Gabriel Didymus

Gabriel Didymus

Gabriel Zwilling, auch Gabriel Didymus (* um 1487 in Annaberg; † 1. Mai 1558 in Torgau) war ein lutherischer Theologe und Reformator.

Leben

Es ist nicht bekannt, wann und wo Zwilling sein Studium aufnahm und ob er in den Augustinereremitenorden Joachimsthal in Böhmen eintrat. Früher wurde zumeist vermutet, er habe in Prag zu studieren begonnen und wäre 1502 bereits nach Wittenberg übergesiedelt.. Einzig die Matrikel der Universität Wittenberg weisen aus, das er 1512 sich dort einschrieb und aus Annaberg stammte. Auch sagen diese aus, dass er bereits Mitglied des Augustinerordens war. Vermutlich wird er nur wenige Jahre jünger gewesen sein, als sein Klostergenosse Martin Luther. Schon damals muss er Johann von Staupitz nahe gestanden haben, da dieser den Wunsch äußerte, er möchte in Erfurt seine Studien betreiben.

1516 erwirbt er sich den Baccalaurus der artistischen Künste und Luther sandte ihn in seiner Eigenschaft als Distriktsvikar ihn nach Erfurt, wo er sich dem Studium der griechischen Sprache widmen sollte. Dazu schrieb Luther an den Erfurter Prior Johann Lange, er möchte darauf sehen, dass Zwilling sich nach den Satzungen des Orderns richte und sich der Klosterzucht füge. Aber Zwilling hielt es dort nicht lange aus und kehrte nach Wittenberg zurück, wo er 1518 Magister wurde. Unter dem Einfluss Luthers schloss sich Zwilling der Reformation an und tritt während der Wittenberger Bewegung neben Andreas Bodenstein in Erscheinung, als Erneuerer im Wittenberger Augustiner Kloster.

So predigte er im Oktober 1521 vor seinen Ordensbrüdern gegen die Verehrung der Hostie, die Abschaffung von Privatmessen und forderte die Austeilung des Abendmahls in beiderlei Gestalt. Dabei äußerte er sich in der Sakramentsfrage, dass die Kommunion nur im Gedächtnis der Passion eingesetzt werden dürfte. Zwillings Predigten zeigten Erfolg, dass der Augustinerkonvent das Lesen der Messe am 13. Oktober 1521 einstellte. Als er als einer der ersten im November aus dem Augustinerkloster austrat, schlossen sich auch seine Mitbrüder an.

Mit auf sein Betreiben ist der Austritt vieler Mönche aus dem Wittenberger Konvent zurückzuführen, ein Schritt, den auch Z. im November des Jahres vollzog. Während Bodenstein in Wittenberg die neue Ordnung des Gottesdienstes einführte, trat er in Eilenburg auf. Der unansehnliche, einäugige Mann muss ein hinreißender Prediger gewesen sein. Die Kutte legte er ab und trug einen langen Gehrock und breitkrempigen Hut. In Eilenburg predigte in deutscher Sprache zu Weihnachten gegen Messe, Fasten und eucharistische Praxis und feierte das Abendmahl in beiderlei Gestalt.

Unter Bodensteins Einfluss wandte er sich im Januar 1522 gegen die Bilder und Altäre in der Stadtkirche Wittenberg. Durch das Auftreten der Zwickauer Propheten wurde die Lage des durch die Kritik am Schulwesen überspitzt, so dass Luther von der Wartburg nach Wittenberg zurückkehrte. Diesem beugte er sich und bekannte zu weit gegangen zu sein. Obwohl Luther ihn neben Bodenstein als den wichtigsten Urheber der Unruhen ansah, freute er sich besonders über dessen innere Wandlung. Bereits im April konnte Luther Zwilling der Stadt Altenburg als Prediger empfehlen. Er ermahnte ihn aber, mit Rücksicht auf die Schwachen bedächtig vorzugehen, sich bei Neuerungen zurückzuhalten und nur gestützt auf das Wort und nicht auf menschliche Kraft oder Ordnungen zu handeln.

Seine Tätigkeit war jedoch nicht von langer Dauer. Die Chorherren widerstanden seiner Einsetzung. 1523 finden wir ihn als Prediger in Torgau, wo er sich leidenschaftlich für die Reformation einsetzte und dadurch einen Sturm auf das dortige Franziskanerkloster auslöste. In Torgau formte er seit 1529 als Superintendent die evangelische Kirche und 1537 findet man seine Unterschrift unter den Schmalkaldischen Artikeln. Seitdem wirkte er mehr in der Stille und verwaltete treu sein Amt, zuletzt als Superintendent. Als in Kursachsen das Augsburger Interim eingeführt wurde, widersetzte er sich ihm mit allem Nachdruck. Er wurde daher verhaftet und nach Wittenberg gebracht. So sehr sich die Wittenberger Theologen um ihn bemühten, sie stimmten ihn nicht um. Deshalb wurde er 1549 seines Amtes entsetzt. Er durfte aber in Torgau wohnen bleiben und verbrachte dort seine letzten 9 Lebensjahre als Privatprediger der Mutter des Kurfürsten.

Literatur

  • Karl Pallas: Der Reformationsversuch des Gabriel Zwilling (Didymus) in Eilenburg und seine Folgen, in Archiv für Reformationsgeschichte (ARG), Jg. 9, 1912, S. 347-362
  • Hans Joachim Kessler: Altenburg. Eine kurfürstlich-sächsische Mittelstadt in der Entwicklung zur terretorialfürstlichen Residenzstadt zwischen Leipziger Teilung 1485 und der Wittenberger Kapitulation 1547, Dissertation Leipzig 1991, S. 88-91
  • Julius Löbe: Geschichte der Kirchen- und Schulen des Herzogthums Sachsen-Altenburg, Bd. 1, Altenburg 1886, S. 101
  • Julius Löbe: Mittheilungen über den Anfang und Fortgang der Reformation in Altenburg nach in gleichzeitigen Acten, Briefen, Nachrichten, in Mittheilungen der Geschichts und Althertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes, Jg. 6, 1863, S. 11
  • Thedor Kolde: Didymus, Gabriel. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 4, Hinrichs, Leipzig 1898, S. 639–641.
  • Gustav Leopold PlittDidymus, Gabriel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 117.

Weblinks


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