Frieden von Turkmantschai

Frieden von Turkmantschai
Grenzziehung durch den Frieden von Turkmantschai

Der Friede von Turkmantschai (russisch: Туркманчайский договор; persisch: عهدنامه ترکمنچای, englisch: Turkmenchay) ist ein Vertrag, durch den der Iran einige nördlich gelegene Territorien an das russische Zarenreich verlor.

Nach seiner Niederlage am Ende des russisch-persischen Krieges (1826-1828) musste Irans Herrscher erhebliche Zugeständnisse machen. Der Vertrag wurde am 22. Februar 1828 (10. Februar nach julianischem Kalender) und am 5. Schaban 1243 des islamischen Kalenders im Ort Turkmantschai unterzeichnet, der heute ein Vorort von Mianeh in der Provinz Ost-Aserbaidschan des Iran ist. Mirza Abol-hasan Khan und Asef o-dowleh, der Kanzler von Fath Ali Schah handelten für die iranische Seite und General Iwan Fjodorowitsch Paskewitsch unterschrieb für Russland.

Wie schon beim Frieden von Gulistan wurden die Iraner durch die Russen massiv zur Unterschrift gedrängt und es blieb ihnen auch keine andere Alternative nach der Niederlage von Kronprinz Abbas Mirza. Der russische General drohte damit, Teheran in fünf Tagen zu erobern, wenn der Vertrag nicht unterzeichnet würde.

Es wurde darin unter anderem folgendes geregelt:

  1. Nach Artikel 4 verlor der Iran zusätzlich zu jenen Gebieten, die Russland bereits im Friedensvertrag von Gulistan überlassen wurden, die Territorien
    1. Khanat Eriwan, darunter auch Etschmiadsin
    2. Khanat Naxçıvan,
    3. das restliche Khanat Talysch
    4. und die Regionen Ordubad und Mugan (die jetzt zu Aserbaidschan gehören)
  2. Der Fluss Aras wurde als Grenze zwischen Iran und Russland festgelegt.
  3. Nach Artikel 6 hatte der Iran eine Kriegskostenerstattung von 10 Koroor Tomans Gold an Russland zu zahlen.[1] Der Koroor war eine Menge von 500.000 Stück, es war also der Wert von 5 Millionen Goldmünzen zu bezahlen.
  4. Nach Artikel 8 verloren die iranischen Schiffe das Recht, auf dem Kaspischen Meer und an dessen Küsten zu navigieren, dieses Recht stand nur mehr Russland zu.
  5. Der Iran erkannte Kapitulationsrechte von Russen im Iran an.
  6. Nach Artikel 10 durfte Russland, Konsuln dorthin entsenden, wo es dies auf dem Territorium der Iraner wünschte. Ferner wurde dem Vertragspartner auferlegt, die wirtschaftlichen Verträge zu unterzeichnen, welche Russland vorschlagen werde.
  7. Artikel 13 regelte den Austausch von Kriegsgefangenen.
  8. Gemäß Artikel 7 versprach Russland, Abbas Mirza als Thronfolger beim Tod von Fath Ali Schah zu unterstützen (dies erübrigte sich später, weil der Sohn vor dem Vater starb)
  9. Der Iran entschuldigte sich offiziell, Versprechen nicht eingehalten zu haben, die im Vertrag von Gulistan gemacht wurden.
  10. Nach Artikel 15 musste Fath Ali Schah zusagen, keine Sezessionsbestrebungen von Khanaten in der Region von Aserbaidschan zu unterdrücken.

In der 1827 kampflos den Russen übergebenen Stadt Khoy, die heute in der iranischen Provinz West-Aserbaidschan liegt, wurde nach dem Friedensschluss während einiger Zeit eine 3.000 Mann starke russische Garnison stationiert, um eine Garantie für die Zahlung der Kriegsentschädigung zu haben.[2]

Der Iran betrachtet heute offiziell diesen Vertrag sowie den dafür als Präzedenzfall bewerteten Frieden von Gulistan als die erniedrigendsten Verträge, die er je unterzeichnen musste. Sie sind Ursache dafür, dass Fath Ali Schah als der unfähigste Herrscher in der Geschichte des Irans angesehen wird.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Resalat, 21. Mai 2006 [1]
  2. Encyclopedia Britannica, 11th Edition [2]

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