Donau-Südstraße

Donau-Südstraße
Die römischen Provinzen und das römische Straßennetz ca. 150 n. Chr.

Die Donau-Südstraße war eine römische Militiär- und Fernstraße, die mittel- oder unmittelbar entlang der Donau von Günzburg nach Hüfingen führte. Sie verband unter anderem die Kastelle Nersingen, Burlafingen, Unterkirchberg, Rißtissen, Emerkingen und Ennetach und diente der rückwärtigen Absicherung der Kastelle. Mit der Verlegung der rätischen Nordgrenze gegen Ende des 1. Jahrhunderts auf die Schwäbische Alb und in den Neckarraum verlor die Donau-Südstraße wieder an Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Seit dem Ende des ersten Jahrhunderts vor Christi wurde die Nordgrenze des römischen Reiches in das rätische Siedlungsgebiet verschoben. Drusus Stiefsohn des Kaisers Augustus zog 15 v. Chr. mit einem Heer über den Brenner- und Reschenpass. Tiberius Adoptivsohn von Augustus und späterer Kaiser erreichte weiter westlich das Rheintal und den Bodensee. Noricum und Pannonien wurden unterworfen. Die Festlandgrenze des Reiches war um die Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christi nach Norden an die Donau verschoben. Noch weiter nördlich waren Caesar und seine Truppen schon im Jahre 54 v. Chr. in England gelandet. Dieser größere Zusammenhang blieb über die nächsten Jahrhunderte bestimmend für die spätere Kultur und Christianisierung des Donauraumes und Europas auf den Trümmern des untergegangenen römischen Reiches.

Domitian, der letzte Flavierkaiser forcierte die Errichtung des Limes. Der Limes war eine bauliche Kennzeichnung und Sicherung der Reichsgrenze, die sich nicht an Gewässern oder vergleichbaren geografischen Merkmalen orientierte. Um 90 n. Chr. wurde der nördlichste Punkt, das mittelfränkische Gunzenhausen erreicht. Antoninus Pius (138–161) vollendet den Limes. Kaiser Trajan (98–117 n. Chr.), unter dem das römische Reich seine größte Ausdehunung hatte, erhob Augusta Vindelicorum zur Hauptstadt Raetiens. Die Provinz wurde von einem legatus legionis (Procurator) aus dem Senatorenstand verwaltet. In den Jahren um 180 erfolgte die endgültige Verlegung der Legion Legio III Italica Concors. Kaiser Marcus Aurelius hob diese Legion um das Jahr 165 im Zuge der Markomannenkriege zur Verstärkung der Donaulegionen aus. Die Legion war noch um 170 in Dalmatien und anschließend bis Mitte des 5. Jahrhunderts n.Chr. in Raetien stationiert. Der Befehlshaber der Legion mit Sitz in Augsburg war seit 180 auch Statthalter der Provinz Rätien.

Straßennetz

Obere Donau

In diesem ganzen großen Zusammenhang war die Donau-Südtraße nur ein kleiner aber wichtiger Teil der römischen Präsenz nördlich der Alpen. Mit der Militärstraße wurde eine Alternative Strecke für die Verbindung der Städte Augsburg, (Augusta Vindelicum), Straßburg (Argentorate) über Rottweil (Arae Flavia) nach Mainz (Morgontiacum) geschaffen. Das bedeutete eine Ersparnis von 160 Marschkilometern für die römischen Legionen. Die ursprünglichen Strecke verlief von Augusta Vindelicum nach Bregenz (Brigantium) am Bodensee (Lacus Brigantinus) über Basel (Basilia) von dort den Rhein aufwärts nach Mainz. Schnurgerade verläuft die Straße von Günzburg aus am Rande des Donautales flussaufwärts. Sie umgeht fast vollständig die nähere Region der Stadt Ulm. Die Erbauer nahmen keine Rücksicht auf bestehende Siedlungen. Es stand das Bestreben dahinter die kürzeste Trasse auszuwählen. An der Straße gelegene Siedlungen wie Rißtissen verdanken ihre Existenz der Nähe zu dem dem Kastell Rißtissen. Bis Ende des ersten Jahrhunderts war die Donau-Südstraße eine reine Militärstraße. Der Ausbau der Kinzigtalstraße in den Jahren 73–74 n. Chr. von Straßburg über Rottweil an die Donau unter Vespasian unterstreicht aber nochmals ihre strategischen Stellung als direkte Rhein-Donautal-Straßenverbindung.

Der Altmeister der Römerforschung in Oberschwaben[1] Konrad Miller konnte hinsichtlich dem Verlauf von Militärstraßen in Oberschwaben nur lückenhaftes bieten. 1891 untersuchte er zusammen mit dem Geometer Denzel die Südstraße an einundzwanzig Stellen. Sie fanden einen 4,7–5,5 m breiten seitlich abgeböschten Straßenkörper mit einem Straßengraben an auf der linken und rechten Seite. Der Straßenkörper bestand aus einer 20–40 cm starken Steinlage aus örtlichem Kies. Außerhalb der Ortschaften lag die Straße in einem 14–21 m breiten Ödlandstreifen.[2] 1986 wurde die Donausüdstraße in bei Neu-Ulm und 1990 bei Unterfahlheim letztmals angeschnitten und untersucht. Eine sichere Beurteilung des Alters dieser Straßen ist schwierig, weil die Bauweise einfacher Schotterstraßen sich seit der Ankunft der Römer kaum verändert hat.

Literatur

  • Klee, Margot: Das frührömische Kastell Unterkirchberg. In: Museum Ulm (Hrsg.): Römer an Donau und Iller. Neue Forschungen und Funde. Thorbecke, Stuttgart 1996, S. 30–41.
  • Kreutle, Rainer: Römische Straßen im Ulmer Raum. In: Museum Ulm (Hrsg.): Römer an Donau und Iller. Neue Forschungen und Funde. Thorbecke, Stuttgart 1996, S. 117–123.
  • Schmid, H. & H. Eberhardt: Überlegungen zum Verlauf frührömischer Militärstraßen in Oberschwaben. In: LDA Baden-Württemberg (Herausg.): Archäologie im Umland der Heuneburg. Stuttgart 1999, S. 97–102.

Einzelnachweise

  1. * Schmid, H. & H. Eberhardt: Überlegungen zum Verlauf frührömischer Militärstraßen in Oberschwaben. In: LDA Baden-Württemberg (Herausg.): Archäologie im Umland der Heuneburg. Stuttgart 1999, S. 97
  2. Kreutle, Rainer: Römische Straßen im Ulmer Raum. In: Museum Ulm (Hrsg.): Römer an Donau und Iller. Neue Forschungen und Funde. Thorbecke, Stuttgart 1996, S. 120

Weblinks


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