Eichenstraße

Eichenstraße
Straßentafel Eichenstraße, Wien-Meidling
Eichenstraße von der Philadelphiabrücke aus gesehen

Die Eichenstraße befindet sich im 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling. Sie ist Teil der ehemaligen Bundesstraße B6.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf und Charakteristik

Die Eichenstraße verläuft von Ost nach West entlang der Südbahn-Strecke bzw. des Frachtenbahnhofs Matzleinsdorf vom Margaretengürtel bis zur Philadelphiabrücke. Sie setzt sich danach in der Edelsinnstraße fort. Gequert wird die Eichenstraße von der Längenfeldgasse, an ihrem Ende münden die Wilhelmstraße und die Meidlinger Hauptstraße bei der Philadelphiabrücke in die Eichenstraße.

An öffentlichen Verkehrsmitteln wird die Eichenstraße von den Zügen der Wiener Lokalbahn (Badner Bahn) befahren, im letzten Teil auch von der Straßenbahnlinie 62. Mehrere Autobuslinien haben bei der U-Bahn-Station Philadelphiabrücke ihre Endstation, ohne dass sie die Eichenstraße aber sonst weiter befahren würden. Es sind dies die Linien 7A, 8A, 9A, 59A und 62A der Wiener Linien. Die U-Bahnlinie U6 hat eine Station beim Bahnhof Wien Meidling, auf dem überregionale Züge der Österreichischen Bundesbahn und mehrere Linien der Schnellbahn halten.

Die Eichenstraße ist an ihrer Südseite ausschließlich durch Gebäude im Zusammenhang mit der Südbahn charakterisiert. Die nördliche Seite besteht großteils aus Wohnbauten, die nach 1945 erbaut wurden.

Geschichte

Eichenstraße 52; letzte Fahrt der Neuen Wiener Tramwaygesellschaft auf der Vorortelinie 1898

Der ursprüngliche Name der Eichenstraße war Dammstraße, nach dem parallel verlaufenden Bahndamm. 1894 erhielt sie den Namen Eichenstraße, nach zwei Eichen an der Einmündung der Wilhelmstraße in die Eichenstraße, bei denen sich auch Marterln befanden. Die Gegend gehörte früher zu den Ortschaften Wilhelmsdorf und Untermeidling, der Anfangsteil der Straße gehörte ursprünglich zum 5. Gemeindebezirk Margareten.

Während der Bürgerkriegsereignisse des Februar 1934 spielte die Eichenstraße eine bedeutende Rolle, denn hier fielen die ersten Opfer. Am 12. Februar wurde der Polizist Josef Schiel, der einen bewaffneten Arbeiter anhalten wollte, von diesem erschossen. Aus einer anschließend stattfindenden Demonstration, die von der Polizei aufgelöst werden sollte, fielen Gewehrschüsse gegen die Exekutive, die den Rückzug antreten musste. Bewaffnete Angehörige des Republikanischen Schutzbundes besetzten zahlreiche Standorte Meidlings und errichteten entlang der Eichenstraße Verteidigungsposten vom Matzleinsdorfer Frachtenbahnhof bis zum Meidlinger Bahnhof, der auch besetzt wurde. Erst mit Verstärkung des Bundesheeres und dem Einsatz eines Panzerzuges gelang es der Polizei, den Bahnhof wieder zurückzuerobern.

Bemerkenswerte Gebäude

Am Rande der Eichenstraße liegt die Remise der Badner Bahn mit ihrem Bahnhof Wolfganggasse. Daneben, an der Ecke zur Wolfganggasse 58–60 liegt das ehemalige Betriebsgebäude des Ersten Niederösterreichischen Arbeiter-Consumvereins, das in den Jahren 1898–1909 von Franz und Hubert Gessner erbaut wurde.

