Dryocopus pileatus

Dryocopus pileatus
Helmspecht
Helmspecht (Dryocopus pileatus)

Helmspecht (Dryocopus pileatus)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Spechtvögel (Piciformes)
Familie: Spechte (Picidae)
Unterfamilie: Echte Spechte (Picinae)
Gattung: Dryocopus
Art: Helmspecht
Wissenschaftlicher Name
Dryocopus pileatus
(Linnaeus, 1758)

Der Helmspecht (Dryocopus pileatus) ist eine Spechtart aus der Gattung Dryocopus innerhalb der Unterfamilie der Echten Spechte (Picinae). Wenn, wie zur Zeit anzunehmen ist, Kaiserspecht und Elfenbeinspecht ausgestorben sind, ist diese in Nordamerika weit verbreitete Spechtart der größte Specht des Kontinents. Er ist nahe mit dem paläarktischen Schwarzspecht verwandt. Der Helmspecht diente Walter Lantz als Vorlage zur Cartoon-Figur Woody Woodpecker

Inhaltsverzeichnis

Aussehen

Adulter weiblicher Helmspecht

Der Helmspecht ist auf Grund seiner Größe, seines schwarz-weiß gezonten Gesichtes und des auffallend verlängerten roten Schopfes nahezu unverwechselbar. Auch seine Lautäußerungen sind so charakteristisch, dass Verwechslungen auszuschließen sind.

Helmspechte sind mit maximal 49 Zentimetern Körperlänge und einem Gewicht von bis zu 350 Gramm nur geringfügig kleiner und leichter als Schwarzspechte. Wie bei allen Dryocopus-Arten sind die Weibchen kleiner und leichter, beim Helmspecht ist dieser Größenunterschied mit bis zu 15 Prozent recht auffallend. Helmspechte wirken im Sitzen ausgesprochen lang und schlank, vor allem der Hals erscheint sehr dünn. Das Körpergefieder ist bis auf einen individuell verschieden großen weißen Bereich an den Basen der äußeren Armschwingen sowie der Handschwingen schwarz. Dieses Schwarz ist je nach Gefiederzustand stumpf holzkohlefarben oder glänzend, bei unterschiedlichem Lichteinfall auch metallisch irisierend. Der Rücken wirkt etwas heller und erscheint manchmal leicht grau-schwarz geflockt. Adulte Spechte tragen in beiden Geschlechtern eine leuchtend rote, nach hinten zu einem spitz zulaufenden, etwas aufgerichteten Schopf ausgebildete Federhaube, die bereits hinter dem Oberschnabelansatz beginnt. Über das Auge zieht sich eine schmale schwarze Augenmaske, die oben schmal, unten jedoch breit weiß gerandet wird; die untere weiße Begrenzung verläuft über den gesamten seitlichen Hals und seitlichen Vorderrücken und ist bei den meisten Unterarten mit der Weißzeichnung des Unterflügels verbunden. Der Schnabel ist mit bis zu sechs Zentimetern sehr lang, auf der Oberseite dunkel schiefergrau, auf der Unterseite zu deutlich heller. Die Schnabelspitze ist dunkelgrau bis schwarz. Die Iris beider Geschlechter ist gelborange. Die vierzehigen schiefergrauen Füße sowie das Laufbein sind weiß geringelt. Im Flug wirkt dieser Specht bis auf die weißen Geichtsabzeichen und die breite Weißzeichnung des Unterflügels schwarz. Der Distanzflug der Helmspechte verläuft bei sehr tief durchgezogenen Flügelschlägen weitgehend geradlinig.

Weibchen sind etwas kleiner, die Vorderstirn ist bei ihnen grau-gelblich gestreift, der rote Schopf ist nicht in diesem Ausmaß verlängert wie bei den Männchen. Der rote Bartstreif, der bei den Männchen am unteren Schnabelansatz beginnt und sich bis zum Halsansatz fortsetzt, fehlt bei den Weibchen. Jungvögel sind matter gefärbt, die Schwarztöne spielen leicht ins Bräunliche - ansonsten ähnelt das Jugendgefieder dem Weibchengefieder; am Ende des ersten Lebensjahres sind sie ausgefärbt.

Der Helmspecht könnte bei ungenügenden Sichtbedingungen mit dem Elfenbeinspecht verwechselt werden; wahrscheinlich sind die angeblichen Sichtungen des Elfenbeinspechtes in Arkansas auch auf solche Verwechslungen zurückzuführen. Abgesehen von der Größe ist jedoch der Elfenbeinspecht durch die breite Weißzeichnung auf Nacken und Rücken, die schwarze Kappe und den langen, elfenbeinfarbenen Schnabel gut gekennzeichnet.

