Franz I. (Clouet)

Franz I. (Clouet)
Franz I.

Franz I., der Ritterkönig, französisch François Ier, le Roi-Chevalier, (* 12. September 1494 auf der Burg Cognac; † 31. März 1547 in Rambouillet) wurde 1515 in der Kathedrale von Reims zum König von Frankreich gekrönt und regierte bis zu seinem Tod 1547. Er wurde mit seiner ersten Frau Claude de France, Duchesse (Herzogin) de Bretagne, in der Basilika Saint-Denis bei Paris beigesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliche Daten

Franz gehört zur Dynastie der Valois und war der einzige Sohn von Charles d'Orléans, Graf von Angoulême, und Luise von Savoyen.

Er erlangte nach dem Sieg über die Schweizer in der Schlacht bei Marignano 1515 das Herzogtum Mailand. Ein Jahr später schloss er mit Papst Leo X. ein Konkordat. Seine Hoffnung, Kaiser des Heiligen Römischen Reichs zu werden, blieb 1519 unerfüllt. Daraufhin suchte Franz auf kriegerischem Wege eine Entscheidung zu erzwingen. In der Schlacht von Pavia gegen Kaiser Karl V. geriet er am 24. Februar 1525 in Gefangenschaft; er wurde von den Spaniern bis 1526 festgehalten. In der Ära der Reformation war Franz in seinem Land ein Fels gegen die Ausbreitung der neuen Lehren. Dies hinderte ihn jedoch nicht, protestantischen Fürsten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation zur Seite zu stehn. Im Frieden von Crépy verzichtete er nach vier ergebnislosen Kriegen 1544 auf Mailand (das Reichslehen blieb), des weiteren auf das zu Spanien gehörende Königreich Neapel.

Kunst und Kultur

Franz I. gilt als der erste französische König der Renaissance. Während seiner Herrschaft kommt es zu einer bedeutenden Entwicklung der Künste in Frankreich. Schon als Herzog von Angoulême berief er 1509 Pierre Passereau als Kapellsänger in seine Dienste. Bei seinem Antritt 1515 gilt er als humanistisch gebildeter König. Dies trifft jedoch nur mit Einschränkungen zu – er ist jedoch mehr als jeder seiner Vorgänger für die neuen Gedanken sensibilisiert, die vor allem seinem Lateinlehrer Desmoulins und seiner Mutter wichtig waren. Mit erheblichem Pomp lässt er sich 1515 auf einer Insel vor Marseille ein Rhinozeros präsentieren, das als Geschenk des portugiesischen Königs Manuel I. an Papst Leo X. in Rom unterwegs war und auf seinem Weg nach Italien vor Franz' Südküste vorbeisegelte.

Seine beiden Vorgänger Karl VIII. und Ludwig XII. haben viel Zeit in Italien verbracht, es ist ihnen aber nicht gelungen, die neuen Kultur und Kunstströmungen, die sich dort entwickelten, nach Frankreich zu bringen. Sie schufen aber die Grundlagen für das spätere Erblühen der Renaissance in Frankreich. Franz I. vergibt zahlreiche Aufträge und lässt Künstler nach Frankreich holen, unter anderem auch Andrea del Sarto und Leonardo da Vinci. Leonardo da Vinci wird bis zu seinem Tod in Frankreich bleiben.

Über Agenten lässt der König viele Werke italienischer Künstler wie Michelangelo, Tizian und Raffael aufkaufen und legt so den eigentlichen Grundstock der königlichen Gemäldesammlung, die heute im Louvre ausgestellt ist. Seine wichtigsten Bauvorhaben sind das Schloss Chambord und die Erweiterung des Schlosses Fontainebleau nahe Paris, das bald zu seinem beliebtesten Aufenthaltsort wird. Schloss Chambord sollte seinen Anspruch auf die Krone des Heiligen Römischen Reiches und die Verheißung eines neuen Zeitalters unter seiner Führung symbolhaft zum Ausdruck bringen. Er gründete unter anderem auch das immer noch bestehende Collège de France in Paris unter dem Namen Collège des trois Langues (Schule der drei Sprachen), da dort zunächst Latein, Griechisch und Hebräisch unterrichtet wurden.

Politik

Franz I. zu Pferde

Innenpolitik

Franz I. beendete die Epoche der Loire-Könige und gilt als der Begründer des französischen Absolutismus, indem er die Zentralisierung der Macht in Paris vorantreibt und die Macht der letzten Kronvasallen bricht. Auch die Schaffung und Bündelung neuer Finanzinstitutionen stehen in dieser Politik. Franz schafft veraltete Privilegien ab und setzt sich über andere hinweg, um seine direkte Kontrolle über das Königreich zu verstärken.

Seine fortgesetzten Kriege vor allem gegen Italien und seine zahlreichen Bauvorhaben belasten die Staatskasse und in der Folge werden die Steuern erhöht. Er verdoppelt die Steuer für Bauern (taille) und verdreifacht die Salzsteuer (gabelle).

Am 15. August 1539 erlässt der König das Edikt von Villers-Cotterêts, mit der das Französische das Latein als Kanzleisprache ersetzt. Seither ist das Französische Amtssprache in Frankreich. Der massive Ausbau der Bürokratie ist ebenso zu nennen.

In der Kirchenpolitik schloss er 1516 mit dem Papst das Konkordat von Bologna, wodurch die französische Krone fast unbegrenzte Kontrolle über die eigene Kirche und deren Besitz bekommt. Dadurch wird endgültig eine vom König abhängige Staatskirche etabliert. Bei der Reformation unterstützte er aus politischen Gründen die deutschen Protestanten, bekämpfte die Reformation aber im eigenen Land.