Nummer 5 bis 23: Arbeiterwohnhäuser

Arbeiterwohnhäuser (um 1870) in der Eichenstraße 5-23
Relief Maria mit Kind (1875/76) an der Rückseite des Hauses Eichenstraße 16-20
Station der U6 Philadelphiabrücke, dahinter Arcade Meidling

In Zusammenhang mit dem Meidlinger Bahnhof stehen die sich in der Eichenstraße 5-23 befindlichen Arbeiterwohnhäuser, die um 1870 nach Plänen von Wilhelm Flattich, der als Direktor für Hochbau bei der Südbahngesellschaft auch den Südbahnhof und andere Gebäude an der Strecke errichtet hatte, gebaut wurden. Es handelt sich dabei um ein Beispiel eines frühen sozialen Wohnbaus, bei dem in 10 dreistöckigen Arbeiterreihenhäusern Wohnungen für die Bediensteten der Südbahngesellschaft erbaut wurden. Hofseitig den Bahngeleisen zu gelegen wurden Gärten zum Spielen für die Kinder angelegt. Die Backsteinbauten wurden aus Kostengründen relativ schmucklos, lediglich durch Kordon- und Kranzgesimse gegliedert, ausgeführt.

Nummer 16 bis 20

Dieser Häuserblock wurde im Schweizerhausstil in den Jahren 1875/76 vom Architekten C. Bringmann erbaut. Es handelt sich dabei um sechs Doppelhäuser. An der hinteren Seite zur Murlingengasse gewandt findet man ein bemerkenswertes Relief der Maria mit Kind aus der Bauzeit.

Nummer 25: Bahnhof Wien Meidling

Das alte, in den letzten Jahren abgerissene Stationsgebäude war das letzte, das noch aus der Zeit der 1841 eröffneten Wien-Gloggnitzer-Bahn erhalten war. Das Verwaltungsgebäude war zweigeschossig und besaß noch die ursprüngliche Lisenengliederung und Attika am ehemaligen Stationsgebäude, unterbrochen durch eingeschossige Verbindungsgebäude. Aus der Zeit um 1900 stammte eine Unterführung mit Fliesenverkleidung, ebenso die Stiegenaufgänge, Gitter und Bahnsteigflugdächer.

Im Bahnhofsgebäude befand sich eine kleine Privatkapelle, die von den Kreuzschwestern (Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz) betreut wurde. Die Schwestern wohnten auch im Bahnhof und kümmerten sich um die Kinder der Bahnangestellten. 1904 übersiedelten sie in das neuerrichtete Klostergebäude in der Murlingengasse 71.

1841 war der Meidlinger Bahnhof als Durchfahrtsbahnhof ohne weitere Bahnanschlüsse nur eine Station 2. Klasse in der Rangordnung der Südbahngesellschaft. 1860 wurde Meidling zu einem Kreuzungsbahnhof durch die Errichtung der Verbindungsbahn, die Süd- und Westbahn miteinander verband. 1874 traf schließlich noch die Pottendorfer Linie bei Meidling auf die Südbahnstrecke. All diese Veränderungen, sowie die allmähliche Ausdehnung des Matzleinsdorfer Frachtenbahnhofs bis zum Bahnhof Meidling und die Eröffnung der Schnellbahnlinien 1962 und der U-Bahnstation Philadelphiabrücke 1986 machten ihn schließlich zum wichtigsten Bahnhof Wiens.

Derzeit wird der Bahnhof von Grund auf erneuert und umgestaltet.

Nummer 50 bis 52

Hier befand sich einst ein Arbeiterheim. Am Neubau aus der Nachkriegszeit befindet sich ein Natursteinrelief Der Wassergeist von Wilhelmsdorf aus dem Jahre 1955 von Josef Schagerl. Es erinnert an die Sage vom Wilhelmsdorfer Wassermann, der in den früher hier befindlichen Ziegelteichen gehaust haben soll.

Literatur

  • Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien Bd. 2. Kremayr & Scheriau: Wien 1993
  • Dehio-Handbuch Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Verlag Anton Schroll: Wien 1996

Weblinks

48.17661816.3408767Koordinaten: 48° 10′ 36″ N, 16° 20′ 27″ O


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