Gaya (Korea)

Gaya (Korea)
Gaya / Mimana
Japanischer Name
Kanji 任那
Rōmaji nach Hepburn Kaya bzw. Mimana
Koreanischer Name
Hangeul 가야
Hanja 伽倻
Revidierte Romanisierung Gaya
McCune-Reischauer Kaya
Die vier Reiche auf der koreanischen Halbinsel zu Ende des 5. Jahrhunderts

Gaya war von 42 n Chr. bis zumindest zum vierten Jahrhundert eine Konföderation aus Stämmen im mittleren Süden der Koreanischen Halbinsel. Ab mitte des vierten Jahrhunderts wurde die Konföderation entweder teilweise oder ganz vom Japan der Yamato-Zeit erobert. Die daraus entspandene japanische Kolonie Mimana hat daher entweder Gaya ersetzt oder sich dieser im Staatenbund angeschlossen. Gaya bzw. Mimana wurden 562 n. Chr von Silla erobert.

Inhaltsverzeichnis

Gaya

Gründung

Der Ursprung der Konföderation aus Stämmen lässt sich auf die Samhan-Konföderationen zurückverfolgen. Gaya gehörte dabei dem Stammesverband der Byeonhan an. Dieser, und damit auch Gaya, bestand am Unterlauf des Nakdong im mittleren Süden der Koreanischen Halbinsel und zwischen den Königreichen Baeckje und Silla gelegen.

Die Gaya-Konföderation war zunächst angeführt von Stamm Geumgwan Gaya in Gimhae und später vom Stamm Dae Gaya in Goryeong. Da es bald von Silla eingenommen wurde, rechnet man es üblicherweise dem Korea der drei Reiche, Goguryeo, Baeckje und Silla, zu. Durch die rasch wechselnde politische Konstellation auf der Koreanischen Halbinsel scheinen die Kaya-Staaten, eingezwängt zwischen Paekche und Silla, die sich bald bekämpften, bald verbündeten, keine Chance gehabt zu haben sich zu einem lebensfähigen Königreich entwickeln zu können.[1]

Gründungsstaaten

Die Gaya Konföderation

Geumgwan Gaya

Geumgwan Gaya entstand aus Guya, einem Kleinstaat im heutigen Gimhae und Pusan.

Ara Gaya

Ara Gaya entstand aus Anya, einem Kleinstaat der Byeonhan Konföderation. Sein Zentrum ist im heutigen Haman zu finden.

So Gaya

Auch bekannt als Gojaguk, entwickelte sich So Gaya in der Gegend des heutigen Goseong, Jinju und Sacheon an der Südküste der koreanischen Halbinsel.

Dae Gaya

Dae Gaya entstand aus dem Kleinstaat Ballo im heutigen Goryeong Gebiet.

Mimana

Mimana (jap. 任那) war von ungefähr 370-562 n. Chr. militärischer Brückenkopf[2] und Kolonie[3] des Japans der Yamato-Ära auf der Koreanischen Halbinsel. Es handelte sich um einen kleinen Staat in dreieckiger Form. Dieser war entweder an Gaya angeschlossen (in Nord- und Südkorea unter der Bezeichnung Pon-Kaya[4] bekannt) oder trat anstelle von Gaya. Nord- und südkoreanische Historiker bezweifeln allerdings zumindest eine japanische Kolonisation Gayas, da diese in keiner koreanischen Quelle Erwähnung findet.

Gründung

Nach japanischen Geschichtsaufzeichnungen wurde nach der koreanischen Expedition der Kaisergemahlin Jingū-kōgō um 200 ein ständiger Militärstützpunkt als Brückenkopf zum asiatischen Festland in Mimana eingerichtet. Das eingeführte Vizekönigtum überwachte den Vasallenstaat und trieb Tribut ein. Die Eroberung begünstigte die gegenseitigen Beziehungen und das Eindringen chinesischer Kultur nach Yamato begann.

Es ist jedoch umstritten, ob jene Expedition stattgefunden hat. [5]

Eine weitere Fassung geht davon aus, dass der König von Baeckje 367 (Nihonshoki 247) eine Gesandtschaft nach Yamato schickte. Er war auf der Suche nach einem starken Verbündeten gegen die Bedrohung von Seiten Goguryeo aus dem Norden. Zwei Jahre später brach eine Expedition aus Yamato auf und übernahm zusammen mit Baeckje-Truppen einen Großteil des Nakdong Flussbeckens, das zum alten Gebiet von Byeonhan gehörte. Die meisten kleinen örtlichen Anführer scheinen ihre Posten behalten zu haben. Die Einrichtung von Garnisonen ermöglichte es Yamato die koreanische Innenpolitik zu beeinflussen. [6]

