Guy-Claude Burger

Guy-Claude Burger

Guy-Claude Burger (* 4. September 1934) war ursprünglich Musiker und Physiker. Später begründete er eine besondere Form der Rohkosternährung, die er Instinctotherapie nannte. 2001 wurde er wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt .

Inhaltsverzeichnis

Leben

Guy-Claude Burger wurde 1934 als Musikerkind in der Schweiz geboren, durchlief bis in den Anfang der 1960er Jahre eine Doppelkarriere als Musiker (Solo-Cellist beim Zürcher Kammerorchester, Gastauftritte unter anderem mit Yehudi Menuhin) und Physiker (Assistent für theoretische und experimentelle Physik an der Universität Lausanne).

Ein Krebsleiden beendete diese Laufbahn, und er begann sein bisheriges Leben an vielen Stellen in Frage zu stellen. Auf dem Gebiet der Ernährung gelangte er dabei auf die Frage nach der genetischen Anpassung des Menschen an die heutige Ernährung und glaubte dabei, einen beim Menschen verlorengegangenen Ernährungsinstinkt wiederentdeckt zu haben. Aufgrund seines drohenden Krebstodes verfolgte er diese Ernährungsform zunächst im Selbstversuch unter kritisch-unterstützender Teilnahme seiner Familie.

Burger nannte diese Art der Ernährung nach dem Instinkt Instinctotherapie (später als Anopsologie bezeichnet), vermutlich, weil er auf diese Weise sein Krebsleiden geheilt haben will. Er ergänzte seinen Theorieansatz später um die von ihm so genannte Metapsychoanalyse.

1978 wurde Burger in der Schweiz wegen sexuellen Missbrauches seines Sohnes zu vier Jahren Gefängnis verurteilt[1]. 1997 wurde er in der Schweiz verhaftet, nachdem der ehemalige Anhänger Jean Kicin von sexuellen Übergriffen gegenüber Zehnjährigen während einer Instincto-Veranstaltung im Chateau de Montramee berichtete. 2001 wurde Burger dann - nach bereits vier Jahren Untersuchungshaft - in Frankreich zu insgesamt 15 Jahren Gefängnishaft wegen schweren sexuellen Missbrauchs verurteilt[2].

Theorieansätze

Im Unterschied zu anderen Rohkost-Ernährungsweisen orientiert man sich gemäß der Instinctotherapie bei Auswahl und Menge der zu verzehrenden Lebensmittel ausschließlich an den Anziehungs- und Abstoßungssignalen, die individuell sehr verschieden als Geruch und Speichelflussreflex (bei der Auswahl) und Geschmack (beim Verzehr) erscheinen.

Burger und seine Mitarbeiter unternehmen erklärtermaßen seit über vierzig Jahren einen (nicht als wissenschaftlich konzipiert anerkannten) Langzeitversuch, dessen Ausgangspunkt die Frage nach der genetischen Angepasstheit unseres Organismus an die heute übliche (noch relativ junge) Ernährungsweise ist.

Aus der Erfahrung heraus wurde von Burger das Gesetz des Ernährungsinstinkts folgendermaßen formuliert:

Jedes ursprüngliche Nahrungsmittel, das auf den Geruchs-und Geschmackssinn anziehend wirkt, nützt dem Organismus. Dasselbe gilt umgekehrt: Schädliche oder unnütze Nahrungsmittel wirken auf den Geruchs- und/oder Geschmackssinn im allgemeinen abstoßend.

Aus der Evolutionstheorie glaubt Burger ableiten zu können, dass ein Tier, welches durch seinen Instinkt dazu veranlasst würde, zum Beispiel giftige Pflanzen zu fressen, oder sich unausgeglichen zu ernähren, schnell unterlegen wäre und der natürlichen Auslese zum Opfer fallen würde. Der Ernährungsinstinkt musste sich also im Laufe der Zeit im gleichen Maß wie jede andere Funktion des Organismus anpassen.

