Fabrik

Fabrik
VW-Werk in Wolfsburg
Das Montagewerk der Bell Aircraft Corporation in Wheatfield, New York (direkt östlich der Niagara-Fälle, USA). Das abgebildete Flugzeug ist die Bell P-39Q-30-BE Airacobra fighter und die Bell P-63A-8-BE Kingcobra fighter. Man beachte die Abwesenheit jeglicher Arbeiter oder Werkzeuge.

Eine Fabrik, von lateinisch fabricare „anfertigen“, ist eine Produktionsstätte im industriellen Maßstab, die eine größere Anzahl unterschiedlicher Arbeitsvorgänge vereinigt und wesentlich mit Hilfe von Maschinen, Produktionsmitarbeitern und einer Betriebsführung Erzeugnisse herstellt. Den Besitzer oder Betreiber einer Fabrik bezeichnete man früher als Fabrikant, heute meist als Unternehmer. Auch das Gebäude, in dem diese Einrichtung untergebracht ist, bezeichnet man als Fabrik.

Inhaltsverzeichnis

Fabrik und Manufaktur

Unterschieden wird die Fabrik von der Manufaktur, in der die maschinelle Ausrüstung meist nur geringfügig ist und vor allem von Hand bei großer sequentieller Arbeitsteilung gearbeitet wird. Hierbei ist es für die Beschäftigten auch oft möglich, in Heimarbeit zu produzieren. Die materielle Einrichtung einer Fabrik hingegen besteht zu einem erheblichen Teil aus Maschinen (buchhalterisch das Anlagevermögen), was eine Steigerung der Produktivität ermöglicht. Mit zunehmender Bürokratisierung und Arbeitsteilung wurde der Begriff Fabrik durch Werk oder Betrieb ersetzt.

Geschichte

Die „Hohe Fabrik“ als ältester Teil der Textilfabrik Cromford (1783); sie war die erste Fabrik der aufkommenden Textilindustrie auf dem europäischen Kontinent

In der Frühzeit der Bildung von Manufakturen (noch während des Zunftwesens) wurden diese staatlich gefördert, da man in ihnen die Möglichkeit sah, die Ausfuhr wertvoller Fabrikate zu erhöhen und dringend benötigtes Bargeld einzunehmen. Der eigentliche Aufschwung des Fabrikwesens und hiermit der Übergang von Manufakturen zu Fabriken beginnt mit dem Aufkommen leistungsfähiger mechanischer Vorrichtungen im späten 18. Jahrhundert, dem Beginn der Industrialisierung. Diese Entwicklung begann um 1770 im mittelenglischen Cromford mit der Erfindung der Waterframe durch Richard Arkwright. 1783 gründete Johann Gottfried Brügelmann mit der Textilfabrik Cromford in Ratingen die erste Fabrik auf dem Kontinent. Die 1801 bei Wülflingen (heute Stadtteil von Winterthur) gegründete Spinnerei Hard war die erste Fabrik in der Schweiz.

In den folgenden Jahrzehnten beschleunigten die weitere Mechanisierung von Arbeitsabläufen durch Maschinen und insbesondere die Erfindung der Dampfmaschine die Industrialisierung und Verbreitung der neuzeitlichen Fabrik.

Die Einrichtung und Nutzung dieser Maschinen konnte nur mit großem Kapitaleinsatz erfolgen, der von vielen kleinen, handwerklich arbeitenden Kleinunternehmern nicht geleistet werden konnte. Diese Entwicklung führte in vielen Branchen zu Großbetrieben, welche die seinerzeit gängigen Hausbetriebe und selbständigen Kleinbetriebe in der Folge sinkender Preise für Fabrik-Erzeugnisse aus vielen Bereichen verdrängten. Die damit einhergehende Notsituation von Handwerkern reichte bis weit in das 19. Jahrhundert hinein und ließ seinerzeit sogar Zweifel an der Notwendigkeit von Fabrikationsbetrieben aufkommen.

