss, denen er bis 1979 angehörte. Seit 1977 war er für den WDR-Hörfunk tätig.

Er war von 1986 bis 1988 in zweiter Ehe mit der Moderatorin Margarethe Schreinemakers verheiratet und lebt heute wieder mit seiner ersten Ehefrau Anne Dohrenkamp zusammen.

Künstlername

Sein Künstlername rührt angeblich daher, dass der Fluss Lippe in der Nähe seines Geburtsorts Bad Salzuflen entspringt, was aber ein geografischer Irrtum ist. Vielmehr hat Jürgen von der Lippe in einem Interview bemerkt, dass er den Namen gewählt habe, weil Journalisten damit viele Wortspiele bilden könnten.

Karriere

Fernsehen und Film

Seine Fernsehkarriere begann 1980 als „Hausmeister“ in dem von Marijke Amado und Frank Laufenberg moderierten WWF Club, in dem er bis 1984 bei 158 Folgen mitwirkte. Nach einigen mäßig erfolgreichen Produktionen gelang ihm ab 1984 der Durchbruch mit So isses, wovon bis 1989 56 Live-Sendungen produziert wurden. Seit 1986 moderierte er außerdem für die ARD die erfolgreiche Spielshow Donnerlippchen. 1989 etablierte er für 12 Jahre mit Geld oder Liebe eine der letzten erfolgreichen Samstagabend-Shows im deutschen Fernsehen. Von 1995 bis 2000 moderierte er die Überraschungstalkshow Wat is? im Ersten, sowie 2000 die Neuauflage Wat is? – Jetzt neu!. Dazwischen machte er noch einige Shows und Comedysendungen sowie die Ausstrahlung seines Bühnenprogramms für das öffentlich-rechtliche Fernsehen und seit 2000 ist er auch für private Sender tätig. Im Frühjahr 2004 spielte er die Hauptrolle als Pfarrer Erdmann in der Comedyserie Der Heiland auf dem Eiland auf RTL. Die erfolgreiche erste Staffel enthielt sechs Folgen. Ab dem 23. Februar 2005 lief die zweite Staffel, diesmal mit 8 Folgen. Bereits in der Komödie Nich’ mit Leo spielte Jürgen von der Lippe bei einer Dreifachrolle einen katholischen Pfarrer, einen Bordellchef und einen Fremdenlegionär. Seit 2006 ist er gelegentlich in der Comedyserie Schillerstraße zu sehen, in der er den Vater von Cordula Stratmann spielt. Außerdem moderiert er auf Sat.1 die Comedyshow Die Meister der Comedy und den Comedy Jahresrückblick Wer zuletzt lacht!. Von 2006 bis 2007 moderierte von der Lippe die Show Extreme Activity auf ProSieben. Seit 2003 werden jedes Jahr Folgen der von ihm moderierten Sendung Was liest du? im WDR Fernsehen ausgestrahlt. In jeder Sendung begrüßt Jürgen von der Lippe einen prominenten Gast und jeder stellt ein komisches Buch vor. Seit 2008 ist er auf Comedy Central mit der Sendung Frag den Lippe und im MDR Fernsehen mit Frei von der Lippe zu sehen.

Gesang

Er war 1976 Mitbegründer der Gebrüder Blattschuss, mit denen er den Hit Kreuzberger Nächte hatte. 1979 verließ er die Gruppe. Seit dem ist er als Solomusiker mit meist humoristischen Liedern aktiv. Sein größter musikalischer Erfolg war bisher Guten Morgen, liebe Sorgen, der im Juli und August 1987 in der ZDF-Hitparade Platz eins einnahm.

Bühnenprogramme

In seinen zahlreichen auch auf Ton- und Bildträgern herausgebrachten Bühnenprogrammen seziert von der Lippe Merkwürdigkeiten und Begebenheiten des Alltags und nimmt diese auf die Schippe, wobei er vor allem die ihn kennzeichnenden Hawaiihemden trägt. Dabei nutzt er oft die Gegebenheiten der deutschen Sprache mit ihren vielen Fremdwörtern und Synonymen.

