Holzhausen (Wachsenburggemeinde)

Holzhausen (Wachsenburggemeinde)
Blick auf Holzhausen von Nordosten

Holzhausen ist ein Ortsteil der Wachsenburggemeinde im Thüringer Ilm-Kreis. Er liegt direkt am östlichen Fuß der Veste Wachsenburg, mit deren Geschichte der Ort eng verbunden ist. Das Dorf liegt 291 m ü. NN. Mit 611 Einwohnern (Stand: 2000) ist es das zweitgrößte Dorf der Gemeinde und Sitz der Gemeindeverwaltung.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Holzhausen mit der Wachsenburg auf einer Zeichnung aus dem Jahr 1898

Holzhausen liegt in Mittelthüringen am Südrand des Thüringer Beckens im Gebiet der Drei Gleichen etwa vier Kilometer westlich von Arnstadt. Geologisch gesehen liegt der Ort im so genannten Wachsenburggraben zwischen den beiden Hügelketten der Eichenberg–Gotha–Saalfelder Störungszone. Während die Umgebung nördlich und östlich des Ortes unbewaldet ist und landwirtschaftlich genutzt wird, erhebt sich südlich und westlich die Ohrdrufer Platte, eine durchschnittlich 450 Meter hoch gelegene Hochebene im nördlichen Vorland des Thüringer Waldes. Hier findet sich eine Mischung aus Feldern und Wäldern.

Geschichte

Wie die Nachbarorte Haarhausen und Bittstädt wird Holzhausen zu Beginn des 9. Jahrhundert in einem Verzeichnis der von Erzbischof Lullus († 786) von Mainz für das Klosters Hersfeld von Freien verliehenen Gütern erstmals urkundlich erwähnt.

1441 gelangte der Ort zusammen mit der Wachsenburg unter die Herrschaft von Apel von Vitzthum dem Jüngeren, der als Brandmeister Thüringens traurige Berühmtheit erlangte. 1447 wurde das Dorf, zu dieser Zeit „Holtzhuszen“ genannt, von Truppen des sächsischen Kurfürsten Friedrich II. geplündert und verbrannt, anschließend aber wieder aufgebaut.

Wie viele Dörfer in Deutschland war auch Holzhausen stark vom Dreißigjährigen Krieg betroffen. 1641 lagerten Truppen des Hatzfeldischen Adelsgeschlechts für sieben Wochen im Ort und richteten ihn mit dem Abriss von rund 100 Gebäuden fast zu Grunde.[1] Nach Kriegsende 1648 setzte eine rege Bautätigkeit ein. Viele Häuser des alten Ortskerns stammen aus dieser Zeit. Das Dorf selbst war dann über viele Jahrhunderte von der Landwirtschaft geprägt, wobei es aber keinen Großgrundbesitz gab. Es setzte sich der Protestantismus als vorherrschende Religion im Dorf durch. Von 1697 bis 1920 gehörte das Dorf zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha, danach zum Landkreis Arnstadt des neu geschaffenen Landes Thüringen, ab 1952 zum verkleinerten Kreis Arnstadt im Bezirk Erfurt.

Restauriertes Fachwerkhaus

Nach der Wende 1989 setzte am Nordrand des Dorfes eine rege Bautätigkeit ein, es entstanden neue Wohngebiete im Nordwesten und Osten, wo hauptsächlich Bewohner der nahe gelegenen Städte ihre Eigenheime auf der „grünen Wiese“ bauten. Gleichzeitig wurden im Dorfkern zahlreiche Fachwerkhäuser restauriert.

Im Zuge der Gemeindereform in Thüringen verlor das Dorf am 30. Juni 1994 den Status einer eigenständigen Gemeinde und ist heute einer von fünf Ortsteilen der Wachsenburggemeinde.[2] Einen Tag später wurde es Teil des Ilm-Kreises.

Verkehr

Holzhausen liegt an der Landesstraße von Arnstadt nach Gotha, am Ostrand des Ortes zweigt von dieser eine Straße nach Neudietendorf ab. Die nächsten Autobahnanschlussstellen sind Wandersleben an der A 4 und Arnstadt Nord an der A 71, die jeweils etwa sechs Kilometer entfernt sind.

Der nächste Bahnhof befindet sich in Haarhausen an der Bahnstrecke Erfurt–Ilmenau, etwa zwei Kilometer entfernt.

Wirtschaft

Ehemaliger Dorfgasthof, heute Romantik-Hotel Drei Burgen

Die Wirtschaft Holzhausens war über Jahrhunderte von der Landwirtschaft geprägt. Diese verlor aber am Ende des 20. Jahrhunderts zunehmend an Bedeutung. Heute finden die meisten Einwohner Beschäftigung in den Wirtschaftsstandorten der Umgebung, vornehmlich in Arnstadt und Erfurt. Neben einer Reihe gastronomischer Einrichtungen, die vor allem den Ausflugsverkehr dienen, hat sich im Ort mit der Wachsenburg-Massiv-Haus-AG ein regional bedeutendes Architektur- und Baubüro angesiedelt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Otto Knöpfer

Otto-Knöpfer-Haus

In Holzhausen wuchs Otto Knöpfer (1911-1993), einer der bekanntesten Maler Thüringens, auf. In vielen seiner Bilder sind Motive aus der Umgebung seines Heimatortes zu sehen. Ihm zu Ehren wurde ein 20 Kilometer langer Wanderweg von Arnstadt nach Wandersleben Otto-Knöpfer-Wanderweg genannt, der Teil des Hauptwanderwegs von Jena nach Eisenach ist. Um das Elternhaus Otto Knöpfers vor dem Verfall zu retten, hat sich im Mai 2006 der Otto Knöpfer Freundeskreises e.V. gegründet.

