Allgäuer Brauhaus AG

Allgäuer Brauhaus AG
Allgäuer Brauhaus AG
Unternehmensform AG
Gründung 1911 (AG, erste urkundliche Erwähnung 1394)
Unternehmenssitz Kempten (Allgäu)
Unternehmensleitung

Heinz Christ (Vorstandsvorsitzender)

Mitarbeiter 139 (2007)
Umsatz 21,9 Mio. Euro (2007) [1]
Branche Brauerei
Website

Allgäuer Brauhaus

Die Allgäuer Brauhaus AG ist eine traditionsreiche, heute zur Radeberger Gruppe gehörende Spezialitätenbrauerei aus dem Allgäu mit Unternehmenssitz in Kempten. Das Unternehmen braut ein breites Sortiment an Bierspezialitäten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bierherstellung ist im Allgäu schon zur Zeit der Kelten nachgewiesen. Zur Zeit der römischen Stadt Cambodunums gab es in Kempten kleine Hausbrauereien. Um 725 begründeten der Missionar Magnus und sein Begleiter Theodor aus St. Gallen eine Missionszelle, aus der sich das Kloster St. Mang entwickelte, das später von Kaiser Karl IV. zum Fürststift Kempten erhoben wurde. Die dortigen Mönche pflegten für ihre weitgereisten Pilger und den Eigenverbrauch die Bierbraukunst.

Mittelalterliche Urkunden berichten dann von einem blühenden Brauwesen in der Stadt. 1394 ist die Stiftsbrauerei erstmals urkundlich nachgewiesen und 1556 wird von einem Wirtshaus hinterm Berg nächst beim Stift berichtet. Dessen Wirt Claus Honold betrieb den ersten Bierkeller in Kempten. Noch heute ist die Brauereigaststätte „Zum Stift“ das erste Haus am Platz in Kempten.

1675 erließ der Fürstabt Bernhard Gustav von Baden-Durlach eine Preuordnung für das Gebiet der Reichsabtei. Darin wurde unter anderem geregelt, dass kein Wirt das Bier siede, sondern aus dem herrschaftlichen Brauhaus bezöge. Der Nachfolger Rupert von Bodman führte diese Politik fort und begründete den Wohlstand der Stiftsbrauerei. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ließ er neben der neuerbauten Stiftskirche St. Lorenz auch ein neues Stiftsbrauhaus errichten und 1680 das sogenannte Weiße Brauhaus, in dem erstmals in Kempten Hefeweißbier gebraut wurde. Unter Fürstabt Rupert von Bodman braute der Stiftsbraumeister Augustin Schelling nach fünfjährigen Versuchen 1712 das erste Kemptner Bockbier, damals Doppelbier genannt, heute als Stifts-Weizenbock neu aufgelegt.

Nach der Säkularisation 1802 übernahm Braumeister Martin Leichtle – erst als Pächter, dann 1823 als Eigentümer – die Stiftsbrauerei. 1873 wurden in der Altstadt 21 Brauereien gezählt, die zusammen mit noch drei im Neustadtbereich gelegenen Brauereien 52.374 Hektoliter Bier herstellten. Seit 1888 firmierte die Stiftsbrauerei als Aktienbrauerei zum Stift. 1906 wurde von Architekt Ambros Madlener ein Neubau errichtet, der heutige Sitz der Brauerei zum Stift. 1911 gründete August Weixler zusammen mit August Schnitzler von der staatlichen Brauerei zum grünen Baum die Allgäuer Brauhaus AG, welche 1921 die Stiftbrauerei übernahm. Nach dem Tod der Gründer wurden unter Regie von Kommerzienrat Hans Schnitzler weitere Brauereien übernommen, unter anderem 1935 das Bräuhaus Aulendorf.

