Franckenstein (Adelsgeschlecht)

Franckenstein (Adelsgeschlecht)
Wappen der von Franckenstein
Philipp Anton von Franckenstein, Fürstbischof von Bamberg (1746-1753)
Franckenstein Wappen im Rathaus Darmstadt-Eberstadt
Wappen des Geschlechts Frankenstein aus dem Scheiblerschen Wappenbuch

Frankenstein (auch Franckenstein) ist der Name eines fränkischen, edelfreien Geschlechts, das von den Herren von Lützelbach aus Höchst im Odenwald, bzw. deren Nachfahren, den Dynasten von Breuberg im Odenwald abstammt.

Inhaltsverzeichnis

Familiensage

Im Jahre 948 soll ein Arbogast von Franckenstein in zwei Verträgen mit dem Abt des Klosters Lorsch zugesagt haben, "den Wagenzügen uff der Bergstrass Schutz und Schild zu sein durch Frankensteinisch Gebiet nicht nur allein, sondern der Momling zu. Woselbst die Herren von Breuberg diesen Dienst übernehmen..." Ebenfalls in diesem Jahr soll besagter Arbogast auf Einladung des Erzbischofs Bruno von Köln, welcher vorher Abt des Klosters Lorsch gewesen sein soll, das dortige Turnier gewonnen haben.

Arbogast von Franckenstein wird in Rüxners Turnierbuch genannt und ist daher höchstwahrscheinlich lediglich legendär, da Rüxners Angaben, vor allem in den "frühen Jahrhunderten", häufig fiktiv sind. Auch die genannten Verträge sind keineswegs im Kloster Lorsch zu finden, sondern tauchen lediglich in Sekundärliteratur auf. Dass diese angeblichen Verträge zudem in einem neuhochdeutschen Dialekt verfasst sind, statt in Latein oder zumindest in den im 10. Jahrhundert noch gesprochenen Althochdeutsch, stützt die Auffassung einer späteren, historisierenden Erfindung.

Gegen die Authentizität von Arbogast von Franckenstein spricht zudem die Tatsache, dass Ritterturniere in Deutschland erst ab dem 12. Jahrhundert stattfanden [1].

Da fest steht, dass die Frankensteiner Ritter von Konrad II. Reiz von Breuberg abstammen, dürfte das Geschlecht der Herren von und zu Frankenstein erst im 13. Jahrhundert entstanden sein.

Geschichte

Conradus, Reis de Lucelenbach, war der Ahnherr des Hauses Frankenstein und wird urkundlich im Jahr 1118 das erste Mal erwähnt.[2]

Conrad I. und seine Nachkommen erbauten um 1180 die gleichnamige Burg Breuberg und nannten sich in der Folge Herren von Breuberg. Durch die Heirat seines Sohnes Eberhard I. Reiz von Breuberg mit Mechtild (Elisabeth?), einer der fünf Erbtöchter des Landvogts Gerlach II. von Büdingen, im Jahre 1239 verlagerten sich Macht, Besitz und Interessen auch in die Wetterau, wo die Breuberger Arrois, Gerlach und Eberhard III. nacheinander das Amt des Landvogtes der Wetterau inne hatten. Sie fanden im Kloster Konradsdorf bei Ortenberg ihre letzte Ruhestädte.

Vor 1250 erbaute wahrscheinlich Konrad II. Reiz von Breuberg die Burg Frankenstein und benannte sich fortan nach ihr. Er wurde der Begründer der reichsunmittelbaren Herrschaft Frankenstein mit Besitzungen in Nieder-Beerbach, Eberstadt, Ockstadt, der Wetterau und dem Hessisches Ried. Darüber hinaus besaßen die Frankensteiner weitere Besitz- und Herrenrechte als Burggrafen in Zwingenberg (Schloss Auerbach), Darmstadt, Groß-Gerau (Dornberg), Frankfurt am Main und Bensheim. 1292 erzwangen die Grafen von Katzenelnbogen die Öffnung der Burg. In den Folgejahren gehörte die Burg zum Einflussbereich der katzenelnbogener Obergrafschaft rund um ihre Nebenresidenz Darmstadt.

Aufgrund von Territorialdifferenzen und damit verbundenen Auseinandersetzungen mit den Landgrafen von Hessen sowie des Festhaltens der Frankensteiner am katholischen Glauben, bzw. ihrem Kirchenpatronatsrecht nach Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen, kam es im Jahre 1662 zum Verkauf der Herrschaft an die Landgrafen, nach vorausgegangenen Prozessen vor dem Reichskammergericht.

Die Familie konnte durch die im Laufe der Reformation verstärkt freigewordenen Ämter und Posten in verschiedenen Domkapiteln, Abteien und Bistümern mehrere ihrer Mitglieder als Domkapitularen, Äbtissinnen und Fürstbischöfen besetzen.

Nach dem Verkauf der Herrschaft Frankenstein zog sich die Familie auf ihre Besitzungen in der Wetterau zurück und erwarb Ende des 17. Jahrhunderts die Herrschaft Ullstadt in Mittelfranken. Im 19. Jahrhundert erwarb sie auch die Herrschaft Thalheim in Oberösterreich. Die Familie besteht noch heute aus zwei in Deutschland und teilweise in Österreich lebenden Linien.

