Francois Claudius Koenigstein

Francois Claudius Koenigstein
Porträt Ravachols
Ravachols Verhaftung

Ravachol (eigentlich François Claudius Koënigstein; * 14. Oktober 1859 in Saint-Chamond, Département Loire); † 11. Juli 1892 in Montbrison, Département Loire) war ein berüchtigter französischer Anarchist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ravachol wurde als Sohn des holländischen Arbeiters Jean Adam Koënigstein und der Französin Marie Ravachol in Saint-Chamond in der Nähe von Saint-Étienne im Osten Frankreichs geboren. Er trug den Namen seiner Mutter, da sein Vater ihn zunächst nicht anerkannte. Harte Arbeit von Kindesbeinen an und das Leben in einer Gesellschaft mit großen sozialen Unterschieden prägten seine politische Einstellung bereits früh und machten aus ihm einen überzeugten Atheisten und Sozialisten. Später schloss er sich der anarchistischen Bewegung an. Es wird berichtet, er habe zeitweilig ein Leben als Fälscher und Schmuggler gefristet. 1891 wurde er verhaftet und des Mordes an einem Einsiedler angeklagt. Er bestritt die Tat, bekannte jedoch einige Diebstähle und Grabräubereien. 1892 konnte er fliehen.

Am 1. Mai 1891 hatte die französische Regierung in Fourmies Maschinengewehre gegen einen friedlichen Demonstrationszug einsetzen lassen, wobei 14 Menschen getötet und 40 verletzt worden waren. Am selben Tag war die Polizei in Clichy gegen sechs demonstrierende Anarchisten vorgegangen, die sich mit Waffengewalt verteidigt hatten. Sie waren dafür zu hohen Haftstrafen und Zwangsarbeit verurteilt worden. Als Racheakt legte Ravachol am 11. März 1892 eine Bombe im Haus des vorsitzenden Richters von Clichy und am 27. März im Haus des Staatsanwalts. Noch im selben Monat verübte er einen weiteren Bombenanschlag in der Lobau-Kaserne in Paris, wo die Einheit stationiert war, die für das Massaker von Fourmies verantwortlich war. Bei den drei Attentaten entstand hoher Sachschaden, es waren jedoch keine Toten zu beklagen.

Ravachol wurde in einem Restaurant verhaftet, wo er einem Ober aufgefallen war. Am Vorabend der Verhandlung gegen ihn, die am 26. April begann, wurde der Restaurantbesitzer getötet, als dort ebenfalls eine Bombe detonierte. Dies war der Auftakt zu einem längerwährenden Kleinkrieg zwischen den Anarchisten und der Regierung.

Das erste Urteil gegen Ravachol lautete lebenslange Zwangsarbeit. Kurze darauf erschien der vielbeachtete Artikel von Octave Mirbeau [1] über Ravachol in der von Zo d’Axa herausgegebenen anarchistischen Wochenschrift L'En Dehors Nr. 52 vom 1. Mai 1892. Zwei Monate später wurde er an seinen Heimatbezirk Montbrison ausgeliefert, wo die frühere Mordanklage verhandelt wurde. Das Urteil lautete Tod durch die Guillotine. Als es verkündet wurde, soll er ausgerufen haben: "Vive l'anarchie!". Ravachol wurde in Montbrison von Scharfrichter Louis Deibler enthauptet und dort begraben.

Zitat

Während seines Prozesses soll er folgendes gesagt haben:
"Es ist die Gesellschaft, die Verbrecher hervorbringt. Anstatt auf sie einzuschlagen, solltet ihr Geschworene eure Intelligenz und eure Kräfte lieber dazu verwenden, die Gesellschaft zu verändern. Mit einem Streich würdet ihr so alle Verbrechen abschaffen. Und weil ihr die Ursachen bekämpft habt, werden eure Taten viel größer und fruchtbarer sein als eure heutige Justiz, die sich dazu erniedrigt, die Folgen zu bestrafen."[2]

Bedeutung

Ravachol ist das Stereotyp des bombenlegenden Anarchisten, er steht für die sog. Propaganda der Tat. Er war so populär, dass man ein Lied, La Ravachole zu seiner Erinnerung schrieb. Es soll im Französischen sogar das Verb ravacholiser gebräuchlich gewesen sein für "eine Bombe legen" oder "einen Bombenanschlag verüben".

Literatur

  • Arthur Holitscher: Ravachol und die Pariser Anarchisten. Verlag Die Schmiede, Berlin 1925.

Einzelnachweise

  1. http://www.spunk.org/library/fiction/mirbeau/sp001687.html
  2. Rik Coolsaet: Von Kropotkin zu Bin Laden. Übersetzung von Herwig Engelmann. In: Le Monde diplomatique, Sep. 2004, S. 5, Fußnote 2

Weblinks


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