Hof Chur

Hof Chur
Chur
Wappen von Chur
Basisdaten
Kanton: Graubünden
Bezirk: Plessur
BFS-Nr.: 3901Vorlage:Infobox Ort in der Schweiz/Gemeinde
PLZ: 7000–7007
UN/LOCODE: CH CHR
Koordinaten: (759742 / 190895)46.8500019.533331593Koordinaten: 46° 51′ 0″ N, 9° 32′ 0″ O; CH1903: (759742 / 190895)
Höhe: 593 m ü. M.
Fläche: 28.09 km²
Einwohner: 32'513
(31. Dezember 2007)[1]
Website: www.chur.ch
Karte
Karte von Chur
Chur vom Fürhörnli aus gesehen

Chur [ˈkuːr], in der Schweiz ausserhalb Graubündens üblicherweise [ˈxuːr] (frz. Coire, rät. Cuira, it. Coira, mittelalterlich-lat. Curia R(h)aetorum) ist eine politische Gemeinde und der Hauptort des Schweizer Kantons Graubünden sowie des bündnerischen Bezirks Plessur. Chur liegt am rechten Ufer des Rheins und gilt als älteste Stadt der Schweiz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Chur liegt im breiten Tal des Alpenrheins, der hier von Westen kommend in die nördliche Richtung umbiegt, welche er bis zum Bodensee im wesentlichen beibehalten wird. Von rechts mündet die Plessur, ein geschiebereicher Wildfluss, der die Bündnerschieferschichten zwischen Montalin und Dreibündenstein in einer tief eingeschnittenen Schlucht durchbricht. Der von der Plessur im Haupttal abgelagerte, breit ausladende Schwemmfächer – ein Viertelkreis mit 2.5 km Radius – drängt den Rhein ganz auf die linke Talseite, hart an den Fuss des aus Kalkgestein aufgebauten Calandamassivs. Das zur Gänze rechts des Rheins gelegene Territorium erreicht im Nordosten am Fürhörnli (1'886 m ü. M.), im Süden an den Spundisköpf (1847 m) seine grössten Höhen, den tiefsten Punkt bildet der Rhein an der nördlichen Gemeindegrenze (knapp 550 m ü. M.).

Ausgehend von der am rechten Plessurufer, unterhalb der Felsrippe des bischöflichen Hofes dicht gedrängten Altstadt hat sich die Siedlungsfläche etappenweise auf dem Schwemmfächer ausgebreitet, so dass die Bebauung heute fast den Rhein erreicht und die Kernstadt mit dem 2 km nördlich gelegenen Weiler Masans zusammengewachsen ist.

Im Jahr 1997 waren 52 % des Areals von Wald und Gehölz bedeckt. Landwirtschaftlich genutzt wurden 19 %, die Siedlungen nahmen 25 % ein, und 4 % galten als unproduktiv.

Nachbargemeinden sind Felsberg, Haldenstein, Trimmis, Maladers, Churwalden, Malix und Domat/Ems.

Stadtquartiere

Auf dem Stadtplan der offiziellen Website sind folgende Ortsgegenden auszumachen:

  • Fürstenwald
  • Masans
  • Spitäler
  • Lachen
  • Lacuna
  • Bahnhof
  • Altstadt
  • Mittenberg
  • Sand
  • Araschgen
  • Brambrüesch
  • Kornquader
  • Stampagarten
  • Rheinquartier
  • Obere Au
  • Rossboden
  • Plankis

Die Stadtquartiere von Chur nach dem Bundesamt für Statistik:

Quartier Nr. BFS-Code
Altstadt 1 3901001
Sand 2 3901002
Kasernenquartier 3 3901003
Industriegebiet 4 3901004
Loestrasse-Lürlibad 5 3901005
Masans 6 3901006
Rheinquartier I 7 3901007
Rheinquartier II 8 3901008


Geschichte

Chur um 1642. Matthäus Merian, Topographia Helvetiae
Chur um 1900
Chur 2006

Der Name Chur wird vom keltischen kora, koria abgeleitet, was so viel heisst wie Stamm oder Sippe. Ausgrabungsfunde beweisen, dass Chur bereits in der Jungsteinzeit (etwa 3000 v. Chr.) besiedelt war, wobei der Schwerpunkt im heutigen Welschdörfli links der Plessur lag. Siedlungsreste und Gegenstände der Bronze- und Eisenzeit entdeckte man sowohl dort als auch im Areal Sennhof/Karlihof am Ostrand der Altstadt. Chur gilt damit als Schweizer Stadt mit der längsten ununterbrochenen Siedlungsgeschichte (älteste Stadt der Schweiz).

