H-3 Sea King

H-3 Sea King
Sikorsky S-61 / H-3 Sea King
Sikorsky SH-3H "Sea King" der Staffel HS-15 der U.S. Navy
Sikorsky SH-3H "Sea King" der Staffel HS-15 der U.S. Navy
Typ: U-Jagd-, SAR- und Mehrzweckhubschrauber
Entwurfsland: Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: Sikorsky Aircraft Corporation
Erstflug: 11. März 1959
Indienststellung: 1961
Risszeichnung des Westland Sea King
SH-3A über der USS Kearsarge Anfang der 1960er-Jahre
HH-3A Rettungshubschrauber im Vietnamkrieg
SH-3D bei der Bergung von Apollo 10
CH-3E der U.S. Air Force
SH-3H
Westland Sea King HAS.6
Westland Sea King AEW
Westland Sea King HC.4
Westland Sea King Mk. 41 der Deutschen Marine
Deutsche Sea King mit altem Anstrich
Deutsche Sea King mit derzeitigem Anstrich
Sea King der Bundeswehr
Einsatz eines Sea King HAR.3 der Royal Air Force

Der Sikorsky H-3 Sea King oder S-61, in seiner SAR-Version auch als Jolly Green Giant bekannt, ist ein zweimotoriger Mehrzweckhubschrauber des US-amerikanischen Hubschrauberherstellers Sikorsky Aircraft Corporation. Er dient in der US-Marine und anderen Truppen und Ländern rund um die Welt.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Sikorskys Sea King flog zum ersten Mal 1959 und war ab Juni 1961 in der US-Marine im Einsatz. Er war von Anfang an für schiffsgestützten Einsatz gedacht. Die 5-blättrigen Rotoren können gefaltet werden, damit der Hubschrauber im Schiffshangar weniger Platz beansprucht. Haupteinsatzgebiet war die Bekämpfung von U-Booten (engl. Anti-Submarine Warfare (ASW)), er konnte auch für Anti-Schiffs-, SAR-, Transport-, Kommunikations- und Frühwarn-Aufgaben verwendet werden. In der US-Marine wurde er ab Anfang der 1990er-Jahre in der ASW- und SAR-Rolle durch den SH-60F Sea Hawk ersetzt, bleibt vorerst noch für andere Aufgaben im Dienst.

Der Sea King wurde in Großbritannien von Westland Helicopters Ltd. in Lizenz gefertigt, die eine speziell modifizierte Version für die britische Royal Navy entwickelten. Diese Variante hat britische Rolls-Royce-Bristol-Gnome-Turbinen sowie britische Avionik- und ASW-Ausrüstung. Der britische Sea King flog zum ersten Mal 1969 und war ein Jahr später einsatzbereit. Er wurde auch von der Royal Air Force verwendet und in die ganze Welt verkauft. Hubschrauber dieser Variante wurden wiederum in Japan und Italien in Lizenz gefertigt.

Zu den Ländern, in die der Sea King exportiert wurde, gehören Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, Ägypten, Deutschland, Indien, Japan, Malaysia, Norwegen, Pakistan, Katar, Spanien und Großbritannien.

Bewaffnung und Ausrüstung des Sea King variieren stark mit der jeweiligen Einsatzrolle. Eine typische Bewaffnung besteht aus vier Torpedos, vier Wasserbomben oder zwei Seezielflugkörpern vom Typ Sea Eagle oder Exocet. Im SAR-Einsatz bietet die Kabine Platz für 22 Überlebende oder neun Pritschen und zwei Mann medizinisches Personal. Beim Truppentransport können 28 Soldaten befördert werden.

Der Rumpf dieses Hubschraubers ermöglicht es ihm auf dem Wasser zu landen und sich im Notfall mit nur einer der beiden Turbinen auf dem Wasser fortzubewegen.

