Hörzentrum

Hörzentrum

Der auditive oder auch auditorische Cortex/Kortex (von lat. audire „hören“ beziehungsweise auditio „Gehör“ und cortex „Rinde“) bzw. das Hörzentrum ist der Bereich der Großhirnrinde, der der Verarbeitung und dem Bewusstwerden von akustischen Reizen dient. Er ist somit der Endpunkt der Hörbahn.

Inhaltsverzeichnis

Anatomische Lage

Brodmann-Areale 41, 42

Beim Menschen liegt der auditive Cortex auf der oberen Windung des Temporallappens, dem Gyrus temporalis superior. Ein erheblicher Teil liegt in der Sylvischen Furche (Fissura lateralis) und wird vom Frontal- und Parietallappen bedeckt, dies sind die Gyri temporales transversi, die auch als Heschl-Querwindungen (nach Richard Heschl) bekannt sind. Das dem Sprachverständnis zugeordnete Wernicke-Areal auf dem Gyrus supramarginalis wird bisweilen der Hörrinde zugerechnet. Nach dem Hirnatlas von Korbinian Brodmann entsprechen dem auditiven Cortex die Areale (Brodmann-Areale) 41, 42 und 22 sowie zum Teil das Areal 52. Mikroanatomisch handelt es sich um sechsschichtigen Isocortex.

Gliederung und Funktion

Das primäre (41), das sekundäre (42) und das tertiäre auditive Gebiet umgeben einander konzentrisch. Ähnlich wie alle primären rezeptiven Felder zeigt das primäre Hörfeld eine räumliche Organisation: in diesem Fall sind es die Frequenzen, die einen kontinuierlichen Verlauf, die sogenannte Tonotopie, aufweisen. Man kann also eine Karte der repräsentierten Frequenzen auf der Hirnoberfläche zeichnen. Niedrige Frequenzen werden anterolateral (vorn und seitlich), hohe posteromedial (hinten und zur Mitte hin) zugeleitet. Die sekundären und tertiären Felder sind assoziativ, das heißt, sie dienen vorwiegend dazu, aktuelle Höreindrücke mit Bekanntem zu vergleichen, einzuordnen und zu bewerten. Dies geschieht überwiegend unbewusst. Ins Bewusstsein dringen hingegen Hörreize, die unbekannt, nicht einordbar und potentiell auf Bedrohliches hinweisend („Warnreize“) sind sowie alles, worauf man sich konzentriert. Wichtigster funktioneller Teilaspekt der Hörrinde beim Menschen ist das Sprachverständnis.

Die Lokalisation der Schallquellen in der Umwelt erfolgt über die Berechnung der interauralen Zeitdifferenz, das heißt, die Zeit, die der Schall länger braucht, um das von der Reizquelle weiter entfernte Ohr zu erreichen. Liegt die Schallquelle direkt hinter oder vor dem Betrachter, beträgt die Differenz Null. Befindet sie sich im Winkel von 90° seitlich von ihm, erreicht sie maximal 0,6 Millisekunden.

Siehe auch

Literatur

  • Otto Detlev Creutzfeldt: Cortex cerebri. Springer (1983). ISBN 3540121935
  • K. Zilles, G. Rehkämper: Funktionelle Neuroanatomie. Springer, Berlin 1993. ISBN 3-540-54690-1
  • D. Drenckhahn, W. Zenker: Benninghoff. Anatomie. Urban & Schwarzenberg, München 1994 ISBN 3-541-00255-7

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hörzentrum — Hör|zen|t|rum, das (Anat.): seitlich auf dem oberen Schläfenlappen der Großhirnrinde liegender Bereich, der Hörempfindungen verarbeitet. * * * Hör|zen|trum, das (Med.): seitlich auf dem oberen Schläfenlappen der Großhirnrinde liegender Bereich,… …   Universal-Lexikon

  • Auditorisches System — Das Ohr (lat. auris) ist ein Sinnesorgan, mit dem Schall, also Ton oder Geräusch als akustische Wahrnehmung aufgenommen wird. Menschliche Ohrmuschel Der Begriff Hörorgan bezeichnet in der Physiologie des Menschen die Gesamtheit der Ohren, den… …   Deutsch Wikipedia

  • Carl von Ossietzky Universität Oldenburg — Vorlage:Infobox Hochschule/Träger fehlt Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Gründung 1973 Ort …   Deutsch Wikipedia

  • Hörorgan — Das Ohr (lat. auris) ist ein Sinnesorgan, mit dem Schall, also Ton oder Geräusch als akustische Wahrnehmung aufgenommen wird. Menschliche Ohrmuschel Der Begriff Hörorgan bezeichnet in der Physiologie des Menschen die Gesamtheit der Ohren, den… …   Deutsch Wikipedia

  • Großhirn: Funktion und Aufbau —   Das Gehirn, der Steuerungsapparat aller Körperfunktionen, ist in verschiedene Abschnitte unterteilt: das Großhirn, das als oberstes Zentrum des Gehirns fungiert, das Zwischenhirn, das Mittelhirn, das Kleinhirn und das verlängerte Mark.  … …   Universal-Lexikon

  • Audio-Fachbegriffe — A 1/f Rauschen 1/r Gesetz 3:1 Regel Abbildungsbereich Abbildungsbreite A Bewertung Abfallzeit Abhörlautstärke Abhörraum Abhörverstärker Abklingkonstante Abklingzeit AB …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Audio-Fachbegriffe — A 1/f Rauschen 1/r Gesetz 3:1 Regel Abbildungsbereich Abbildungsbreite A Bewertung Abfallzeit Abhörlautstärke Abhörraum Abhörverstärker Abklingkonstante Abklingzeit AB …   Deutsch Wikipedia

  • Ohr — Das Ohr (lat. auris) ist ein Sinnesorgan, mit dem Schall, also Ton oder Geräusch als akustische Wahrnehmung aufgenommen wird. Zum Ohr als Organ gehört auch das Gleichgewichtsorgan. Menschliche Ohrmuschel Der Begriff Hörorgan bezeichnet in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Akustisch evozierte Potentiale — Als akustisch evoziertes Potential (AEP) bezeichnet man im medizinischen Sinn eine Veränderung des Hirnstromkurvenbildes (EEG), die durch ein Schallereignis hervorgerufen („evoziert“) wird. Physikalisch sind AEPe Potentialdifferenzen zwischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Area 41 — Der auditive oder auch auditorische Cortex/Kortex (von lat. audire „hören“ beziehungsweise auditio „Gehör“ und cortex „Rinde“) bzw. das Hörzentrum ist der Bereich der Großhirnrinde, der der Verarbeitung und dem Bewusstwerden von akustischen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”