Nachdem die Römer im Jahre 15 v. Chr. Rätien eroberten, entstand im Welschdörfli eine bäuerlich-gewerbliche Siedlung, deren Grösse und Bedeutung noch unbekannt sind. Die These, Curia Raetorum sei nach der Aufteilung Rätiens unter Kaiser Diokletian zur Hauptstadt der neu geschaffenen Provinz Raetia prima – die sich vom Bodensee bis zu den oberitalienischen Seen und in den Vinschgau erstreckte – erhoben worden, ist zwar plausibel, aber zur Zeit nicht zu beweisen (Zitat HLS). Wohl bereits im 4. Jahrhundert wurde das Bistum Chur als erstes Bistum nördlich der Alpen gegründet. Erstmals wird 451 mit Asinio ein Bischof urkundlich erwähnt. Die Kathedrale von Chur und die bischöfliche Burg entstanden auf dem Hof, einem nach Süden zur Plessur felsig abfallenden Plateau mit dreieckigem Grundriss. Damit verlagerte sich das Siedlungszentrum aufs rechte Plessurufer.

In der Völkerwanderungszeit diente Chur als nördlicher Vorposten des ostgotischen Reichs, gelangte dann im 6. Jahrhundert unter fränkische Herrschaft. Erst als sich das Reich im 10. Jahrhundert nach den Auseinandersetzungen mit Magyaren (925/26 Zerstörung der Kathedrale) und Sarazenen (940 Zahlreiche Häuser verbrannt und 954 weiterer Sarazeneneinfall) stabilisiert hatte, kam Churs grosser Vorteil zum Tragen: die günstige Lage an einer der wichtigsten Nord-Süd-Routen Europas. Dem von Norden Kommenden öffnet sich das breite Rheintal als das natürliche Eingangstor zum Passland Graubünden. Hier verzweigt sich der Weg zu den Alpenübergängen: Julier und Septimer einerseits, Splügen und San Bernardino andererseits, die sämtlich seit der Römerzeit benützt wurden und jetzt für die beidseits der Alpen politisch und militärisch engagierten römisch-deutschen Kaiser entscheidende Bedeutung gewannen. Otto der Grosse setzte 958 seinen Vasallen Hartpert als Bischof ein und stattete das Bistum mit umfangreichen Rechten und Besitzungen aus. Die weltliche Macht der 1170 in den Reichsfürstenstand erhobenen Bischöfe stützte sich vor allem auf die Septimerroute, welche sie von Chur bis Chiavenna vollständig kontrollierten.

Im 13. Jahrhundert wurde die damals gut 1000 Einwohner (Handwerker, Händler, Bauern) zählende Siedlung mit einer Stadtmauer umschlossen. Über diese mittelalterliche Grenze – im Osten der Hof, im Süden die Plessur, im Nordwesten die Befestigungen entlang der heutigen Grabenstrasse – wuchs die Stadt bis ins 18. Jahrhunderts nicht hinaus. Das bäuerlich geprägte Welschdörfli blieb ausserhalb der Mauer. Die Gründung des Gotteshausbundes markierte 1367 einen ersten grossen Schritt im Streben der Bürger nach Selbstverwaltung. In jener Zeit entstand eine erste Stadtordnung, 1413 wird erstmals ein Bürgermeister erwähnt. Indem die Churer 1418–22 mehrmals die bischöfliche Residenz stürmten, zwangen sie den Stadtherrn zu Zugeständnissen. Der häufig als Erfüllungsgehilfe des Hauses Habsburg auftretende Bischof verlor an Macht und Ansehen. 1464 gab sich die Bürgerschaft eine Verfassung, die das Zunftwesen und die Besetzung der städtischen Ämter (Bürgermeister, Grosser und Kleiner Rat) regelte. Als Vorort des Gotteshausbundes und grösste Siedlung Rätiens galt Chur als Macht- und Wirtschaftszentrum der Drei Bünde. 1489 erhielt die Stadt die hohe Gerichtsbarkeit, der angestrebte Status einer Freien Reichsstadt blieb ihr jedoch verwehrt.