Statue von Tsunuga Arashito vor dem Bahnhof Tsuruga

Einer anderen Legende nach war das Königreich des Königs von Gaya, Tsunuga Arashito (jap. 都怒我阿羅斯等), ständig von einem mächtigen Nachbarstaat bedroht. Als er von einem großen Herrscher auf der japanischen Inselkette hörte, beschloss er sein Königreich unter dessen Oberhoheit zu stellen. So wollte er die Sicherheit seines Reiches garantieren. Im Jahre 33 v. Chr. schickte er den Gesandten Sonakashichi (jap. 蘇那曷叱知) mit einem Tribut und seiner Bitte nach Yamato. Der gefährliche Wasserweg und die fremde Umgebung verzögerten seine Reise. Erst vier Jahre später erreichte der Gesandte den japanischen Hof. Im Folgejahr kehrte er auf die koreanische Halbinsel zurück und überbrachte die kaiserlichen Anweisungen. Darin forderte der Kaiser Suinin König Arashito auf, Mimana in Erinnerung an seinen verstorbenen Vater als neuen Namen für sein Königreich anzunehmen. Gleichzeitig schickte er auch den fähigen Staatsmann Shihotare Hiko zusammen mit einer starken Streitkraft. Dieser vertrat dort als lokaler Herrscher an der Spitze der Behörde Nihon-fu den japanischen Kaiser. [7]

Für die folgenden 200 Jahre fehlen jegliche Einträge in der Geschichte Japans bezüglich Mimana. Erst zu Beginn des 4. Jahrhunderts tauchen in chinesischen Quellen Einträge zu Mimana und dessen Beziehung zu Yamato auf. Letzteres schickte Gesandte nach China, um Anerkennung ihrer Stellung auf dem koreanischen Festland zu erhalten.

In koreanischen Standard-Geschichtswerken taucht Mimana nicht als eigenes Königreich auf. Die Ausgrabung der Gwanggaeto-Stele in Nordkorea gegen Ende des 19. Jahrhunderts wirft aber Licht auf die japanisch-koreanischen Beziehungen im Altertum: Es wurde 414 n. Chr. vom Sohn des großen Königs Gwanggaeto von Goguryeo zu Ehren seines Vaters errichtet. Auf den vier Seiten des Natursteins sind die Taten seines Vaters vermerkt, vor allem seine militärischen Unternehmungen. Dort ist vermerkt, dass Mimana im 4. Jahrhundert eine führende Militärbasis des Yamato-Staates im Süden Koreas war.[7]

Kommunikation mit dem Japan der Yamato-Zeit

Der Kontakt zwischen Yamato und den damaligen Staaten auf der Koreanischen Halbinsel war noch schwierig. Große Teile Kyūshūs befanden sich noch nicht unter der Kontrolle Yamatos. Deshalb verfolgten die lokalen Herrscher des japanischen Archipels im Süden Koreas oft ihre eigene Strategie: Beispielsweise griff ein örtlicher japanischer Militärführer, Sachihiko, 382 anstelle von Silla bestimmte untere Führer in der Mimana Region an. Eine spätere japanische Mission musste den ursprünglichen Zustand wiederherstellen.

Rebellionen der lokalen Herrscher

Unter der Herrschaft Yūryakus prahlte Kibi-no-Tasa am kaiserlichen Hofe mit der Schönheit und Anmut seiner Ehefrau. Das weckte das Interesse des Kaisers und er lud sie zu einer Audienz ein. Im Jahre 463 ernannte der Kaiser Kibi-no-Tasa zum neuen lokalen Herrscher von Mimana und forderte ihn auf, ohne Verzögerung aufzubrechen. Nach seiner Abreise bezog seine Frau auf Anordnung des Kaisers den Palast und gebar bald einen Sohn. Als Tasa davon erfuhr, rebellierte er gegen den Kaiser. Er verbündete sich mit dem Königreich Silla. Letzteres war im Tributverzug und fürchtete Bestrafung von japanischer Seite für ein früheres Eindringen in Mimana. Tasa erhoffte sich ein neues, eigenes Königreich mit ihm als Herrscher. Die verbündeten Armeen fielen 465 in Baeckje ein. Baeckje war der treueste Tributstaat Yamatos und musste sich nun nicht nur gegen die Mimana-Silla-Allianz aus dem Osten, sondern auch gegen Angriffe des nördlichen Königreichs Goguryeo wehren. Der japanische Kaiser sandte eine große Armee unter der Führung des Generals Ki-no-Oyumi sowie drei weitere Generäle zu Hilfe. Sie errichteten eine neue Hauptstadt in Baeckje und vernichteten Kibi-no-Tasa sowie Silla. Daraufhin schlossen sie die drei Staaten gegen Goguryeo zusammen. Der Kampf war erfolglos. Gründe dafür liegen teilweise in Unruhen im neu formierten Königreich von Baeckje. Hauptursache waren jedoch die japanischen Führer, die wegen persönlichem Vorteilsstreben ihre Pflichten vernachlässigten.

