Ernst Friedrich Georg Otto Freiherr von der Malsburg

Ernst Friedrich Georg Otto Freiherr von der Malsburg

Ernst Friedrich Georg Otto Freiherr von der Malsburg (* 23. Juni 1786 in Hanau; † 20. September 1824 auf Schloss Escheberg bei Zierenberg, Landkreis Kassel) war ein deutscher Schriftsteller, Dichter, Übersetzer, Jurist und Gesandter. Der in Hessen begüterte Teil der Familie von der Malsburg ist bis heute bei der Althessischen Ritterschaft immatrikuliert.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit

Das verschlossene Kind, dessen Vater früh verstarb, wurde von der Mutter aufgezogen. Ernst Friedrich von der Malsburg zeigte eine ausgeprägte Mutterliebe und enge Bindung an die Mutter. An die Stelle des verstorbenen Vaters trat der Onkel. Erstmals hatte er Kontakt mit der Dichtkunst durch eine verwandte Dichterin, die sich kurzzeitig auf Schloss Escheberg aufhielt. Ernst Friedrich Georg Otto erkrankte als Kind an einer schmerzhaften Drüsenkrankheit, zog sich krankheitsbedingt zurück und es folgte ein erster Kuraufenthalt. Bereits als Kind mit Krankheit, Tod und Sterblichkeit konfrontiert, begann er seine dichterisch ersten Versuche. Das frühreife Kind wurde scherzhaft der kleine Gelehrte genannt. Nach dem Tod seiner dichtenden Hauslehrerin wurde er von der Frau seines Onkels weiter musikalisch unterrichtet.

Studium und Selbststudium

Nach dem Abschluss des Jura-Studiums in Marburg folgt eine Reise nach Paris, bevor er 1806 eine Anstellung im Justizfache in Kassel erhält. Er erlernte autodidaktisch die spanische Sprache, verbesserte und vertiefte diese Kenntnisse und las nach kurzer Zeit Cervantes, Calderon und Garcilaso im Urtext. In dieser Zeit unternahm er kurze Ausflüge nach Warburg und Schloss Wilhelmsthal bei Kassel mit der ihm freundschaftlich verbundenen Julie von Bechtholdsheim.

Diplomatische Tätigkeit

Die politischen Veränderungen eröffneten und ebneten ihm den Zugang in die diplomatische Laufbahn und er wurde 1808 in München zum Gesandten bestimmt. Aus dieser Zeit stammt ein reger Briefwechsel mit der Frau eines weiteren Gesandten in München. Er lebte in München drei Jahre, kehrte nur für acht Wochen nach Schloss Escheberg zurück, bevor er als Gesandter nach Wien berufen wurde. Aus dieser Zeit stammt seine Verehrung für Joseph von Hammer, dem er sein Vorwort zum Morgenstern widmete.

Nach dem Tod seiner Mutter 1813 kehrte er nach Schloss Escheberg zurück und arbeitete wiederum im Justizfache.

Literarische Zirkel

In der Folgezeit übersetzte er Calderon (1817) und die Sonette des Shakespeare und bildete einen dichterischen Freundeskreis aus literarisch interessierten Personen, die sich versammelten zu einer anspruchslosen, deklamatorischen Uebung, welche den Geschmack läutern, das Gedächtnis schärfen , und den Vortrag bilden sollte.

An dem literarischen Zirkel, den auch sein Bruder Karl Otto von der Malsburg mitgestaltete, nahmen die Romantiker Ludwig Achim von Arnim und Clemens Brentano, Ludwig Tieck, Cristoph von Rommel, August von der Embde, Friedrich von Bodenstedt, Moritz von Schwind, Ludwig Emil Grimm und Louis Spohr teil. Außerdem gehörte er dem romantischen Kreis der Brüder Grimm in Kassel an.

Im Jahre 1817 wird er in die Diplomatische Gesandtschaft in Dresden berufen. Dort macht er die Bekanntschaft mit Therese von Winkel, die ihm ihre reichhaltigen Kunstschätze zeigt. Auch Amalie von Hellwig, die sich zu einem Sommeraufenthalt in Dresden aufhält, lernt er im September 1817 bei der Verlobung eines Freundes in der Lausitz kennen. Mit beiden Frauen steht er in der Folgezeit in regem Austausch durch häufigen Briefwechsel. In Dresden wurde er Mitglied des Liederkreises und machte Bekanntschaft mit der Dichterin Helmina von Chezy und dem Schwedischen Dichter Urterboom. Er übersetzte Wohl und Weh in Dresden. Es entstand eine dauerhafte Freundschaft mit Friedrich Gr. Kalkreuth. Seine eigenen Werke waren in dieser Zeit von den romantischen Dichtern Wilhelm Müller und Wilhelm Hensel beeinflusst. In Dresden machte er Bekanntschaft mit Ludwig Tieck und er tauschte sich in zahlreichen Briefen mit Tieck aus. Seine weiteren romantischen Gedichte waren stark von Ludwig Tiecks innerer Zerrissenheit beeinflusst, mit dem er in Dresden einen literarischen häuslichen Zirkel unterhielt.

Im Winter 1820 /1821 erschien die Übersetzung der Morgenröthe in Copacavana von Calderon. Nach der ernsthaften Erkrankung des väterlichen Onkels und dessen Tod 1821 kehrte er zur Testamentseröffnung nach Schloss Escheberg zurück. Neben einem weiteren Neffen wurde er Haupterbe des Onkels und damit vermögend und finanziell unabhängig. Es reifte in ihm der Gedanke einen reizenden, fast märchenhaften, des reichen Guts bewährt, mit seinen Wohn- und Haushaltungs-, Treib- und Lufthäusern, Baumgruppen, Obst und Buchenwäldern, See und Tempel zu gestalten. Ihm wurde das bisherige Wohnhaus von seinem Bruder überlassen und das Gut nach seinen Entwürfen zum Schloss Escheberg umgebaut.

Im November 1821 verließ er die Heimat erneut, um nach Dresden zu gehen und anschließend 1822 mit dem Freund Graf Löben nach Schloss Escheberg zurückzukehren. Dort fanden wiederum Musikveranstaltungen und Lesungen aus den spanischen Übersetzungen statt.

Am 16. Mai 1823 reiste er nach Schloss Siebeneichen bei Meißen, fertigte dort mit viel Fleiß und Eifer die Übersetzung des Graf Lukanor von Calderon an und stellt seine Ergebnisse in einem literarischen Zirkel vor.

Am 20. September 1824 verstarb Ernst Friedrich Georg Otto Freiherr von der Malsburg an einem Nervenfieber. Eine Sammlung seiner zerstreuten späteren lyrischen Poesien erschien unter dem Titel: „Poetischer Nachlaß“ 1825 in Kassel.

Werke

  • Klara 1807
  • Gedichte 1817
  • Schauspiel von Don Pedro Calderon de la Barca (Übersetz.) 1819
  • Krugmädchen von Lope de Vega (Übersetz.)
  • Alkalde von Balamea
  • Die Seherin des Morgens
  • Graf Lukanor (Übersetz.)
  • Schultheiß von Zalamea
  • Die Verwickelungen des Zufalls 1824
  • Stern, Zepter und Blume 1825
  • Briefe
  • Poetischer Nachlass

Literatur

  • Ernst Friedrich Otto Freiherr von der Malsburg: Poetischer Nachlas, Cassel 1825, von P.E. Commission bei J. Bohn (im Nachwort)

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