Hüllenband

Hüllenband
Szene des Löwenstein-Diptychons, Kanonikus Georg Graf von Löwenstein mit einem Hülleneinband

Der Hülleneinband ist ein Phänomen des Mittelalters und bezeichnet ein Buch, dessen Bezugsleder an den Kanten nicht umgeschlagen und befestigt, sondern über sie hinaus verlängert wurde, so dass das Buch darin eingeschlagen werden konnte. Zuweilen wurde sogar noch eine zweite Hülle, quasi zum Schutz der ersten, hinzugegeben. Um ein möglichst einfaches Einschlagen zu ermöglichen, war das Bezugsmaterial der Hülleneinbände in der Regel sehr weiches Leder (Wildleder), manchmal aber auch Stoff oder Samt.

Der mittelalterliche Hülleneinband war zunächst nur für kleine Gebrauchsbücher gedacht, die der Besitzer ständig bei sich trug. Die Umhüllung diente dabei dem Schutz der empfindlichen Buchschnitte auf der Reise. Später jedoch, im 15. und 16. Jahrhundert wurden technisch vergleichbare Konstruktionen auch für den Schutz großer Folianten angewandt. Hier verblieb das Buch zwar meist am selben Ort, konnte aber auf diese Weise ebenfalls vor einer Beschädigung der möglicherweise kostbar verzierten Schnitte geschützt werden. Eine vergleichbare Erscheinung ist darüber hinaus auch heute noch bei englischen Gebet- und Gesangsbüchern verbreitet, hat hier allerdings eine eher schmückende als bewahrende Funktion.

Ebenso wie bei den Beutelbüchern, die sich insofern von den Hülleneinbänden unterscheiden, dass der Bezugsstoff nur am Unterschnitt verlängert wurde, sind nur sehr wenige Exemplare erhalten geblieben. Da viele mittelalterliche Darstellungen auf eine größere Verbreitung hindeuten, geht man davon aus, dass später, als die Bücher nicht mehr in ständigem Gebrauch waren und eine platzsparende Lagerung wichtiger wurde als die ursprüngliche Funktion des Hülleneinbandes, der überstehende Stoff vielfach einfach abgeschnitten wurde.

Literatur

  • Friedrich-Adolf Schmidt-Künsemüller: Hüllenband. In: Severin Corsten (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens. Bd. 3. Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9136-6, S. 545f.
  • H. Schreiber: Buchbeutel und Hüllenbände. In: Archiv für Buchgewerbe. 76, 1939, S.492-496.
  • Jean Loubier: Der Bucheinband. 2. Auflage. Hermann Seemann, Leipzig 1926, S.95-98.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hülleneinband — Szene des Löwenstein Diptychons von Hans Pleydenwurff, Kanonikus Georg Graf von Löwenstein mit einem Hülleneinband Der Hülleneinband ist ein Phänomen des Mittelalters und bezeichnet ein Buch, dessen Bezugsleder an den Kanten nicht umgeschlagen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”