Franz Leppig

Franz Leppig

Franz Xaver Leppich, auch Leppig, (* 13. Oktober 1776 [andere Quellen: 1775] in Müdesheim an der Wern, Unterfranken; † um 1818 [andere Quellen: 1819] in Österreich) war ein deutscher Erfinder und Musiker. Er diente in der englischen sowie der österreichischen Armee, weilte zeitweise am Hofe Napoléons in Paris und stand als Flugpionier im Dienste des Zaren Alexander I., für den er ein Bomben-Luftschiff bauen sollte.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Als Bauernsohn war Leppich, der zwar in seiner Zeit für Schlagzeilen in der Presse sorgte, doch letztlich nichts Bleibendes hinterließ, für Historiker wenig interessant. So finden sich die wenigen belastbaren Informationen über ihn fast nur in historischen Dokumenten aus Russland und einigen deutschen Zeitungsartikeln seiner Zeit. Die zitierten Quellen nehmen ihrerseits darauf Bezug.

Ob die beiden Leiter der Vorgängervereine der Trachtenkapalle Müdesheim / Reuchelheim e.V., nach der Gründung 1929 "viele Jahre" ein Kilian Leppich aus Müdesheim und 1963–65 wieder ein Namensvetter mit demselben Vornamen, als direkte Nachfahren von Franz Leppich anzusehen oder auf einer Seitenlinie mit ihm verwandt sind, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Jedenfalls, so scheint es, liegt die Musikalität im Blut.

Jugend

Seine Mutter, eine geborene Schneider aus Arnstein-Reuchelheim, hatte wohl anderes mit ihm vor: Er wurde ins 50 km entfernte Münnerstadt auf die „Domschule“ (Gymnasium der Augustiner zur Ausbildung des Priesternachwuchses) geschickt. Doch er erwies sich dessen nicht würdig und wurde 1791 „wegen muthwilliger Streiche“ von dort entlassen und sollte dann – zurückgekehrt nach Müdesheim – wohl einfach Schreiner „mit Hobel und Leimpinsel“ werden. Mit seinem „ruhelosen Geist“ und einer besonderen mechanischen Begabung – ein „Tüftele“ – baute er jedoch bald ein komplexes Musikinstrument: ein Klavier.

Erfahrungen

Seit 1805 findet man seinen Namen im Bürgerbuch der Stadt Altona. Er trat in englische Kriegsdienste wurde Soldaten-Werber für England, irgendwann taucht er dort als Mr. Smith auf. Unter seinem richtigen Namen ist er später in der Stammrolle der Kaiserlich-Österreichischen Armee in Wien registriert. Leppich heiratete die Adelige Anna von Voss und nahm seinen Abschied vom Militär, um sich ganz seiner Leidenschaft, der Konstruktion neuartiger Fahrzeuge und anderer merkwürdiger Erfindungen, zu widmen. „Seine Heimat ehrt Franz Leppich 1810 seiner Erfindungen wegen mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft bei der Polytechnischen Gesellschaft in Würzburg.“ [Wider]

Berühmtheit als Musiker

Zwischen 1800 und 1810 konstruierte er ein neuartiges Friktionsinstrument, das Panmelodicon bzw. Panmelodikon. Diese Erfindung erregte damals großes Aufsehen, wie die Presse jener Zeit berichtete. Er traf auf den Komponisten und Klaviervirtuosen Conradin Kreutzer, der von seiner Erfindung begeistert war, und zog mit ihm 1810–12 auf Konzertreisen. Sie konzertierten in Wien und München, in Augsburg, Karlsruhe, Luzern und Bern, auch Würzburg und Schweinfurt kamen in den „Genuss der nie zuvor gehörten Zauber-Töne". Sein weiterer Weg führte ihn nach Paris, wo er für die Kaiserin (offenbar bereits Marie Louise) ein Panmelodikon baute.

Luftfahrtpionier

Jene Zeit war geprägt von der ersten Realisierung des seit Menschengedenken gehegten Wunsches nach Bewegen in der dritten Dimension, dem Fliegen in der Luft – zunächst mittels Ballonen, die erstmals 1783 durch Heißluft (Montgolfière) und Wasserstoffgas (Charlière) samt menschlicher Fracht die Erdschwere überwanden. Darauf versuchten sich eine Reihe weiterer Ballonbauer an der Perfektionierung dieser Aerostaten und führten diese mit mehr oder weniger Erfolg dem begeisterten und Publikum vor. Auch Leppich drängte es in diese Riege. Aber im Gegensatz zu vielen vor und nach ihm wollte er nicht Schausteller sein. Vielmehr plante er ein Gefährt für den praktischen Einsatz, das lenkbar wäre und mit dem große Lasten zu transportieren wären, er wollte „einen Luftballon zum Transport von großen Mengen Feuermaterial .. bauen, mit dem eine ganze Armee zu vernichten wäre“.

