Fouad 266

Fouad 266

Die Bezeichnung Fouad 266 (Rahlfs 848) steht für eine größere Anzahl von Papyrusfragmenten. Dieser Papyrus wurde 1939 in Ägypten gefunden und ist in das erste Jahrhundert vorchristlicher Zeit datiert worden.

Die Fragmente dieser alten Papyrusrolle beinhalten den Text des Deuteronomiums und umfassten ursprünglich den gesamten Pentateuch. Es handelt sich neben den Funden von Qumran um die bedeutendste Entdeckung für die vorchristliche Textgeschichte der Septuaginta.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nachdem P. Jouget 1943 das Konvolut für die Société Fouad Ier de Papyrologie erworben hatte, veröffentlichte W. B. Waddell eine Abhandlung darüber. Nach der ersten Identifizierung erhielten sie die gemeinsame Inventar- Nummer Rahlfs Nr. 942. Die erste Edition, 116 Fragmente, differenzierte in zwei Rollen; die nachfolgende, um 119 weitere Fragmente vermehrt, unterschied nun 3 Rollen mit biblischem Text sowie Fragmente einer vierten Rolle, bislang unidentifiziert. Diesem Befund entsprechend wies man den drei Rollen je eine eigene Rahlfs-Nr. zu. [1]

Bis zur Entdeckung der Qumranschriftrollen waren die Papyrusfragmente Rylands 458 (Rahlfs 957) und Fouad 266 die einzigen bekannten vorchristlichen Papyri aus Ägypten mit Deuteronomiumsfragmenten. [2]

Während der 1950er und 1960er Jahre war den meisten Experten der Zutritt zu den Fragmenten verwehrt; Reproduktionen bzw. Analysen dieser Fragmente wurden nicht publiziert. Das geschah erst im Werk Études de Papyrologie, Jahrgang 1971.

Inhalt

Der Papyrus ist eine Abschrift der Septuaginta in Unzialschrift die man zum proto-lukianischen Texttyp zählt[3].

Ungewöhnlich ist, dass der Gottesname (Tetragrammaton) in althebräischen Zeichen im griechischen Text wiedergegeben wird.

Septuaginta-Handschriften geben noch bis Anfang des 2. Jahrhunderts den Gottesnamen - mitten im griechischen Bibeltext - als Tetragramm »YHWH« in hebräischen Schriftzeichen wieder. Erst dann beginnt sich die Anrede »Herr« (kyrios) zur Vermeidung des Gottesnamens durchzusetzen. [4].

Somit bezeugt Fouad 266 die Verwendung des göttlichen Namens in den frühen Abschriften der Septuaginta und gibt den göttlichen Namen an folgenden Stellen mit dem Tetragrammaton in hebräischer Quadratschrift wieder:

5.Mose 18:5, 5, 7, 15, 16; 19:8, 14; 20:4, 13, 18; 21:1, 8; 23:5; 24:4, 9; 25:15, 16; 26:2, 7, 8, 14; 27:2, 3, 7, 10, 15; 28:1, 1, 7, 8, 9, 13, 61, 62, 64, 65; 29:4, 10, 20, 29; 30:9, 20; 31:3, 26, 27, 29; 32:3, 6, 19.

In der Sammlung Fouad 266 erscheint demnach das Tetragrammaton 49 mal an identifizierten Stellen aus dem fünften Buch Mose. Darüber hinaus findet sich das Tetragrammaton in dieser Sammlung dreimal in nicht zu identifizierenden Fragmenten, nämlich in den Fragmenten 116, 117 und 123. [5].

Kommentare

In diesem Fragmente ist der vielleicht reinste Septuaginta-Text von 5. Mose enthalten, der uns überliefert ist. [6] „Wir haben hier einen griechischen Bibeltext vor uns, der den Text der Septuaginta in einer zuverlässigeren Form bietet als der Codex Vaticanus und der zugleich mehr als 400 Jahre vor dem Vaticanus geschrieben worden ist.“ [7] Außerdem sei darin wie in den griechischen Fragmenten der zwölf Propheten aus der Wüste Judäas, der persönliche Name Gottes beibehalten worden. Die beiden Texte stimmen in diesem Punkt überein.

Paul Kahle gab eine Übersicht über die sich häufenden Beweise des Gebrauchs des Namens Gottes unter den Juden und schlussfolgerte: „In allen griechischen Übersetzungen der Bibel, die in vorchristlicher Zeit von Juden für Juden angefertigt wurden, muss das Tetragrammaton in hebräischen Schriftzeichen als Gottesname verwendet worden sein und nicht [Kyrios] … oder Abkürzungen davon, wie wir sie in den christlichen [Abschriften der Septuaginta] … finden.“ [8]

Dass man den Namen Gottes besonders hervorheben wollte, um ihn sorgfältig zu bewahren, ist auch an hebräischen Handschriften zu erkennen, die aus einer Zeit um das erste Jahrhundert stammen. In einigen hebräischen Schriftrollen aus den Höhlen in der Nähe des Toten Meeres wurde das Tetragrammaton mit roter Tinte oder in älteren hebräischen Buchstaben geschrieben, die leicht von den anderen zu unterscheiden sind. „Bei den vor über zwanzig Jahren in Qumran entdeckten Manuskripten bestand eines der überraschenden Merkmale darin, dass in einer begrenzten Gruppe von Texten das Tetragrammaton in althebräischen Buchstaben erschien. . . . Dass dieser Brauch eine tiefe Ehrfurcht vor dem [den] göttlichen Namen darstellt, ist geradezu ein Gemeinplatz“[9].

Es wird berichtet, dass es im ersten Jahrhundert in Jerusalem eine hebräische Torarolle gab, die das Tetragrammaton in Goldbuchstaben enthielt [10].

Einzelnachweise

  1. Alfred Rahlfs: Septuaginta - Vetus testamentum Graecum, Bd. 1/1 - Die Überlieferung bis zum VIII. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004.
  2. Natalio Fernández Marcos: The Septuagint in Context , Brill Verlag, Boston 2001 , Seite 71
  3. Albert Pietersma, Proto-Lucian and the Greek Psalter, VT 28 (1978), Brill Verlag , S.66 -77
  4. Reinhard Gregor Kratz: Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Testaments. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000. ISBN 3-8252-2157-1
  5. Études de Papyrologie, Bd. 9, Kairo 1971, S. 81—150, 227, 228
  6. Paul E. Kahle, Die Kairoer Genisa, Berlin 1962, S. 232
  7. Paul E. Kahle, Die Kairoer Genisa, Berlin 1962, S. 233
  8. Journal of Biblical Literature (Jg. 79, S. 111—118)
  9. J. P. Siegel, Hebrew Union College Annual, 1971
  10. Israel Exploration Quarterly, Bd. 22, 1972, S. 39—43

Literatur

  • Alfred Rahlfs: Septuaginta - Vetus testamentum Graecum. Bd. 1/1 - Die Überlieferung bis zum VIII. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004
  • Natalio Fernández Marcos: The Septuagint in Context. Brill Verlag, Boston 2001, ISBN 90-04-11574-9

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