Aeolosaurus

Aeolosaurus
Aeolosaurus
Zeitraum
spätes Campanium bis frühes Maastrichtium (Oberkreide)
83 bis 65 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Dinosaurier (Dinosauria)
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Sauropodomorpha
Sauropoda
Titanosauria
Aeolosaurus
Wissenschaftlicher Name
Aeolosaurus
Powell, 1987
Arten
  • Aeolosaurus rionegrinus (Typ)
  • Aeolosaurus colhuehuapensis (Casal et al., 2007)

Aeolosaurus ist eine Gattung sauropoder Dinosaurier aus der Gruppe der Titanosauria, die in der Oberkreide Südamerikas lebte. Fossilien stammen aus verschiedenen Fundorten in Argentinien und Brasilien[1] und können auf das späte Campanium bis frühe Maastrichtium datiert werden (vor etwa 83 bis 65 Millionen Jahren). Bisher sind zwei Arten beschrieben worden: Die Typusart Aeolosaurus rionegrinus sowie die erst 2007 beschriebene Art Aeolosaurus colhuehuapensis[2].[3] Manchmal wird Aeolosaurus zusammen mit Gondwanatitan in der Gruppe Aeolosaurini zusammengefasst.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Aeolosaurus war wie alle Sauropoden ein Pflanzenfresser mit langem Hals und Schwanz und erreichte eine geschätzte Länge von etwa 15 Metern[4]. Wie einige andere Titanosaurier wies Aeolosaurus Osteoderme (Hautknochenplatten) auf. Zwei Osteoderme wurden in Verbindung mit Aeolosaurus-Überresten in der Allen-Formation entdeckt – der besser erhaltene dieser beiden Fundstücke ist oval und misst 15 Zentimeter im Durchmesser[5]. Zwei weitere Osteoderme stammen aus einem Steinbruch der Marília-Formation, welcher auch die Knochen von Aeolosaurus barg, und können daher eventuell ebenfalls dieser Gattung zugeordnet werden. Während einer dieser Osteoderme oval ist, zeigt der andere eine D-Form und läuft nach oben hin spitz zu.[1] Osteoderme von Titanosauriern werden immer lediglich in wenigen Exemplaren aufgefunden[6]. Dies könnte darauf hindeuten, dass Titanosaurier nur wenige Osteoderme trugen und dass letztere somit – anders als früher angenommen – nicht der Verteidigung gegenüber Prädatoren dienten[7].

Diese Gattung lässt sich laut Upchurch und Kollegen (2004) durch folgende Merkmale von anderen Gattungen abgrenzen (Autapomorphien): So ist die obere (dorsale) Vorderkante der Dornfortsätze der mittleren Schwanzwirbel nach vorne hin erweitert und bildet somit einen Überhang über den vorderen Bereich der Wirbelkörper. Des Weiteren zeigt der Oberarmknochen (Humerus) eine deutliche knaufartige Erhebung am Deltopectoralkamm.[3] Die Präzygapophysen der Schwanzwirbel, mechanische Verbindungselemente der Wirbel, waren lang und zeigten sehr breite Verbindungsflächen[5].

Systematik

Die systematische Stellung innerhalb der Titanosauria ist umstritten. Anfangs wurde die Gattung als Verwandter von Titanosaurus innerhalb der Titanosaurinae eingeordnet[8] – dieser Name wird von vielen Forschern derzeit jedoch als ungültig betrachtet[9]. Upchurch und Kollegen (2004) klassifizieren Aeolosaurus innerhalb der Lithostrotia, die alle fortschrittlicheren Titanosaurier bis auf einige ursprüngliche Arten umfasst[3].

Von einigen Forschern werden Aeolosaurus und der nahe verwandte Gondwanatitan in einer eigenen Gruppe zusammengefasst – den Aeolosaurini.[10][2] Rinconsaurus wird gelegentlich ebenfalls innerhalb der Aeolosaurini eingeordnet[2]. Die Aeolosaurini lassen sich von anderen Titanosauriern unter anderem durch Wirbelbögen der mittleren Schwanzwirbel abgrenzen, die sich über die Vorderkante der Wirbelkörper hinaus nach vorne erstrecken[2].

