Hofenfels

Hofenfels

Johann Christian Freiherr von Hofenfels (* 25. Dezember 1744 in Kusel als Johann Christian Simon; † 24. Juli 1787 in Zweibrücken) war Minister, Staatsmann und Diplomat in Diensten des Herzogs Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken. Er verhinderte den Anschluss Bayerns an Österreich und war maßgeblich an der Gründung des deutschen Fürstenbundes beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Christian Simon wurde am 25. Dezember 1744 als ältester Sohn des Pfarrers Johann Jakob Simon und seiner Ehefrau Charlotte Magdalene im Pfarrhaus von Kusel geboren. Drei Jahre später übersiedelte die Familie ins nahe gelegene Dielkirchen. Simon besuchte das Gymnasium in Zweibrücken, anschließend studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Jena. Nach Abschluss des Studium kehrte er nach Zweibrücken zurück und trat als Beamter in die Dienste des Herzogs Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken ein. Nach dem Tod Christians IV. wurde er in die Dienste des Nachfolgers Karl II./III. August, dem Neffen Christians, übernommen. Am 15. April 1776 wurde Simon von Kaiser Joseph II. in den Adelsstand erhoben und führte fortan den Namen Johann Christian Freiherr von Hofenfels. Der Name (dem Hof ein Fels) leitet sich ab aus der Bibelstelle, wonach Simon der Fels war, auf den Jesus seine Kirche gründete. Als Wappenspruch wählte Hofenfels „In Treue fest“.

Hofenfels durchlief die Beamtenlaufbahn am herzoglichen Hof und wurde Minister. Sein Geschäftsbereich wurde den jeweiligen Erfordernissen angepasst, konzentrierte sich aber auf die Bereiche Finanzen und Äußere Angelegenheiten. Als Diplomat bereiste er Frankreich, Bayern, Sachsen, Preußen, Böhmen und Mähren, sowie mehrere kleinere Herzog- und Fürstentümer. Er selbst bezeichnete sich als voyageur politique.

Am 10. April 1781 heiratete Hofenfels die 17jährige Friederike Luise von Closen auf Haydenburg, Tochter des verstorbenen Generals von Closen, der in französischen Diensten im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatte, und Nichte des Ersten Ministers am zweibrückischen Hof, Ludwig von Esebeck. Der erste Sohn des Ehepaares Hofenfels wurde am 24. April 1782 geboren, starb aber bereits nach einem Tag. Ein weiterer Sohn kam im Mai 1784 zur Welt und wurde auf den Namen Karl August Friedrich Ludwig Ewald getauft. Die Patenschaft übernahm Herzog Karl II. August.

Hofenfels litt lange Zeit an Magenproblemen. Möglicherweise haben ihm die unzähligen, meist Tage langen Kutschfahrten, die er als Reisender in politischen Angelegenheiten kreuz und quer durch Mitteleuropa unternehmen musste, gesundheitlich sehr zugesetzt. Von seiner letzten Frankreichreise 1786 kehrte er als schwer kranker Mann zurück. Es wird vermutet, dass er sich die Schwindsucht (Tuberkulose) zugezogen hatte. Hofenfels starb am 24. Juli 1787 im Alter von 42 Jahren in Zweibrücken. Die Geburt seiner Tochter Amalie Karoline Luise Friederike im September 1787 hat er nicht mehr erlebt.

Wirken

Im September 1776 wurde Hofenfels als Regierungsrat in das Ministerium des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken berufen. Ihm fiel die Aufgabe zu, das von Betrug und Unordnung zerrüttete Bergwesen zu sanieren. Erste Erfahrungen in der Diplomatie erwarb er sich bei der Regelung der Erbansprüche von Marianne Carmasse, der Witwe von Christian IV., gegen das Herzogtum und beim Abschluss der Schwetzinger Familienverträge, die zwischen Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz und seinem Neffen, Herzog Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken, geschlossen wurden.

Im Januar 1778 fuhr Hofenfels im Auftrag des Herzogs nach München. Karl Theodor hatte nach dem Tod des Kurfürsten Maximilian III. Joseph den bayerischen Thron geerbt, und wenige Tage vor Hofenfels´ Eintreffen waren österreichische Truppen ins Kurfürstentum einmarschiert. Die Rechtmäßigkeit des Einmarschs wurde von Seiten des habsburgischen Kaisers Joseph II. mit einer Urkunde des Kaisers Sigismund aus dem Jahr 1426 begründet. Über die Inbesitznahme bayerischen Bodens war bereits am 3. Januar 1778 zwischen Kaiser und Kurfürst ein Vertrag geschlossen worden, der Rechtsgültigkeit erlangen sollte, sobald er vom Thronfolger auf die bayerische Kurwürde, Herzog Karl II. August, unterzeichnet werden würde. Hofenfels, der die Nachteile für die Wittelsbacher erkannte, leistete Widerstand und überzeugte Karl II. August, den Vertrag nicht zu unterzeichnen. Stattdessen brachte man die Angelegenheit vor den Reichstag in Regensburg, während Hofenfels sich mit der Bitte um Hilfe an den preußischen König Friedrich den Großen wandte. In Regensburg wurde keine Einigung erzielt, doch Preußen erklärte sich zum Beschützer der Interessen von Pfalz-Zweibrücken. Im Juli 1778 marschierten preußische Truppen ins habsburgisch besetzte Böhmen ein und es kam zum Bayerischen Erbfolgekrieg. Es waren in erster Linie logistische Probleme, die dazu führten, dass es zu keinen nennenswerten Kampfhandlungen kam. So wurde der Krieg durch den Frieden von Teschen, an dessen Verhandlungen Hofenfels maßgeblich beteiligt war, am 13. Mai 1779 beendet. Der Vertrag vom 3. Januar 1778 wurde für ungültig erklärt und Bayern blieb dadurch zum größten Teil dem Haus Wittelsbach erhalten. Lediglich das Innviertel mit Salzburg musste an Österreich abgetreten werden.

