Heißer Stuhl (Gruppentherapie)

Heißer Stuhl (Gruppentherapie)

Heißer Stuhl oder der Heiße Stuhl ist eine von dem Gestalttherapeuten Fritz Perls entwickelte Technik für die therapeutische Einzelarbeit im Rahmen einer Gruppentherapie, bei der das Gruppenmitglied, mit dem "gearbeitet" wird, einen besonderen Platz zugewiesen bekommt.[1] . Der heiße Stuhl muss nicht wirklich ein Stuhl sein, sondern bezeichnet vor allem die Rolle des Gruppenmitgliedes, das bereit ist, sich in den Fokus der Aufmerksamkeit der Gruppe und des Therapeuten zu stellen. In den 40er und 50er Jahren des 20. Jahrhunderts war der "heiße Stuhl" der Platz neben Perls, später wurde oft ein Stuhl in die Mitte der Gruppe gestellt und häufig wird auch im Liegen, im Stehen oder in der Bewegung im Raum gearbeitet. Die Technik kam zu ihrem Namen, weil viele Menschen es sehr aufregend und "heiß" erlebten, sich neben Perls mit ihren unmittelbaren und oft unbewussten Gedanken, Phantasien, Emotionen und körperlichen Gesten und Haltungen vor der Gruppe zu exponieren.[2]

Die Gruppe wirkt nach Perls bei dieser Technik wie ein "griechischer Chor" oder Resonanzkörper, der den therapeutischen Prozess unterstützt. Die Gruppenmitglieder profitieren von der Einzelarbeit in der Gruppe durch identifikatorische Prozesse. Die ursprüngliche von Perls entwickelte Form der Technik, in der die Gruppe relativ unbeteiligter Beobachter war, wird kaum noch praktiziert, vielmehr wird heute die Gruppe aktiv in den Therapeutischen Prozess mit einbezogen, zum Beispiel in Feedbackrunden.[3][4]

Die Technik des heißen Stuhls wurde oft von anderen Psychotherapierichtungen aus der Gestalttherapie entlehnt und kann je nach Therapiemethode und Therapieziel inhaltlich unterschiedlich gestaltet sein. Eine stark konfrontative Variante der Technik wird in der Konfrontativen Pädagogik [5] im Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Training [6] angewendet.

Quellen

  1. Walter, Hans-Jürgen: Heißer Stuhl in gestalttheory.net
  2. Hartmann-Kottek, Lotte, Strümpfel, U.: Gestalttherapie, Springer, 2004, ISBN 9783540201632 Vorschau in books.google.de
  3. Reimer, Christian, Rüger, Ulrich und Hagehülsmann, Heinrich: Psychodynamische Psychotherapien: Lehrbuch der tiefenpsychologisch orientierten Psychotherapien, Springer, 2003, ISBN 9783540000556 Vorschau in books.google.de
  4. Elze, Tobias; Weinreich, Wulf Mirko: GRUNDLAGEN DER PSYCHOTHERAPIE IM ERWACHSENENALTER 2003, Seite 41 Script der Universität Leipzig.
  5. Maes, Eric: Konfrontative Pädagogik: Ziele, Methoden und Probleme eines neuen Ansatzes in der Jugend- und Straffälligenhilfe, GRIN Verlag, 2007, ISBN 9783638704472 Vorschau in books.google.de
  6. Annette Denz & H.-P. Schmoll-Flockerzie: Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Training® : Ein Training zur Reduktion von Gewalt (PowerPoint) (Institut für Konfrontative Pädagogik)

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