Entdeckungsgeschichte und Namensgebung

Diese Gattung wurde 1987 von Jaime Powell erstmals wissenschaftlich beschrieben.[8] Powells Beschreibung basiert auf fragmentarischen Überresten aus der Angostura-Colorada-Formation der argentinischen Provinz Río Negro – sieben Halswirbeln, beiden teilweise erhaltenen Schulterblättern, beiden Oberarmknochen, fünf Mittelhandknochen, dem rechten Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) sowie einem Sprungbein (Astragalus).[3] Der Gattungsname Aeolosaurus („Aiolos' Echse“) weist auf den Gott der Winde der römischen und griechischen Mythologie, Aiolos (latinisiert Aeolus), was eine Anspielung auf die starken Winde in der Region Patagonien darstellt[11]. Das Artepitheton rionegrinus weist auf den Fundort hin.

In der Folgezeit wurden Aeolosaurus weitere Funde zugeschrieben. So ordneten Salgado und Coria (1993) dieser Gattung Fossilien aus dem unteren Schichtglied der Allen-Formation zu, die argentinische Paläontologen im Juni 1989 in der Salitral-Moreno-Fundstelle nahe bei General Roca in Río Negro entdeckten. Die Fossilien stammen aus mehreren Einzelfunden und schließen fünf Schwanzwirbel, Elle, Speiche (Radius), einen Mittelhandknochen, Schambein (Pubis), Sitzbein (Ischium) sowie zwei Osteoderme (Hautknochenplatten) mit ein. Salgado und Coria vermuten, dass diese Funde zu einer weiteren Art von Aeolosaurus gehören könnten, da sich die Schwanzwirbel durch kürzere und robustere Präzygapophysen sowie durch anders positionierte Postzygapophysen von der Typusart Aeolosaurus rionegrinus unterscheiden. Sie verzichteten aufgrund des lückenhaften Fossilberichts jedoch auf die Benennung einer neuen Art und bezeichneten die Funde als Aeolosaurus sp.[5]

Ein teilweises Skelett aus der Los-Alamitos-Formation, ebenfalls aus Río Negro, wurde von Salgado und Kollegen (1997) beschrieben und besteht aus vier Schwanzwirbeln, zwei Brustbeinen (Sternum), einem linken Oberarmknochen, zwei Mittelhandknochen, einem teilweisen linken Oberschenkelknochen, einem linken Schienbein, einem Wadenbein, einem Sprungbein sowie vier Mittelfußknochen; des Weiteren wurde eine Serie aus 15 Schwanzwirbeln entdeckt.[3]

In den Jahren 2000, 2001 und 2002 wurden Fossilien aus der Marília-Formation aus der Nähe von Uberaba in Brasilien der Gattung Aeolosaurus zugeschrieben. Im selben Steinbruch, der auch die Knochen barg, wurden Osteoderme gefunden, welche die zwei bereits bekannten Aeolosaurus-Osteoderme gleichen und somit ebenfalls Aeolosaurus gehören könnten.[12] Weitere Aeolosaurus-Fossilien aus der Marília-Formation wurden 2008 beschrieben. Diese Funde schließen ein rechtes Rabenbein (Coracoid), zwei Wirbelkörper, einen möglichen Zehenknochen sowie ein linkes Schienbein und weitere, nicht identifizierbare Fragmente mit ein. Da diese Knochen auf einer Fläche von nur zehn Quadratmetern gefunden wurden, könnten sie zu ein und demselben Individuum gehört haben.[1]