Das Frankensteiner Eselslehen

Bis ins späte 16. Jahrhundert liehen die Frankensteiner einen Esel samt Knappen zu Prangerzwecken an die umliegenden Orte (hauptsächlich nach Darmstadt). Diese spezielle Bestrafung wurde Frauen zuteil, die ihren Ehemann geschlagen hatten.

Dabei gab es zwei Varianten: hatte die Frau ihren Mann "durch hinterlistige Bosheit", ohne dass er sich wehren konnte, geschlagen, so führte der Frankensteiner Knappe den Esel. Hatte er aber in einer "ehrlichen Fehde" die Schläge abbekommen, musste er unter Schande und Gelächter der Passanten den Esel selbst führen, da er sich nicht gegen seine eigene Frau zur Wehr setzen konnte.

Schliesslich verschwand das Frankensteiner Eselslehen, weil der Darmstädter Landgraf die vereinbarte Aufwands- und Unterhaltsentschädigung für die Frankensteiner schon seit geraumer Zeit nicht mehr bezahlte. Tatsächlicher Grund dürfte jedoch der Versuch gewesen sein, das eigentlich nur mit der Stadt Darmstadt bestehende Eselslehen auf alle Centbezirke der Landgrafschaft auszudehnen. Eine Zustimmung der Herren von Frankenstein, den Esel auch in andere Orte zu schicken, wäre daher auch einem Anerkenntnis der Oberherrschaft über sämtliche Frankensteiner Besitzungen gleichgekommen.

Wappen

Gespalten und 2 mal geteilt, mit goldenem Herzschild belegt, darin ein in Gold schräggestelltes rotes Beileisen (Stammwappen). In Feld 1 und 6 in Gold ein dreiblättriges rotes Kleeblatt (Wappenmehrung von Cleen), in Feld 2 und 5 in Blau ein rechtsgestellter silberner Helm, darauf ein wachsender silberner Schwan, dessen erhobene rote Flügel mit je einem silbernen Balken belegt sind, 3 und 4 in Gold ein roter Balken, darüber 3 grüne Zweige mit je 3 Blättern (alles Wappenmehrung von Praunheim-Sachsenhausen). 3 Helme mit rechts rot-goldenen, links blau-silbernen Decken; auf dem rechten Hals und Kopf eines natürlichen Pfaues zwischen geschlossenem, oben schwarzen und mit silbernen Herzen bestreuten, unten goldenem und mit rotem Kleeblatt belegten Fluge (von Cleen), auf dem mittleren ein mit dem roten Beileisen belegter offener goldener Flug, auf dem linken der Schwan (von Sachsenhausen).

Bekannte Mitglieder des Geschlechts

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.ritterturniere-im-mittelalter.de/seite-6.html
  2. V.F. Gudenus, Cod. dipl. Moguntinus I, 1743, 294

Quellen & Literatur

  • Karl O. von Aretin: Franckenstein Eine politische Karriere zwischen Bismarck und Ludwig II.. Klett-Cotta, Stuttgart 2003, ISBN 3-608-94286-6.
  • J. Friedrich Battenberg: Roßdorf in vormoderner Zeit. Alltag und Konfliktkultur einer hessischen Landgemeinde im 17. und 18. Jahrhundert. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Bd. N.F. 60 (2002), ISSN 0066-636X, S. 29–60
  • Roman Fischer: Findbuch zum Bestand Frankensteinische Lehenurkunden 1251–1812. Kramer, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-7829-0433-8
  • Georg von Franckenstein: Zwischen Wien und London Erinnerungen eines österreichischen Diplomaten. Leopold Stocker Verlag, Graz 2005, ISBN 3-7020-1092-0.
  • Genealogisches Handbuch des Adels Band 27; Freiherrliche Häuser A IV, CA Starke Verlag.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Band 61, 1975, Adelslexikon. Starke, Limburg/Lahn
  • Walter Scheele: Sagenhafter Franckenstein. Societäts-Verlag, Ulm 2004, ISBN 3-7973-0875-2
  • Otto von Waldenfels (Hrsg.): Genealogisches Handbuch des in Bayern immatrikulierten Adels. Verlag Degener, Neustadt an der Aisch.
  • Hellmuth Gensicke: Untersuchungen zur Genealogie und Besitzgeschichte der Herren von Eschollbrücken, Weiterstadt, Lützelbach, Breuberg und Frankenstein. In: Hessische historische Forschungen (1963), S.99–115
  • Walter Scheele: Burg Franckenstein. Societäts-Verlag, Frankfurt/Main 2001, ISBN 3-7973-0786-1
  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1912. Verlagsanstalt München / Regensburg 1912.
  • Rudolf Kunz: Dorfordnungen der Herrschaft Franckenstein aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sonderdruck aus: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Band 26, Heft 1, 1958
  • Wolfgang Weißgerber: Die Herren von Frankenstein und ihre Frauen: Landschaften, Personen, Geschichten. Schlapp, Darmstadt-Eberstadt 2002, ISBN 3-87704-050-0.
  • Karl Ottmar Freiherr von AretinFranckenstein, Freiherren von und zu. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, S. 329.
  • Norbert Hierl-Deronco: "Es ist eine Lust zu Bauen". Von Bauherren, Bauleuten und vom Bauen im Barock in Kurbayern, Franken, Rheinland. Krailling 2001, ISBN 3-929884-08-9, S. 133–142

Weblinks


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