Erste Arbeiten an einem Luftschiff

Dem Kaiser Napoléon, in dessen Umfeld bereits an Transportballonen experimentiert wurde,

»1812 hatte Napoléon verfügt, daß die französischen Luftfahrer unterstützt werden sollten, die einen lenkbaren Luftballon bauen wollten.«
»... teilte der Zar mit, ..., daß in Frankreich an der Herstellung eines Luftschiffes gearbeitet werde. Nach Rußland sei ein Mechaniker Leppich gebracht worden, der, wie es den Anschein habe, größere Erfolge als die Franzosen erreicht habe.« [bei Infantjew]

bot er seine zunächst theoretische Erfindung zum Kauf an, doch dieser lehnte ab und verbot ihm weitere Experimente. Als Leppich in der Ortschaft Tubenchène trotzdem daran ging, seine Idee zu verwirklichen, befahl der Kaiser die Verhaftung des Deutschen, der sich dieser durch die Flucht entzog. Nach einer mittel- und erfolglosen Zeit des Experimentierens in Belgien und Holland kehrte Leppich zunächst nach Wien zurück, von da zog er mit seinem Freund Kreutzer nach Stuttgart, der dort eine Stelle als Hofkapellmeister antrat. So machte er die Bekanntschaft König Friedrich I. Mit dessen Gönnerschaft sowie finanzieller Unterstützung des Verlegers Johann Friedrich Cotta richtete er im Januar 1812 im Tübinger Schloss eine Werkstatt ein, um abseits jeder Öffentlichkeit mit einigen tüchtigen Handwerkern an seinem Projekt zu arbeiten. Die französische Mission in Stuttgart interessierte sich für seine Arbeiten, wollte zunächst aber abwarten bis er seine Maschine fertiggestellt und erprobt habe, der König selbst interessierte sich nicht dafür.

Am Stuttgarter Hof machte er auch die Bekanntschaft des russischen Gesandten, des Geheimen Rats Graf David Maximowitsch Alopaeus, dem er seine Idee erklärte und der davon dem Zaren berichtete:

»Im freimütigen Gespräch habe ihm Leppich gestanden, dass er sich früher für Bonaparte begeistert habe. Als sich dieser jedoch zum Kaiser habe ausrufen lassen und Anstalten machte, sich ganz Europa zu unterwerfen, sei seine Begeisterung in Haß umgeschlagen und er gehe jetzt mit dem Gedanken um, einen Luftballon zum Kampf gegen den Usurpator zu bauen. Leppich erzählte von seiner Absicht, seine Erfindung nach London weiterzugeben, doch Alopeus, riet ihm davon ab und überzeugte ihn , daß die Briten ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihre Flotte konzentrierten. Die französische Mission in Stuttgart interessierte sich weiter abwartend für Leppichs Arbeiten, während der König zunächst unbeteiligt schien.«

Friedrich, der zuvor nichts von den aktuellen Plänen Leppichs wusste, wurde dessen Tätigkeit bald suspekt. Anfang April – Alopeus berichtete darüber dem Zaren am 10. April 1812 – erhielt Leppich Besuch von einer Kommission, die sein Vorhaben auf Realisierbarkeit begutachten sollte. Die Kommission unter den Herren Dr. Kielmeyer, Prof. Bohnenberger und Prof. Eschenmayer kam insgesamt zu einem positiven Ergebnis:

»Die Möglichkeit einer Flugmaschine ... scheint insofern keinem Zweifel unterworfen ....«
»... Was von einzelnen Theilen der Maschine bis jezt bekannt ist, scheint dem vorgesehenen Zweck zu entsprechen....«

In weiteren Dokumenten heißt es:

»Nach sorgfältiger Untersuchung der Einrichtung Leppichs und der Zeichnungen hätten diese Professoren erklärt, die Maschine sei im Entwurf außerordentlich weitläufig gebaut und nur der praktische Versuch könne die Richtigkeit und die wirkliche Ausführbarkeit dessen bestätigen, was Leppich sich ausgedacht habe.« [bei Infantjew]
»Die Professoren hatten auch den bereits fertiggestellten Boden der Gondel besichtigt und eindeutig anerkannt, daß dieser den neuesten Erkenntnissen entspreche, und daß der Mechanikus in der Lage sei, >bei seiner Arbeit ganz komplizierte mathematische Aufgaben anzuwenden« [bei Wilder und Infantjew]

