Ernst Modersohn

Ernst Modersohn

Ernst Modersohn (* 14. Februar 1870 in Soest; † 2. Februar 1948 in Bad Blankenburg) war ein deutscher Pfarrer, Evangelist und Schriftsteller.

Leben

Modersohn wollte ursprünglich Schauspieler und Maler werden. Er war der jüngere Bruder des Landschaftsmalers Otto Modersohn (1865-1943) und damit Schwager der Malerin Paula Modersohn-Becker. Er schrieb Novellen und Gedichte, entschloss sich dann aber zum Studium der evangelischen Theologie in Tübingen, Berlin, Halle und Bonn. Während seiner Vikariatszeit im Siegerland erlebte er eine Bekehrung. Von 1894 bis 1899 war er Pfarrer in Weidenau und ab 1900 in Mülheim an der Ruhr. Im gleichen Jahr übernahm er die Herausgabe der Wochenschrift Sabbathklänge, des Organs des rheinischen Altpietismus.[1]

1905/06 kam es in Mülheim zu einer Erweckung, die zugleich einer der Ausgangspunkte der deutschen Pfingstbewegung wurde. Modersohn erhielt dort Unterstützung durch Pfarrer Martin Girkon und Evangelist Jakob Vetter, der gerade von der Erweckung in Wales zurückgekommen war und davon berichtete. Bis etwa 1910 stand Modersohn der Pfingstbewegung nahe und vertrat ein Christentum mit stark individualistischen Zügen.

1906 wurde er von der deutschen Evangelischen Allianz nach Bad Blankenburg berufen, wo er die Leitung des Allianzhauses und des Thüringischen Gemeinschaftsbundes übernahm und die Wochenschrift Heilig dem Herrn gründete. Ab 1910 wurde er für die Evangelisation freigestellt. Er war bald der volkstümlichste Evangelist Deutschlands und wurde „der deutsche Moody“ genannt. 1913 war Modersohn an der Gründung des „Pfarrerinnen- und Pfarrer-Gebetsbundes“ beteiligt.[2]

Im Kirchenkampf zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche versuchte Modersohn sich neutral zu verhalten. Dennoch erhielt er während des Zweiten Weltkrieges ein fast fünfjähriges Reise-, Rede- und Schreibverbot.

Nach Kriegsende wurden seine Schriften (beide im Harfe-Verlag, Bad Blankenburg) Überwunden (1934) und Aus einer verborgenen Welt (1939) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[3]

Modersohn war Vorstandsmitglied des Gnadauer Verbandes, des Jugendbundes für entschiedenes Christentum und des Gemeinschafts-Diakonieverbandes, Mitbegründer des Pfarrergebetbundes sowie Gründer des Verlages und der Druckerei „Harfe“. Durch seine Mitarbeit an Adolf Stoeckers christlicher Zeitschrift Das Volk und besonders durch seine eigenen Zeitschriften Sabbathklänge bzw. Heilig dem Herrn (Auflage bis ca. 100.000 Stück) sowie durch 260 Bücher und Hefte mit einer Gesamtauflage von über 4 Millionen wurde er ein bekannter Schriftsteller.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. J. Ohlemacher: Modersohn, Ernst (1870-1948). In: Helmut Burkhardt und Uwe Swarat (Hrsg.): Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. 2, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal 1993, ISBN 3417246423, S. 1361.
  2. Holger Böckel: Modersohn, Ernst. In: Hans Dieter Betz u.a. (Hrsg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. 4 Auflage. 5, Nr. 1, UTB, Stuttgart 8. Oktober 2008, ISBN 978-3-8252-8401-5, S. 1389.
  3. http://www.polunbi.de/bibliothek/1948-nslit-m.html

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