Außenpolitik

Beim Machtantritt Franz I. war Frankreich der militärisch und politisch stärkste Staat Europas. Franz führte eine aggressive Außenpolitik mit dem Ziel, Mailand zu erobern und so die Oberhoheit über Norditalien zu gewinnen. Die sprichwörtliche habsburgische Umklammerung existierte wegen der mangelhaften Geschlossenheit der spanischen Länder noch nicht. Entgegen der Legende war Franz I. also nicht durch diese bedroht, sondern er suchte Kaiser Karl V. als Konkurrenten um die Macht in Italien zu schwächen und griff diesen daher präventiv an. Um seine Position weiter zu stärken, führte er mehrere Kriege gegen den Kaiser (Italienische Kriege).

1. Französisch-habsburgischer Krieg (1521–1526)
Allianz mit dem Papst. Frankreich besetzt Norditalien. In der Schlacht bei Pavia (1525) gerät Franz durch persönlichen Übermut in kaiserliche Gefangenschaft. Nach dem Abschluss des Friedens von Madrid wird Franz freigelassen. In Paris widerruft er den Vertrag, da er unter Zwang gehandelt habe, was zum erneuten Krieg führt.
2. Französisch-habsburgischer Krieg (1526–1529)
Offensivbündnis mit Venedig, Florenz und Papst gegen die Spanier (Liga von Cognac, 1526). Plünderung Roms durch kaiserliche Truppen (Sacco di Roma) am 6. Mai 1527). Militärisch wenig entscheidende Siege auf beiden Seiten. 1529 kann Franz die Osmanen dazu bewegen, auf Wien zu marschieren, um so freie Hand in Italien zu erhalten. Nachdem beide Seiten erschöpft sind, wird der Damenfriede von Cambrai geschlossen. Der Status quo wird bestätigt. Karl V. behält Mailand.
3. Französisch-habsburgischer Krieg (1536–1538)
Freundschaftsvertrag mit den Osmanen. Vergebliche Invasion Karls V. in der Provence. Darauf vergebliche französische Invasion in den Spanischen Niederlanden. Frankreich annektiert Savoyen und Piemont.
4. Französisch-habsburgischer Krieg (1542–1544)
Offensivallianz mit den Osmanen gegen den Kaiser. Karl V. und Heinrich VIII. von England beginnen Invasion Frankreichs. Karl marschiert auf Paris, wird jedoch bei Saint-Dizier entscheidend geschwächt. Im Frieden von Crépy werden die alten Friedensverträge mit dem Kaiser bestätigt. Französischer Invasionsversuch Englands. Heinrich VIII. nimmt Boulogne ein. Vertrag von Ardres mit England: Boulogne wird gegen zwei Millionen Goldtaler zurückgegeben.

Franz. I stirbt während der Vorbereitung einer erneuten Invasion der Niederlande und Spaniens. Der französisch-habsburgische Gegensatz entsteht während seiner Herrschaft. Seine Offensivkriege bringen zwar keine politischen Nachteile für Frankreich, erreichen aber letztlich nicht das erwünschte Ergebnis, Mailand als französische Provinz zu erwerben. Bei seinem Tode sind mit Savoyen und Piemont große Teile Norditaliens französisch besetzt und sollen in Provinzen umgewandelt werden. Er entsendet Jacques Cartier, um Nordamerika zu erforschen. Dieser erreicht den Sankt-Lorenz-Strom und legt den Grundstein für die Neu-Frankreich-Kolonien.

Heiraten

Legitime Nachkommen

Grab von Franz I. und Königin Claude

Mit seiner ersten Frau Claude de France hat Franz I. acht Kinder.

  • Louise (* 19. August 1515; † 21. September 1517)
  • Charlotte (* 23. Oktober 1516; † 8. September 1524)
  • François (* 28. Oktober 1517; † 10. August 1536), 1524 Herzog der Bretagne
  • Henri (* 28. Juli 1518; † 10. Juli 1559), König von Frankreich
  • Madeleine (* 10. August 1520; † 2. Juli 1537), ∞ Jakob V. von Schottland
  • Charles (* 11. Januar 1522; † 9. September 1545), Herzog von Angoulême (1531–1545), Herzog von Orléans (1536–1545), Herzog von Châtellerault, Graf von Clermont-en-Beauvaisis und la Marche (1540–1545), Herzog von Bourbon (1544–1545)
  • Marguerite (* 5. Juni 1523; † 14. September 1574), ∞ Herzog Emanuel Philibert von Savoyen
  • Philippe (*/† 1524)

Die Ehe mit seiner zweiten Frau blieb kinderlos.

Franz I. hatte einen unehelichen Sohn Nicholas (†1567), Graf v. Touteville

Literatur

  • André Castelot: François I.. Perrin, Paris 1984, ISBN 2-262-00295-9. 
  • René Guerdan: Franz I., König der Renaissance. Societäts-Verlag, Frankfurt 1978, ISBN 3-7973-0313-0. 
  • Gerd Treffer: Franz I. von Frankreich, Herrscher und Mäzen. Pustet, Regensburg 1993, ISBN 3-7917-1368-X. 

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Ludwig XII.
König von Frankreich

1515–1547
Heinrich II.
Massimiliano Sforza Herzog von Mailand
1515–1521
Francesco II. Sforza



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