Herbert Mehler

Herbert Mehler
Foto: Caroline Maas

Herbert Mehler (* 1949 in Steinau bei Fulda) ist ein deutscher Bildhauer. Er lebt und arbeitet in Berlin und Riedenheim (bei Würzburg, Unterfranken).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Mehler sammelte erste künstlerische Erfahrung bei seinem Vater, dem Holzbildhauer Franz Mehler. Im Anschluss an die Ausbildung als Bildhauer (1964-1968) studiert er Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg (1972-1976).

Hatte Herbert Mehler in der Vergangenheit noch mit verschiedenen Werkstoffen, vornehmlich Holz und anderen Naturmaterialien, experimentiert, wobei sich sein Stil an die Expressionisten und Joseph Beuys anlehnte, zeichnete sich ab Beginn der 1990er Jahre eine deutliche Tendenz zum Werkstoff Stahl ab. Mitte des Jahrzehnts erregte er mit seinen Skulpturen aus Gummi und Stahl dann erstmals internationale Aufmerksamkeit.

Gemeinsam mit seiner Frau, der Malerin Sonja Edle von Hoeßle, gründete er 2000 auf einem alten Bauerngut im Würzburger Umland das „riedenheim project“, um sich ganz auf seine Kunst konzentrieren zu können. Im Zuge dessen setzte auch ein regelrechter Kreativschub ein, der die alten Arbeiten zwar nicht vollständig verwirft, jedoch völlig neu interpretiert und radikal weiterentwickelt: Trotz seines Verzichts auf das weiche Material Gummi und seine Konzentration auf den vermeintlich harten Werkstoff Stahl wirken die neuen Gebilde der Werkgruppe „kavex“ aus Cortenstahl ungemein organisch, weich und beinahe schwerelos. Durch diese Gegensätzlichkeit, die gezielt mit den Erwartungen des Betrachters spielt, entwickeln die Skulpturen Mehlers ihre ganz eigene Ästhetik. - „Kavex“ ist ein Kunstwort aus konkav und konvex und charakterisiert den neuen Stil der meist sehr groß dimensionierten rotationssymmetrischen Skulpturen. Die Grundformen sind aus der Natur entlehnt. Die Leichtigkeit des Eindrucks entsteht zum einen durch grobe Längsrippen und zum anderen durch die schnelle Alterung der Stahloberfläche durch Nitrateinsatz, wodurch warme, samt-weiche Rosttönungen entstehen.

„Kavex“ in Berlin, auf dem Gelände des KEH

Werke von Herbert Mehler wurden und werden in zahlreichen Museen, Galerien und im öffentlichen Raum ausgestellt, u.a. im Schlossmuseum Aschaffenburg (1989), in der Artothek Nürnberg (1990), in der Artothek Krefeld (1998), in den Städtischen Sammlungen Schweinfurt (2000), im Wasser- und Schiffahrtsamt Schweinfurt, im Centro per l‘Arte Contemporanea „Il Conventino“ Monteciccardo/Italien (2003), im Museum am Dom und dem Museum im Kulturspeicher Würzburg (2006) sowie in der Bundesanstalt für Arbeit Nürnberg, der Landesversicherungsanstalt Unterfranken und den Badischen Stahlwerken Kehl.

Weitere Werke von Herbert Mehler sind: „AMBIVALENZEN“, Kunst in Beton, in Schweinfurt und Riedenheim (1999), „HARP“, euroga-Projekt, Nettetal-Hinsbeck (2002), „EMPFÄNGER“, Museum am Dom, Kiliansplatz, Würzburg (2003), „ERDUNG“ in der Neuro-Chirurgie der Universitätsklinik Würzburg (2003).

Seit Januar 2008 sind sechs Exponate aus der Serie „Kavex“ in Berlin auf dem Gelände des Krankenhauses Elisabeth Herzberge zu sehen. Seit Juli 2009 steht am sog. „Skulpturenufer“ im Alten Hafen Würzburg die 7,20 m hohe Skulptur „BELLA DONNA“ von Mehler.

Außer Plastiken fertigt Mehler spezielle Zeichnungen mittels Kreide und Kohle auf Karton. Er beteiligte sich auch an einem Ideenwettbewerb zur künstlerischen Gestaltung der KZ-Gedenkstätte Witten-Annen, einer Außenstelle des KZ Buchenwald.

Auszeichnungen

Bibliographie

„kavex” Werkkatalog (2007)

Werkkataloge

  • Schräglage. Objekte und Arbeiten auf Papier (1996). ISBN 3-927083-69-0.
  • kavex. Skulpturen (2007). Mit Texten von Jürgen Lenssen und Hansdieter Erbsmehl (dt./engl.). ISBN 3-940029-01-7 (Standardausgabe), ISBN 3-940029-02-5 (Sonderausgabe mit Originalzeichnung), ISBN 3-940029-03-3 (Sonderausgabe im Stahlschuber)
  • On Location. Die Werkgruppe KAVEX im öffentlichen und sakralen Raum (2009). Hrsg. von der TAMMEN Galerie Berlin, dem Museum am Dom Würzburg, dem Kunsthaus Lübeck und der Galerie Gaulin + Partner, mit Texten von Sandra Gebauer und Jürgen Lenssen. ISBN 978-3-940029-52-2

Literatur (Auswahl)

  • Herbert Mehler – Objekte Skulpturen, Würzburg 1990, mit Texten von Ingrid Jenderko-Sichelschmidt („Zu Herbert Mehler und seinen Arbeiten”) und Andrea Pintsch („Regulation des Überdrucks”).
  • Johannes Stahl: Kupfer Kulte / Copper Cult, in: NIKE – new art in europe, no. 37, 1992, S. 38-39.
  • Sonja Edle von Hoeßle: Stabil – Instabil / Stable - Unstable, in: NIKE – new art in europa, spezial no. 2 - Sculpture, January/February 1992, S. 34-35.
  • Sonja Edle von Hoeßle: Robustheit und Fragilität, in: Herbert Mehler – Plastiken Zeichnungen, Katalog des Forum Vebikus, Schaffhausen 1992.
  • Stephan Berg: Bewegungslose Bewegung, in: Herbert Mehler – Plastik Malerei, Katalog des Kunstschiffs Arte Noah, Kunstverein Würzburg, 1996.
  • Elisabeth Claus: Materialkontraste, in: Dehnbar, Katalog des Neuen Kunstvereins Aschaffenburg, 1996, S. 52-53.
  • Andrea Brandl: Zu Herbert Mehlers Objekten und Arbeiten auf Papier, in: Schräglage, Schweinfurter Museumsschriften, 86/2000, S. 4-6.
  • Frederike Weimar: Edelstahl und schwarzes Gummi – ein kontrastreiches Paar, in: 99 Standpunkte – Skulpturen in Langenhagen, Katalog der Kulturstiftung Langenhagen, 2000.

Film

  • Atelierbesuche. Film von Burkhard Hirschhäuser und Walter Koch. Bayerischer Rundfunk, Erstsendung: 26. Dezember 1992.

Weblinks

 Commons: Herbert Mehler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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