Hauptthematiken seiner Programme sind die Ehe, die Beziehung zwischen Mann und Frau, Verhaltensweisen von Menschen in bestimmten Situationen und als autobiographisch dargebotene fiktive Szenen aus seiner Kinder- und Jugendzeit (meist mit dem Kernthema Udo Lohmeier – seinem erfundenen Erzfeind aus frühen Tagen). Das Grundthema eines jeden Programms zieht sich meist wie ein roter Faden durch die Aufführung und hakt in nahezu jede Darbietung ein. Auf Tourneen variiert von der Lippe auch gern den Inhalt seiner Bühnenshows und bringt teilweise auch aktuelle Geschehnisse mit ein.

Als so genannter Running Gag erwiesen sich im Laufe der Jahre von der Lippes Parodien bekannter deutscher Persönlichkeiten aus dem Showgeschäft, vor allem die von Udo Lindenberg, Peter Maffay und Helge Schneider. Eine Parodie auf Kosten von Peter Maffay führte zeitweise zu einer Verärgerung des Sängers (durch ein Wortspiel wurde aus dem Rumänen eine Muräne).

Figuren

Im Laufe seiner Karriere erfand er auch etliche Kunstfiguren, welche immer wieder in Monologen und Liedern auftauchen und von ihm auf der Bühne in jeweiligen Kostümen auch selbst dargestellt werden. Dazu zählen:

Hochwürden

Die Karikatur eines (katholischen) Geistlichen, der sich mit kindlicher Naivität Gedanken über den Sinn menschlicher Verhaltensweisen (meist sexueller Hinsicht) macht und seinen als Predigt gedachten Vortrag stets mit „Meine lieben Schafe …“ (und dem dazu obligatorisch folgenden Schafblöken vom Band) beginnt.

Hubert Lippenblüter

Diese Figur ist Postbeamter in einer mittleren Kleinstadt im Sauerland, die von der Lippe in der entsprechenden Mundart darstellt. Lippenblüter wird stets als „der letzte Junggeselle des Sauerlandes“ beschrieben, der sich der Avancen diverser Damen seiner Umgebung erwehren muss. Seine besten Freunde sind Willi Husemann (Husemann's Willi), der Betreiber eines lokalen Sportgeschäftes, und die Lehrerin Fräulein Liesenkötter, zu der Lippenblüter ein gespaltenes Verhältnis pflegt. Obwohl beide eigentlich wollen, kommen die leicht emanzipierte Erzieherin und der leicht tollpatschige Sofapatriarch nie auf einen Nenner. Schauplatz der meisten Geschehnisse ist die Stammkneipe aller, der „Kühle Grund“. Seine Schilderungen beendet Hubert stets mit „In diesem Sinne!“.

Da Lippenblüter in den Bühnenprogrammen nur spärlich auftritt, hat von der Lippe dessen weitere Abenteuer in einem Buch „In diesem Sinne, Ihr Hubert Lippenblüter – Erlebnisse eines Junggesellen“ verarbeitet.

Kalle

Die Figur des Kalle ist eine Mischung aus Prolet, Heavy-Metal-Fan und resozialisiertem Knacki mit einem in die Selbstjustiz tangierendem Hang zur Gewalttätigkeit. Er stammt sprachlich aus dem Berliner Raum und beginnt seinen Vortrag immer mit „Laff änd pies, wa?!“ (Love & Peace). Kalle dient von der Lippe meist als Ventil für den harten und schwarzen Humor, der unter die Gürtellinie zielt.

