- Geisterschiff
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Als Geisterschiffe werden Schiffe bezeichnet, die verlassen auf See aufgefunden wurden oder, eigentlich schon verloren geglaubt, unter mysteriösen Umständen wieder auftauchen oder gesichtet werden. In ähnlicher Form kann dies auch in der Luftfahrt vorkommen.
Inhaltsverzeichnis
Vorfälle
Seefahrt
In der Antike und im Mittelalter gab es häufiger Geisterschiffe, weil die ganze Besatzung während der Fahrt oftmals an Krankheiten, wie der Pest oder an Skorbut, gestorben war. Da die Toten von den Lebenden in aller Regel über Bord geworfen wurden, waren bei einer Sichtung nur wenige Leichen an Bord, welche auch nicht unbedingt offen sichtbar auf dem Deck liegen mussten.
Eines der berühmtesten Geisterschiffe ist die Mary Celeste, die 1872 ohne Besatzung treibend zwischen den Azoren und Portugal gefunden wurde.
Ein Geisterschiff des 20. Jahrhunderts ist der Fünfmastgaffelschoner Carroll A. Deering. Auf der Rückreise von Rio de Janeiro (Jungfernfahrt) nach Norfolk (Virginia) wurde der Schoner unter vollen Segeln am 31. Januar 1922 auf den Diamantuntiefen am Kap Hatteras gestrandet aufgefunden. Keiner der 11-köpfigen Besatzung war an Bord oder wurde später aufgefunden, alle Rettungsboote waren verschwunden. Der Tisch war gedeckt, Speisen standen noch auf Herd und Tisch. Viele Ausrüstungsteile fehlten. Nur die Schiffskatzen waren noch an Bord.
Ein aufgeklärter Fall eines Geisterschiffs ist der deutsche Zweimastschoner "Seeschwalbe", der am 23. Oktober 1921 im Sturm vor Memel nachweislich sank und dessen Besatzung gerettet wurde. Eine Woche später strandete das Wrack an der kurischen Nehrung. Eine Untersuchung des Wracks ergab, dass durch den harten Aufprall auf dem Meeresboden der altersschwache Holzrumpf aufbrach und der Steinballast herausfiel. Danach schwamm das Wrack aufgrund seiner Holzladung wieder auf und legte innerhalb einer Woche rund 100 km zurück.[1]
Heutzutage können plötzlich verschwundene und unerwartet wiedergefundene „Geisterschiffe“ Fälle von Versicherungsbetrug oder moderner Piraterie sein.[2] So verschwand das unter panamaischer Flagge fahrende Schiff „MV Tenyu“ in der Nacht zum 27. September 1998 urplötzlich in der Straße von Malakka mit einer Ladung von Aluminium im Wert von zwei Millionen Euro. Nach dreimonatiger Fahndung wurde es schließlich im chinesischen Hafen Zhang Jiagang aufgespürt, allerdings völlig unkenntlich umgebaut, neu gestrichen und mit einem neuen Namen versehen. Es hieß jetzt „Sanei 1“, ein Name, der von einem tatsächlich existierenden japanischen Schiff übernommen worden war und worauf sogar legale Papiere in Honduras ausgestellt worden waren.[3] An Bord befanden sich sechzehn neue indonesische Seeleute, und obwohl später drei von ihnen als Teilnehmer einer Gang von Piraten identifiziert wurden, die 1995 das Schiff Anna Sierra gekapert hatten, wurden die Besatzungsmitglieder nicht verurteilt. Die ursprüngliche Besatzung der „MV Tenyu“ gilt als tot.
Luftfahrt
Auch bei Luftschiffen gab es bereits einen „Geisterschiff-Zwischenfall“. Das US-Marine-Luftschiff L-8 „Ranger“ landete am 16. August 1942 schlaff, die Motoren im Leerlauf, mit intakter Kabine, aber ohne die Besatzung auf einer Straße in Dale/Kalifornien. Der Verbleib der zweiköpfigen Besatzung, die eine Patrouille vor San Francisco durchführen sollte, wurde nie aufgeklärt. Das Luftschiff wurde repariert und wieder in Dienst gestellt.