Burger teilt Kunstgriffe, mit deren Hilfe der Mensch die ursprünglichen Nahrungsmittel verändert, in fünf Gruppen ein:

  • Denaturierung durch Wärme: Verschiedene Arten des Garens, Trocknen durch Hitze, Einfrieren, Tieffrieren, Bestrahlen
  • Mechanische Denaturierung: Mischen, Würzen, Übereinanderlegen, Gewinnen von Extrakten, Schroten, Pressen, Mixen
  • Gebrauch von Tiermilch und ihren Produkten
  • Anwendung von Chemie: Dünger, Pestizide, künstliche Zusätze, Syntheseprodukte, Medikamente usw.
  • Künstliche Auslese und bestimmte Anbau- und Aufzuchttechniken

Die Auswirkungen des Wegfalls von nicht ursprünglichen Nahrungsmitteln auf das Nervensystem und die daran gekoppelten psychischen Prozesse hat Burger gesondert untersucht. Ein weiteres Buch zum Thema Ernährung und Psyche unter den Bedingungen der Anopsologie ist in Vorbereitung.

Burger weitete seine Lehre auf die Sphäre des Geschlechtlichen aus. Sexuelle Handlungen von Erwachsenen mit Kindern und Jugendlichen seien zu billigen, da sie die Intuitionsfähigkeit Minderjähriger in den Bereich übersinnlicher Ahnungen, Erlebnisse und Erkenntnisse hinein erweitern könnten. Das entsprechende Programm nennt er Metapsychoanalyse.

Kritik

1995 starb Burgers Frau an Krebs, was er nicht erwartet hatte, da sie viele Jahre nach seiner Lehre gelebt hatte. Außerdem kam es bei Anopsologie-Anhängern einige Male zu Infektionen mit Darmparasiten, die Guy Claude Burger zuvor ausgeschlossen hatte. Er verteidigte sich mit dem Vorwurf, diese Fälle seien durch Regelverstöße verursacht worden. Z.B. machte er geltend, dass der Verzehr von Fleisch nur sehr kontrolliert erfolgen solle, weil das Erbgut "überzüchteter" Tiere beim Verzehr durch den Menschen - infolge genetischer (Noch-)Nicht-Anpassung - pathogen wirken könne. Darüber hinaus sei Tierfleisch problematisch, da bei Tieren manche Gewebebereiche als belastete Rückhaltefilter für Umweltgifte anzusehen seien. Weshalb Fleisch aus traditioneller Züchtung grundsätzlich zu meiden wäre, da hier zu den Umweltgiften auch noch die Belastungen durch Medikamente, Wachstumsförderung und nicht artgerechter Fütterung hinzukämen. Er zog daraus den Schluss, dass für den menschlichen Genuss geeignetes Fleisch nach Möglichkeit nur aus Tierbeständen kommen sollte, die selbst über mehrere Generationen rohe Nahrung gemäß ihren Instinkten wählen und möglichst artgerecht in freier Natur leben durften. Weiter sollten beim Fleischverzehr nach Möglichkeit die Regeln des Ernährungsfahrplanes besonders genau beachtet werden, d. h. speziell keine Fehlkombinationen mit zuckerhaltigen Lebensmitteln während der gleichen Mahlzeit erfolgen. Fleisch sollte nach Möglichkeit mono und nur bei hohem Genuss, sowie unter genauer Beachtung der instinktiven Sperre verzehrt werden, um Überlastungen und die Bildung sogenannter AGE-Moleküle (Advanced Glycation Endproducts) zu minimieren.

Burgers Begriffswahl "Metapsychoanalyse" für die Ausweitung seiner Lehre auf das Geschlechtliche wird von Kritikern als der Versuch gewertet, seinem Pädosexualismus einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben.

Einzelnachweise

  1. http://www.lexpress.fr/actualite/societe/guy-claude-burger-aux-assises_494728.html]
  2. [1]

Werke

  • Les enfants du crime ou la fonction délinquance, Orkos Edition, Longueville 1990, ISBN 2-906-72202-2
  • Die Rohkosttherapie. Natur, Genuß, Gesundheit; das Geheimnis der Instinctotherapie, Heyne, München 1999, ISBN 3-453-14465-1

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