Alben

  • 1977: Sing was Süßes
  • 1978: Nicht am Bär packen!
  • 1979: Extra Drei
  • 1980: Zwischen allen Stühlen
  • 1982: Kenn'Se den?
  • 1983: Ein Mann Show
  • 1985: Teuflisch gut! (LP-Titel; als CD veröffentlicht unter Man kann nicht immer Sieger sein)
  • 1987: Guten Morgen, Liebe Sorgen
  • 1989: Is was
  • 1990: Humor ist Humor
  • 1992: König der City
  • 1995: Der Blumenmann
  • 1998: Männer, Frauen, Vegetarier
  • 1999: Die andere Seite
  • 2001: Große Männer (Best-Of-Sampler)
  • 2001: So bin ich
  • 2004: Alles was ich liebe
  • 2006: Man kann nicht immer Sieger sein (von Convoy - Karussell)
  • 2008: Das Beste aus 30 Jahren

Fernsehsendungen

  • 1980–1984: WWF Club (WDR Fernsehen, 158 Folgen)
  • 1981: Von Mey bis Meinecke (Show, Das Erste)
  • 1983–1984: Showstart (Show, Das Erste, 3 Folgen)
  • 1983: Netter geht’s nicht (Show, Das Erste)
  • 1983: Voll ins Leben (WDR Fernsehen, 3 Folgen)
  • 1984–1989: So isses (WDR Fernsehen, 56 Sendungen)
  • 1985, 1987: Die Goldene Eins (Das Erste, 20 Folgen)
  • 1986–1988: Donnerlippchen (Spielshow, Das Erste, 15 Folgen)
  • 1988: In diesem Sinne – Ihr Jürgen von der Lippe (Bühnenprogramm, Das Erste, 2 Folgen)
  • 1989–2001: Geld oder Liebe (Spielshow, Das Erste, 90 Folgen)
  • 1992: Hast Du Worte (Spielshow, WDR Fernsehen, 23 Folgen)
  • 1992–1994: Lippes Lachmix (Comedy, WDR Fernsehen, 8 Folgen und 4 Specials)
  • 1995–1997: Lippes Lachmix live (Comedy, SFB1/WDR Fernsehen, 6 Folgen und 3 Specials)
  • 1995–2000: Wat is? (Überraschungstalkshow, WDR Fernsehen/Das Erste, 188 Folgen)
  • 1997: Der Blumenmann (Bühnenprogramm, Das Erste, 2 Folgen)
  • 2000: Männer. Frauen. Vegetarier (Bühnenprogramm, Sat.1)
  • 2000: Ja uff erstmal … – Winnetou unter Comedy-Geiern – WDR „Lange Nacht“ im WDR Fernsehen und Rundfunk. Prominente Comedians lesen Winnetou
  • 2001: Blind Dinner (Talk- & Spielshow, Sat.1, 2 Folgen)
  • 2001–2005: Wer zuletzt lacht (Comedy-Jahresrückblick, Sat.1)
  • 2002: Hart & Heftig (Comedy, Sat.1, 2 Folgen)
  • seit 2003: Was liest du? (Literarische Comedy, WDR Fernsehen)
  • 2003: Jetzt ist Kachelamm dran (Talkshow, MDR Fernsehen)
  • 2004–2005: Der Heiland auf dem Eiland (Sitcom, RTL, 14 Folgen)
  • 2004: Lippe blöfft (Spielshow, Das Erste, 3 Folgen)
  • 2005: Wat is? – Jetzt neu! (5 Folgen)
  • seit 2006: Schillerstraße (Improvistations-Comedy, Sat.1)
  • seit 2006: Die Meister der Comedy (Comedyshow, Sat.1)
  • 2006–2007: Extreme Activity (Spielshow, ProSieben)
  • 2007: Alles, was ich liebe (Bühnenprogramm, Sat.1, 3 Folgen)
  • 2008: Frage den Lippe (Panel Show auf Comedy Central)
  • 2008: Frei von der Lippe (Show um die deutsche Sprache im MDR-Fernsehen)
  • 2009: In aller Freundschaft (Folge 428)

Filmografie

Auszeichnungen

Weblinks


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