Bratwurstmuseum

1. Deutsches Bratwurstmuseum (Lage→50.85051617805610.882038474167)

Nachdem im Jahr 2000 ein Arnstädter Heimatforscher mit einer Urkunde aus dem Jahr 1404 die bisher früheste Erwähnung der Thüringer Rostbratwurst gefunden hatte, fühlten sich die Besitzer der Holzhäuser Gaststätte Partyscheune berufen, ein Museum zu Ehren der Bratwurst zu errichten. Nach einjähriger Bauzeit wurde am 28. Mai 2006 am Westrand von Holzhausen das 1. Deutsche Bratwurstmuseum eröffnet. Auf Initiative der Betreiber des Bratwurstmuseums wurde am 17. November 2006 mit der Fertigstellung des Umbaus der Ortseinfahrt aus Richtung Arnstadt auch eine zwei Meter hohe und vier Meter lange hölzerne Bratwurstskulptur eingeweiht. Der neu entstandene Kreisverkehr erhielt damit im Volksmund die Bezeichnung Bratwurstkreisel.

Dreifaltigkeitskirche

Dorfkirche (Lage→50.85266336166710.882864594444)

Holzhausen hatte einst zwei Kirchen, von denen eine, die Annenkirche, schon vor 1780 nicht mehr bestand[1]. Die heutige evangelische Dreifaltigkeitskirche (vor der Reformation hieß sie St.-Wigbert-Kirche) wurde um 1480 errichtet. Viele spitzbogige Fensterelemente an Turm und Kirchenschiffe belegen dies. Im 16. und 17. Jahrhundert (z. B. im Jahre 1646, um die Kriegseinwirkungen auszumerzen[1]) wurde die Kirche dem Zeitgeschmack und anderen Erfordernissen entsprechend mehrfach umgebaut. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde sie im Stil des Rokoko umgebaut. Dabei wurden 1798 die noch heute existierende Orgel sowie die Emporen eingebaut. Sie liefen in zwei Geschossen hinten um die Kanzel herum. Ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammt der Kanzelaltar. Er ähnelt denen zu Sülzenbrücken und Haarhausen. Wie in diesen beiden Orten krönt ihn das Symbol der heiligen Dreifaltigkeit.

Der Turm wurde 1818 aufgestockt, mit einer Haube versehen und hat heute eine Höhe von 39 m. Die Kirchhofsmauer weist Zeichen einstiger Wehrhaftigkeit auf. Hier stehen viele schmiedeeiserne Grabkreuze aus dem 17. und 18. Jahrhundert, zum Teil noch an ursprünglicher Stelle, aber auch an Sammelstellen. Neben den Grabkreuzen findet man mehrere Grabmale aus der Empirezeit. Im Inneren der Kirche sind an der Nord- und Südseite Grabplatten von 1566 und 1572 angebracht, die für zwei Damen von der Wachsenburg stehen sollen. Einer der beiden wurde 1818 beim Einbau eines rechteckigen klassizistischen Fensters beschädigt.

Um das Jahr 1970 zeigte der Kirchturm große Löcher und das Dach war beschädigt. Nach Überwindung vieler bürokratischer Hürden, mit dem unentgeltlichen Einsatz vieler Bürger und mit der Unterstützung durch großzügige Sponsoren konnte der Turm 1974 eingerüstet, das Kirchendach 1975 neu gedeckt und zu Pfingsten 1977 die Kirche wieder in Besitz genommen werden.

Mehrere Taufsteine birgt die Kirche: Einer, den ein Engel trägt, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Ein weiterer stand jahrelang als Blumenkübel auf dem Friedhof, bis man sich seiner eigentlichen Bestimmung besann und ihn im Westteil der Kirche aufstellte, neben einen in den Fußboden eingelassenen Grabstein mit sehr altem Wappen. Ein dritter ist als Taufstein nicht eindeutig bestimmt. Er steht in der unteren Turmkammer, die zur Hälfte unter dem Erdboden liegt. Als die Kirche noch Kapelle war, sollen hier am Taufstein, der in die Mauer eingelassen ist, Taufen vorgenommen worden sein, indem man das von außen einfließende Taufwasser benutzte. Heute liegt der Raum im Halbdunkel und lässt den Gedanken über seine ursprüngliche Verwendung freien Lauf.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Galletti: Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha, Gotha 1780, S. 322
  2. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  3. Dirk Koch: Dorfkirchen rund um die Drei Gleichen. TGI Trachtengruppe Ingerselben, 2006, S. 12–18
50.85194444444410.880833333333

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