Unter diesen kritischen Bedingungen übernahm Ouiwa, der Sohn Ki-no-Oyumis, das Amt des lokalen Herrschers. Er verständigte sich heimlich mit dem Königreich Goguryeo mit dem Ziel, ganz Korea unter ihre Herrschaft zu bringen. Im Jahre 487 rebellierte er offen gegen den japanischen Kaiser und schloss ein Abkommen mit Goguryeo, das ihm die Herrschaft über das südliche, und dem Goguryeo-König über das nördliche Korea zusicherte.

Er begann mit dem Bau einer starken Festung, um Baeckje von Silla und Yamato zu isolieren. Bevor der Bau vollendet werden konnte, griff jedoch der König von Baeckje erfolgreich an. Baeckje nutzte den Vorteil und forderte vier große Bezirke Mimanas für die Vernichtung Oiwas und seiner Armee ein. 523 erhielt es nach Bestechung von hohen Beamten des kaiserlichen japanischen Hofes endlich jene vier Bezirke.

Der Untergang Mimanas

Das Königreich Silla betrachtete das Machtverhältnis auf der koreanischen Halbinsel als unausgewogen. Es verbündete sich mit Goguryeo und überfiel Mimana mit dem Ziel einer Annexion. Daraufhin schickte Yamato einen Gesandten namens Ōmi no Kenu. Er sollte das Problem zur Zufriedenheit aller Beteiligten lösen. Doch es mangelte ihm an Taktgefühl und Geschick, so dass er nicht nur in seinem Auftrag scheiterte, sondern auch noch den Zorn Sillas und Goguryeos auf Yamato zog. Krieg brach aus und 532 besetzte Silla den Großteil Mimanas. Außerdem bedrohte die Silla-Goguryeo-Allianz Baeckje. Seong, der König von Baeckje bat Yamato um Hilfe. Viele unzufriedene Männer aus Mimana schlossen sich Baeckje an. Seong erklärte nun Silla den Krieg. Zunächst erfolgreich, waren sie letztendlich unterlegen. Dieser Sieg ermöglichte es Silla ganz Mimana einzunehmen.

Als die Führer des Yamato-Staates von der Niederlage erfuhren, schickten sie sogleich eine große Armee, die aber besiegt wurde. 562 verlor der lokale Herrscher schließlich sein Amt und der gesamte Staat Mimana fiel an Silla.

Gegen Ende des 6. Jahrhunderts war der Yamato-Staat aufgrund von Problemen im Inland noch nicht für einen weiteren Krieg bereit. Dafür protestierte er gegen Sillas Besetzung Mimanas und deutete Waffenbereitschaft an. Außerdem unterstützte er Baeckje im Wiederaufbau des Königreichs so gut er konnte. 589 ergab sich eine Möglichkeit für Yamato Silla anzugreifen. Silla war als Verbündeter Goguryeos im Kampf gegen die chinesische Sui-Dynastie geschwächt. 591 konnten alle Vorbereitungen abgeschlossen werden und man positionierte die 20.000 Mann starke Armee in Kyushu. Mit der Streitkraft in Einsatzbereitschaft nahm man diplomatische Verhandlungen mit Silla auf. Diese wurden jäh durch den plötzlichen Tod des japanischen Kaisers Sushun unterbrochen.

600 plante Yamato einen weiteren Versuch Mimana zurückzubekommen. Mit Hilfe des Volkes von Mimana kämpfte eine große Armee erfolgreich gegen Silla. Der König von Silla ersuchte um Frieden und versprach, Mimana zurückzugeben. 602 musste Yamato jenem Versprechen nochmals gewaltsam nachhelfen. Im Wiederbesitz von Mimana setzte Yamato nun keinen lokalen Herrscher ein. Vielmehr vertraute es die Befehlsgewalt Baeckje an. Der König hatte lediglich jährliche Tribute von beiden Staaten an Yamato zu entrichten.

Ab 607 verlor Yamato rasch an Einfluss in Korea.

662 oder 663 endgültige Niederlage gegen Tang- und Silla-Truppen in der Seeschlacht von Hakusukinoe: An der Mündung des Paegchon Flusses (Paeg-gang, Güm-gang) wurde die japanische Flotte unter dem Kommando von Admiral Abe no Hirafu besiegt. Kaiser Tenji hatte die Streitmacht zur Rettung Baeckjes geschickt, das nach der Niederlage ebenfalls von Silla eingenommen wurde.