Medien
Geisterschiffe sind auch ein beliebtes Sujet in Filmen, Literatur und musikalischen Werken. Dabei sind sie oftmals ein beliebtes Objekt in Verbindung mit Piraten. Manche Geschichten um Geisterschiffe beziehen sich auf das „berüchtigte“ Bermudadreieck, in dem angeblich mehr Schiffe auf ungeklärte Weise verloren gegangen sein sollen als sonst irgendwo auf der Welt. Nach Feststellungen der Versicherungsagentur Lloyd’s in London vom 4. April 1975 entbehren diese Ansichten aber jeder Grundlage.[4]
Geisterschiffe in musikalischen Werken
- Der fliegende Holländer, Oper von Richard Wagner
- Le vaisseau fantôme, Oper von Pierre-Louis Dietsch
- Das Geisterschiff, Lied von Schandmaul
- The Rime of the Ancient Mariner, Lied von Iron Maiden (auf dem Album Powerslave) nach dem gleichnamigen Gedicht von Samuel Taylor Coleridge
- Das Geisterschiff, Titel zum Film "Das Geisterschiff" gesungen von Hans Hartz (1998/99), komponiert von Pelizaeus
Geisterschiffe in Filmen
- „Das Schiff ohne Hafen“ (1932)[5],
- Die „Altair“ in The Ghost Ship (1943)[6],
- „Ghost Ship“ (1952)[7],
- „Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen“ (El Buque maldito, 1974)[8]
- die „Elizabeth Dane“ in dem Film The Fog – Nebel des Grauens (1980),
- das „Todesschiff“ (Death Ship, 1980)[9],
- das „Geisterschiff“ (Ghost Ship, 1992)[10],
- die „SS Corona Queen“ (Lost Voyage, 2001)[11],
- die „Queen of Scots“ in „Gefangen im Bermuda-Dreieck“ (The Triangle, 2001),
- die „Antonia Graza“ in „Ghost Ship“ (2002),
- die „Black Pearl“ und die „Flying Dutchman“ in den „Fluch der Karibik“-Filmen
- die „Aeolus“ in „Triangle – Die Angst kommt in Wellen“ (Triangle, 2009).
Geisterschiffe in Fernsehverfilmungen
- „Kobra, übernehmen Sie“ (alternativ: „Unmöglicher Auftrag“; engl. OT: „Mission: Impossible“), Folge 132: „Das Geisterschiff“,
- die „King George“ in „Sea Quest“, Staffel 1, Folge 9: „Knight Of Shadows“,
- MacGyver Staffel 3 Episode 4 „Das Geisterschiff“,
- Supernatural Staffel 3 Episode 6 „Morgenröte“.
Geisterschiffe in der Belletristik
- Thomas Brezina: SOS vom Geisterschiff. Krimiabenteuer. Maier, Ravensburg 2001, ISBN 3-473-56223-8.
- Samuel Taylor Coleridge: The Rime of the Ancient Mariner. The Enitharmon Press, London 2005, ISBN 1-904634-14-1.
- Sir Arthur Conan Doyle: The captain of the Pole-star. In: Ders. The captain of the Pole-star : and other tales. Homewood Publishing Company, Chicago 1895
- Wilhelm Hauff: Die Geschichte von dem Gespensterschiff. In: Ders.: Sämtliche Märchen. Patmos-Verlag, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96143-2.
- Frank Herbert: Der Wüstenplanet. Heyne, München 2001, ISBN 3-453-18567-6 (Die Ampoliros, der legendäre „Fliegende Holländer des Weltraumes“)
- Alfred Hitchcock, André Marx: Die drei Fragezeichen und das Geisterschiff. Kosmos-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-07987-2.
- Edgar Allan Poe: Die Erzählung des Arthur Gordon Pym ("The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket"). Weltbild, Augsburg 2005, ISBN 3-8289-7925-4.
- Dietlof Reiche: Geisterschiff. Dtv, München 2004, ISBN 3-423-62175-3.
- Sir Walter Scott: Rokeby. In: Ders.: The poetical works. OUP, London 1971, ISBN 0-19-254142-0.
- Bram Stoker: Dracula. Arena-Verlag, Würzburg 2007, ISBN 978-3-401-06110-8 (Demeter)
- Magdalena Petit:[12] El Caleuche. (Spanisch)
- Hansrudi Wäscher: Sigurd-Comic Das Geisterschiff – Piccolo-Sonderband Nr. 15, Nov. 1955, Das Große Hansrudi-Wäscher-Buch, Norbert Hethke Verlag, 1987, ISBN-10: 3-89207-059-8
Geisterschiffe im Hörbuch
- Rainer Gülk (Hrsg.): Das Geisterschiff. Unheimliche Geschichten. Der Hörverlag, München 2004, ISBN 3-89940-469-6 (1 CD)
Literatur
- Hellmut Hintermeyer: Rätselhafte See. Untergänge, Aberglaube, Phänomene, Legenden. Verlag Pietsch, Stuttgart 2003, ISBN 3-613-50409-X.
- Eigel Wiese: Das Geisterschiff. Die wahre Geschichte der Mary Celeste. Europa-Verlag, Hamburg 2001, ISBN 3-203-75103-8.
Einzelnachweise
- ↑ Klaus Reuter: Taifune, Driften, Geisterschiffe. Hoch Verlag, Düsseldorf 1977, ISBN 3-7779-0212-8
- ↑ home.wanadoo.nl (englisch)
- ↑ taz.de vom 16. Juni 2000
- ↑ skygaze.com
- ↑ IMDb
- ↑ IMDb
- ↑ IMDb
- ↑ IMDb
- ↑ IMDb
- ↑ IMDb
- ↑ IMDb
- ↑ Magdalena Petit in der spanischsprachigen Wikipedia
Weblinks
- Fluch und Segeln – Geisterschiffe auf Spiegel Online
- Geisterschiffe – Das größte Rätsel der Seefahrt bei Welt der Wunder (4. Februar 2009)
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Wikisource: The Rime of the Ancient Mariner – Quellen und Volltexte (Englisch)
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Commons: Geisterschiffe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Kategorien:- Mythologisches Schiff
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