Erich Adickes

Erich Adickes

Erich Adickes (* 29. Juni 1866 in Lesum (heute in Bremen); † 8. Juli 1928 in Tübingen) war ein deutscher Philosoph.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Adickes studierte an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und bei Friedrich Paulsen an der Humboldt-Universität zu Berlin Philosophie. Mit seiner Arbeit Kants Systematik als mitbildender Faktor bei der Entstehung des Systems wurde er 1887 promoviert. Nach seinem Studium nahm er die Stellung eines Lehrers in Barmen und Kiel an. 1895 habilitierte er an der Christian-Albrechts-Universität Kiel im Fach Philosophie.

1898 erhielt er einen Ruf als ordentlicher Universitätsprofessor. Im Jahre 1902 nahm er einen Ruf an die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster an. Er wurde in Tübingen 1904 Nachfolger von Christoph von Sigwarts. Als bedeutende Arbeit leistete er die Aufarbeitung des handschriftlichen Nachlasses von Immanuel Kant, was er auf den Rat von Wilhelm Dilthey ausführte. Er gab als 14-19. Band der Kantausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften diese Veröffentlichung heraus.

Adickes erstellte als kritischer Idealist eine Erkenntnislehre und entwickelte eine eudaimonistische Ethik. Schließlich gelangte er zu einer spiritualistischen Weltanschauung mit pantheistischen Zügen. Er galt als ein entschiedener Gegner von Hans Vaihinger.

Er wandte sich gegen den Materialismus sowie gegen die „monistische Naturphilosophie“ des Darwinisten Ernst Haeckel und behauptete, die Materie existiere nicht objektiv, sie sei eine „Angelegenheit unseres Geistes“, ein „Zustand des Bewußtseins“. Die Atome seien nur Hilfsbegriffe des Verstandes. Er negierte die Möglichkeit der wissenschaftlichen Erkenntnis der objektiven Welt.

Adickes war seit 1884 Mitglied der Tübinger Burschenschaft Derendingia.[1][2]

Werke

  • German Kantian Bibliography. In: Philosophical Review, May 1893 - June 1896, 3 Bde. Boston 1895/96
  • Kant contra Haeckel. Erkenntnistheorie gegen naturwissenschaftlichen Dogmatismus, Berlin 1901
  • Anti-Kappes. Eine notgedrungene Entgegenung, Berlin 1904
  • Untersuchungen zu Kants physischer Geographie, 1911
  • Kants Ansichten über Geschichte und den Bau der Erde, 1911
  • Ein neu aufgefundenes Kollegheft nach Kants Vorlesung über physische Geographie, Tübingen 1913
  • Kants Opus postumum dargestellt und beurteilt - Berlin : Reuther & Reichard, 1920. (Kant-Studien. Ergänzungshefte ; Nr. 50) - 855 Seiten
  • A.E. [Selbstdarstellung], In: Raymund Schmidt (Hrsg.): Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen, 2 Bde. Leipzig 1923
  • Kant und das Ding an sich, 1924
  • Kant als Naturforscher, 2 Bände, 1924/1925
  • Kant und die Als-Ob-Philosophie, 1927
  • Kants Lehre von der doppelten Affektion unseres Ichs als Schlüssel zu seiner Erkenntnistheorie, 1929

Literatur

Weblinks

Quellen

  1. Kratsch, Werner (Hrsg.): Das Verbindungswesen in Tübingen, Tübingen 1977, S. 69.
  2. Ernst Elsheimer (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Burschenschafter nach dem Stande vom Wintersemester 1927/28. Frankfurt am Main 1928, S. 2.

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