Lautäußerungen

Der Helmspecht ist eine akustisch sehr auffällige Spechtart. Er verfügt über eine große Anzahl unterschiedlicher Rufe und Ruffolgen, die jedoch individuell recht verschieden und schwer transkribierbar sind. Am chrakteristischsten ist die häufig mit Kiieh ... kiii ... kiih umschriebene Ruffolge. Sie beginnt mit einigen abgesetzten, länger gezogenen Einzelelementen und steigert sich schneller und höher werdend zu einem grellen und lauten Stakkato. Die Strophe besteht aus bis zu zwanzig Einzelrufen und ist sexuell und territorial motiviert. Häufig sind auch Wuuk oder Chuuk - Rufe zu hören. Die Trommelwirbel des Helmspechtes sind relativ langsam, sodass die Einzelschläge gut wahrnehmbar sind; die mit relativ langen Intervallen vorgetragenen Wirbel sind vor allem im Spätwinter und frühen Frühjahr zu hören.

Ruffolge - Chuk-Rufe - Trommeln

Verbreitungsgebiet

Verbreitungsgebiet des Helmspechts

Die äußerst nordwestlichen Brutgebiete dieser Spechtart liegen in Nova Scotia und New Brunswick. Nach Westen hin ziehen sie sich über die Waldgebiete Südkanadas fort und erreichen in British Columbia den Pazifik. Nach Süden hin brütet die Art in Küstenwäldern und Bergregionen von Washington, Ontario südwärts bis Mittelkalifornien, sowie in Teilen Montanas, Nevadas, Idahos, Wyomings und Utahs. Im Osten sind geeignete Habitate von Südkanada bis Florida besiedelt, nach Westen hin liegt die Verbreitungsgrenze am Ostrand der Great Plains, in die der Helmspecht nur entlang einiger bewaldeter Flusstäler eindringt. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in den feuchten Waldgebieten des Südostens.

Der Helmspecht ist in Bezug auf die Baumzusammensetzung seiner Brut- und Nahrungsbiotope nicht wählerisch, wohl aber, was deren Altersstruktur anbelangt. Er benötigt alte, hochstämmige Nadel- oder Laubwälder, die einen gewissen Anteil von Bäumen in ihrer Zerfallsphase aufweisen. Ebenso müssen stehendes oder liegendes Totholz, sowie vermodernde Baumstumpen vorhanden sein. Hohe Brutdichten in Gewässernähe deuten auf eine gewisse Affinität zu feuchten Biotopen hin. Helmspechte brüten vom Meeresniveau bis in montane Regionen über 2000 Metern.

Die Siedlungsdichten sind sehr unterschiedlich. In optimalen Habitaten können Helmspechtreviere nur an die 100 Hektar groß sein, meist sind sie jedoch bedeutend ausgedehnter. Die Durchschnittsgrößen liegen bei 500 Hektar, suboptimale Reviere erstrecken sich über mehr als 10 Quadratkilometer. [1]

Systematik

Die Gattung Dryocopus umfasst nach heute geltender Ansicht [2] sieben Arten großer bis sehr großer Hackspechte von meist schwarzer, beziehungsweiser schwarz-weißer Gefiederfärbung. Bei den meisten ist das Scheitelgefieder verlängert und rot gefärbt. Drei Spechte dieser Gattung haben ihr Hauptverbreitungsgebiet in der neotropischen, zwei in der paläotropischen und je eine in der nearktischen beziehungsweise in der paläarktischen Faunenregion. Dryocopus pileatus bildet eine Superspezies mit dem Linienspecht (D. lineatus) und dem Schwarzbauchspecht (D. schulzi). Überschneidungen der Brutgebiete bestehen nicht.

Zur Zeit werden bis zu vier Unterarten beschrieben, allgemein anerkannt sind jedoch nur D. p. abieticola und die Nominatform D. p. pileatus . [3]. Die Vertreter der in den nördlichen Verbreitungsgebieten brütenden Unterart D. p. abieticola sind etwas größer und weisen häufiger Grauzeichnungen auf Kehle und Brust auf. Bei ihnen ist auch die Grauflockung des Rückengefieders deutlicher als bei den geringfügig kleineren, auf der Oberseite einheitlich schwarz wirkenden Vögeln der Nominatform. Klare Verbreitungsgrenzen zwischen den Unterarten lassen sich nicht ausmachen.

Nahrung und Nahrungserwerb

Helmspecht in seinem Lebensraum

Helmspechte ernähren sich überwiegend von waldbewohnenden Ameisen, insbesondere von Vertretern der Rossameisen (Camponotus sp.) und Waldameisen (Formica sp.), sowie von Larven von holzbohrenden Käfern. Andere Insekten wie Fliegen, Läuse oder Raupen spielen nur eine untergeordnete Rolle. Daneben werden in geringerem Ausmaß Früchte, Nüsse, Samen und Beeren aufgenommen.