Als Ausdruck der vollständigen Emanzipation gegenüber dem Bischof – der unter anderem Zoll, Münz- und Jagdrecht behalten hatte – schloss sich die Stadt ab 1523 der Reformation an. Dennoch blieb der Sitz des katholischen Bistums in Chur. Ins 16. Jahrhundert fällt auch der Übergang vom Rätoromanischen zum Deutschen als Umgangssprache, obwohl der bischöfliche Hof bereits seit dem 9. Jahrhundert in deutschen Händen war. Trotz Stadtbränden 1464 und 1574 erlebte Chur einen wirtschaftlichen Aufschwung, bis die Bündner Wirren des Dreissigjährigen Krieges mit Zerstörung, Seuchen und einem den rätischen Freistaat beinahe zerreissenden Klima des Misstrauens einen schweren Rückschlag brachten.

Ab Mitte des 17. Jahrhunderts nahm die Stadt eine ruhige, auf den wieder zunehmenden Transitverkehr gestützte Entwicklung. Das Verhältnis der Bürger zum Bischof war, wenn schon nicht von Sympathie, doch wenigstens von gegenseitigem Respekt getragen. Nachdem Graubünden 1803 der Schweizerischen Eidgenossenschaft beigetreten war, wurde Chur mit der 1820 in Kraft getretenen Kantonsverfassung offiziell Hauptstadt. 1852 wurde der bis dahin souveräne Hofbezirk (Gemeinde Hof Chur) eingemeindet. Nach Abbruch der Stadtbefestigung wuchs die Stadt in mehreren Schüben, vor allem um 1900 und im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts, auf ihre heutige Grösse. In den 1960er-Jahren stampfte der Churer Architekt Thomas Domenig mit der Überbauung Lacuna im Rheinquartier ein ganzes Betonviertel aus dem Boden.[2] Basierend auf einer Ortsplanung von Hans Marti streben die Häuser in die Höhe und lassen dazwischen viel Raum frei.[3]

Bevölkerung

Jahr 1500 1860 1900 1950 1970 2000 2005 aktuell
Einwohnerzahl ca. 1500 3990 11'532 19'382 31'193 32'989 32'409 35'253 (2007)

[4]

Bei der Volkszählung 2000 nannten als Hauptsprache: 81.0 % Deutsch, 5.4 % Rätoromanisch, 5.1 % Italienisch. Im Jahr 2002 betrug der Ausländeranteil 17.6 %.

Den hochalemannischen Dialekt, der in Chur verbreitet ist, bezeichnet man als Churerdeutsch.

Politik

Das oberste Organ der Stadt bilden die Stimmberechtigten in ihrer Gesamtheit. Jeweils für eine Amtsperiode von vier Jahren werden die 21 Mitglieder des Gemeinderates und der dreiköpfige Stadtrat gewählt, dem der Stadtpräsident bzw. die Stadtpräsidentin vorsteht.

In der aktuellen, bis 2008 laufenden Periode setzt sich der Gemeinderat wie folgt zusammen: 7 Vertreter der SP, 4 CVP, 4 FDP, 4 SVP, 2 Freie Liste. Mitglieder des Stadtrates sind Christian Boner (SVP, Stadtpräsident), Martin Jäger (SP) und Roland Tremp (CVP).

Stadtpräsidenten

  • 1895-1904 Richard Camenisch (1837-1923)
  • 1904-1911 Georg Oreste Olgiati (1869-1920)
  • 1911-1915 Robert Pedotti (1868-1915)
  • 1915-1926 Georg Hartmann (1873-1932)
  • 1926-1935 Adolf Nadig (1877-1960), FDP
  • 1936-1951 Gian Mohr (1885-1956), FDP
  • 1951-1960 Johann Anton Caflisch
  • 1960-1972 Georg Sprecher
  • 1973-1988 Andrea Melchior
  • 1988-1996 Rolf Stiffler, FDP
  • 1996-2000 Christian Aliesch, SVP
  • Seit 2001 Christian Boner, BDP

Partnerstädte

Chur unterhält zu folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Wappen

Beschreibung: In Silber dreigezinntes rotes Stadttor, im Tor aufrechter schwarzer Steinbock, rot bewehrt. Als Siegelbild seit dem 14. Jahrhundert verwendet, wobei das Tor im Laufe der Zeit verschiedene Formen annahm. Farbige Darstellung von 1522 an der Rathaustür.

Wirtschaft und Infrastruktur

In der Wirtschaftsstruktur der Stadt, die keine grösseren Industriebetriebe aufweist, dominiert der Dienstleistungssektor mit kantonaler Verwaltung, Bildungseinrichtungen, Gesundheitswesen, Bahn, Post, Detailhandel usw., der im Jahr 2001 insgesamt 20'609 Arbeitsplätze bot. In der Land- und Forstwirtschaft waren 181 Personen beschäftigt, im gewerblichen Bereich 3'998.