Zurück in Zweibrücken widmete sich Hofenfels den zerrütteten Finanzen des Herzogtums. Karl II. August hatte von seinem Onkel und Vorgänger Christian IV. große Schulden übernommen, die zum Teil noch aus dem Dreißigjährigen Krieg stammten. Zu Hofenfels´ Leidwesen eiferte der Herzog in seiner Prunk- und Verschwendungssucht den französischen Königen nach. Die Finanzreform, die Hofenfels erarbeitet hatte, und seine Ermahnungen zur Sparsamkeit wurden bei Hofe mit Missfallen aufgenommen, da Karl II. August unterdessen den Maler und Architekten Johann Christian von Mannlich mit dem Bau eines neuen Schlosses auf dem Buchenberg bei Homburg beauftragt hatte. Schloss Carlsberg entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einer der imposantesten Anlagen des 18. Jahrhunderts in Europa, bevor es 1793 von französischen Revolutionstruppen geplündert und bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurde. Intrigen und Verleumdungen der Zweibrücker Hofgesellschaft, die von der Obersthofmeisterin und Mätresse des Herzogs, Karoline von Esebeck, angeführt wurde, zermürbten Hofenfels. Im Oktober 1782 zog er sich aus dem Finanzsektor zurück und wechselte ins Außenamt.

Nach einem dreimonatigen Aufenthalt am französischen Hof unternahm Hofenfels von Juli bis Dezember 1783 mit seiner Ehefrau Friederike eine Reise durch die deutschen Lande, die ihn bis nach Berlin führte. Friedrich der Große gewährte ihm zwei Audienzen und beschenkte ihn mit einer königlichen Tabaksdose für seine Verdienste. Während dieser Zeit entstand der Plan, einen deutschen Fürstenbund als Gegengewicht zum Kaiser zu gründen. Joseph II. hatte seinen Plan, Bayern zu vereinnahmen, wieder aufgenommen und Kurfürst Karl Theodor angeboten, Bayern gegen die österreichischen Niederlande (Belgien) zu tauschen. Hofenfels arbeitete mit Hochdruck daran, diesen Plan zu vereiteln und versuchte, möglichst viele deutsche Fürsten für den Bund zu gewinnen. Auf dem Rückweg von Berlin nach Zweibrücken traf er am Hof des Herzogs Karl August von Weimar mit Goethe zusammen.

Im Juli 1785 schlossen sich Preußen, Hannover und Sachsen zum Drei-Kurfürstenbund zusammen. Drei Monate später traten neben weiteren Fürsten des Reiches Herzog Karl II. August und sein Bruder Maximilian, der spätere König Maximilian I. von Bayern, anlässlich der Hochzeit Maximilians mit der Prinzessin Auguste Wilhelmine Maria von Hessen-Darmstadt, dem neu gegründeten Fürstenbund bei. Damit hatte Hofenfels sein wichtigstes außenpolitisches Ziel erreicht.

Hofenfels´ letzte Reise führte ihn noch einmal für sieben Monate nach Frankreich. Von Paris aus nutzte er seine vielfältigen außenpolitischen Kontakte und vermittelte zwischen Preußen, Österreich und Frankreich im Konflikt um die Öffnung der Schelde in den Niederlanden. Im Dezember 1786 kehrte er nach Zweibrücken zurück und nahm den Freiherrn von Montgelas, der als Mitglied im Illuminatenorden vor den Häschern Karl Theodors aus München hatte fliehen müssen, in seine Obhut. Hofenfels führte Montgelas am zweibrückischen Hof und bei Prinz Maximilian ein. Kurz vor seinem Tod am 24. Juli 1787 vermachte Hofenfels seine über Jahre zusammen getragenen Aufzeichnungen dem späteren bayerischen Minister.

Bedeutung

Hofenfels´ „Nein“ zum Vertrag vom 3. Januar 1778 zwischen Kaiser Joseph II. und Kurfürst Karl Theodor, das Herzog Karl II. August bewog, als bayerischer Thronfolger den Vertrag abzulehnen, führte zum Bayerischen Erbfolgekrieg. Selbst durch die Drohung des Kaisers, ganz Bayern als erledigtes Reichslehen einzuziehen, ließ sich Hofenfels nicht einschüchtern. Sein politischer Weitblick und seine Loyalität gegenüber dem Haus Wittelsbach rettete Bayern vor dem Zugriff der Habsburger. Hofenfels war die treibende Kraft sowohl zur Gründung des deutschen Fürstenbundes, als auch zur Vereitelung des bayerisch-belgischen Tauschprojektes. Es ist anzunehmen, dass seine vergleichenden Analysen des preußischen und des französischen Verwaltungssystems und seine Gedanken über einen modernen Staat zwanzig Jahre nach seinem Tod in der Verfassung des bayerischen Königreichs, die von Graf von Montgelas erarbeitet wurde, ihren Niederschlag fanden.

Würdigung

Herta Mittelberger legte 1934 ihre Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität zu München mit dem Titel Johann Christian Freiherr von Hofenfels vor. Im Jahr 2008 würdigte der Schriftsteller Ralf Kurz Leben und Leistung des Ministers und Staatsmannes in seinem Roman Der Diplomat.

In Zweibrücken wurde eine Straße und ein Gymnasium nach Hofenfels benannt.

Literaturhinweise

  • Herta Mittelberger: Johann Christian Freiherr von Hofenfels (C.H.Beck´sche Verlagsbuchhandlung, München 1934)
  • Ralf Kurz: Der Diplomat (Schillinger Verlag Freiburg, 2008)

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