Am 18. April 1812 wurde Leppich ins Polizeiministerium vorgeladen und verhört. Er gab an, »sein Hauptzweck sey gewesen, diese Maschine in einem solchen vollkommenen Zustande zu verfertigen, um sie Seiner Königlichen Majestät zu produzieren.« .. Er mache sich anheischig, » in 4 Monaten 50 solcher Flugmaschinen, die mehr als hinreichend seyn würden, aus Deutschland eine selbständige Nation zu machen, und denjenigen Souverain an ihre Spize zu stellen, der von seiner Erfindung Gebrauch machen wolle.«

Er musste versprechen, das Land nicht ohne Genehmigung zu verlassen, niemandem etwas über den Gegenstand des Verhörs zu verlauten und ständig über den Fortgang seiner Arbeiten Rechenschaft zu geben. Nachdem sich der König den Bericht der Kommission kommentarlos angehört hatte, wurde Leppich nochmals zum Polizeiministerium gerufen, wo man ihm eröffnete, dass er sofort seine Arbeit abzubrechen und seine Gesellen zu entlassen, er selbst das Königreich binnen 10 Tagen zu verlassen habe.

Offenbar wollte Friedrich als Mitglied in dem von Napoléon protegierten Rheinbund aus Rücksicht auf diesen und die von Leppich genannten erforderlichen Kosten von 1½ Millionen Gulden [für 50 Maschinen] den Alleingang mit dieser »Geheimwaffe« anderen überlassen.

»Napoléon hatte damals Anweisung gegeben, auf den König einzuwirken, daß er die Arbeiten des Erfinders abbrechen lasse.« [bei Infantjew]

Auftrag des Zaren

Wie oben erwähnt, hatte der Vertreter Russlands beim Württembergischen Hof Alopeus bereits im März 1812 geheime Botschaften über sein Zusammentreffen mit Leppich und dessen Modell eines Flugapparats nach St. Petersburg (der damaligen russischen Hauptstadt) an den Staatskanzler Graf Rumjantsew und wenig später unmittelbar an den Zaren Alexander gesandt. Das noch weiter zu entwickelnde Gerät „in der Gestalt einer mageren Kugel" könne man mit Bomben und Raketen bestückt als Kampfluftschiff einsetzen. Die Versuche mit dem Modell seien erfolgreich verlaufen.

Entwurfs-Zeichnung des Luftschiffs für Zar Alexander I. von Franz Leppich
Seinem Briefe [an den Zaren] fügte Alopeus eine von Leppich selbst gefertigte Zeichnung bei, die eine Gesamtansicht des Luftballons zeigte. Es war dies ein Ballon in Stromlinienform, der aussah wie eine langgestreckte Birne. Die obere Hälfte des Ballones wurde von einem Netz umspannt, das an einem Holzreifen befestigt war, der den Ballon in der Äquatorialebene wie ein Gürtel umgab. Der Reifen war durch Streben mit einem starren Holzkiel verbunden. An diesem Kiel war die Gondel untergebracht, die in ihrer äußeren Gestalt an eine offene Veranda eines Sommerhauses erinnerte. Die Fortbewegung des Ballons in der Luft sollte von Hand mit Hilfe zweier großer Ruder bewerkstelligt werden, von denen jedes 5 flügelartige Schaufeln besaß. Die Ruder erinnerten in der Zeichnung an eine menschliche Hand mit ausgestreckten Fingern. [bei Infantjew]

Mit seinem Schreiben bat Alopeus den Zaren, Mittel zur Unterstützung Leppichs anzuweisen. Alexander war begeistert und wünschte, Leppich nach Moskau zu holen.

Mit der Ausweisung Leppichs aus Württemberg war für Alopeus die Stunde des Handelns gekommen. Er ließ über seinen Botschafter-Kollegen am Bayerischen Hof in München, Fürst Barjatinski, Pässe besorgen – für Leppich als Dr. med. Heinrich Schmidt [bzw. Schmitt] aus Kurland und für seinen Begleiter, den Feldjäger Oberleutnant Jordan (zuvor Adjutant des Prinzen von Oldenburg), als Kurländer Feilchner. Damit sollten die beiden, wie Alopeus dem Zaren mitteilte, über Wien »am 11. April nach Rastwillow abreisen, wo man sie in Empfang nehmen und nach Rußland weiter begleiten müsse«. Außerdem beglich Alopeus für Leppich das 5000-Gulden-Darlehen von Dr. Cotta, der darüber seinen König informierte.

