Hannah Höch

Hannah Höch
Wohnhaus von Hannah Höch, 1939-1978, in Berlin-Heiligensee, An der Wildbahn 33
„Die Journalisten“, Briefmarke 1989

Hannah Höch, eigentl. Johanna Höch, (* 1. November 1889 in Gotha; † 31. Mai 1978 in West-Berlin) war eine deutsche Graphikerin und Collagekünstlerin des Dadaismus.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Höch war die Tochter eines Versicherungsangestellten, ihre Mutter war Hobbymalerin. Mit 15 Jahren musste sie die Schule abbrechen, um sich um ihre Geschwister zu kümmern.

1912 immatrikulierte sich Höch an der Kunstgewerbeschule in Berlin. Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, reiste Höch nach Köln, um eine große Werkbund-Ausstellung zu besichtigen. Im darauf folgenden Jahr wurde sie an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin Schülerin von Emil Orlik. Dort lernte sie 1915 den bereits verheirateten Raoul Hausmann kennen und ging mit ihm eine Liebesbeziehung ein, die sieben Jahre dauerte. Mit ihm entwickelte sie stilistisch die Fotomontage. In den Jahren 1916 bis 1926 war sie für den Ullstein Verlag tätig, meist für die Zeitschriftenverlage. Über Hausmann lernte sie 1917 die dadaistischen Zirkel Berlins kennen und war 1920 Teilnehmerin an der Ersten Internationalen Dada-Messe. Ab 1920 wirkte sie bei den jährlichen Ausstellungen der Novembergruppe mit. Im selben Jahr noch besuchte sie zusammen mit Hausmann die Dadaisten in Prag. Im Frühjahr 1921 trennte sich Höch von Hausmann.

Nelly van Doesburg, Piet Mondrian und Hanna Höch im Studio von Theo van Doesburg, April 1924

1924 reiste sie zum ersten Mal nach Paris. Auf der Rückreise besuchte sie Pieter Cornelis Mondrian und seine Gruppe De Stijl. Die Sowjetunion ermöglichte Höch 1924, an einer Ausstellung teilzunehmen. Die Deutsche Kunstgemeinschaft in Berlin lud sie 1925 zu einer Ausstellung ein. 1926 lernte sie die holländische Schriftstellerin Til Brugman kennen, in die sie sich verliebte und mit der sie 1929 in Den Haag und dann bis 1936 in Berlin zusammen lebte und arbeitete. Avandgardisten wie Theo van Doesburg und Kurt Schwitters äußerten sich ablehnend über diese gleichgeschlechtlichte Beziehung.

Berliner Gedenktafel am Haus An der Wildbahn 33, in Berlin-Heiligensee

1932 bekam Höch die Möglichkeit, in den USA auszustellen. In den Jahren 1933 bis 1945 galt Höchs Werk als entartet und war mit einem Ausstellungsverbot belegt. Irgendwann zwischen 1935 und 1937 trennte sich Höch von Brugman. 1938 heiratete sie den 21 Jahre jüngeren Handelsvertreter Kurt Heinz Matthies, von dem sie 1944 geschieden wurde. 1965 wurde sie an die Akademie der Künste in Berlin berufen. Im Alter von 88 Jahren starb Hannah Höch am 31. Mai 1978 in Berlin.

Hannah Höch wurde auf dem Friedhof Heiligensee beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.

Sie hinterließ ein umfangreiches künstlerisches Werk, das stilistisch sehr vielfältig ist. Ihr gesamtes Schaffen kommentierte Höch mit den Worten: „Ich habe alles gemacht und mich um Handschrift und Merkmal nie gekümmert.“

Seit 1996 wird vom Land Berlin der mit 15.000 EUR dotierte Hannah-Höch-Preis für ein hervorragendes künstlerisches Lebenswerk verliehen.[1]

Werke

  • 1919: Schnitt mit dem Küchenmesser Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands, Neue Nationalgalerie, Berlin
  • 1921: Mensch und Maschine, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Gm 1943, Öl auf Leinwand, 107 cm × 85 cm
  • 1922: Collage
  • 1926: Aus einem ethnographischen Museum, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hz 6899 (Leihgabe aus dem Nachlass), Collagen
  • 1945: Bilderbuch
„Der archaische Erzengel von Heiligensee“ von Siegfried Kühl zu Ehren Hannah Höchs am Großen Malchsee in Berlin-Tegel

Literatur

  • Hannah Höch. (= Kunstblätter der Galerie Nierendorf 33). Berlin 1975.
  • Jula Dech: Hannah Höch. Schnitt mit dem Küchenmesser. Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands. Fischer, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-596-23970-2.
  • Ursula Peters, Andrea Legde: Moderne Zeiten. Die Sammlung zum 20. Jahrhundert. (= Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum; Bd. 3). Nürnberg 2000, insbesondere S. 112-120 passim
  • Hannah Höch, Gunda Luyken: Album. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2004, ISBN 3-7757-1427-8. (Höchs Materialsammlung aus den Jahren 1925/26)
  • Jula Dech: Sieben Blicke auf Hannah Höch. Edition Nautilus, Hamburg 2003, ISBN 3-89401-401-6.
  • Wolfgang Maier-Preusker: In: Buch- und Mappenwerke mit Grafik des Deutschen Expressionismus. A.-Kat. für Hansestadt Wismar. Wien 2006, ISBN 3-900208-37-9.
  • Hanna Höch. Aller Anfang ist DADA! Hrsg. v. d. Berlinischen Galerie. Hatje-Cantz, Ostfildern 2007
  • Hanna Höch: Bilderbuch. mit einem Nachwort von Gunda Luyken. The Green Box, Berlin 2008, ISBN 978-3-908175-35-3.
  • Alma-Elisa Kittner: Visuelle Autobiographien. Sammeln als Selbstentwurf bei Hannah Höch, Sophie Calle und Annette Messager. Transcript, Berlin 2009, ISBN 978-3-89942-872-8.
  • Cara Schweitzer: Schrankenlose Freiheit für Hannah Höch : das Leben einer Künstlerin; 1889 - 1978, Berlin : Osburg-Verl., 2011, ISBN 978-3-940731-64-7

Weblinks

 Commons: Hannah Höch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Projektförderung und Künstlerförderung der Berliner Kulturverwaltung

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