Soziologie der Fabrik

Der Fabrikbetrieb verdrängte einerseits gewisse Gruppen an Produzenten, andererseits schuf er aber neben den produzierenden Arbeitern eine ganze Reihe weiterer Arbeitsfelder: Handelsvermittler, Techniker, Aufseher und Beamte. Der Übergang von handwerklichen und agrarischen Produktionen zur fabrikmäßigen Fertigung war sozial folgenreich. Er verursachte u. a. folgende Veränderungen:

  1. Wohnstätte und Arbeitsraum zu trennen
  2. Der Arbeitsraum dient einzig dem Arbeitszweck
  3. den Arbeitsablauf zu evolutionieren und zu routinieren

Im Zuge von Rationalisierung, Globalisierung und Automatisierung arbeiten in Westeuropa immer weniger Menschen in der Maschine, und sie kommen in die Lage, durch Arbeitsverdichtung und Arbeitshetze immer mehr Produkte in immer kürzerer Zeit herstellen zu müssen, zusammengefasst: die Produktivität lässt sich steigern.

Gesetzgebung

Informationen zur Gesetzgebung im Zusammenhang mit Fabriken sind u. a. unter Fabrikgesetz, Arbeitsschutz und Umweltschutz zu finden.

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Fabrik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Fabrik — is a visual programming integrated development environment implemented in Smalltalk and designed at Apple Computer by Dan Ingalls, Scott Wallace, Yu Ying Chow, Frank Ludolph, Ken Doyle and others during the mid 1980s. It consists of a kit of… …   Wikipedia

  • Fabrik [1] — Fabrik (von fabrica, Werkplatz, Werkstätte), ein oder mehrere Gebäude zu gewerblicher Tätigkeit, meist in großen Verhältnissen und unter Anwendung von Wasser , Dampf oder elektrischer Kraft. Die Lage einer Fabrik ist daher meist entfernt von… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Fabrik — Sf std. (17. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. fabrique Herstellungsgebäude, Herstellung , dieses aus l. (officina) fabrica Werkstatt (neben l. fabrica Herstellung, Herstellungsart ) zu l. faber m. Handwerker . Die Entlehnung bedeutet zunächst… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Fabrik — »gewerblicher, mit Maschinen ausgestatteter Produktionsbetrieb«: Das Fremdwort erscheint in dt. Texten zuerst im 17. Jh. mit seiner eigentlichen Bedeutung »Herstellung; Herstellungsart«. Die moderne Bedeutung kommt im 18. Jh. auf. Das Wort ist in …   Das Herkunftswörterbuch

  • Fabrik — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Bsp.: • 300 Personen sind in unserer Fabrik beschäftigt. • Edith Sullivan arbeitet in einer Fabrik …   Deutsch Wörterbuch

  • Fabrik — Fabrik, (vom lat. fabrĭca), gewerbliche Anstalt, deren Erzeugnisse (Fabrikāte) mit Hilfe von Maschinen und auf Grund weitgehender Arbeitsteilung auf Vorrat und im großen hergestellt werden. Fabrikánt, Besitzer einer F.; Fabrikation, die… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Fabrik — Fabrik, 1) s. Fabriken; 2) im Mittelalter der Bau einer Kirche, s. Fabrica; später 3) das ganze Vermögen u. die Einkünfte einer Kirche; daher Fabriklands, die in England zum Vesten des Kirchenvermögens verwalteten liegenden Gründe …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Fabrik [1] — Fabrik, s. Fabriken und Fabrica. – Im Münzwesen die besondere Schule oder Mache der Prägung …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Fabrik [2] — Fabrik, Weiler im bad. Kreis und Amt Offenburg, im romantischen Nordrachtal im Schwarzwald, 434 m ü. M., ehemals Glashütte, jetzt Lungenheilanstalt …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Fabrik [2] — Fabrik, Baubehörde, Baukasse an katholischen Kirchen (fabrica ecclesiae) …   Lexikon der gesamten Technik

  • Fabrik — Fabrik, vom lat. fabrica, bezeichnet jetzt eine gewerbl. Anstalt, wo die Hervorbringung von Waaren im großen Maßstabe betrieben wird. Der Inhaber heißt Fabrikant, das Product Fabrikat, das Geschäft Fabrikation, fabriziren. Die Fabriken sind die… …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”