»In einem langen persönlichen Schreiben warnt Friedrich [daraufhin] seinen Gönner Napoléon vor dem ideenreichen Erfinder, dessen wirrer Kopf und übersteigerte Phantasie ihn staatsgefährlich machen können«. [Wider]

Am 8. Mai 1812 trafen Schmidt (Leppich) und Feilchner (Jordan) in Russland ein. Durch Geheimkurier des Zaren wurde der Oberkammerherr Fürst Rostoptschin in Moskau darüber und über das Vorhaben informiert. Der Zar wies auf die unbedingte Geheimhaltung hin, da auch in Frankreich an der Herstellung eines Luftschiffs gearbeitet werde, Leppichs Arbeiten aber erfolgversprechender schienen. Er selbst dürfe Leppich nicht in seinem Haus empfangen, »die Sache« sei auch vor dem Moskauer Oberbefehlshaber Feldmarschall Graf Gudowitsch geheimzuhalten, weil dessen Hausarzt und Vertrauter, Dr. Salwator, der Spionage für Frankreich verdächtigt werde. Statt dessen solle diese Angelegenheit dem Moskauer Zivilgouverneur, Fürst Nikolai Wassiljewitsch Obreskow anvertraut werden. Am 27. Mai 1812 meldete Obreskow dem Zaren, dass er für die beiden 6 Werst von Moskau einen geeigneten Platz für die Arbeiten gefunden habe, Leppich habe mit dem Einkauf von Material begonnen.

Geheime Werft bei Moskau

Am 7. Juni 1812 meldete Rostoptschin (der Gudowitsch als Oberbefehlshaber abgelöst hatte) dem Zaren den Beginn der Arbeiten. Der Name des Dorfes (Woronzowo) südwestlich vor Moskau blieb aber in beiden Schreiben unerwähnt, weil Spionage befürchtet wurde. Für den Auftrag über 5000 Arschinen (3550 m) eines besonderen Seidentaftgewebes – innerhalb 2 Wochen zu liefern – wurde die Kapazität einer ganzen Fabrik belegt. Leppich wurden Handwerksmeister aus St. Petersburg und Wilna beigeordnet, weil diesen fachlich mehr zuzutrauen sei und außerdem die Geheimhaltung leichter sei. Mehr als 500 Arbeiter waren in dieser streng bewachten und mit einem hohen Schutzwall umgebenen Luftschiffwerft tätig.

Am 4. Juli 1812 berichtete Rostoptschin an Alexander über eine persönliche Visite bei Leppich: Dieser führe Versuche zur Gewinnung von Wasserstoffgas durch und zwar mit rohrförmig aufgerolltem Eisenblech, das anstelle von Eisenfeilspänen in das Vitriolöl eingetaucht wurde. »Er habe versprochen, die große Maschine bis zum 15. August fertigzustellen. Die mit der Bewachung des Anwesens betraute, aus zwei Offizieren und fünfzig Soldaten bestehende Wachabteilung tue ihren Dienst Tag und Nacht ordnungsgemäß.« Rostoptschin schilderte Leppich als sehr eifrig, der als erster in der Frühe aufstehe und sich als letzter schlafen lege. »Keiner von den hundert für diese Arbeit abgestellten Leuten sei jemals beim Faulenzen erwischt worden, alle arbeiten sie siebzehn Stunden am Tag bis sie umfallen vor Müdigkeit.«

Im Juli 1812 machte sich Alexander anlässlich eines Besuchs in Moskau selbst ein Bild von der Werkstätte Leppichs und sprach einige Minuten mit ihm. Am 8. August gab der Zar an Rostoptschin Instruktionen hinsichtlich einer zuverlässigen Mannschaft für den Probeflug des Luftboots. Leppich solle vorsichtig sein, »damit er nicht in die Hand des Feindes fällt«. Der mit der Verteidigung Moskaus betraute General Kutusow sei zu informieren. Am 22. August kam von diesem die Anfrage, ob der Aerostat wohl zum Einsatz kommen könne; Napoléons Grande Armée war nicht mehr weit. Kutusow wollte sich bei einer Niederlage nach Moskau zurückziehen und die Stadt verteidigen. Da mit dem Einsatz des Aerostaten nicht mehr zu rechen war, beauftragte der Kriegsminister Araktschejew den pensionierten Generalmajor Orlow-Tschesmenskij mit der kurzfristigen Evakuierung der Werkstätten Leppichs zunächst nach Nischni Nowgorod. Der gebotenen Eile wegen (innerhalb 3 Stunden) konnte jedoch ein erheblicher Anteil der Ausstattung nicht auf die bereitgestellten 120 Wagen geladen werden und wurde vor Ort vernichtet.