Bedeutung Gayas und Mimanas

Tongefäß aus Gaya, 5. oder 6. Jahrhundert
eine Krone aus Gaya ausgestellt im Nationalmuseum von Korea

Gaya bzw. Mimana war aufgrund seiner reichen Eisenvorkommen am mittleren und unteren Flusslauf des Nakdong ein Zentrum internationalen Handels. Es lieferte Eisen über das Meer zum Beispiel in die chinesische Kommandantur Lelang oder nach Yamato.

Während der Lebenszeit Gayas bzw. Mimanas war sein politischer Einfluss auf die anderen drei Reiche der Koreanischen Halbinsel Goguryeo, Baeckje und Silla begrenzt, auch aufgrund der frühen Vernichtung. Dennoch war trotz seiner Kurzlebigkeit sein kultureller Einfluss auf Silla bedeutend. Aus seiner Oberschicht, die der Aristokratie Sillas angegliedert wurde, gingen Persönlichkeiten hervor, die sich um die Vereinigung der Halbinsel unter Sillas Führung große Verdienste erwarben.[8]

Verschiedenes

Eisenproduktion

Gaya bzw. Mimana begann vermehrt Eisen statt Bronze für die Produktion von Alltagsgegenständen zu verwenden.

Waffen

Zu den Kennzeichen der Waffen Gayas und Mimanas gehören Schwerter mit Phönix- oder Drachendekor am Knauf und Schwertknäufe mit Kleeblatt-Verzierung. Sie müssen als soziale Statussymbole innerhalb der Konföderation gedient haben.

Pferdegeschirr

Gayas bzw. Mimanas Pferdeausrüstung war ursprünglich mehr praktisch als von erlesener Verarbeitung wie das Pferdegeschirr Sillas. Aber es wurden auch fein verzierte Stücke mit Silla- und Baeckje-Einfluss gefunden.

Töpferwaren

Realitätsgetreue Tonfiguren von Menschen und Tieren wurden oft Verstorbenen als Gefährten ins Grab beigegeben. Einige Tierfiguren dienten auch Schüsseln und anderen Gefäßen als Dekoration.

Schmuck

Der Schmuck Gayas und Mimanas beinhaltet Bronze-vergoldete Kronen mit Blumenmuster, Ohrringe, Armreifen, Ringe und verschiedene Ketten aus Glas.

Einzelnachweise

  1. Der Brockhaus in Text und Bild 2003 [SW], elektronische Ausgabe für Office-Bibliothek, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus, 2003; Artikel: "Korea bis 668 n. Chr.: Staatenbildung im Land der Morgenstille"
  2. Brockhaus - Die Bibliothek - Die Weltgeschichte, Band 2 - Antike Welten (bis 600 n. Chr.), Artikel: "Staatenbildung im Land der Morgenstille - Korea bis 668 n. Chr.", S. 639, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus, 1997
  3. Der Brockhaus in Text und Bild 2003 [SW], elektronische Ausgabe für Office-Bibliothek, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus, 2003; Artikel: "Japan bis 710 n. Chr.: Am Anfang war die Sonne"
  4. Brockhaus - Die Bibliothek - Die Weltgeschichte, Band 2 - Antike Welten (bis 600 n. Chr.), Artikel: "Staatenbildung im Land der Morgenstille - Korea bis 668 n. Chr.", S. 639, Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus, 1997
  5. Roger Bersihand: Geschichte Japans. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 1963, S. 49/50.
  6. K. H. J. Gardiner: The early history of Korea. 1969, S. 48.
  7. a b Yoshi S. Kuno: Japanese expansion on the Asiatic continent. S. 193/194. (Band 1, 22 MB)
  8. Der Brockhaus in Text und Bild 2003 [SW], elektronische Ausgabe für Office-Bibliothek, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus, 2003; Artikel: "Korea bis 668 n. Chr.: Staatenbildung im Land der Morgenstille"

Literatur

  • K. H. J. Gardiner: ‘‘The early history of Korea’’. Australian national university press, Canberra 1969.
  • Marion Eggert, Jörg Plassen: ‘‘Kleine Geschichte Koreas‘‘. C. H. Beck Verlag, München 2005, (ISBN 3-406-52841-4).
  • Robert Bersihand: ’’Geschichte Japans. Von den Anfängen bis zur Gegenwart’’. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1963.
  • Yoshi S. Kuno: ‘‘Japanese expansion on the Asiatic continent‘‘. University of California Press, Berkeley 1937.
  • Nationalmuseum von Korea

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