2007 wurde eine Serie von 21 Schwanzwirbeln, die sich noch im anatomischen Verbund befindet, als neue Aeolosaurus-Art beschrieben – Aeolosaurus colhuehuapensis. Diese Wirbelserie stammt aus einer zur Zeit aus dem Wasser aufsteigenden Insel im Colhué Huapi, einem der größten Seen Argentiniens, in der Provinz Chubut. Der Fundort gehört zur Bajo-Barreal-Formation. Von der Typusart Aeolosaurus rionegrinus unterscheiden sich diese Wirbel unter anderem durch tiefe Gruben (Fossa) zwischen den Transversprozessen und an der Basis der Dornfortsätze. Das Artepitheth colhuehuapensis weist auf den See Colhué Huapi in Chubut, wo die Fossilien gefunden wurden.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c R. P. Lopes, F. S. d. C. Buchmann (2008): Fossils of titanosaurs (Dinosauria, Sauropoda) from a new outcrop in Triângulo Mineiro, southeastern Brazil. Revista Brasileira de Paleontologia 11 (1), Seiten 69–72
  2. a b c d e G. Casal, R. D. Martínez, M. Luna, J. C. Sciutto, M. C. Lamanna (2007): Aeolosaurus colhuehuapensis sp. nov. (Sauropoda, Titanosauria) de la Formación Bajo Barreal, Cretácico Superior de Argentina [Aeolosaurus colhuehuapensis sp. nov. (Sauropoda, Titanosauria) from the Bajo Barreal Formation, Upper Cretaceous of Argentina]. Revista Brasileira de Paleontologia 10 (1), Seiten 53–62
  3. a b c d e Upchurch, Barrett, Dodson: Sauropoda. In: Weishampel, Dodson, Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2te Auflage. University of California Press, 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 259–322.
  4. Thomas R. Holtz: Supplementary Information. In: Dinosaurs: The Most Complete, Up-to-Date Encyclopedia for Dinosaur Lovers of All Ages. New York: Random House, 2008, ISBN 978-0-375-82419-7 (PDF).
  5. a b c L. Salgado, R. A. Coria (1993): El genero Aeolosaurus (Sauropoda, Titanosauridae) en la formación Allen (Campaniano-Maastrichtiano) de la Provincia de Río Negro, Argentina. Ameghiniana 30 (2), Seiten 119–128. (auf Spanisch)
  6. M. D. d’Emic, J. A. Wilson, S. Chatterjee: The titanosaur (Dinosauria: Sauropoda) osteoderm record: review and first definitive specimen from India. In: Journal of Vertebrate Paleontology. 29, 2009, S. 165–177.
  7. J. A. Wilson, D. M. Mohabey, S. E. Peters, J. J. Head: Predation upon Hatchling Dinosaurs by a New Snake from the Late Cretaceous of India. In: PLoS Biol. 8, Nr. 3 e1000322, 2010, doi:10.1371/journal.pbio.1000322.
  8. a b J. E. Powell (1987): The Late Cretaceous fauna of Los Alamitos, Patagonia, Argentina part VI—the titanosaurids. Revista del Museo Argentina de Ciencias Naturales "Bernardino Rivadavia" e Instituto Nacional de Investigacion de las Ciencias Naturales: Paleontología 3 (3), Seiten 147–153
  9. Jeffrey A. Wilson, Paul Upchurch: A Revision of Titanosaurus Lydekker (Dinosauria - Sauropoda), the first dinosaur genus with a 'gondwanan' distribution. In: Journal of Systematic Palaentology. 1, Nr. 3, 2003, S. 125–160.
  10. A. C. Franco-Rosas, L. Salgado, C. F. Rosas, I. S. Carvalho (2004): Nuevos materiales de titanosaurios (Sauropoda) en el Cretácico Superior de Mato Grosso, Brasil [New materials of titanosaurs (Sauropoda) from the Upper Cretaceous of Mato Grosso, Brazil]. Revista Brasileira de Paleontologia 7 (3), Seiten 329–336
  11. Ben Creisler: Dinosauria Translation and Pronunciation Guide. Abgerufen am 19. Oktober 2010.
  12. Thiago S. Marinho, Carlos Roberto A. Candeiro: Titanosaur (Dinosauria: Sauropoda) Osteoderms from the Maastrichtian of Uberaba, Minas Gerais State, Brazil. In: Gondwana Research. 8, Nr. 4, Seiten=473–477, 2005, ISSN 1342-937X.

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