Der Oberbefehlshaber Rostoptschin verfügte, dass sich die russischen Truppen vor Napoléon zurückzogen und die Bewohner Moskaus weitgehend die Stadt verließen. Vom (12. – 14. September) leitete Leppich unter dem Kommando von Rostoptschin die Brandlegungen in Moskau, um der eindringenden Grande Armée im wörtlichen Sinne „verbrannte Erde“ zu hinterlassen, wodurch das endgültige Scheitern des Russlandfeldzugs eingeleitet wurde (siehe auch Geschichte Russlands, sowie Krieg und Frieden). So kam das ganze für den Kampfballon angehäufte Feuerwerksmaterial doch noch zum Einsatz.

Oranienbaum

Drei Tage nach dem Einzug der Großen Armee verließ Leppich Moskau und reiste nach St. Petersburg. Er konnte Alexander und Araktschejew dazu überreden, ihm einen Raum und die Mittel zur Verfügung zu stellen, die Arbeiten fortzuführen. In Oranienbaum (heute Lomonossow) bei St. Petersburg arbeitete er ab Oktober 1812 unermüdlich an seiner Idee weiter. Am 6. November 1812 entschuldigte er sich beim Zaren, dass er wegen des Frostes und des durch den Transport beschädigten Ballons den versprochenen Flug nach St. Petersburg nicht habe antreten können. Araktschejew sandte daraufhin seinen Adjutanten nach Oranienbaum, der die laufenden Arbeiten begutachtete und zu dem Schluss kam, dass die Vorschläge des Herrn Schmitt durchaus begründet seien. Immer wieder versuchte Leppich, die flügelartigen Lenkruder zu verbessern und legte sich persönlich in die Riemen bis zur körperlichen Erschöpfung. Doch mit Muskelkraft gegen den Wind blieb er wirkungslos. So verging ein ganzes Jahr. Am 20. November des Jahres 1813 erstattete der Generalmajor Wyndomskij nach einer Visite seinen Bericht an Araktschejew, worauf die Arbeiten eingestellt wurden. Am 25. Februar 1814 reiste Leppich ab nach Deutschland.

Zurück in der Heimat

Nach seiner Rückkehr kaufte er sich ein Schloss in Theilheim bei Wipfeld. Auch dort beschäftigte er sich weiter mit seinem Transport-Luftschiff, das (lt. Pierer) allerdings nie zum Einsatz kam. Dagegen soll es ihm (nach dem nicht mehr auffindbaren „Stachelhausen-Bericht“) 1817 gelungen sein, damit eine Eigenbewegung unabhängig vom Wind zu erreichen.

Mit einem seiner Zeit entsprechenden unvollkommenen physikalischen Wissen –- selbst kompetente Wissenschaftler beurteilten seine Pläne positiv –, dafür aber mit überzeugenden Argumenten hatte er versucht, seine Vision vom lenkbaren Luftschiff zu verwirklichen. Die Zeit des Motor-Antriebs war noch nicht gekommen.

Als unermüdlicher Tüftler erfand er noch eine Maschine zur Nägel-Fabrikation.

1819 verkaufte Leppich das Schlösschen an seine Theilheimer Ortsnachbarn Joel Rosenthal und Mändel Rosenbaum und verließ Theilheim mit unbekanntem Ziel.

Quellen

Journals@UrMEL: Skizzen.. zu Johanne von Montfaucon
Journals@UrMEL: Leppich, Franz
  • Karlsruher Musikgeschichte:
Panmelodikon / Conradin Kreutzer 1811 in Karlsruhe
  • Real-Lexikon der Musikinstrumente, Polyglossar von Curt Sachs:
Friktionsinstrumente: Panmelodikon
  • Wadim Infantjew: In jenen Jahren (Zeitschrift "Уральский Следопыт“ [spr. Uraljskij Sledopyt] „Uralpfadfinder“ 12.1968),
Übersetzung durch Ing. Gustav Kraut, Warmbronn – Deutsches Museum München
  • Paul Wider: Menschen und Ballone – Der Höllenballon des Franz Leppich (Bechtle Verlag 1993)
mit Zitaten aus „Uralpfadfinder“ und aus zeitgenössischen Artikeln im „Schwäbischer Merkur“
  • Haaland/Knäusel/Schmitt/Seifert: Leichter als Luft – Ballone und Luftschiffe (Bernard & Graefe Verlag 1997)
  • Juri Kalinin (Übersetzung Arinstein / Rietschel-Kluge 2005): Deutsche in Oranienbaum

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