Ein Exemplar eines SH-3D, die Nummer 66 der Helikopterstaffel 4 der US-Marine, erlangte einige Berühmtheit, indem er im Rahmen des Apollo-Raumflugprogrammes der NASA die im Pazifik gewasserten Astronauten barg.

Einige Sea King mit spezieller Ausrüstung und grünem Sonderanstrich dienen als offizielle Hubschrauber des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie werden von dem US-Marinekorps betrieben. Das Rufzeichen der Maschine ist Marine One, wenn der Präsident an Bord ist.

Besondere Flugleistung

Am 31. Mai und 1. Juni 1967 gelingt zwei Sikorsky HH-3 Jolly Green Giant in 30 Std. und 40 Min. der erste Nonstop-Flug über den Atlantik. Dabei werden sie neun Mal von Hercules Flugzeugen luftbetankt.[1]

Sea King der Deutschen Marine

Von 22 beschafften Westland Sea King Mk. 41 der Deutschen Marine stehen beim Marinefliegergeschwader 5 in Kiel-Holtenau noch 20 im Einsatz (89+61 als Ausbildungsgerät nur noch in Ausbildungsbenutzung). Ein Sea King (Taktisches Kennzeichen:89+59) stürzte am 17. November 1998 in die Nordsee. Er sollte nach einem Hauptgetriebeschaden unter einem Transporthubschrauber des Deutschen Heeres vom Typ Sikorsky CH-53 hängend nach Kiel zur Reparatur transportiert werden. Nach wenigen Seemeilen schaukelte sich der Sea King derartig auf, dass das Seil an dem der Helikopter hing, gekappt werden musste, um einen Absturz beider Maschinen zu verhindern. Beim Aufprall auf die Wasseroberfläche aus rund 100 m wurde die 89+59 völlig zerstört. In den Jahren 2005 bis 2006 erhielt der deutsche Sea King eine Leistungssteigerung, die es ihm nun ermöglicht, auch schwerste Situationen zu bestehen.

In den Jahren 1972 bis 1975 in Dienst gestellt, sind die Hubschrauber bereits mehrmals modernisiert worden. Eine der Hauptaufgaben ist die Seenotrettung. Des Weiteren wird er als Bordhubschrauber der Einsatzgruppenversorger eingesetzt. In dieser Rolle waren auch Hubschrauber in Afrika (Djibouti, Horn von Afrika, Elfenbeinküste), in Asien (Tsunamikatastrophe) sowie im Rahmen von UNIFIL vor dem Libanon im Einsatz. Die Bewaffnung mit Lenkflugkörpern wurde abgegeben. Somit besitzt die Sea King nur noch Eigenschutz durch Chaff, Flare und ein Maschinengewehr M3M (Doorgunner). Des Weiteren spezialisiert sich das MFG 5 auf Einsätze im Rahmen von KSK Einsätzen und zieht sich immer mehr aus den SAR Einsätzen zurück.

Der MH-90 soll sein Nachfolger werden, doch wurde dessen Einführung immer wieder verschoben, auch wenn der S-92 vom MFG 5 bevorzugt wird.

Die Schließung des Marinefliegergeschwaders 5 ist für das Jahr 2012 vorgesehen. Es wird im MFG 3 in Nordholz aufgehen.

Sea King in Kanada

Die kanadische Marine kaufte 1963 41 Sea Kings. Die Hubschrauber waren damals sehr modern und bewährten sich gut, auch bei ihren Besatzungen waren sie beliebt. Die Kanadier entwickelten eine Technik, um die großen Hubschrauber auf kleinen Schiffsdecks zu landen, wobei eine Winde verwendet wurde, mit der die Maschine herunter gezogen wurde. Dies brachte ihnen den Spitznamen Crazy Canucks ein.

Mit zunehmender Betriebsdauer wurden die Sea King unzuverlässiger und schwerer zu warten. Zwölf sind inzwischen abgestürzt, wobei zehn Menschen den Tod fanden. Jeder Sea King erfordert inzwischen 30 Stunden in der Wartung für eine Stunde Flug und ist damit 40 Prozent der Zeit nicht verfügbar. Ende 2003 musste die gesamte verbliebene Flotte für einige Wochen am Boden bleiben, nachdem bei zwei Maschinen innerhalb kurzer Zeit Triebwerksausfälle auftraten.

