Gravity Probe B

Gravity Probe B

Gravity Probe (engl. Schwerkraftsatellit bzw. -sonde) umfasst eine suborbitale Sonde (A), einen bereits gestarteten (B) und zwei geplante (C) Satelliten, die in Anwendung von Aussagen der Allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein zur experimentellen Überprüfung von Annahmen und Modellen über Verteilung und Bewegung der Erdmasse dienen.

Inhaltsverzeichnis

Gravity Probe A

Gravity Probe A untersuchte 1976 die Beeinflussung der Zeit durch die Gravitation. Eine Sonde mit einer extrem genauen Atomuhr wurde auf ca. 10.000 km Höhe gebracht, um danach wieder zur Erde zurückzufallen. Radioübertragung der von der Atomuhr gemessenen Zeit bestätigten die gravitationsbedingte Zeitdilatation. Außerdem lieferte das Experiment eine Messung des Äquivalenzprinzips mit einer Genauigkeit von 200 ppm.

Satellit Gravity Probe B

Gravity Probe B

Gravity Probe B (GP-B) ist eine Satelliten-Mission zur erstmaligen experimentellen Überprüfung zweier Aussagen der Allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein. Untersucht werden soll der Einfluss von Objekten auf die Struktur von Raum und Zeit:

  1. Die gekrümmte Raumzeit: Die Allgemeine Relativitätstheorie sagt voraus, dass eine Masse im Raum, beispielsweise die Erde, die lokale Raumzeit verformt, indem diese eine Delle bzw. Krümmung der Raumzeit erzeugt.
  2. Der Lense-Thirring-Effekt (Frame-dragging-Effekt): Wenige Jahre, nachdem Einstein die Allgemeine Relativitätstheorie veröffentlichte, sagten 1918 der österreichische Mathematiker Josef Lense (1890 - 1985) und der österreichische Physiker Hans Thirring (1888 - 1976) voraus, dass die Rotation einer Masse im Raum die lokale Raum-Zeit mit sich zieht und diese dadurch verdrillt.

In dem Satelliten Gravity Probe B befindet sich ein Gyroskop-Experiment, das gemeinsam von Wissenschaftlern der NASA und der physikalischen Fakultät der Stanford University entwickelt wurde. Das Experiment versucht, kleinste Änderungen in der Ausrichtung der Rotationsachsen von vier Gyroskopen (Kreisel) nachzuweisen.

Wirkung der gekrümmten Raumzeit und des Frame-dragging-Effekts auf das Gyroskop
Gravity Probe B startete am 20. April 2004 um 9:57:24 PDT an Bord einer Delta II.

Nach den Vorhersagen der Wissenschaftler sollten sich die Rotationsachsen der Gyroskope pro Jahr um 6,6 Bogensekunden (1 Bogensekunde = 1/3600 Grad) auf Grund der Raumzeit-Krümmung neigen und um 42 Milli-Bogensekunden durch den Lense-Thirring-Effekt. Die Messung derartig kleiner Änderungen der Rotationsachse ist eine extreme Herausforderung an die Experimentiertechnik. Die eigens für diese Mission entwickelten Gyroskope bestehen aus Quarzkugeln von der Größe eines Tischtennisballs (3,8 cm), die im Vakuum mit 10.000 U/min. rotieren. Sie werden auf 1,8 K abgekühlt, so dass ihre mit Niob beschichtete Oberfläche supraleitend wird. Die Veränderungen der Rotationsachse werden mittels hochempfindlicher supraleitender Quanteninterferenz-Detektoren, sogenannter SQUIDs, gemessen. Auf diese Weise sind Veränderungen von 1/40.000.000 Grad messbar. Unter diesem Winkel erscheint ein Stecknadelkopf im Abstand von 1.000 km. Der Effekt der Raumzeit-Krümmung wird mit einer Präzision von 0,01% messbar sein, was den bisher genauesten Test der allgemeinen Relativitätstheorie überhaupt darstellt. Selbst der Lense-Thirring-Effekt wird noch mit einer Genauigkeit von 1% messbar sein.

Die Kosten der Mission belaufen sich auf 700 Millionen US-Dollar.

Der Satellit wurde am 20. April 2004 vom US-Luftwaffenstützpunkt Vandenberg an Bord einer Delta II 7920-Rakete erfolgreich gestartet. Die Bahn des Satelliten führt in einer Höhe von ca. 740 km über die beiden Pole.

Gravity Probe C

Gravity Probe C (GP-C) ist eine mögliche zukünftige Mission, die sich noch in der frühen Planungsphase befindet und aus zwei Satelliten bestehen soll, die die Erde in entgegengesetzter Richtung auf äquatorialen Umlaufbahnen umkreisen. Laut Allgemeiner Relativitätstheorie sollen sich durch gravitomagnetische Effekte (verursacht durch die Erdrotation) die Umlaufzeiten um ca. 100 ns unterscheiden. Um andere Effekte herausrechnen zu können, muss vor der Mission das Gravitationsfeld der Erde noch genauer untersucht werden.

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