JATO

JATO

JATO ist die Abkürzung für Jet Assisted Take Off (dt.: strahlantriebsunterstützter Flugzeugstart). Statt dieses Begriffes wird auch die präzisere Bezeichnung RATO für Rocket Assisted Take Off (dt.: raketenunterstützter Flugzeugstart) verwendet. Es ist ein System, um schwer beladenen Flugzeugen den Start auf kurzen Startbahnen zu erleichtern, indem durch kleine Raketen zusätzlicher Schub erzeugt wird. Heute werden in der Regel Feststoffraketen für JATO/RATO verwendet.

Start des ersten JATO-unterstützten Flugzeugs der Vereinigten Staaten

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

In den 1920er-Jahren wurde in Deutschland zum ersten Mal damit experimentiert, Segelflugzeuge mit Hilfe von Raketen in die Luft zu bringen und Lastensegler bei der Landung zu bremsen. Brauchbare JATO-Systeme wurden erst im Zweiten Weltkrieg entwickelt.

Zweiter Weltkrieg

Die Royal Air Force führte ein System zum Start von Jagdflugzeugen von Handelsschiffen ein. Benutzt wurden recht große Flüssigkeitsraketen, um Flugzeuge (meist die Hawker Hurricane) von einer kleinen Rampe aus zu starten, die am Bug montiert war. Das System bot Schutz vor deutschen Spähflugzeugen. Die Rakete wurde nach dem Start vom Flugzeug ausgeklinkt und versank im Meer. Da eine Landung auf den Schiffen nicht möglich war, sprangen die Piloten nach dem Einsatz mit dem Fallschirm ab oder versuchten zu wassern, um später von einem der Begleitschiffe wieder aufgelesen zu werden. Ein erneuter Start mit demselben Flugzeug war damit nicht möglich.

Die Luftwaffe benutzte die JATO-Technik, um ihren kleineren, aber stark beladenen Bombern in die Luft zu helfen, welche sonst zu lange Startbahnen benötigt hätten. Dies wurde insbesondere wichtig, als die Startbahnen militärischer Flughäfen im Laufe des Krieges durch Bomben der Alliierten immer mehr zerteilt wurden. Das deutsche System benutzte in der Regel Walter HWK 500 Starthilfe-Raketenantriebe, welche Wasserstoffperoxid als Treibstoff nutzten.

Die Raketen waren als Paar pro Flugzeug unter den Flügeln montiert und wurden nach dem Start abgeworfen. Ein Fallschirm an der Vorderseite der Raketen bremste den Fall, sodass das System wiederverwendet werden konnte.

In anderen deutschen Experimenten wurde auch versucht, Abfangjäger wie die Messerschmitt Me 262 beim Start oder Steigflug zu unterstützen, um feindliche Bomberformationen in der Höhe schneller erreichen zu können. Ähnliche Experimente wurden auch in den späten 1950er-Jahren in der Sowjetunion mit einer modifizierten MiG-19, genannt SM-30, durchgeführt.

Nachkriegszeit

Eine F-100D-60-NA der USAF bei einem ZELL-Erprobungsstart in den Vereinigten Staaten, am Steuer Major R. Titus. Ähnliche Versuche wurden auch in der BRD durchgeführt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war JATO ein durchaus übliches Hilfsmittel, bedingt durch den schwachen Schub der damaligen Strahltriebwerke. Mit der steigenden Schubkraft der Triebwerke nahm die Verwendung von JATOs, auch aufgrund der Kosten und des Aufwands, schnell wieder ab. Die USA testeten die JATO-Technik in den 1950er-Jahren an einer B-47 auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien.

JATOs werden heutzutage weiterhin benutzt, allerdings in der Regel nur für Starts unter schwierigen Bedingungen, beispielsweise wenn schwer beladene Flugzeuge von kurzen Startbahnen abheben müssen. Die im Westen erfolgten Umbauten der Jagdflugzeuge Starfighter und Mirage mit zusätzlichen fest montierten Flüssigkeitsraketen bewährten sich gut, waren aber teuer und gefährlich im Einsatz und wurden letztlich durch die technische Weiterentwicklung der Flugzeuge und Flugabwehrraketen obsolet.

ZELL

Der Versuch, moderne Jagdflugzeuge, wie etwa den Starfighter, mittels einer einzigen Feststoffrakete praktisch aus dem Stand und ohne jede Startbahn zu starten, wurde in Deutschland und in den Vereinigten Staaten erfolgreich durchgeführt. In Deutschland wurden solche Tests unter der Bezeichnung ZELL (Zero Length Launch) durchgeführt. Beim Jagdbombergeschwader 32 in Lechfeld wurde eine Startvorrichtung errichtet und sieben Teststarts durchgeführt. Dabei lag der Schub des Boosters bei 274,4 kN, was ausreichte, um die maximal zehn Tonnen schwere Maschine in acht Sekunden auf etwa 500 km/h zu beschleunigen. Die hohen Kosten von 115.000 DM, vor allem aber die geänderte NATO-Strategie, führten relativ schnell zu einer Einstellung des Programmes[1].

Verwendung

Das US Navy-Demonstrationsteam, die Blue Angels, benutzte bis Ende 2009 JATO-Raketen, um die Lockheed C-130 Hercules Fat Albert (Dicker Albert) in weniger als 450 Metern abheben zu lassen und einen besonders steilen Steigflug beim Start zu Beginn einer Flugvorführung zu ermöglichen. Am 14. November 2009 fand der letzte Start unter Verwendung der Starthilfen statt, als Fat Albert in Pensacola zum Abschluss der 2009er Saison der Blue Angels startete.[2]

Operation Credible Sport war in den späten 1980er-Jahren der Plan für eine militärische Operation der Vereinigten Staaten, um vom Iran festgehaltene Geiseln mit Hilfe JATO-modifizierter C-130 Frachtflugzeugen zu befreien. Angeblich sollte für diese Variante die Länge eines Fußballfeldes als Lande- und Startstrecke ausreichen. Zur Reduzierung der Landestrecke war geplant, JATO-Triebwerke als Bremstriebwerke im Moment des Aufsetzens bzw. unmittelbar davor zu zünden. Der Plan wurde nicht durchgeführt, da unter anderem bereits der erste Prototyp bei der Testlandung zerstört wurde.

Moderne Sage

Das JATO-Raketenauto ist eine verbreitete moderne Sage, welche von einem mit einer JATO-Vorrichtung ausgerüsteten Auto erzählt, welches an einer Felswand zerschellt. Der Fahrer dieses Autos soll auch mit einem Darwin Award ausgezeichnet worden sein.

Bilder

Einzelnachweise

  1. "F-104 G Zell", bredow-web.de, 30. November 2009
  2. "Nov. 14 is final JATO for popular Fat Albert", Navytimes.com, 30. November 2009

Weblinks


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