Helmspechte suchen ihren Lebensraum sowohl am Boden als auch im Stamm- und Astbereich systematisch nach geeigneten Nahrungsobjekten ab. Dabei werden Insekten sowohl von der Oberfläche aufgelesen, unter Rindenabschnitten durch oberflächliches Aufhämmern und Wegstemmen von Rindenstücken erbeutet, sowie durch großflächige und tiefgreifende Hackarbeit freigelegt. Beim Nahrungserwerb spielt die lange, spitz zulaufende, mit klebrigem Speichel feucht gehaltene Zunge eine wesentliche Rolle, die weit in die Gänge von Beutetieren vordringen kann. Über die Verwendung von Schmieden und die Anlage von Nahrungsdepots ist nichts bekannt.

Brutbiologie

Helmspechte werden am Ende ihres ersten Lebensjahres geschlechtsreif; ob sie jedoch regelmäßig in diesem Alter zur ersten Brut schreiten, ist nicht bekannt. Der Helmspecht führt wahrscheinlich eine monogame Dauerehe. Neben Rufreihen und Trommelwirbel bilden Schauflüge, ritualisierter Höhlenbau und Höhlenzeigen die wichtigsten Balz- und Paarbildungselemente. Die Nisthöhle wird im Spätwinter und Frühjahr in verschiedenen Nadel- und Laubbäumen angelegt. Im Norden des Verbreitungsgebietes überwiegen Nadelbäume, wie Douglasfichte, Hemlocktanne oder Purpur-Tanne, im Süden stehen eher Laubbäume, wie Eichen, Ulmen oder Sycamoren , (vor allem Platanus occidentalis), im Vordergrund. Bevorzugt werden tote oder geschädigte Bäume, doch ist die Art imstande, die Nisthöhlen auch in gesundes Holz zu schlagen. Die Höhlen werden von beiden Geschlechtern in mächtigen Bäumen, fast ausschließlich in Höhen über 15 Metern angelegt. Das Einflugloch ist hochoval, die Maße liegen bei 5,5 x 4,5 Zentimeter. Meist besteht ein Vollgelege aus vier (1-6) reinweißen Eiern mit einer durchschnittlichen Größe von 33 x 24 Millimetern. [4] Legebeginn der südlichsten Populationen ist bereits Anfang März, in nördlichen, beziehungsweise höher gelegenen Brutgebieten, im April und Anfang Mai. Die Brutdauer wird mit 18 Tagen angegeben; diese Angaben beruhen allerdings auf nur wenigen Beobachtungen und scheinen zu hoch zu sein. [5] Während der ersten 8 Tage werden die Nestlinge fortwährend von einem Elternteil gehudert, später schlüpfen die fütternden Eltern nur zur Futterübergabe ein; in der letzten Woche der etwa 28-32 Tage dauernden Nestlingszeit werden die Nestlinge am Einflugloch gefüttert. Die Führungszeit dauert bis in den Frühherbst, erst dann löst sich der Familienverband auf. Über das Jugenddispersal ist nur wenig bekannt; Beobachtungen in Oregon deuten auf nur kleinräumige Zerstreuungswanderungen hin. [6]

Bestandssituation

Zur Zeit wird die Gesamtpopulation der Art auf etwa 1 Million Individuen geschätzt. Der Bestand scheint stabil zu sein, oder hat in den beiden letzten Jahrzehnten sogar leicht zugenommen. [7]. Neben forstwirtschaftlichen Maßnahmen könnte das Nachlassen des Jagddrucks dafür verantwortlich sein. [8]

Quellen

Zitierte Quellen

  1. BNA (1995) Range
  2. Winkler (1995)
  3. BNA (1995) Systematic
  4. BNA (1995) Breeding
  5. BNA (1995) Breeding
  6. BNA (1995) Immature Stage
  7. Birdlife (2006)
  8. BNA (1995)

Literatur

  • Evelyn L. Bull, Jerome A. Jackson: Pileated Woodpecker (Dryocopus pileatus) In: The Birds of North America Online (A. Poole, Ed.). Ithaca: Cornell Lab of Ornithology 1995 - BNA 148 / (BNA)
  • Factsheet Birdlife international. (engl.)
  • David Sibley: Birds of Eastern North America Christopher Helm-London (2003) S. 253 ISBN 0-7136-6657-9
  • Hans Winkler, David Christie und David Nurney: Woodpeckers. A Guide to Woodpeckers, Piculets and Wrynecks of the World. Pica Press, Robertsbridge 1995. ISBN 0-395-72043-5

Weblinks


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