Unter anderem die Graubündner Kantonalbank, Würth International und die Heineken Switzerland AG haben ihren Sitz in Chur.

Verkehr

Der Bahnhof Chur ist ein wichtiger Eisenbahnknoten, da hier die von Norden kommende Normalspurstrecke der SBB endet und man in die schmalspurigen Züge der Rhätischen Bahn umsteigen kann, die in Chur ihre Direktion hat. Zudem ist Chur Ausgangs- und Endpunkt der als UNESCO-Welterbe gewürdigten Bergbahnlinie Albulabahn und Berninabahn, welche über die zwei Alpenpässe Albula und Bernina bis nach Tirano in Italien führt.

1993 wurde das mit einem markanten Glasdach versehene Postautodeck über den Bahnhofsgleisen in Betrieb genommen. Ein grundlegender Bahnhofsumbau (2003–07) erhöhte die Leistungsfähigkeit der Gleisanlagen und erleichterte auch das Umsteigen zum Stadtbus, der als dr Bus vu Chur mit 5 Linien die Quartiere der Stadt und die umliegenden Gemeinden erschliesst.

Ans Autobahnnetz ist die Stadt mit den Ausfahrten Chur-Nord und Chur-Süd der A13 angeschlossen.

Die Bergbahnen Chur-Dreibündenstein AG verbinden die Stadt Chur direkt mit dem Wintersport- und Naherholungsgebiet Brambrüesch auf 1600 m ü. M. Die offizielle Inbetriebnahme der alten Luftseilbahn erfolgte auf den 14. Dezember 1957, im Jahre 2006 wurde sie durch eine moderne Pendelbahn ersetzt.

Bildung

In Chur befinden sich folgende Hochschulen:

Sehenswürdigkeiten

Chur 2007

Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Postplatz. An der nordöstlich wegführenden Grabenstrasse befindet sich das Bündner Kunstmuseum. Es stellt Gemälde verschiedener Bündner Künstler des 18. bis 20. Jahrhunderts aus. Südwestlich vom Postplatz erstreckt sich der Fontanaplatz mit einem Denkmal für den Schlossvogt Benedikt Fontana.

Die Altstadt liegt zwischen dem Postplatz, dem auf einem Hügel erbauten barocken Bischöflichen Hof aus den Jahren 1732 und 1733|33 und dem Fluss Plessur. Hier findet man viele Zunft- und Bürgerhäuser aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Am Fuss des Hofs steht die evangelische Pfarrkirche St. Martin, ein spätgotischer Bau. Am Ostrand der Altstadt befindet sich der Regierungsplatz mit dem 1752 errichteten Regierungsgebäude (Graues Haus). Es beherbergt neben der Staatskanzlei und dem Sitzungssaal des Regierungsrates auch die Kantonsbibliothek und das Staatsarchiv. Auf dem Regierungsplatz erinnert das Vazerol-Denkmal an die Vereinigung der Drei Bünde im Jahre 1471. Südlich des Regierungsplatzes steht neben dem Bischöflichen Hof die romanisch-gotische Kathedrale St. Maria Himmelfahrt aus dem 12. und 13. Jahrhundert.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Christoph Simonett: Geschichte der Stadt Chur. 1. Teil. Chur 1981, ISBN 3-905261-10-3
  • Martin Bundi, Ursula Jecklin, Georg Jäger: Geschichte der Stadt Chur. 2. Teil. Chur 1986, ISBN 3-905261-09-X
  • Erhard Meier: Chur – Stadt im Passland. Chur 1986, ISBN 3-7298-1040-5
  • Georges Descœudres und Luzi Dosch: Schweizerische Kunstführer GSK, Band 573: Die evangelische Pfarrkirche St. Martin in Chur, Bern 1995, ISBN 3-85782-573-1
  • Erhard Meier: Chur. Stadtführer. Chur: Desertina Verlag 2008, ISBN 978-3-85637-352-8

Weblinks

Quellen

  1. Statistik Schweiz – Bilanz der ständigen Wohnbevölkerung nach Kantonen, Bezirken und Gemeinden
  2. http://www.tages-anzeiger.ch/dyn/reisen/schweiz/672817.html Tages-Anzeiger 4. Oktober 2006
  3. Claude Ruedin et al.: Hans Marti – Pionier der Raumplanung. GTA, 2008.
  4. Siehe Wohnbevölkerungsstatistiken der Stadt Chur

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