Versuche, die Hubschrauber zu ersetzen, scheiterten bislang an politischen Verwicklungen. 1992 bestellte die damalige konservative Regierung Hubschrauber des Typs EH-101, um die Sea Kings zu ersetzen. Nach einem Regierungswechsel 1993 stornierten die Liberaldemokraten den Auftrag und bezahlten 500 Millionen Kanadische Dollar Vertragsstrafe.[2][3]

Ab November 2008 sollen die kanadischen CH-124 Sea King durch 28 CH-148 Cyclone Hubschrauber von Sikorsky ersetzt werden. Diese stellen eine für Kanada entwickelte Marine-Variante der H-92 Superhawk dar.[4]

Kanadische Sea-King-Piloten haben ihrem Hubschrauber ein Lied gewidmet, das zur Melodie des 1970er-Jahre-Hits Seasons in the Sun gesungen wird:

Goodbye papa, please pray for me
My helicopter's crashing in the sea.
Refrain:
We had joy, we had fun, we had Sea Kings in the sun
But the engines are on fire and the Sea Kings must retire.

H-3-Varianten

  • SH-3A – Anti-U-Boot (USN)
  • VH-3A – VIP-Transport
  • CH-3B – Transport (USAF)
  • CH-3C – Langstrecken-Transport (USAF)
  • SH-3D – Anti-U-Boot
  • VH-3D – VIP-Transport (USMC)
  • RH-3D – Minenräumer
  • CH-3E – Transport (USAF)
  • HH-3E – Rettungshubschrauber (USAF)
  • MH-3E – Transport für Special Forces (USAF)
  • HH-3F – Rettungshubschrauber (USCG)
  • VH-3E – VIP-Transport (USAF)
  • SH-3G – Anti-U-Boot
  • UH-3G – Transport
  • SH-3H – Anti-U-Boot
  • UH-3H – Transport

Technische Daten

Besatzung

  • SH-3H/D – 4 Mann Besatzung (2 Piloten, 2 Sensor-Offiziere) + 3 Passagiere.
  • UH-3H/SH-3G – bis zu 15 Passagiere
  • Mk 41 - 4 Mann Besatzung (2 Piloten, 1 LOPO (Luftfahrzeugoperationsoffizier), 1 Bordmechaniker)

Bewaffnung

Antrieb

  • SH-3H/UH-3H: 2x General Electric T-58-GE-402 Turbowellen-Triebwerke mit 1.500 Wellen-PS pro Stück.
  • SH-3D: 2x General Electric T58-GE-10 Turbowellen-Triebwerke mit 1.400 Wellen-PS pro Stück.
  • SH-3G: 2x General Electric T58-GE-8F Turbowellen-Triebwerke mit 1.250 Wellen-PS pro Stück.
  • Westland: 2x Rolls-Royce Gnome (Mks. 1 & 2 H1400-1, Mk. 4 H1400-2) mit je 1.600 Wellen-PS.
  • SH-3D/H-Helikopter können bis zu 120 Knoten über 3,5 bis 5,5 Stunden fliegen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. s. Le Bec, Seite 50
  2. CBC News Story: Requiem for the Sea King (englisch)
  3. CTV News: PM defends record on grounded Sea King choppers (englisch)
  4. Informationen des Herstellers über die CH-148 Cyclone (englisch)

Literatur

  • Yves Le Bec Die wahre Geschichte des Helikopters: von 1486 - 2005, Verlag Jean Duvret, Chavannes-près-Renens 2005, ISBN 2-8399-0100-5
  • Siegfried Wache Westland Sea King F-40 Flugzeuge der Bundeswehr, BMVD Verlag

Weblinks


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