1901 erzeugte der damalige Braumeister des Allgäuer Brauhauses, Richard Härle, als einer der ersten in Deutschland ein hopfig-herbes Pils und nannte es Teutsch Pils. Dieses Pils wurde unter anderem mit den HAPAG-Dampfern nach Übersee verschickt und sogar an Bord des Zeppelins ausgeschenkt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm das Allgäuer Brauhaus alle vier noch verbliebenen Brauereien Kemptens. 1993 erwarb die Radeberger Gruppe – die selbst wieder zum Oetker-Konzern gehörende zweitgrößte deutsche Brauereigruppe – eine Mehrheitsbeteiligung an der Allgäuer Brauhaus AG. 1994 betreute das Unternehmen 800 Gastronomiebetriebe, davon allein 120 in Kempten.

21. Jahrhundert

2002 ging die Radeberger Gruppe eine Kooperation mit dem Allgäuer Brauhaus ein: das Allgäuer Brauhaus übernahm von Gerd Borges die Brauerei Altenmünster im Marktoberdorfer Ortsteil Leuterschach (Landkreis Ostallgäu) und die Radeberger Gruppe die von Sailerbräu gehaltenen Markenrechte für das Altenmünster Bier. Das für sein bundesweit innovativ vermarktetes Bier (in wappengeschmückten Bügelverschlussflaschen, zeitweise sogar in traditionellen Bierkisten aus Holz) bekannte Unternehmen Altenmünster (zum Übernahmezeitpunkt 68 Mitarbeiter, Jahresausstoß über 300.000 Hektoliter, Umsatz rund 18 Mio. Euro) war entstanden aus der Fusion der Brauereien Hämmerle in Altenmünster (im April 2005 abgerissen) und Sailerbräu in Leuterschach (ging auf die Gastwirtschaft zum Adler zurück und bestand schon seit 1453). Die zur Firmengruppe Altenmünster gehörenden Gesellschaften Kronenbräu Brauhaus zu Altenmünster und Allgäuer Transport und Logistik GmbH wurden nicht mitveräußert. Seit 2003 gehört das Allgäuer Brauhaus über die RB Brauholding zu 90,3 Prozent zur Radeberger Gruppe.

2008 betreut das Unternehmen 2800 Gastronomie- und Handelskunden. 8 Millionen Euro wurden in die neue Braustätte in Marktoberdorf-Leuterschach investiert. Nach wie vor ist die Gastronomie die stärkste Kundengruppe. Das Unternehmen versucht risikobehaftete oder inzwischen unrentabel gewordene Pachtobjekte aufzugeben und Pachtverträge nicht mehr zu verlängern. Die Belieferung der Partner erfolgt dann auf vertragsfreier Basis. Um die Auslastung der Abfüllkapazitäten zu erhöhen, ist das Allgäuer Brauhaus für eine Schwesterbrauerei innerhalb der Radeberger Gruppe Lohnabfüller für Bügelverschlussflaschen. Im Geschäftsjahr 2007 konnte ein Bilanzgewinn von 18 Millionen Euro ausgewiesen werden. Bei der DLG-Prämierung im Januar 2008 wurden vier Goldmedaillen für die Sorten Teutsch Pils, Fürstabt Hefeweizen, Urtyp Export und Altenmünster urig-würzig erreicht. Im Jahr 2007 erwirtschaftete die Brauerei einen Gewinn von 7.000,- Euro, bei einem Umsatz von 23,5 Millionen Euro mit 139 Mitarbeitern. [1]

Marken (Auswahl)

Büble Bier, Allgäuer Jagdbier, Alt Kemptener Weisse, Cambonator Doppelbock, Fürstabt Hefe Weizen leicht, Teutsch Pils, St. Magnus Heller Bock, Winterfestbier, Metzgerbier, Stiftsweizenbock, Urbayrisch Dunkel, Bayrisch Hell

Literatur

  • Allgäuer Brauhaus Kempten (Hrsg.), Christa Born: 600 Jahre Allgäuer Brauhaus: ehemals Fürstäbtliche Brauerei zu Kempten. Jubiläumsmagazin als Verlagsbeilage zur Allgäuer Zeitung vom 10. Juni 1994, Nr. 131, Augsburg: Presse-Druck und Verlags-GmbH, 1994

Einzelnachweise

  1. Memminger Zeitung vom 03. Juli 2008, Seite 26 Brauerei-Chef schimpft auf das Rauchverbot

Weblinks


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