Hauptverteilerkasten

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Ein Hauptverteiler (HVt), englisch: Main Distribution Frame kurz: MDF, ist der zentrale Verteiler einer Kommunikationsverkabelung eines Gebäudes oder Liegenschaft. Im Bereich des öffentlichen Telefonnetzes befindet sich in jeder Teilnehmervermittlungsstelle der Hauptverteiler des zugehörigen „Ortsanschlussnetzes“.

Inhaltsverzeichnis

Hauptverteiler des Telefonnetzes in Deutschland

waagrechte Seite eines Hauptverteilers
senkrechte Seite eines Hauptverteilers
senkrechte Seite eines Hauptverteilers 55 im Detail (Lötleiste)
xDSL-Schaltstreifen
2 Telefon-Hauptkabel mit 1.200 und 2.000 Doppeladern

Hauptverteiler stehen im Zentrum eines Anschlussbereiches (ASB) eines Ortnetzes. Vom Hauptverteiler sind Hauptkabel zu den einzelnen Kabelverzweigern verlegt, von denen dann die Verzweigungskabel zu den einzelnen Haushalten verlegt sind.

Am Hauptverteiler einer Teilnehmervermittlungsstelle werden die Teilnehmeranschlussleitungen, die nach außen zu den Teilnehmern führen, abgeschlossen und bei Bedarf mit den technischen Einrichtungen eines Netzbetreibers verbunden (rangiert). Am HVt sind ua. die analogen (POTS) und digitalen Ports (ISDN) einer Vermittlungsstelle, sowie Verbindungskabel zu anderen Netzbetreiber abgeschlossen.

Am Hauptverteiler werden außer den Telefonanschlüssen auch xDSL-Anschlüsse und Festverbindungen geschaltet. In Deutschland gibt es rund 8.000 Hauptverteiler.[1] Das von einem Hauptverteiler versorgte Gebiet ist der Anschlussbereich.

Aufbau

Der Hauptverteiler einer Vermittlungsstelle besteht aus einem etwa 3 m hohen freistehenden Stahlgerüst an dem die einzelnen Verschaltungselemente („Schaltstreifen“) befestigt sind. Er hat eine „senkrechte Seite“ und eine „waagrechte Seite“. Auf der senkrechten Seite sind die Schaltstreifen senkrecht angebracht, von dort führen Kabel (die „Hauptkabel“) zu den Kabelverzweigern. Auf der waagerechten Seite sind die Schaltstreifen waagerecht befestigt, dort sind die technischen Einrichtungen abgeschlossen. Dies sind die Portbaugruppen der Vermittlungsstelle, sowie die Port der DSLAM und die Verbindungskabel zu weiteren Netzbetreibern.

Es gibt auch HVts mit Wandaufstellung, bei denen die waagrechte Seite oben, und die senkrechte Seite unterhalb angeordnet sind. Dies sind aber nur sehr kleine Netzknoten, die keinen grossen Platzbedarf benötigen.

Zur Zeit existieren zwei unterschiedliche Formen des Hauptverteilers: HVt 55 und HVt 71. Die Zahlen bezeichnen in etwa die Entwicklungsjahre (1955 und 1971) der jeweiligen Komponenten. Beide Typen können auch am selben HVt vorkommen, da die mechanischen Konstruktion des „Gerüst“ fast identisch ist, und nur die Schaltstreifen sich unterscheiden. Die wesentlichen Unterschiede sind:

  • Der HVt 71 ermöglicht durch eine höhere Packungsdichte der Kontakte wesentlich mehr Anschlussmöglichkeiten von Technik (waagrecht) und Hauptkabeln (senkrecht).
  • Während beim HVt 55 die Leitungen an den Schaltstreifen verlötet werden mussten, werden sie beim HVt 71 mit löt-, schraub- und abisolierfreien Schneidklemmen (LSA-Technik) verschaltet.

Neben den schon erfassten Typen (wobei die Serie 55 nicht mehr aufgebaut wird) werden zahlreiche weitere Serien angeboten, zum Beispiel:

- Serie 5000 (/HVT 95) - LSA+ (und Typvariationen) - Serie 1000RT

Diese Serien werden heute noch auf dem deutschen Markt angeboten. Auf dem Weltmarkt befinden sich weitere Produkte, deren Verbreitung in Deutschland jedoch nahezu keine Bedeutung hat. Das aktuell in Deutschland wohl am häufigsten eingesetzte Produkt ist der HVt 71. Neben der Aufgabe Kontakt zwischen den Teilnehmerkabeln und Schaltkabeln herzustellen, schützt der Hauptverteiler häufig über optional steckbare Schutzkassetten gegen Überspannungen und Überströme (z. B. durch Blitzeinschlag oder so genannten Powercontact). Die für die Realisierung von Breitbanddiensten über DSL notwendigen Splitter (gemeint sind die vermittlungsseitigen Gegenstücke zu den Breitbandanschlusseinheiten beim Teilnehmer) können ebenfalls im Hauptverteiler untergebracht werden, es wird dann von MDF integrierten Splittern gesprochen.

Schalten von Verbindungen

Zum Verbinden einer beliebigen Leitung der waagrechten Seite mit einer beliebigen Leitung der senkrechten Seite wird zwischen den beiden Seiten mit Schaltdraht rangiert. Jede geschaltete Leitung wird in einer Datenbank dokumentiert. Dazu gibt es sowohl auf der waagerechten als auch auf der senkrechten Seite „Koordinaten“.

Die Koordinaten bezeichnet man auf der senkrechten Seite als Reihe, Leiste, Stift, auf der waagerechten Seite als Bucht, Zeile, Schaltelement und Stift.

Es werden derzeit Lösungsansätze entwickelt, um das manuelle Rangieren mit Hilfe von ferngesteuerten Schaltmatrizen zu automatisieren. Siehe auch: Automatische Schaltmatrix.

Weitere Funktionen

Am Hauptverteiler werden auch Prüfmittel (in Deutschland Systemexterne Prüftechnik (SEPT)) angewendet, mit denen sowohl die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) gemessen und geprüft werden kann, als auch der Port des Teilnehmers an der Vermittlungsanlage (zum Beispiel Speisung und Rufspannung). In manchen Ländern werden am Hauptverteiler auch Überspannungsschutzableiter installiert, um die Vermittlungsanlage vor Überspannung, die über die Teilnehmeranschlussleitung herangeführt werden kann, zu schützen.

Einzelnachweise

  1. Liste der Hauptverteiler in Deutschland (nur mit Anmeldung)

Siehe auch


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