Ethik in der Technik

Ethik in der Technik

Technikethik (auch: Technik-Ethik, Ethik in der Technik) ist einerseits ein Teil der Ethik allgemein, und daher als Wissenschaft der Philosophie zuzuordnen. Sie besitzt aber auch einen handlungsrelevanten Stellenwert im Arbeitsleben eines Technikers, wo sie Kriterien zum Bewerten und Abwägen in folgenden Aspekten der Technik liefert:

Sie stellt also das Tun von Technikern und deren Umgang mit Technik und technischen Gegenständen / Geräten vor Fragen der Art: "Ist eine spezielle Technik gut?", "Ist es richtig, was man mit dieser Technik tut?", "Ist die Technik sicher?", "Ist die Technik allen Menschen von Nutzen?", "Nützt die Technik nur Teilen der Menschen, oder nur Teilen politischer Systeme, während sie andere ausgrenzt, oder nutzt sie nur einem Einzelnen?"

Interessant sind insbesondere strittige technische Anwendungen wie die Militär-Technik und auch die sogenannten Dual-Use-Techniken, die einerseits zivilen Nutzen entfalten können (Medizin, Pharmazie), andererseits die Gefahr bergen, von Diktatoren und Unrechtsregimen gegen die eigene Bevölkerung oder die Bevölkerung von Kriegsgegnern eingesetzt werden zu können (Giftgas).

Aber auch Anwendungsgebiete wie die Atomenergie, oder der technisch geprägte Umgang mit Ressourcen der Natur (Erdöl, Gas, Wasserkraft, Windenergie als Beispiele) stehen in Technik-ethischer Betrachtung.

Viele in der Politik und in der Gesellschaft aufkommende Fragestellungen berühren die Technikethik oder fordern ethischen Umgang mit der Technik heraus. Carl Friedrich von Weizsäcker wird das Zitat zugeschrieben: "Technik ist Mittel zum Zweck, nicht Selbstzweck."

Beispiele

für Fragen zur Technikethik:

  • Ist es ethisch (bzw. gesetzlich erlaubt, also die Frage der ethischen Maßstäbe in der Gesetzgebung), zur Erhöhung des Durchsatzes einer Industrie-Anlage oder zur Senkung der Investitionen auf die Anwendung der besten verfügbaren Luftfiltertechnik zu verzichten?
  • Ist es erlaubt, in der Nachbarschaft von Häusern Windräder aufzustellen? (ökologische, sich nicht verbrauchende Energiegewinnung positiv einerseits, andererseits Schattenwurf und Geräusche in der Umgebung, optische Landschafts-Veränderung auf der Minus-Seite)
  • War es richtig, dass die Insel Großbritannien mit einem Tunnel unter dem Kanal ans europäische Eisenbahnnetz angebunden wurde? (Verkehrsanbindung, kurze Kanal-Querungszeiten, Geschwindigkeitsvorteile einerseits, andererseits hohe Kosten, Gefahr der langfristigen Nicht-Wirtschaftlichkeit, technische Maßnahme als mögliche Infektionsquelle: infektiöse Tiere, die den Tunnel queren könnten)
  • Ist es unter ethischen Aspekten richtig, dass auf deutschen Autobahnen kein generelles Tempolimit besteht? (gutes Entwicklungspotential für hochwertige Automobile mit sicheren Fahrwerken, schnelles Reisen einerseits, andererseits stärkere Belastung der Umwelt durch höhere Schadstoff- und Lärmbelastung, Gefährdung des Verkehrs, Drängeln, Nötigen)
  • Darf man noch Autos bauen, die einen Verbrauch von über 15 Litern / 10 Litern / 5 Litern / 3 Litern.... haben? Wenn es doch Dreiliterautos bereits gibt?
  • Darf man solche (viel verbrauchenden) Autos kaufen?
  • Ist es (technisch-) ethisch in Ordnung, zur eigenen Bequemlichkeit und Meidung von Stress auf der Autobahn mit mäßigem Tempo stets auf der linken Spur zu fahren oder auf der mittleren von dreien? Und somit den Stress den teils schneller sein wollenden zuzumuten?
  • Ist es in Ordnung, auf dem Balkon einer Etagenwohnung den Grill mit Esbit oder Brennbeschleuniger anzuzünden? (Technische Maßnahme zum schnelleren Entzünden als Vorteil, Nachteil: starker, unangenehmer Geruch)
  • Ist es in Ordnung, Programmierer mehrere Wochen auf "Arbeitsurlaub" zu schicken, um die Produktivität zu steigern? (positiv: weniger Ablenkung, hohe Konzentration; negativ: wenig Kontakt zur Familie)
  • Ist es richtig, Zahllose Produkte im Handel einzeln zu verpacken? (Vorteil: Hygienische Verpackung auch kleiner Portionen, Praktisch zur Mitnahme, Nachteil: Enormer Aufwand begrenzter Ressourcen wie Kunststoff, Aluminium, etc.)

Siehe auch

Risikoethik, Technikfolgenabschätzung, Wissenschaftsethik

Weblinks

An der TU Clausthal gibt es seit 1997 Vorträge zum Thema Wissenschaft, Technik und Ethik:, seit 1998 gibt es einen Lehrbeauftragten für dieses Fach. In interdisziplinären Gesprächen und Diskussionen wird beinahe jedes Thema unserer modernen Gesellschaft behandelt, beleuchtet und kritisch hinterfragt.


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