Heinrich von Alt-Lübeck

Heinrich von Alt-Lübeck

Heinrich von Alt-Lübeck (* vor 1066; † 7. Juni 1127) war ein abodritischer Fürst aus der Dynastie der Nakoniden.

Er war Gottschalks zweiter Sohn. Er fiel 1090 von Dänemark aus nach Elbslawien ein und begann seine Laufbahn mit Hilfe einer Frau. Sein Gegenspieler Kruto war mit Slawina verheiratet. „Heinrich fehlte es weder an Klugheit, noch an List, sich zu schützen. Frau Slavina nämlich, die Gattin Krutos, warnte ihn oft, indem sie ihm verriet, wie man nach seinem Leben trachte. Da ihr der ziemlich alt gewordene Gemahl zuwider war, fasste sie endlich den Plan, womöglich Heinrich zu heiraten. So lud Heinrich aufgrund der Anstiftung dieser Frau den Kruto zu einem Gastmahl, und als dieser, berauscht vom vielen Trinken, taumelnd das Gemach verließ, in dem sie gezecht hatten, streckte ihn ein Däne mit der Streitaxt nieder und enthauptete ihn mit einem Streich. Heinrich aber heiratete Slawina und nahm Land und Herrschaft ein“ (Helmold von Bosau).

Die Abodriten sahen die verhassten Abgaben wieder auf sich zukommen, wenn Heinrich, der Dänemark und Sachsen im Rücken hatte, über sie herrschen würde. Heinrich schlug ihr Aufgebot jedoch 1093 in der Schlacht bei Schmilau; Helmold will von Augenzeugen gehört haben, dass es der Glanz der sinkenden Sonne war, der die Slawen so sehr blendete, dass sie nichts sehen konnten. Nach diesem Sieg konnte Heinrich nach Gutdünken schalten und walten, bemühte sich aber im Gegensatz zu seinem Vater nicht um eine konsequente Rechristianisierung. Er stellte den Landfrieden wieder her und wählte Liubice zu seiner bevorzugten Residenz, da dieser Ort genau an der Nahtstelle zwischen den mecklenburgischen, den wagrischen und den linonischen Abodriten lag. Seither wurde er vielfach auch Heinrich von Lübeck (bzw. Alt-Lübeck oder Liubice) genannt.

Heinrich wehrte einen Angriff der Ranen auf die Burg Liubice ab und machte nach und nach alle an der Ostsee wohnenden Slawen zinspflichtig, auch die Liutizen, Kessiner, Zirzipanen und Pomeranen. Seine Macht reichte bis zu den Brizanen und Stoderanen um Havelberg. Mit Graf Adolf von Schauenburg, den Kaiser Lothar III. um 1111 für Holstein eingesetzt hatte, lebte er in gutem Einverständnis. Als 1123 sein Sohn Waldemar von Ranen erschlagen worden war, unternahm er einen Winterfeldzug über die vereiste Ostsee gegen die Bewohner Rügens, deren Priester sich von der drohenden Vergeltung für eine immense Summe freikauften.

1126 kam Vizelin zum „Slawenkönig“ Heinrich nach Liubice und bat ihn um Erlaubnis, in seinen Landen missionieren zu dürfen. Diese Erlaubnis erteilte Heinrich, übergab ihm die Kirche in Liubice, „dass sie dort in Sicherheit bei ihm bleiben und Gottes Werke betreiben könnten“ (Helmold). Vizelin und seine Begleiter kehrten nach Sachsen zurück, um sich auf den Aufenthalt im Slawenland vorzubereiten. Da erfuhren sie, dass Heinrich gestorben sei. Eine Quelle behauptet, er sei ermordet und in Lüneburg begraben worden; Helmolds Schweigen macht das fraglich.

Weblinks

 Wikisource: Der Ranenberg (Sage) – Quellen und Volltexte

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